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Political correctness, ein gescheitertes Experiment

29.164 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Political Correctness, Politische Korrektheit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Political correctness, ein gescheitertes Experiment

30.03.2022 um 09:00
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Die liberale und konservative Ablehnung der Kritk der kulturellen Aneignung ist jedoch kein deut besser, da man sich dort im Kern nur auf ein komplett infantiles Freiheitsverständnis beruft.
Was ist an diesem "Freiheitsverständnis" infantil in Bezug auf die Übernahme von kulturellen Elementen?


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30.03.2022 um 09:08
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Was ist an diesem "Freiheitsverständnis" infantil in Bezug auf die Übernahme von kulturellen Elementen?
Weil dieses Verständnis von Freiheit die Bedingungen derselben nicht berücksichtigt und auch unterschiedslos innere, äußere, positive und negative Freiheit in einen Topf wirft. Man tut so als würde das Prinzip "ich kann tun und lassen was ich will" über allen anderen stehen. Dabei ist diese Sichtweise auf Freiheit nur eine stark verkürzte und eine sehr spezifische (und eben keine allgemeingültige und schon gar keine augeklärte) Definition von Freiheit.

Oder wie Rudolf Virchow schrieb: "Die Freiheit ist nicht die Willkür, beliebig zu handeln, sondern die Fähigkeit, vernünftig zu handeln.“


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Political correctness, ein gescheitertes Experiment

30.03.2022 um 09:17
Zitat von paranomalparanomal schrieb:auch unterschiedslos innere, äußere, positive und negative Freiheit in einen Topf wirft. Man tut so als würde das Prinzip "ich kann tun und lassen was ich will" über allen anderen stehen
Da würde ich dir Recht geben, aber genau das findet hier doch garnicht statt. Im hier vorliegenden Fall wurde ja oft genug explizit auch drauf eingegangen, warum gerade Dreads keiner (zu kritisierenden) Kukturaneignung entsprechen können. Das ist genau das Gegenteil von inflationären Forderungen nach persönlicher Freiheit (welche so wie du sagst natürlich infantil wäre).
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Oder wie Rudolf Virchow schrieb: "Die Freiheit ist nicht die Willkür, beliebig zu handeln, sondern die Fähigkeit, vernünftig zu handeln
Es wird halt immer problematisch, wenn anderen vorgeschrieben werden soll, was in der eigenen Wahrnehmung vernünftig sein soll.


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30.03.2022 um 09:36
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Da würde ich dir Recht geben, aber genau das findet hier doch garnicht statt. Im hier vorliegenden Fall wurde ja oft genug explizit auch drauf eingegangen, warum gerade Dreads keiner (zu kritisierenden) Kukturaneignung entsprechen können. Das ist genau das Gegenteil von inflationären Forderungen nach persönlicher Freiheit (welche so wie du sagst natürlich infantil wäre).
Ich meine hier ganz bestimmte User, deren einzige Argumente trotzige Erwiderungen im FDP-Stil sind.
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Es wird halt immer problematisch, wenn anderen vorgeschrieben werden soll, was in der eigenen Wahrnehmung vernünftig sein soll.
Mit Vernunft in der Tradition von Kant und Hegel ist hier ganz konkret gemeint, dass man sich nicht nur darüber bewusst ist, was man will, sondern auch, warum man dieses Verlangen hat (Bewusstsein über die eigenen psychologischen, soziologischen und biologischen Bedingungen) und welche Auswirkungen die Erfüllung des Verlangens voraussichtlich haben. Im liberalen Weltbild verkommt das Verlangen in Form des Bedürfnisses (z. B. irgendwelche Klamotten tragen zu wollen) zu einer nicht näher begründbaren Geschmacksfrage, ohne Folge. Dabei ist es durchaus möglich, dass ich beispielsweise durch das Tragen eines Kostüms die kulturelle Identität einer anderen Person angreife. Die eigentliche Frage wäre jetzt aber wieder, ob die bruchlose Identifikation einer Person mit kulturellen Riten tatsächlich etwas Schützenswertes ist. Poststrukturalisten und ihre geistigen Abkömmlinge würden jetzt sagen: "Ja klar, die marginalisierte Kultur ist ein widerständiges Subjekt gegenüber der kolonialen westlichen Majorität". Ich würde jedoch mit Žižek entgegnen: "No! Every culture is horrible in its own way". Das Ziel der Aufklärung kann kein ethischen und ethnischen Pluralismus, sondern nur ein zivilisatorischer Universalismus sein. Und unter dieser Voraussetzung ist die Entkontextualisierung kultureller Praktiken und Produkte sogar begrüßenswert.


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30.03.2022 um 10:05
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Anmaßung und Arroganz?

....wenn dein Kumpel dich nur ohne Straßenschuhe in seine Wohnung lässt?
...wenn der Bademeister auf einer Badehose bei dir besteht und du nicht mit der Jeans ins Becken darfst?
....wenn der Koch eine Mütze tragen soll?
....wenn Frauen nicht überall, wo sie wollen "oben ohne" rum laufen dürfen?
Hygienische (Arbeits)kleidungen und das Recht des Wohnungsbesitzers mit der Einteilung von Frisuren und Kleidungen in Hautfarbe gleichzusetzen, ist schon sehr abenteuerlich.

Von einer Künstlerin zu verlangen das sie sich die Haare abschneiden müsse, damit sie auftreten dürfe, das ist schon sehr anmaßend. Meinst du nicht?


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30.03.2022 um 11:29
@paranomal: sehr schöne Beiträge, schade, dass es hier keine like-buttons gibt :-D


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30.03.2022 um 17:24
@oldzambo
Jede Form von Reaktion ist mir willkommen :D


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31.03.2022 um 01:14
Zitat von oldzambooldzambo schrieb:sehr schöne Beiträge, schade, dass es hier keine like-buttons gibt :-D
Schließe mich an. Wobei ich zu bedenken gebe dass das Thema auf die rationale Art mit der@paranomal herangeht nicht vollständig zu erfassen ist. Es bleibt eine gefühlsmäßige Ebene die sich der rationalen Erklärung entzieht. Ein "Du gehörst nicht zu uns, auch wenn du eines unserer Abzeichen (Rastas) trägst" dürfte eher auf dieser gefühlsmäßigen Ebene liegen.


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31.03.2022 um 10:45
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Jede Form von Reaktion ist mir willkommen
Gut zu wissen. Dann meldet sich die FDP-Ortsgruppe nochmals kurz zu Wort. :)
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Die liberale und konservative Ablehnung der Kritk der kulturellen Aneignung ist jedoch kein deut besser, da man sich dort im Kern nur auf ein komplett infantiles Freiheitsverständnis beruft.
Irgendwo dazwischen im Nirgendwo muss sich dann folglich die Wahrheit befinden. Besser als Allgemeinplätze wäre vielleicht gewesen, diesbezügliche Äußerungen in Form von Zitaten zu markieren, um diese hervorzuheben. So hätte man die Gelegenheit zu erahnen, was du eigentlich damit meinst! Was daran infantil oder unfrei wäre, etwas aufzugreifen, um es zu reproduzieren, erschließt sich mir als modern eingestellten Laien am Thema nicht. Zudem unterstellt es dem Konsumenten auch per se, entsprechende Innenperspektiven eines kulturellen Systems zu ignorieren, was mMn zumindest einen beispielhaften Nachweis verdient hat. Wenn man dann schon Begriffe wie den Kulturrelativismus anführt, sollte dieser dann auch unbedingt in beide Richtungen funktionieren. Im Kopf der sich selbst verachtenden Wokisten und deren Verteidiger ist Kulturrelativismus aber eine stetige Einbahnstraße.
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Mit Vernunft in der Tradition von Kant und Hegel ist hier ganz konkret gemeint, dass man sich nicht nur darüber bewusst ist, was man will, sondern auch, warum man dieses Verlangen hat (Bewusstsein über die eigenen psychologischen, soziologischen und biologischen Bedingungen) und welche Auswirkungen die Erfüllung des Verlangens voraussichtlich haben.
Das ist hohe Moral und diese Leitlinien haben ja auch ihre Richtigkeit. Das Individuum jedoch zur Raison zu ziehen, weil es sich selbstverliebt eine Feder in die Haare steckt oder Dreads trägt, ist in meinen Augen einfach nur brotlos und sackdumm. Das kann man auch mal ruhig so stehen lassen, gerade wenn man die Kritik an kultureller Aneignung hier selber angebracht hat und am Ende, freilich nicht selber sagt:
Zitat von paranomalparanomal schrieb:"No! Every culture is horrible in its own way".
Viel Lärm um nix!
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Im liberalen Weltbild verkommt das Verlangen in Form des Bedürfnisses (z. B. irgendwelche Klamotten tragen zu wollen) zu einer nicht näher begründbaren Geschmacksfrage, ohne Folge. Dabei ist es durchaus möglich, dass ich beispielsweise durch das Tragen eines Kostüms die kulturelle Identität einer anderen Person angreife
Hat das unschuldige, freie Bedürfnis, welches durch den Kapitalismus "verdorben" wird, deiner Meinung nach denn überhaupt eine Chance nicht infantil zu sein?


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31.03.2022 um 12:09
Zitat von MokaEftiMokaEfti schrieb:Irgendwo dazwischen im Nirgendwo muss sich dann folglich die Wahrheit befinden. Besser als Allgemeinplätze wäre vielleicht gewesen, diesbezügliche Äußerungen in Form von Zitaten zu markieren, um diese hervorzuheben. So hätte man die Gelegenheit zu erahnen, was du eigentlich damit meinst! Was daran infantil oder unfrei wäre, etwas aufzugreifen, um es zu reproduzieren, erschließt sich mir als modern eingestellten Laien am Thema nicht.
Da hast du wohl wirklich nicht verstanden, was ich meinte. Mir ging es nicht um Unfreiheit durch die Reproduktion, sondern um den naiven Freiheitsbegriff, den man als einziges Gegenargument hervorbringt. Damit diskutiert man nämlich am Fass vorbei, das die Kritik der kulturellen Aneignung aufmacht.
Zitat von MokaEftiMokaEfti schrieb:Das ist hohe Moral und diese Leitlinien haben ja auch ihre Richtigkeit. Das Individuum jedoch zur Raison zu ziehen, weil es sich selbstverliebt eine Feder in die Haare steckt oder Dreads trägt, ist in meinen Augen einfach nur brotlos und sackdumm. Das kann man auch mal ruhig so stehen lassen, gerade wenn man die Kritik an kultureller Aneignung hier selber angebracht hat und am Ende, freilich nicht selber sagt:
Ich muss mir doch die Argumente liberaler und konservativer User nicht zu eigen machen, nur weil ich die Kritk der kulturellen Angeingung ebenfalls ablehne. Gerade die Begründung für die Position zu dem Thema war mir ja wichtig.
Zitat von MokaEftiMokaEfti schrieb:Hat das unschuldige, freie Bedürfnis, welches durch den Kapitalismus "verdorben" wird, deiner Meinung nach denn überhaupt eine Chance nicht infantil zu sein?
Ich unterscheide nicht in natürliche und künstliche oder ursprüngliche und korrumpierte Bedürfnisse. Infantil ist hier lediglich die Rechtfertigung für das Bedürfnis als willkürliche Willensentscheidung, die scheinbar aus dem Nichts hervorgeht. Problematisch ist nicht, dass der Kapitalismus Bedürfnisse bedient, sondern nur, dass das Bedürfnis lediglich als Mittel zum Zweck eine Rolle spielt und trotzdem in der ideologischen Begründung zum Dreh- und Angelpunkt eines sehr verkürzten Freiheitsverständisses wird.


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Political correctness, ein gescheitertes Experiment

31.03.2022 um 13:33
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Damit diskutiert man nämlich am Fass vorbei, das die Kritik der kulturellen Aneignung aufmacht.
Genau das passiert doch leider meistens.
Dass die Ausladung wg. Dreads überzogen oder falsch war, darin sind sich, glaube ich, hier die meisten einig.

Aber differenziert das Problem der kulturellen Aneignung zu diskutieren, ist hier leider nicht möglich, da sofort mit Ablehnung und dummen Witzen reagiert wird.

Und wo das nicht reicht wird dann gern auch noch sinnlos ad-hominem diffamiert:
Zitat von MokaEftiMokaEfti schrieb:Im Kopf der sich selbst verachtenden Wokisten



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Political correctness, ein gescheitertes Experiment

31.03.2022 um 14:04
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Aber differenziert das Problem der kulturellen Aneignung zu diskutieren, ist hier leider nicht möglich, da sofort mit Ablehnung und dummen Witzen reagiert wird.
Ein reger Austausch fand doch schon in diesem u. anderen Threads statt, wo Du Dich beteiligt hast,
z. B. hier:

"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

Für Dich scheint es ein Problem zu sein, wenn Menschen, denen es nicht zustehen soll, z. B. Dreadlocks tragen, für andere wiederum nicht.
Ob es tatsächlich ein Problem darstellt, sei mal (von mir) dahingestellt.
Ausnahme... Mißbrauch.
Welche anderen oder neuen Erkenntnisse hierzu soll es noch geben, die nicht schon rauf- u. runtergeschrieben wurden.

Keine Ahnung, was Du noch lesen oder auch antworten möchtest.


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31.03.2022 um 16:59
Zitat von boraboraborabora schrieb:Für Dich scheint es ein Problem zu sein, wenn Menschen, denen es nicht zustehen soll, z. B. Dreadlocks tragen, für andere wiederum nicht.
Nöö, wie kommst du darauf?


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31.03.2022 um 18:42
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:wie kommst du darauf?
"Nur" so ein Eindruck beim Lesen.
Habe von Dir nicht gelesen, das Du es unbedenklich findet.
Aber dann ist das ja wohl geklärt.


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04.04.2022 um 13:35
Zitat von paranomalparanomal schrieb am 30.03.2022:Mit Vernunft in der Tradition von Kant und Hegel ist hier ganz konkret gemeint, dass man sich nicht nur darüber bewusst ist, was man will, sondern auch, warum man dieses Verlangen hat (Bewusstsein über die eigenen psychologischen, soziologischen und biologischen Bedingungen) und welche Auswirkungen die Erfüllung des Verlangens voraussichtlich haben.
Das sind aber offene, empirisch zu klärende Erkenntnisfragen. Oder wie sonst erlangt man dieses ‚Bewusstsein‘? Wir müssen ja irgendwie mit unseren Bedürfnissen umgehen (z.B. ökonomische Entscheidungen treffen), auch wenn wir ihre Genese nicht vollkommen analysiert und verstanden haben. Nach meinem Kenntnisstand gibt es hierauf primär theoretische ‚Antworten‘. Und wenn es um die von dir angesprochenen Auswirkungen geht, bewegen wir uns vollends im Bereich sozialphilosophischer Prophetie. Gesellschaftliche Prozesse vorherzusagen, ist bislang stets gescheitert (wegen Komplexität und so). Hegel und Kant mögen geglaubt haben, alles aus der Vernunft ableiten zu können; in Bezug auf aktuelle Sachfragen bedarf es aber auch und gerade der Empirie (des großen Feindes aller Ideologen) bzw. auch des Eingeständnisses von Nicht-Wissen.
Zitat von paranomalparanomal schrieb am 31.03.2022:Problematisch ist nicht, dass der Kapitalismus Bedürfnisse bedient, sondern nur, dass das Bedürfnis lediglich als Mittel zum Zweck eine Rolle spielt
Inwiefern ist das problematisch? Solange der Kapitalismus dieses Mittel der Bedürfnisbefriedigung unabdingbar zu seiner Existenz braucht (und das tut er, wie u.a. Marx feststellt), ist die Bedürfnisbefriedigung ja gewährleistet. Entscheidend ist doch, wie gut sie unter dem Strich, d.h. gesamtgesellschaftlich betrachtet, gelingt. Und gerade der Umweg über das egoistische Gewinnstreben sorgt aus pro-kapitalistischer Sicht ja für ein gutes Gelingen. Würdest du ein System präferieren, das zwar intentional auf die Bedürfnisbefriedigung selbst ausgerichtet ist (statt auf Profit), dabei aber ein schlechtes Versorgungsergebnis erzielt? Wo läge da der Fortschritt? Und diese Frage bleibt ja in jedem Fall bestehen, auch wenn wir unsere Bedürfnisse auf solche reduzieren, die moralisch legitim sind.

Zur kulturellen Aneignung: Derzeit hat dieses Konzept m.E. keine großen Chancen, gesellschaftliche Relevanz zu gewinnen, da die meisten Linken (noch) auf einem universalistischen Standpunkt stehen (was gerade der aktuell diskutierte Fall meiner Meinung nach wieder gezeigt hat). Dies könnte allerdings z.T. auch generationsbedingt sein und mithin irgendwann der Vergangenheit angehören. Ich sehe durchaus die Gefahr, dass sich linke und rechte Identitätspolitik weiter gegenseitig hochschaukeln.


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Political correctness, ein gescheitertes Experiment

04.04.2022 um 19:18
Zitat von RationalheldRationalheld schrieb:Das sind aber offene, empirisch zu klärende Erkenntnisfragen. Oder wie sonst erlangt man dieses ‚Bewusstsein‘? Wir müssen ja irgendwie mit unseren Bedürfnissen umgehen (z.B. ökonomische Entscheidungen treffen), auch wenn wir ihre Genese nicht vollkommen analysiert und verstanden haben. Nach meinem Kenntnisstand gibt es hierauf primär theoretische ‚Antworten‘.
Hier geht es ja auch nicht um die Adaption eines vorgefertigten Weltbildes. Aufklärung und der damit verbundene Freiheitsgewinn ist ein Prozess.
Zitat von RationalheldRationalheld schrieb:Gesellschaftliche Prozesse vorherzusagen, ist bislang stets gescheitert
Darum geht es doch gar nicht. Wir haben uns jetzt in der Diskussion um die Bedingungen und Wirkungen auf der individuellen Ebene bewegt. Daraus lassen sich selbstverständlich soziologische Implikationen ableiten.
Zitat von RationalheldRationalheld schrieb:Solange der Kapitalismus dieses Mittel der Bedürfnisbefriedigung unabdingbar zu seiner Existenz braucht (und das tut er, wie u.a. Marx feststellt), ist die Bedürfnisbefriedigung ja gewährleistet. Entscheidend ist doch, wie gut sie unter dem Strich, d.h. gesamtgesellschaftlich betrachtet, gelingt.
Das stimmt. Mein Punkt war aber ein anderer: Solange die Bedürfnisbefriedigung angebotsseitig von privaten Profitinteressen gesteuert wird, sind die Optionen immer in diesem Rahmen gefangen. Das Ziel ist ja am Ende nicht die Bedürfnisbefriedigung, sondern der unternehmerische Gewinn. Mir fällt da spontan Adornos Beispiel mit dem Mückenkuchen ein. Darin verweist er darauf, dass Hunger sich auf mannigfaltige Art stillen lässt. In der genauen Art der Befriedigung des Bedürfnisses spiegelt sich jedoch die gesamte Historie und die gesellschaftlichen Vorbedingungen. Bedürfnisbefriedigung findet in diesem Sinne nur insofern statt, als dass sich damit Gewinne erzielen lassen. Möglicherweise effizientere Möglichkeiten werden so von vorne herein ausgeschlossen, da sie dem kapitalistischen Imperativ unterliegen (an dem auch gemessen wird, was systembezogen rational ist und was nicht).


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05.04.2022 um 01:34
@borabora
@Rationalheld
Zitat von boraboraborabora schrieb am 31.03.2022:Ein reger Austausch fand doch schon in diesem u. anderen Threads statt, wo Du Dich beteiligt hast,
z. B. hier:

"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

Für Dich scheint es ein Problem zu sein, wenn Menschen, denen es nicht zustehen soll, z. B. Dreadlocks tragen, für andere wiederum nicht.
Ob es tatsächlich ein Problem darstellt, sei mal (von mir) dahingestellt.
Ausnahme... Mißbrauch.
Welche anderen oder neuen Erkenntnisse hierzu soll es noch geben, die nicht schon rauf- u. runtergeschrieben wurden.

Keine Ahnung, was Du noch lesen oder auch antworten möchtest.
Zitat von RationalheldRationalheld schrieb:Zur kulturellen Aneignung: Derzeit hat dieses Konzept m.E. keine großen Chancen, gesellschaftliche Relevanz zu gewinnen, da die meisten Linken (noch) auf einem universalistischen Standpunkt stehen (was gerade der aktuell diskutierte Fall meiner Meinung nach wieder gezeigt hat). Dies könnte allerdings z.T. auch generationsbedingt sein und mithin irgendwann der Vergangenheit angehören. Ich sehe durchaus die Gefahr, dass sich linke und rechte Identitätspolitik weiter gegenseitig hochschaukeln.
Das stimmt das Konzept ist gefährlich und spaltend. In den Themen tummeln sich mEn auch viele Skeptikertrolle (im Gegensatz zu normalen Skeptikern, die OK sind).

Das Konzept ist an und für sich egoistisch, da man eine Kultur besitzen will und es anderen verbieten. Viele Spirituelle und Religiöse sehen zudem Kultur und alles was dazugehört als göttlich inspiriert und nicht zu einer Kultur gehörend. Keine Kultur hat da irgendwas erfunden sondern alles wurde von höheren Sphären den MEnschen gegeben.

Man sieht es doch bei Muslimen und Christen wie das gehanhabt wird. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn man denkt das seine Kultur den Menschen hilft ist man froh wenn andere die Religion bzw. Kultur übernehmen Und so ist es bei jeder spirituellen Lehre. Nur negative Menschen wollen nicht das man ihre Religion übernimmt. Da man nicht will das andere davon profitieren. Das ist aber negatives Gedankengut.

Ich sage nicht das alles in den Relgionen stimmt. Aber die Einstellung, dass man will, dass jeder die eigene Religion hat, ist positiv, wenn man denkt, dass die Religion positiv ist. Also man macht es aus einer positiven Absicht und aus dieser heraus will man, dass jeder die Kultur übernimmt.

Natürlich kann es auch negativ sein, wenn man aus Machtgründen will, das jeder die REligion übernimmt oder man andere unter Druck setzt die Religion zu übernehmen. WEnn man aber denkt, dass die eigenen spirituellen Lehren bzw. die Kultur richtig ist, will man immer das jeder sie befolgt, da man ja will das jeder so ist.

Jetzt wird von manchen (nicht allen) z.b. indianische Spiritualität gar nicht als richtige Spirtualität gesehen und deswegen wollen sie nicht, dass die Leute sich damit befassen, da sie es selbst als Skeptikertrolle als primitiv sehen und nicht wollen dass das dann mit den Nachkommen von Indianern verbunden ist. Sie selbst mögen eben die eigene Kultur entweder nicht, was negativ ist, oder sie wollen nicht das andere auch in den Genuß von dieser Kultur kommen, was auch negativ ist und egoistisch.

Das Problem ist das in den Medien kaum Spirituelle und Religiöse dieser Kulturen zu Wort kommen und wenn dann nur die negativ und egoistisch Denkenden.


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05.04.2022 um 02:05
Zitat von paranomalparanomal schrieb am 30.03.2022:Da kommt jetzt gleich wieder der Nächste und erklärt dir, dass das, was du meinst kultureller Austausch sei. Kulturelle Aneignung hingegen ist immer mit einem Machtgefälle verbunden. Und das kann man als Arbeitsthese für dieses Konzept durchaus erstmal so stehen lassen. Als jemand mit soziologischer Ausbildung frag ich dann aber im nächsten Schritt nach den Grundannahmen und dem aus dem Kritikkonzept erwarteten Erkenntnisgewinn. Im Kern haben wir es mit einem poststrukturalistischen Modell zu tun, welches Gesellschaft auf Machtbeziehungen reduziert. Damit geht dann ein Kulturrelativismus einher, bei dem Kritik auch eben nur noch auf Grundlage der "analysierten" Machtbeziehungen stattfindet. Jede universalistische Ansatz, der es sich traut, kulturelle Praktiken anhand emanzipativer Maßstäbe zu bewerten, wird (in dieser Logik) folgerichtig als postkoloniales Gehabe abgetan.

Die liberale und konservative Ablehnung der Kritk der kulturellen Aneignung ist jedoch kein deut besser, da man sich dort im Kern nur auf ein komplett infantiles Freiheitsverständnis beruft.
Das Konzept der Macht einer Gruppe ist auch nicht wirklich einheitlich. Das sind Verallgemeinerungen. Überall gibt es Mächtige und Nichtmächtige. Und die Mächtigen einer Gruppe beschweren sich meist über kulturelle Aneignung (irgendwelche Celebrities). Selber wollen sie aber auch nichts ihren Besitz an Unmächtige der selben Gruppe abgeben.

Wenn dann gehört die Kultur jeden der Gruppe gleichmäßig. Also hat jeder gleichmäßig zu bestimmen wie die Einnahmen verteilt werden, wenn z.b. jemand sich einen Rasta macht, gibt derjenige ja auch nicht an die Armen der eigenen Gruppe was ab. Der Grund istm da sie selbst Kapitalisten sind.


In postiven Kulturen kümmert man sich sowieso um die Schwachen, deswegen führt kulturelle Aneignung, ja automatisch zu einer mehr
sozialistischen und empathischen Denkweise. Was du meinst ist die Aneignung von negativen kapitalistischen Kutluren, da gibts dann wohl ein Machtgefälle.

Das Konzept ist an und für sich antisozialistisch begründet, auch wenn du das als sozialistisch siehst. Das wird deswegen von den Kritikern auch abgelehnt da es von einem negativen Menschenbild ausgeht.


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13.04.2022 um 22:10
Die Nächste die kein Deutsch mehr kann - ich bin mir sicher dass die Diskriminierungsexperten und vor allem Expertinnen dieses Vorhaben stark kritisieren und sich für die Männer einsetzen:
Gendersternchen oder nicht – die Diskussion darüber erhitzt schon lange bundesweit die Gemüter. Die Coburger grüne Stadträtin Melanie Becker geht jetzt noch einen Schritt weiter.

Sie verzichtet komplett auf das Sternchen und das große „I“ – und schreibt alles in weiblicher Form. So wie in ihrem jüngsten Antrag zur Verkehrssicherheit in der Leopoldstraße in Coburg.
zum Beispiel: „Die Stadt Coburg wird beauftragt, die Verkehrssicherheit für Fußgängerinnen, insbesondere für Schul- und Kindergartenkinder, im Bereich Leopoldstraße (…) signifikant zu erhöhen.“ Oder: „Möglich wäre die Schaffung einer Einbahnstraße, die Einrichtung mehrerer sinnvoll platzierter Fußgängerinnenüberwege in Form eines Zebrastreifens (…).“
Quelle: https://www.fraenkischertag.de/lokales/stadt-coburg/politik/die-coburger-stadtraetin-der-gruenen-melanie-becker-lehnt-das-gender-sternchen-ab-und-nennt-die-gruende-art-138772


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13.04.2022 um 22:20
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Die Nächste die kein Deutsch mehr kann
Naja, ich finde das Konzept des generischen Feminins immer noch besser, als diese bescheuerten Sternchen und Großbuchstaben mitten im Wort. Spätestens nach dem dritten Glottisschlag muss ich immer laut rülpsen, das kommt auf Dauer nicht gut! Im Gegensatz zu diesen selbsternannten Rechtschreibweisen sind die Sätze ja grammatikalisch richtig und höchstens in der Bedeutung uneindeutig.


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