Groucho schrieb:Mit anderen Worten: Du hast d irgendwo irgendwas gelesen, weißt aber auch nicht so genau...?
Nein. Ich habe zufällig Jahre damit verbracht mich mit Wortbedeutung und Begriff vom Begriff rumzuschlagen. Ich dachte ein dezenter Hinweis würde reichen, aber gut du möchtest es so:
Was ist Wortbedeutung? Der Duden rekurriert auf den Begriff „Bedeutung“ (
https://www.duden.de/rechtschreibung/Wortbedeutung ) und der zeigt wiederum:
Sinn, der in Handlungen, Gegebenheiten, Dingen, Erscheinungen liegt
Quelle:
https://www.duden.de/rechtschreibung/BedeutungAlso Wortsinn liegt in Handlungen, Gegebenheiten, Dingen usw.? Hm. Die Semiotik beschäftigt sich differenzierter mit der Frage und stellt fest, das Worte einer Ambiguität, Unschärfe und einem Bedeutungswandel unterliegen, auch wenn ein Wörterbuch da gerne anderes suggeriert.
Wikipedia: Lexikalische SemantikWittgenstein brachte das auf den Punkt mit:
Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache
Quelle: §43; philosophische Untersuchungen, Wittgenstein
Und ich denke wir können den alten Knaben in Sachen Wortbedeutung als Autorität anerkennen. Schließlich wird heute von kaum jemandem ernsthaft die Pragmatik (
Wikipedia: Pragmatik (Linguistik) ) in Frage stellen, also
mit der Beschreibung von kontextabhängigen und nicht-wörtlichen Bedeutungen bei der Verwendung von sprachlichen Ausdrücken in jeweils konkreten Situationen und mit den Bedingungen für ihr Entstehen.
(ibid)
Allenfalls bleibt die Frage ob es darüber hinaus noch eine kontextunabhängige Bedeutung gibt.
Und natürlich gilt all das auch für - häufig aber eben nicht ausschließlich - rassistisch gebrauchte Wörter. Die bilden da keine mysteriöse Ausnahme, auch dort gibt es eine pragmatische Bedeutung (wie wird das Wort im konkreten Fall genutzt) und semiotischen Unschärfe, Ambiguität und Bedeutungswandel.
Das zu ignorieren, da eine objektive eindeutige Wortbedeutung zu mutmaßen, widerspricht komplett dem Wissensstand über (natürliche) Sprache den wir haben. Kann man machen, aber erwarte bitte nicht, dass das irgendjemand ernst nimmt.
Tussinelda schrieb:Da gibt es nun einmal nur eine Bedeutung, da gibt es gar nichts zu rütteln, da spielt der Kontext nämlich genau keine Rolle, das Wort hat eine Definition.
Du legst doch selber genau davor einen Kontext fest. Das grenzt an Absurdität zu sagen: in diesem Kontext, spielt Kontext keine Rolle.
Natürlich ist es ein erheblicher Unterschied ob ich in einem validierendem Gespräch mit einem Demenzkranken „Neger“ benutze oder es am Hamburger Hauptbahnhof jemanden hinterher brülle. Das zu leugnen und gleichsetzen zu wollen, ist erstens beleidigend und zweitens dumm. Es bezeichnet aber in beiden Fällen PoC.
Tussinelda schrieb:nein, ich zeigte nur auf, dass ich eben nicht schreibe, jemand sei Rassist.
Du schriebst es nicht, sondern meintest es nur so? Nochmal die Frage: ist das wertfrei von dir gemeint?
Tussinelda schrieb:wenn ein Wort als rassistisch bezeichnet wird, dann fühlt sich der, der das Wort gesagt hat, verletzt? Das verstehe ich nicht.
Wen du jemandem Rassismus unterstellst. Und wenn dein Vorwurf: „das ist rassistisch“ nicht klar differenziert daher kommt (wertfrei) dann ebenfalls.
Tussinelda schrieb:ja, nur ist etwas als rassistisch zu bezeichnend keine verletzende Sprache.
Das entscheidest nicht du, was verletzend ist, sondern derjenige der dadurch verletzt wird.
Tussinelda schrieb:nein, das sind Ausnahmen, die bestätigen höchstens die Regel.
Du kannst nicht grundsätzliche Regeln für Sprache als Ausnahme abtun. Natürlich ist der regelhafte Gebrauch von Neger rassistisch, fraglos. Das entbindet aber nicht davon sich jeden Einzelfall konkret anzuschauen um da ein Urteil zu fällen. Eine aufgezeigte Ausnahme reicht um ein Pauschalurteil zu verbieten. Nix mit Ausnahme bestätigt die Regel.
Tussinelda schrieb:ich schrieb es schon, jemanden, der rassistische Worte benutzt.
Wieder: ist das wertfrei oder kritikwürdig? Und warum?
Tussinelda schrieb:Worte haben eine Definition auch ganz ohne Kontext. Wenn ich Tisch sage und Du meine Sprache sprichst, dann wissen wir beide, dass ich nicht die Türmatte meine. Wenn ich Bier sage und Du meine Sprache sprichst, dann wirst Du nicht an Blumen denken.
Wir wissen beide das du nicht Türmatte meinst, aber wir reden noch lange nicht vom gleichen Tisch. Wovon wir reden wird erst im Gespräch selbst konstruiert, das schwebt nicht irgendwo als objektive Bedeutung im platonischen Ideenhimmel.