MokaEfti schrieb:Dennoch gibt es zum Beispiel Gewalt und Missbrauch in Familien über alle gesellschaftlichen Schichten hinaus. Selbst, und wahrscheinlich nicht zufällig, bei jenen Wertesternchen, die sich Humanismus sonst groß und breit auf die Stirn pinseln, wie zB der katholischen Kirche.
Gewalt ist hier aber nicht das Thema. Und mit katholischer Kirche, Wertvorstellungen etc. will ich erst gar nicht anfangen, da könnte ich mich in 10 Sekunden in Rage reden.
MokaEfti schrieb:Gibt es da eine Statistik, welche die Geburtenrate von ALG2 Beziehern aufschlüsselt? Würde mich interessieren...
Keine Ahnung, aber einen Begriff dafür gibt es wohl: Demografisch-ökonomisches Paradoxon.
Dieses Paradoxon besagt, dass mit steigendem Einkommen und steigender Bildung die Geburtenrate sinkt.
Aber das spielt keine so große Rolle, denn mehr als nur klarstellen dass eben auch Hartz IV-Bezieher
bewusst Nachwuchs bekommen - trotz ihrer Situation - wollte ich auch gar nicht.
MokaEfti schrieb:Ohne jetzt deine Mutter weiter zu thematisieren, aber es hört sich halt immer so an, als würde man es sich geradezu herbeiwünschen, so ein Leben zu führen. Fress oder stirb... Ich kann das schon nachvollziehen, wenn du von fehlender Verantwortung sprichst, gerade, wenn man wie du, offensichtlich darunter gelitten hat.
Herbeiwünschen vielleicht nicht, wobei "Hartz IV" heutzutage von Teenagern aus bestimmten sozialen Schichten tatsächlich als Berufswunsch genannt wird, was ich persönlich wenig witzig finde.
MokaEfti schrieb:Was mir persönlich darin fehlt, ist nicht nur etwas Empathie für die Gründe des Scheiterns aufzubringen, sondern das Scheitern an sich auszuhalten. Das ist viel verlangt, gehört aber doch zum Leben dazu. Die Gründe dafür sind nicht konstruiert oder ausgedacht, sondern in der Regel in realen menschlichen Konstellationen zu finden.
Wer im Leben derart scheitert, der scheitert halt. Deswegen ist derjenige für mich noch lange kein schlechter Mensch. Meine Mutter ist meine Mutter und bleibt meine Mutter, und wer sich mit ihr anlegen will kriegt es mit mir zu tun, Blut ist dicker als Wasser und jeder Gehaltszettel. Ich kann auch nachvollziehen, wenn derjenige trotzdem die gleichen Wünsche nach Konsum und Wohlstand hat wie Menschen, die eben dahingehend nicht gescheitert sind.
Empathie für Menschen die aber für sich ableiten, dass sie auf eben diesen Wohlstand und Konsum irgendeinen gottgegebenen Anspruch hätten habe ich allerdings keine, und werde ich auch nie.
Wer sich lauthals beklagt Verantwortung habe nichts mit Geld zu tun, so wie es
@simson hier gemacht hat, verkennt eines: Auch ohne die Existenz von Geld trägt man diese Verantwortung. Und der Höhlenmensch der in seiner Höhle bleibt und aus irgendeinem Grund entscheidet, er müsse jetzt nicht auf die Jagd gehen, wird eben eines Morgens seine Kinder verhungert auf dem Schlaflager vorfinden.
Wir wissen alle, das Kinder Geld kosten. Sie brauchen Windeln, ein Bettchen, Kleidung und möchten ab einem bestimmten Alter auch etwas anderes essend und trinken als Mamis Milch. Wer seinem Kind das nicht aus eigener Leistung bieten kann sondern sich blind darauf verlässt, dass
andere dafür sorgen ist und bleibt für mich ein verantwortungsloses, asoziales Subjekt.
Ich rede da nicht von Familien, die aufgrund von Firmeninsolvenz, Krankheit oder sonstigen Gründen aus dem Arbeitsleben gerissen werden und im Hartz IV-Bezug landen. Aber es ist wohl ein offenes Geheimnis, dass nicht gerade Horden von ALG II-Beziehern auf einmal eine Arbeitsstelle finden oder überhaupt suchen, wenn ein Kind auf dem Weg ist. Die Verantwortung für das Kind in Form von Geld für Lebensmittel etc. liegt dann bei der Gesellschaft, und nicht bei den Eltern.
Für mich wäre es nie in Frage gekommen, vor meinem Schulabschluss, Abschluss meiner Ausbildung und irgendwann vor Ende meiner Probearbeitszeit
bewusst ein Kind in die Welt zu setzen. Denn ich möchte meinem Kind etwas bieten. Es soll unbeschwert aufwachsen. Es soll Abends satt ins Bettchen gehen, und ich möchte ihm Wünsche erfüllen können. Dem Kind ein in der Hinsicht unbeschwertes Leben zu ermöglichen liegt in
meiner Verantwortung, und nicht in der Verantwortung anderer Menschen.
Ich kümmere mich im Rahmen meiner Möglichkeiten um meine eigenen Angelegenheiten. Warum sollte das in Bezug auf ein Kind dann anders sein? Warum sollte sich die Gesellschaft darum kümmern, dass mein Kind satt wird, nicht nackt rumrennen muss, an meiner statt?