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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

21.513 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Hartz IV, Sanktionen, BGE ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

03.07.2022 um 14:31
Zitat von DenkenswertDenkenswert schrieb:Und warum muss man umziehen? Gibt es in Düsseldorf, Köln, Frankfurt,... keine Arbeitssuchenden die man schulen könnte?

Habe gerade mal bei Securitas (personalstärkster Dienstleister für die Luftsicherheit) geschaut, denn die suchen händeringend nach Luftsicherheitsassistenten und zahlen als Einstieg 19 Eure die Stunde.
Sicherlich könnte man die schulen, aber die Betreiber wollen eben nicht man sein. Die wollen fertig geschulte Arbeitskräfte, die in den paar Wochen Hauptreisezeit sofort parat stehen und sich den Rest vom Jahr einen runterholen, irgendwas Anderes arbeiten. Die sehen es nicht als ihre Aufgabe an, diese Leute selbst aus- und fortzubilden und sie in der Zwischenzeit zu halten. Das ganze Geschäftsmodell ist ausbeuterisch und wälzt Kosten die eigentlich das Unternehmen zu tragen hätte auf den Staat und die Sozialsysteme ab, und der Staat macht es mit.
Zitat von DenkenswertDenkenswert schrieb:Aber auch die 13 Euro für den Gepäckabfertiger wären doch immerhin besser als ALGII, wenn man im normalen Entfernungsbereich für eine Arbeitsstelle wohnt.
Ja, wenn man die das ganze Jahr über bekäme, aber hier geht es ja darum dass das jemand 6-12 Wochen lang macht, dann kucken kann wie er bis Weihnachten weiterharzt oder sonst was macht, dann wieder für Weihnachten/Silvester 2 Wochen einspringt und sich dann bis zu den nächsten Pfingst- oder Sommerferien wieder verpisst. Es geht hier rein um das Abfangen von Spitzenlasten, nicht um geregelte dauerhafte Arbeitsverhältnisse. Das wäre deshalb noch nicht mal förderfähig, ist ja keine unbefristete Anstellung.


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03.07.2022 um 14:36
Zitat von DenkenswertDenkenswert schrieb:Habe gerade mal bei Securitas (personalstärkster Dienstleister für die Luftsicherheit) geschaut, denn die suchen händeringend nach Luftsicherheitsassistenten und zahlen als Einstieg 19 Eure die Stunde.
Achso ja.. es gibt sicher hunderte Arbeitslose Lufsicherheitsassistenten.. und nebenbei die Schulung dafür dauert 10 Wochen.. danach ist der Ferienbedarf bereits vorbei.


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03.07.2022 um 14:37
@Denkenswert

Übrigens muss man bei solchen Gewerken auch aufpassen, den reinen Stundenlohn kannt du da noch nicht als ausagekräftig bewerten, in dieser und verwandten Branchen grassieren die seltsamsten Vertragsmodelle, da hast du dann zwar theoretisch 19€ Stundenlohn aber irgendwelche krassen Arbeitszeitkontenmodelle wo du nur 18 Stunden / Woche garantiert hast und die eigentliche Action über Rufbereitschaften, Überstunden, Zusatzschichten und so weiter läuft, was dann unter Anderem zur Folge hat dass du von deinem garantierten Arbeitslohn nicht leben kannst, aber auch nicht in der Lage bist noch einen Zweitjob anzunehmen und auch nie am Monatsanfang weißt was du am Ende des Monat konkret verdient hast.


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03.07.2022 um 14:44
@Nerok

Es ist ja eh schon die Rede davon, dass der Plan für diese Urlaubssaison nicht aufgehen wird, da das Personal frühestens im September einsatzfähig sein würde.

@bgeoweh
Aber nach geltendem deutschem Recht muss doch eh in jedem Einzelfall geprüft werden, ob für die Arbeit nicht auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt Personal zu finden ist. Will man die Vorschriften nun einfach ignorieren?
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Übrigens muss man bei solchen Gewerken auch aufpassen, den reinen Stundenlohn kannt du da noch nicht als ausagekräftig bewerten, in dieser und verwandten Branchen grassieren die seltsamsten Vertragsmodelle, da hast du dann zwar theoretisch 19€ Stundenlohn aber irgendwelche krassen Arbeitszeitkontenmodelle wo du nur 18 Stunden / Woche garantiert hast und die eigentliche Action über Rufbereitschaften, Überstunden, Zusatzschichten und so weiter läuft, was dann unter Anderem zur Folge hat dass du von deinem garantierten Arbeitslohn nicht leben kannst, aber auch nicht in der Lage bist noch einen Zweitjob anzunehmen und auch nie am Monatsanfang weißt was du am Ende des Monat konkret verdient hast.
All diese Sachen wird den normalen Arbeitstätigen ja auch zugemutet und dem anzuwerbenden Personal ebenso, aber dem in Deutschland lebenden ALGIIér kann man das natürlich nicht zumuten...


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03.07.2022 um 14:51
Zitat von DenkenswertDenkenswert schrieb:All diese Sachen wird den normalen Arbeitstätigen ja auch zugemutet und dem anzuwerbenden Personal ebenso, aber dem in Deutschland lebenden ALGIIér kann man das natürlich nicht zumuten...
Such mal die Schuld bei denen die sie tragen... die ganze Branche hat nur anderthalb Jahre Corona-Maßnahmen gebraucht um den ganzen Personalpool den sie hatten abzufackeln, da hat sich ganz offensichtlich niemand darum gekümmert die Leute irgendwie zu halten oder für die Zukunft vorzusorgen. Der deutsche ALGII-er ist auch nicht verpflichtet die komplett verkorkste Betriebsführung von irgendwelchen Subunternehmer-Mafiosis auszugleichen. Es sieht vermutlich eher so aus, dass die qualifizierten Leute sich schnell umgeschaut haben wie sie gerade nicht ewig im ALG-Bezug festhängen, aber die Firmen-Personaler mal wieder nicht vor Mittag aus dem Bett gekommen sind und erst im Mai gemerkt haben dass sie im Juni vielleicht Leute brauchen. Wie gesagt, die Schulung dauert 10 Wochen, hätten die Personalabteilungen im Januar und Februar ihre Arbeit gemacht hätte man da qualifizieren können wen man wollte, jetzt ist es eben zu spät. Vermutlich wollte man sich nicht dem Risiko aussetzen, dass doch wieder Reiseverbote und Lockdowns angesagt sind und man dann auf den Verträgen sitzenbleibt; falsch gewettet, Einsatz verloren, kommt vor. Ich höre allerdings auch nichts davon dass sie für nächstes Jahr planen diesen Fehler nicht zu wiederholen.


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03.07.2022 um 15:13
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Such mal die Schuld bei denen die sie tragen...
Das sind nicht die Sicherheitsunternehmen, sondern die Flughafenbetreiber, also im wesentlichen liegt die Schuld bei
Nur drei Flughäfen sind mehrheitlich privat

Denn die allermeisten Flughafenstandorte in Deutschland sind auch ohne staatliche Holding im Wesentlichen staatlich kontrolliert. Bis auf drei Standorte sind alle deutschen Flughäfen mehrheitlichen im Besitz von Bund, Ländern und/oder Städten, Gemeinden und Kommunen.
Quelle: https://www.airliners.de/so-deutschlands-flughaefen-analyse/50454

Denn die Flughafenbetreiber geben vor, wieviel Personal benötigt wird, da sie schließlich die Auftraggeber sind


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03.07.2022 um 15:43
Zitat von DenkenswertDenkenswert schrieb:Denn die Flughafenbetreiber geben vor, wieviel Personal benötigt wird, da sie schließlich die Auftraggeber sind
Hauptsächlich sind sie verantwortlich für die Entscheidung, ganze Geschäftsbereiche an Dienstleister oder Auftragsunternehmer zu vergeben, anstatt die notwendigen Arbeitskräfte selbst anzustellen und dauerhaft zu fairen Konditionen im Unternehmen zu halten, aus- und weiterzubilden. Da schwingt die Annahme mit dass es immer einen Pool von fähigen und qualifizierten Kräften gibt der arbeitslos in der Gegend rumschwirrt und nur darauf wartet, mal ein paar Monate bei Flughafen XY einzuspringen; mithin werden also Ausbildungskosten und Unterhalt außerhalb der Spitzenzeiten auf den Arbeitsmarkt und die Allgemeinheit abgewälzt.

Da darf man sich dann auch nicht beschweren wenn diese riskante Kalkulation nicht mehr aufgeht.


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03.07.2022 um 15:53
Zitat von DenkenswertDenkenswert schrieb:Das sind nicht die Sicherheitsunternehmen, sondern die Flughafenbetreiber, also im wesentlichen liegt die Schuld bei
Ich habe 2007 eine Umschulung zur Luftsicherherheitsassistenten begonnen. Am Ende der ersten Woche kam der Sicherheitschef vom Flughafen (im süddeutschem Raum) höchstpersönlich und begrüßte die illustre Truppe.
Es kam auch das Gehalt zur Spreche, O-Ton:
„Wenn sie beim Flughafen angestellt sind, bekommen Sie ca. 15€/Stunde. Aber… der Flughafen muss sparen und hat deswegen eine Betreibergesellschaft gegründet. Wenn sie da angestellt sind, bekommen Sie ca. 10€/Stunde.
Aber… auch die Betreibergesellschaft muss sparen und hat die Kontrollen an Subunternehmer ausgelagert. Da bekommen Sie dann 6€/Stunde. Das, was das Geld macht, sind die vielen Stunden - gewöhnen Sie sich schon mal an ca. 180 Arbeitsstunden im Monat, in Schichtarbeit.“

Ich hab mir gedacht, ein Glück - am Montag bist Du da raus, mit einem, für Zeitarbeit, ordentlichem Gehalt…

Dummerweise ist in der Region hier der Arbeitsmarkt abgegrast - Du findest nicht mal mehr für HiWi-Tätigkeiten Leute! Sobald etwas mehr verlangt wird (Qualifikation, Sicherheitsüberprüfung), sieht es echt Mau aus. Nicht mal mehr Lehrlinge bekommt man ohne Probleme!
Und da man sparen wollte, hat sich der Pool an möglichen Arbeitskräften während Corona verduftet.


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03.07.2022 um 16:48
Zitat von DenkenswertDenkenswert schrieb:Das kann als Argument kaum herhalten, denn die Vorgabe des Bundesarbeitsministers ist klar
Nun ja, was gesagt wird, und was dann am Ende dabei herauskommt, sind ja nun auch wieder zwei verschiedene Dinge: Der Tankrabatt sollte ja auch dazu führen, dass das Benzin billiger wird, und das Kartellamt wollte sehr genau aufpassen, das das auch an die Kunden weitergegeben wird. Und was dann daraus wurde, ist bekannt.

Und natürlich werden die Flughafenbetreiber sowas nicht offen zugeben, aber ich bin fest davon überzeugt, dass das der Gedanke dahinter ist.


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03.07.2022 um 17:29
Zitat von FichtenmopedFichtenmoped schrieb:gewöhnen Sie sich schon mal an ca. 180 Arbeitsstunden im Monat
Oh Gott, das ist ja kaum auszuhalten und grenzt an Sklaverei, denn wir reden hier immerhin um sagenumwobene 12 Überstunden im Monat. Naja... ich kann jedenfalls nach meiner kurzen Recherche nicht deine Anekdote bestätigen, da ich unmittelbar auf das Einstiegsgehalt von 19 Euro stieß.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Hauptsächlich sind sie verantwortlich für die Entscheidung, ganze Geschäftsbereiche an Dienstleister oder Auftragsunternehmer zu vergeben, anstatt die notwendigen Arbeitskräfte selbst anzustellen und dauerhaft zu fairen Konditionen im Unternehmen zu halten, aus- und weiterzubilden. Da schwingt die Annahme mit dass es immer einen Pool von fähigen und qualifizierten Kräften gibt der arbeitslos in der Gegend rumschwirrt und nur darauf wartet, mal ein paar Monate bei Flughafen XY einzuspringen; mithin werden also Ausbildungskosten und Unterhalt außerhalb der Spitzenzeiten auf den Arbeitsmarkt und die Allgemeinheit abgewälzt.

Da darf man sich dann auch nicht beschweren wenn diese riskante Kalkulation nicht mehr aufgeht.
Ich finde, das kann man so nicht pauschal sagen, denn die Entscheidung, dass der Personalstand gekürzt wurde, hatte ja außergewöhnliche Umstände. Ebenso wie in der Gastronomie...
Ich finde übrigens nichts zu deiner wiederholten Behauptung dass die Ausbildungskosten von der Allgemeinheit getragen werden müssen. Und selbst wenn, fände ich das auch nicht schlimm, denn die Allgemeinheit trägt auch die Finanzierung der 3,5 Millionen ALGII Empfänger


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03.07.2022 um 17:41
Zitat von DenkenswertDenkenswert schrieb:Ich finde übrigens nichts zu deiner wiederholten Behauptung dass die Ausbildungskosten von der Allgemeinheit getragen werden müssen. Und selbst wenn, fände ich das auch nicht schlimm, denn die Allgemeinheit trägt auch die Finanzierung der 3,5 Millionen ALGII Empfänger
Es ging darum, dass du meintest Hartz-IV-Empfänger sollten diesen Beruf ergreifen.

Die Schulung und Prüfung, die dafür Voraussetzung sind kosten bei Anbietern wie der DEKRA rund 2000€. Das zahlt dann das Amt.

Jetzt geht dieser frisch geschulte Mensch dorthin, arbeitet die 10 Wochen um die es geht dort im befristeten Vertrag für 19€/h, und dann läuft sein befristeter Vertrag aus.

Was macht er jetzt? Warum war es sinnvoll dass er zweieinhalb Monate diese Tätigkeit ausgeübt hat? Wer, außer dem Flughafen, hat etwas davon dass das Amt ihm diese Qualifikation gezahlt hat? Die ihm übrigens schon im nächsten Jahr nichts mehr bringt, weil er jährlich mindestens 40 Stunden Fortbildung machen muss, die auch wieder jemand bezahlen muss...

Der Einzige der da direkt profitiert ist der Flughafenbetreiber, der hat so einen billigen Personalpool den er nicht selbt qualifizieren muss.


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03.07.2022 um 18:06
Zitat von DenkenswertDenkenswert schrieb:Ich finde, das kann man so nicht pauschal sagen, denn die Entscheidung, dass der Personalstand gekürzt wurde, hatte ja außergewöhnliche Umstände. Ebenso wie in der Gastronomie...
Natürlich waren das außergewöhnliche Umstände. Ich kann auch verstehen, dass man keine Lust hat, Mitarbeiter zu bezahlen, für die es nichts zu tun gibt und dass das auch, je nach Zeitdauer, eine Firma in böse finanzielle Schwierigkeiten bringen kann wenn man den Lohn weiterzahlen muss auch wenn das Geschäft nichts einbringt.

Nur darf man sich dann auch nicht beschweren, wenn die einmal entlassenen Arbeiter nicht mehr wiederkommen wollen, weil sie mittlerweile andere Jobs gefunden haben die sicherer sind.

Und daher fände ich es auch problematisch, wenn man jetzt staatlicherseits, sozusagen kostenlos, Personal ausbildet, dass die dadurch entstandenen Lücken schließt. Denn das würde ja dazu führen, dass sich die Unternehmen bequem darauf verlassen, dass sie im Zweifelsfalle schon mit staatlicher Hilfe wieder neues Personal bekommen, anstatt sich um anständige Arbeitsbedingungen zu kümmern (wozu nicht nur Lohn und Arbeitszeit sondern eben auch eine gewisse Sicherheit zählt).

Denn komischerweise sind ja sonst immer alle Eingriffe in den Markt böser Sozialismus, den man auf jeden Fall verhindern muss - aber wenn es um Subventionen (und sei es indirekte) geht, dann ist das natürlich etwas ganz anderes.....

Das ist so ähnlich wie das Gejammer der Speditionsbranche, die die Aussetzung der Wehrpflicht beklagt, weil ja so viele Männer bei der Bundeswehr den LKW-Führerschein gemacht hätten jetzt aber in Rente gehen. Tja, wie wäre es denn, mal selbst Leute auszubilden?


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03.07.2022 um 18:15
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Das ist so ähnlich wie das Gejammer der Speditionsbranche, die die Aussetzung der Wehrpflicht beklagt, weil ja so viele Männer bei der Bundeswehr den LKW-Führerschein gemacht hätten jetzt aber in Rente gehen. Tja, wie wäre es denn, mal selbst Leute auszubilden?
Muss man dann halt einpreisen in einer Branche die eh komplett überhitzt ist. Der Billigste gewinnt. Ich kann die Aufregung verstehen, sehe aber die Notwendigkeit.


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03.07.2022 um 18:25
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Es ging darum, dass du meintest Hartz-IV-Empfänger sollten diesen Beruf ergreifen.

Die Schulung und Prüfung, die dafür Voraussetzung sind kosten bei Anbietern wie der DEKRA rund 2000€. Das zahlt dann das Amt.

Jetzt geht dieser frisch geschulte Mensch dorthin, arbeitet die 10 Wochen um die es geht dort im befristeten Vertrag für 19€/h, und dann läuft sein befristeter Vertrag aus.

Was macht er jetzt? Warum war es sinnvoll dass er zweieinhalb Monate diese Tätigkeit ausgeübt hat?
Vielleicht endet es auch in einer Festanstellung? Oder war für das entsprechende Personal vorher quartalsweise hire and fire angesagt? Kann mich nicht daran erinnern, solche Zustände mal gelesen zu haben. Wenn es Deutsche oder EU-Bürger wären, wäre eine resultierende Festanstellung ja kein Problem, denn immerhin hofft man ja dass sich das Geschäft wieder normalisiert. Wenn es sich normalisiert, müsste man aber die türkischen Leute kündigen und deutsche oder EU-Bürger wiederum schulen, weil es die gesetzliche Vorgabe des Vorranges gibt.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Das ist so ähnlich wie das Gejammer der Speditionsbranche, die die Aussetzung der Wehrpflicht beklagt, weil ja so viele Männer bei der Bundeswehr den LKW-Führerschein gemacht hätten jetzt aber in Rente gehen. Tja, wie wäre es denn, mal selbst Leute auszubilden?
Hallo...man geht durchschnittlich mit 16 oder 17 Jahren in die gewerbliche Ausbildung. Da kannst Du als Unternehmen niemanden zum LKW-Fahrer ausbilden lassen, denn das Mindestalter für die Ausbildung eines Führerscheines zur Befähigung des Führen eines Fahrzeugs +7,5 Tonnen geht erst ab dem 21. Lebensjahr. Was soll der "Auszubildende LKW Fahrer" nun die übrigen 4 oder 5 Jahre machen?
Dein Jammern verstehe ich nicht, zumal dies ein speziell gelagerter Fall ist. Was ist denn mit all den Akademikern, deren Ausbildung immer die Allgemeinheit zahlt und zB bei einem Mediziner mal eben der Allgemeinheit 200.000 Euro kostet. Generell wird die Ausbildung aller Akademiker von der Allgemeinheit getragen, aber bei gewerblichen Beruf in der großen Mehrheit von den Unternehmen selbst.
Da würde ich dann lieber eine Veränderung sehen, wie zB dass die Akademiker beim Einstand in das Erwerbsleben monatlich einen bestimmten Betrag an die Uni zurückzahlen müssen


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03.07.2022 um 18:57
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Das ist so ähnlich wie das Gejammer der Speditionsbranche, die die Aussetzung der Wehrpflicht beklagt, weil ja so viele Männer bei der Bundeswehr den LKW-Führerschein gemacht hätten jetzt aber in Rente gehen. Tja, wie wäre es denn, mal selbst Leute auszubilden?
Wird ja gemacht, oft genug wird bieten Unternehmen möglichen Fahrern die Kosten für den Führerschein zu übernehmen.


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03.07.2022 um 19:33
Zitat von DenkenswertDenkenswert schrieb:Dein Jammern verstehe ich nicht, zumal dies ein speziell gelagerter Fall ist. Was ist denn mit all den Akademikern, deren Ausbildung immer die Allgemeinheit zahlt und zB bei einem Mediziner mal eben der Allgemeinheit 200.000 Euro kostet. Generell wird die Ausbildung aller Akademiker von der Allgemeinheit getragen, aber bei gewerblichen Beruf in der großen Mehrheit von den Unternehmen selbst.
Also, ich habe nicht gejammert, und das was ich über die Äußerungen aus der Speditionsbranche geschrieben habe, kannst Du gerne nachlesen, google ist Dein Freund.

Und in den meisten Fällen (bei den Speditionen ist es allerdings anders, das gebe ich zu) verdienen die Unternehmen recht gut an ihren Auszubildenden. Indem man ihnen nichts beibringt, sondern sie als billige Hilfskräfte benutzt. Was meinst Du wohl, warum es heute so einen schlechten Ruf hat, eine Handwerkslehre zu machen? Dass dann auf der Rechnung wundersamerweise x-Gesellen(!)stunden stehen, ist natürlich auch reiner Zufall....


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03.07.2022 um 19:50
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Also, ich habe nicht gejammert, und das was ich über die Äußerungen aus der Speditionsbranche geschrieben habe, kannst Du gerne nachlesen, google ist Dein Freund.
Wie auch von @cejar beschrieben, wird der Erwerb des Führerschein für den LKW oft genug -wenn nicht sogar meistens- von den Betrieben selbst angeboten, da die 2500 Euro ein eher läppischer Betrag für den Unternehmer ist, welchen er auch noch steuerlich geltend machen kann. Und wie gesagt, einen Auszubildenden kann man den Führerschein in der Regel nicht anbieten, weil er noch keine 21. Lebensjahre hat.
Und wenn dann der Arbeitssuchende vom Amt die Möglichkeit erhält seine Jobmöglichkeiten zu vergrößern, indem er den LKW-Führerschein bezahlt bekommt, hat das gesellschaftlich in meinen Augen einen dutzend mehrfachen Sinn als die gesellschaftliche Finanzierung von GenderprofessorX und ihren gesellschaftlich finanzierten Studenten mit gesellschaftlich finanziertem Studium, dessen Studium der Gesellschaft wohl kaum einen wirtschaftlichen Nutzen erbringen kann und daher erachte ich sowas als wirtschaftlich sinnlos bis dekadent verschwenderisch. Aber rege Du dich mal über den 2500 Euro Führerschein auf, welcher die Jobchancen eines Arbeitssuchenden verbessert


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03.07.2022 um 19:54
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Was meinst Du wohl, warum es heute so einen schlechten Ruf hat, eine Handwerkslehre zu machen?
Weil die Menschen dumm sind und auf die Propaganda reinfielen, dass ja jeder befähigt sein sollte Raketenwissenschaftler zu werden und sich viele der Jugendlichen heute für die Super-IT´ler halten, nur weil sie ihr Smartphone bedienen können.
Bequemlichkeit und Überheblichkeit haben dazu geführt, gepaart mit einer arroganten Postulation in den Medien. Aber jetzt stehen sie vor dem Ergebnis ihrer eigenen Blödheit und finden keine Handwerker mehr, die ihre Sanitäranlagen oder was auch immer reparieren und selbst sind sie aufgrund mangelnder handwerklicher Erfahrung zu blöde einen Nagel gerade in die Wand zu bekommen.


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03.07.2022 um 20:17
Zitat von DenkenswertDenkenswert schrieb:Weil die Menschen dumm sind und auf die Propaganda reinfielen, dass ja jeder befähigt sein sollte Raketenwissenschaftler zu werden und sich viele der Jugendlichen heute für die Super-IT´ler halten, nur weil sie ihr Smartphone bedienen können.
Nö, weil sie schlau genug sind und sich nicht als billige Hilfskräfte ausnützen zu lassen ("Lehrjahre sind keine Herrenjahre!"- "Wieso sollen wir Dir hier was beibringen, Du gehst doch in die Berufsschule?"), dann nach der Ausbildung zu wenig zum Leben zu verdienen und mit 50, wenn die Knochen kaputt sind, aussortiert zu werden.

Denn wenn die Chancen und Bedingungen im Handwerk doch angeblich so toll sind, warum a) sind dann Akademiker im Durchschnitt weitaus weniger von Arbeitslosigkeit betroffen und b) warum rennen dann die ganzen Leute nicht jubelnd von den Unis in die Handwerksbetriebe? Und sei es erst später, wenn sie, so wie Du behauptest, dann alle nach dem Studium keinen Job finden können.
Zitat von DenkenswertDenkenswert schrieb:Aber rege Du dich mal über den 2500 Euro Führerschein auf, welcher die Jobchancen eines Arbeitssuchenden verbessert
Habe ich doch gar nicht, zumal ich es jedem gönne, der so wieder ins Arbeitsleben zurückfindet. Ich habe nur gesagt, dass man als Unternehmer eben auch ausbilden muss, wenn man Leute haben will, die die Arbeit machen. Nicht mehr und nicht weniger. Und eben nicht darauf hoffen, dass der Staat einem möglichst viele ausgebildete Leute kostenlos vor die Tür stellt, damit man die Löhne drücken kann.

Wenn ich als Unternehmer immer auf den freien Markt mit dem Prinzip von Angebot und Nachfrage poche und alle Eingriffe des Staates als bösen Sozialismus ablehne, dann muss ich auch die andere Seite der Medaille akzeptieren. Und dazu gehört dann eben auch, dass eine Sache (=die Arbeitskräfte die ich brauche) einen bestimmten Preis hat, der nun mal höher ist, wenn es große Nachfrage aber kleines Angebot gibt.


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03.07.2022 um 20:19
Zitat von DenkenswertDenkenswert schrieb:Aber jetzt stehen sie vor dem Ergebnis ihrer eigenen Blödheit und finden keine Handwerker mehr, die ihre Sanitäranlagen oder was auch immer reparieren und selbst sind sie aufgrund mangelnder handwerklicher Erfahrung zu blöde einen Nagel gerade in die Wand zu bekommen.
Nur nebenbei, bevor ich es vergesse: Ich bin durchaus in der Lage, einen Nagel in die Wand zu hauen. Und neulich habe ich auch eine neue Kloschüssel eingebaut, weil für so einen kleinen Auftrag kein Handwerker kommen wollte. Muss ich mir halt selbst helfen.


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