Ich hatte mich bei Allmystery andernorts - aber auch in diesem Thread - schon mal zu meiner Lage geäußert.
@capspauldin ist - wenn ich das richtig in Erinnerung habe (und aus den vorigen Posts und dem Postingverhalten wieder entnehme) Mitarbeiter/in bei einem Jobcenter (bzw. Agentur für Arbeit). Oder zumindest so angedeutet (aber nich zu 100 Prozent bestätigt - man muss ja auch vorsichtig sein, gegen Leute die da arbeiten ist aus vielen Ecken Hass, auch wenn die auch nix dafür können und nu Vorgaben umsetzen).
Ich skizziere mal meine Lage - da sich bei mir was getan hat die letzten Jahre:
Grob gesagt hab ich psychische Probleme. 2011 Studium abgebrochen. Wegen starker sozialer Phobie. Hat sich in normalen Alltag gebessert (früher war schon Friseur und an ner Wurst/Käsetheke im Supermarkt was bestellen ein Problem). In Jobsituationen fühl ich mich dennoch "überwacht" (auch wenn keine Kollegen in der Nähe). Und mit dem Lebenslauf auch in Helferstellen (was aktuell nur geht) demotiviert. Früh müde, etc. Da kann man vieles vermuten an psych. Störungen.
Problem: Im Privatleben nie motiviert in Therapie zu gehen. Mit Alg 2 und zu Hause hockend - geht es mir ja gut. Sache macht nur im Job Probleme bzw. in Jobsituationen. Erste Herantastung (weil ich nen Job Eigenkündigen musste der mit Lohnkostenzuschuss gefördert war) hat mir in einer "psychotherapeutischen Sprechstunde" auch noch "zwanghafte Persönlichkeitsstörung" vermutet. (Ich vermute auch dass leichte/atypische Depression und/oder sowas Richtung Schizoidie - mag Menschen allgemein weniger, auch unabhängig von sozialen Ängsten - zutreffen könnte.
Gutachter vom Jobcenter/Agentur für Arbeit (Ärztlicher Dienst - immerhin nach meiner Beschreibung der Situation nen Psychiater gehabt) macht nach 10-15 Min Gespräch und ohne viele Vordiagnosen ... mir 3-6h ins Gutachten mit Einschränkungen. Wobei ich mir eigentlich eher unter 3 bei den meisten Sachen ... und bei Sachen die passen (aber dafür gibts keine Stellen!) 10-12h sogar ... vorstellen könnte. Und die Bausteine (hab mal Richtlinien für Gutachter in Sozialmedizin angeguckt) ... drücken auch einem noch mehr in Richtung irgendwelcher demotivierender Tätigkeiten. Wenn "Verantwortung", etc. ausgeschlossen wird.
Wenn mir dann Leute (hier im Forum teils - auch anderswo) erzählen das sei nur "Selbstmitleid" oder man sei "faul" - hilft mir das auch nich.
IAB (eigenes Forschungsinstitut von der Agentur für Arbeit) hat - grad von 2019/2020 mal geguckt - auch Artikel zu Sanktionen (negative Wirkung auf langfristige Beschäftigungsqualität) und wegen psychischer Probleme (weil diese bei vielen Langzeitarbeitslosen ein Problem sind) - da muss Umdenken her. Was sich wohl - seit das BVerfG Sanktionen über 30 Prozent für verfassungswidrig erklärte - tut.
Mitarbeiter in Jobcentern erkennen wohl auch kaum psychische Erkrankungen bei Kunden - wenn diese sowas nich selber anpsrechen. Was wenige tun. Ich hab es immer verheimlicht. Aus Angst dass es als Faulheit glit, nicht ernst genommen wird - und man dann "genauer hinguckt" (= mehr Druck!).
Folge: Zu allem Ja und Amen gesagt und alle möglichen Maßnaßhmen (auch teure 8-monatige Weiterbildung "Technischer Redakteur" die 8000 Euro kostete) mitgemacht - auch wenn ich wuste, dass das nix hilft (oder der Job Technischer Redakteur zu meiner Psyche so garnich passt). (Hätte ich nur brav Alg 2 bezogen und zu Haus gehockt ... hätte ich das System weniger gekostet. Bin übrigens seit 10 Jahren sanktionsfrei darin. Seit Start meines Bezugs - direkt nach Studienabbruch.) Hauptsache so wirken als würde man mitarbeiten. Bewerbungen: Immer dieselben Zeitarbeitsfirmen durch und geschickt abgelehnt werden. Dann Mindestanforderungen erfüllt. Man kann Nachweise vorlegen. Mitarbeiter im Jobcenter ist happy. Ich bin happy. Geldzahlung läuft weiter. Aber "Fortschritt" passiert nich.
Das System erzieht einem quasi dazu, sich so anzupassen.
Es könnte sich viel ändern, wenn man mal dabei ankäme (auch bei konservativen Menschen, insbes. Politikern) zu erkennen: Die Wenigsten machen sowas aus Faulheit - dauerhaften Leistungsbezug. (Job bringt ja wegen Freibeträge schon mehr. Außer man hat hohe Fahrtkosten. Es kann zumindest nie weniger rauskommen. Da könnte man dann extra die Fahrtkosten beantragen in tatsächlicher Höhe.)
Viele mit Langzeitarbeitslosigkeit habne psych. Probleme. Hab viele in Maßnahmen erlebt (wo Bildungsfernere drin waren) - die sogar froh über die Maßnahme waren. Die tatsächlich motiviert waren. Weil "normale" Leute eben den Kontakt mögen. Zu andern Menschen. (Da hilft dann der Job.) Raus wollen. In Arbeit wollen. Damit "Decke nich auf den Kopf fällt, zu Hause".
Ich sehe mich hier aber auch noch als Sonderfall - auch bei den psych. Erkrankten. Da hier auch die meisten eher lange Story von Therapien haben. (Und Vordiagnosen und was vorzuweisen.) Selbst bei denen: Gutachter können anderes sagen. Bis endgültiger Entscheid ... kann das durch Instanzen gehen vor Gerichten teils. (Wenn bei einem mal vollständig auf Dauer erwerbsunfähig rauskäme, Träger von Grundsicherung für die Erwerbsunfähigen ... aber es anzweifelnt und Rentenversicherung vom Gutachter was anderes sagt - und dann zurück zum Jobcenter mit demjenigen, etc.)