Optimist schrieb:Das sehe ich aber wieder als Übertreibung in die andere Richtung.
Man muss doch verlangen können, dass Bedürftige selbst kommen.
Oder meintest du, dass nur an Gehbehinderte geliefert wird? (das wäre natürlich okay)
Natürlich nicht für jeden. Ich denke das hängt (abgesehen von Corona) stark damit zusammen, dass ein Großteil der Kunden der Tafel Renter sind und viele auch einfach nicht mehr so können.
Ich erwähnte das weil hier auch die Mobilität besonders auf dem Land als Problem beschrieben wurde. So könnte sich jemand, der sich kein eigenes Fahrzeug leisten kann und bei dem auch die Öffentlichen nicht ausreichen, zu mindest bei der Tafel hier, trotzdem bei der Tafel melden und sie würden ggf. jemanden vorbei schicken. Welche Voraussetzungen genau dafür erfüllt werden müssen weiß ich aber nicht.
Aber ich kenne das Problem von fehlender Mobilität auf dem Land durchaus und es ist nicht so, dass man sagen könnte "Bushaltestellen gibt es in jedem Ort", das bedeutet noch lange nichts. In dem Dorf, in dem ich damals gewohnt hab fuhr bspw. ein Bus um 08:10 Uhr (etwa eine Stunde Fahrt weil er alle möglichen anderen Orte abfahren musste) und der letzte um 4:25 Uhr wieder zurück (ebenfalls eine Stunde Fahrt). Beide Zeiten waren mehr als ungünstig für zB eine "normale" Arbeitsstelle, musste man in die "Stadt" für Behörden, andere Termine oder Besorgungen, bedeutete das schon mal gerne, dass man 2-3 Stunden Aufenthalt einplanen musste und hatte man diesen Bus dann verpasst (weil der Termin zB länger dauerte) konnten das auch mal 5 Stunden werden. Und wenn du ohnehin kein Geld hast ist da nichts mit Zeittotschlagen durch Bummeln-Gehen oder in ein Cafe setzen o.ä.
Mal ganz davon abgesehen, dass die Öffentlichen auch alles andere als günstig sind.. die Tafel hat auch nicht den ganzen Tag offen. Wenn auf dem Land also kein passender Bus fährt würde das bedeuten, dass du entweder viel zu früh da bist und dann jedes Mal mehrere Stunden warten musst (und im Anschluss vielleicht dann auch mehrere Stunden mit deinen Lebensmitteln warten musst bis etwas zurück fährt) oder eben einfach Pech gehabt hättest.
Edit:
Optimist schrieb:klar haben sie es leichter. Und der Staat verlässt sich mit seiner Lebensmittelberechnung vielleicht sogar darauf?
Du meinst mit der Lebensmittelkostenberechnung? Ich bin mir nicht sicher ob er sich darauf "verlässt" aber er ruht sich darauf aus.
https://www.hartziv.org/news/20191205-hartz-iv-erhoehung-so-setzt-sich-der-regelsatz-2020-zusammen.htmlIch denke das größte Problem dabei ist das Pauschalisieren. Mir ist bewusst, dass man die Beträge ja irgendwie berechnen muss. Für mich klingen 150€ für eine alleinstehende Person für Lebensmittel z.B. erstmal nach ausreichend (nicht viel aber ausreichend), in der Realität sieht das dann aber oft anders aus weil die anderen Anteile höher als vorgesehen ausfallen können, was dann bedeutet, dass du an anderen Stellen sparen musst und damit ggf. keine 150€ im Monat übrig bleiben. Der Satz bietet keine bis kaum Möglichkeiten für Rücklagen, was dazu führt, dass wenn etwas unverhofftes passiert, die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass das Geld nicht reicht - auch nicht für Lebensmittel.
Ich finde zB, dass die 38,32 € für Energie schon zu knapp bemessen sind. Ich lebe alleine und zahle aktuell 45€ pro Monat für Strom und laut den jährlichen Aufstellungen meines Stromanbieters verbrauche ich weniger als der Durchschnitt.
Bei 26,61€ für Haushaltsgeräte/gegenstände kann man jetzt sagen, ja, die kauft man nicht jeden Monat, du musst dir trotzdem überlegen wie lange du da sparen müsstest wenn zB deine Waschmaschine kaputt geht oder du irgendwas anderes brauchst.
Natürlich müssen Arbeitnehmer solche Dinge auch bezahlen und ggf. für teurere Anschaffungen sparen, vom Niedriglohnsektor mal abgesehen haben diese aber in der Regel Rücklagen, oder die Möglichkeit solche zu bilden, die das dann abfangen oder zumindest nicht ganz so dramatisch machen.
Ich bin mir gerade nicht sicher was mit "Nachrichtenübermittlung" gemeint ist aber interessant, dass nur 1,12€ für Bildung vorgesehen sind.
Edit:
Die groß angekündigte Hartz IV Anpassung für 2020 beweist sich in Anbetracht der enorm steigenden Strompreise als Milchmädchenrechnung. Es ist daher ein Trugschluss anzunehmen, dass Leistungsempfänger durch die Hartz IV Erhöhung 2020 mehr Geld zur Verfügung haben werden als zuvor.