TL;DR / Zusammenfassung: Ich zeige auf, dass man im öffentlichen Dienst (der nicht perfekt ist, aber auch einige Vorteile bieten kann) Alternativen finden kann und dass man sich im Idealfall als Langzeitarbeitsloser lieber aus einer Beschäftigung heraus bewirbt bzw. eine sucht, weil man so lukrativer auf Unternehmen wirkt. Zuletzt sollte man auch erwägen, einige Stellen, auch wenn sie ggf. keine Wunschstellen sind, als Sprungbretter zu betrachten um (langsam aber stet) dahin zu kommen, wo man hin möchte.
@Aldaris Irgendein Polizist beschrieb es in einer Doku mal ziemlich zutreffend was Besoldung angeht. Frei zitiert: "Der Rock (oder Kittel) des Staates ist eng, aber warm".
Am Ende muss man halt schauen ob man potentiell Fachkraft oder Spezialist für irgendwas ist, und ob man im öffentlichen Dienst (öD) dann eine Stelle findet, die das berücksichtigt. Es gibt ja auch IT-Zulagen usw. Wenn evtl. Schwerbehinderung im Spiel ist, ist der öD meines Wissens nach viel kulanter oder gewillt, einzustellen, als gewisse Unternehmen.
Was ich nun mit mehr Bezug zum Thread ausdrücken möchte:Für mich war vor allem eines wichtig: Aus Hart 4 raus. Ich war bzw. bin immer noch jung und war damals ergo noch jünger, wollte nicht rumpimmeln wie manch andere die nach der Schule direkt da gelandet sind und, wenn sie nicht gestorben sind, vermutlich noch heute H4 kriegen. Also vorsätzlich.
Ich wollte was machen. Vielleicht war es Schicksal oder Zufall dass ich am Ende nach ein wenig Orientierung im öD gelandet bin, der nicht perfekt ist, aber genau da wollte ich eigentlich dann auch hin nachdem ich anderes für mich ausgeschlossen habe. Also Glück, dass der Bereich der mich interessierte auch noch kulanter bei mir war. Aber ich drohte kurz vor Zusage zeitlich quasi insgesamt dann zwei Jahre (mit Unterbrechung von nem Semester dazwischen) schon in H4 gewesen zu sein, und war auch kurz davor in irgendein Callcenter gesteckt zu werden.
Kurzum wäre ich persönlich vermutlich quasi wahnsinnig geworden wenn da nochmal 1-2 Jahre am Stück H4 draufgekommen wären. Ich wäre perspektivloser geworden, was eine mentale oder physische Abwärtsspirale befeuern kann. Selbst wenn mich der öD gar nicht interessiert hätte, ich da aber bessere Chancen gehabt hätte: Ich wär vermutlich da hin um nicht durchzudrehen. Wer länger arbeitslos ist kann oder sollte Zwischenstellen auch als Sprungbrett ansehen: Firmen oder auch Behörden werden im Schnitt mehr gewillt sein, Leute einzustellen oder überhaupt ins weitere Auswahlverfahren zuzulassen oder zu erwägen, wenn man sich aus Arbeit heraus bewirbt oder kürzlich eine hatte. Selbst wenn man ohne mitmischen kann: in einem potentiellen oder sicherlich vorhandenen internen Ranking hat man dann auch mehr Punkte und bessere Chancen eine Stelle zu finden. Man kann ja nicht für jeden individuell sprechen aber im Schnitt hat man abstrakte oder reale Nachteile, wenn man sich aus der Arbeitslosigkeit heraus bewirbt und die letzte Arbeitsstelle, Schule, Station, etc. schon lange zurückliegt. Wer "kürzlich" etwas gemacht hat, ist eher im Rennen, und wer sich aus Arbeit oder vergleichbarer Position heraus bewirbt hat abstrakt oder real noch mehr Chancen.
Wen auch immer das hier (Mitleser) betreffen mag: wer schon länger in H4 steckt und das nicht will, bitte erwägen nach "Sprungbrettern" zu suchen oder bei gewissen Handicaps oder auch ganz allgemein mal den öffentlichen Dienst generell anschauen. Der ist so breit gefächert, dass viele da sicherlich ansprechende Tätigkeiten finden werden. Je nach Art der Beschäftigung (Beamtenstatus? Angestellter in Verwaltung und Co? Oder technischer Bereich?) sollte aber ein Realschulabschluss vorhanden sein, damit und aufwärts hat man mehr Möglichkeiten. Ggf. erwägen, Schulbildung nachzuholen oder zu steigern. Ggf. reicht Hauptschulabschuss mit Berufserfahrung bei manchen Tätigkeiten.
Wer derzeit gar keinen Ausweg sieht oder findet und gewisse Voraussetzungen mitbringt, wird im öD wohl kulantere Stellen als in der Wirtschaft finden. Ich will hier keine Lobeshymne auf den nicht perfekten öD absondern, aber wo ich als Arbeits- aber nicht Motivationsloser bei Unternehmen fast nur Absagen bekommen habe, wurde ich im Schnitt bei Behördenbewerbungen viel öfter zu Auswahlverfahren eingeladen und hatte somit schon überhaupt einen Fuß in der Tür. Egal ob auf Stadt-, Landes- oder Bundesebene.
Das heißt, ab da an zählte mein Wissen bei Tests und mein Auftreten. Bei anderen hatte ich nie eine Chance mich zu beweisen, auch andere Anschreiben hätten vermutlich wenig geändert.
Ganz ehrlich? Wenn man jetzt etwas länger arbeitslos ist und wenig Chancen ausrechnet, dem würde ich sogar raten sich die Bundeswehr anzuschauen. Wenn man nicht gerade prinzipieller Gegner der Bundeswehr oder vom Militär an sich ist, so kann man auch da langfristige oder zeitlich begrenzte Sprungbretter finden, wenn einen Tätigkeiten dort grundsätzlich ansprechen. Die erwähne ich schlicht weil sie scheinbar großen Personalbedarf wie auch der öD an sich hat. Das heißt, die Chancen (je nach Eignung, Befähigung, etc) reinzukommen sind auch hoch. Und wers nur auf Zeit macht - freiwilliger Wehrdienst, was auch immer - kann auch das als Sprungbrett nutzen, wird je nach bestehendem Lebenslauf dann vielleicht auch lukrativer für Unternehmen oder findet alternativ da seine neue Heimat.
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So beschissen wir das System "Hartz 4" auch finden mögen, so viel Verbesserungsbedarf man debattieren könnte oder ob man das nicht einfach abschafft und neu aufsetzt, so praktisch muss jeder Einzelne damit umgehen der davon betroffen ist. Daher fand ich es ganz praktisch hier eher sekundär zu meckern, zwischen den Zeilen. Praktischer erscheint es mögliche oder tatsächliche Alternativen aufzuzeigen, damit Leute die nicht drin sein wollen weitere Wege aus H4 finden können. Ich habe nun mein relatives Glück im Berufsleben gefunden und wäre anderweitig wahrscheinlich auf lange Sicht psychisch kaputtgegangen.
Gönne ich keinem, hatte auch genug mit solchen Leuten zutun die schon lange bezogen haben, aber an sich noch relativ jung waren. So willste in der Regel nicht enden. Soll nicht heißen, dass Leute die lange beziehen automatisch so enden oder sind! Gerade bei den Langzeitarbeitslosen die immer noch bemüht sind etwas zu finden sage ich "Hut ab!", aber ich persönlich wäre vermutlich in einer Abwärtsspirale gelandet die eher hemmend bei der Arbeitssuche gewirkt hätte.