Realo schrieb:Nein, erstens kannst du nicht eine Ausnahmeregelung aus einer Religion (Ehrenmord) zum Wesen dieser Religion machen, und zweitens ist auch in diesem Fall das System Recht nicht dem System Religion übergeordnet, sondern das Recht hat Paragrafen, und da spielt es überhaupt keine Rolle, aus welchem anderen System der Gesetzesbruch erfolgt. Das System Recht muss diesen Straftatbestand ahnden, aber dadurch ist es noch lange nicht der Religion übergeordnet. Es orientiert sich ausschließlich an Paragraphen, ansonsten ist vor dem Gesetz jeder gleich.
Ich habe nie behauptet, dass eine Ausnahmetat aus einer Religion das Wesen der Religion ist. Ich wollte nur ein Beispiel bringen, dass Religion Grenzen hat, die durch das Recht definiert werden.
Gründe ich beispielsweise eine Religion, habe ich die Religionsfreiheit, beinhaltet diese Religion aber dass ich das Recht habe Kokain zu verkaufen, da "Gott das so will", gilt das nicht, da das Recht übergordnet ist.
Es gibt übergordnet, untergeordnet oder gleichrangig. Übergeordnet heißt, dass das Recht hier stärker wiegt als die Religionsfreiheit und ich daher trotzdem geandet werde. Wäre das Recht untergeordnet, würde mir die Religion alles erlauben. Gleichrangig würde bedeuten, dass ich laut Recht verurteilt würde, aber laut Religion es mir erlaubt wäre. Oft ist gleichrangigkeit also gar nicht möglich.
Vor dem Gesetz ist jeder gleich, nur deshalb weil es mir z.B. auch keine Religion erlaubt plötzlich über dem Gesetz zu stehen. Das Gesetz ist der Religion übergeordnet. Ich habe keine Ahnung, warum du das anders siehst. xD
Realo schrieb:Politik hat eben keinen generellen Einfluss auf Wirtschaft, auch wenn es diverse Lobbys und Verflechtungen gibt, die aber eher der Wirtschaft einen Einfluss auf die Politik sichern als andersrum. Im Wirtschaftssystem ist der Staat ein Akteur wie jeder andere auch. Das wäre ja auch noch schöner, wenn er da einen Bonus hätte. Es gibt auch kein Geldmonopol, es gibt nur viel Geld und weniger Geld. Banken haben kein Geldmonopol, sondern sie verwalten fremdes Geld nur "treuhänderisch" und müssen auch mit einer bestimmten Menge Eigenkapital für die Kundeneinlagen haften.
Wenn es überhaupt jemanden gibt, der von außen oder von oben Einfluss auf das Geld hat, dann sind das die Zentralbanken, und nur mit diesen interagiert auch der Staat, wenn er Kredite aufnimmt, die wiederum in Form von Staatsanleihen an die Banken verliehen werden, die diese über die Börse den Kunden zum Kauf anbieten und verkaufte Anleihen wieder zurückkaufen. Auch das ist ein ziemlich durchdachtes System. Warum sollte sich der Staat außer bei Steuern um das Geld der Staatsbürger kümmern?
Das letzte mal als ich was dazu gehört habe, leihen sich Staaten das Geld unter anderem von Privatbanken. Diese Privatbanken erschaffen das Geld aber aus dem nichts. "Fiat Money", da mit der Einlage von Eigenkaptial und einem gewissen Hebel, den Banken dieses Recht per Gesetz gegebe wurde. Ich glaube das hat unter anderem Professor Hörmann erklärt.
Im Grunde geht es mir darum, dass es keinen Grund gäbe, den Staat nicht das Geld selbst drucken und als Grundeinkommen ausgeben zu lassen. Für die Wirtschaft ist es egal woher das Geld kommt, solange die Geldmenge reguliert wird. (Kann z.B. vom Staat durch Steuern wieder eingezogen und vernichtet werden)
Auf jedenfall gäbe es dann keine Staatschulden und keinen Zwang für den Zins des Staates zu arbeiten. Ein großer Batzen Geld geht nur für Zinsen drauf.
Realo schrieb:Jau, früher haben sich einige Leute das Geld ja auch gemalt. Seitdem die Banknoten immer komplexer und fälschungssicherer werden, wird das immer schwerer. Der Staat kann eben nicht selbst Geld drucken und schon gar nicht beliebig viel, denn er will ja schließlich keine Inflation verschulden, und außerdem ist er nur Treuhänder. So kann er seine Schulden natürlich nicht tilgen, schließlich ist er nicht (mehr) der Leviathan, sondern auch nur ein System unter vielen.
Inflation ist eine zu hohe Geldmenge. Wenn der Staat das Geldmonopol besitzt, könnte er die Geldmenge durch Steuern und Geldvernichtung auch wieder verringern.
Im Grunde gibt es nur einen einzigen Grund dagegen, den Staat das Geld selbst drucken zu lassen. Missbrauch. Denn der Staat könnte sich "alles leisten", beliebig viel Geld drucken und Inflation verursachen. Dass das nicht geschieht ist aber der Job der Technokraten in den Räten. Zudem noch das Volk dass darüber wacht, dass kein Missbrauch geschieht.
Realo schrieb:Gehört zu deiner idealen Gesellschaft nicht die "gleiche" in Bezug auf Vermögen? Hab dein Eingangspost lange nicht mehr gelesen und auch nur zu flüchtig, aber wenn du schreibst, dass jeder immer reicher wird, je weniger Arbeitsplätze es noch gibt, ist es eigentlich unerheblich, ob es noch Privateigentum gibt oder nicht, weil sich dann jeder ja alles leisten kann, was er zum Leben braucht. Da könnte man dann praktischerweise für alle Gebrauchsgüter und Lebensmittel Geld als Gegenwert abschaffen, so dass Geld nur noch auf "höherer Ebene" zwischen den Unternehmen, dem Staat, den Banken und Versicherungen notwendig wäre, aber nicht mehr für den Konsum. Nur so ein Nebengedanke.
Nicht ganz. Nicht jeder wird immer reicher, sondern jeder bekommt mehr Grundeinkommen. Der eine gibts vllt gleich aus für Glückspiel, der ander spart lieber. Der eine wird reicher, der andere bleibt arm.
Auch kann jemand der z.B. anderen seinen Besitz verkauft, Kunst verkauft etc. auch mit maximalem Grundeinkommen immer noch Geld verdienen und dadurch reicher werden als andere.
Und nicht jeder kann sich alles leisten. Ressourcen, Platz usw. sind begrenzt. Manche Mittel haben daher einen hohen Preis und können sich nur von denen geleistet werden die gespart haben oder die zusätzlich zum Grundeinkommen noch Geld verdient haben.
Realo schrieb:Das hieße aber im Umkehrschluss, dass bei einer vollautomatisierten Gesellschaft Geld überflüssig würde. Es würde dann einfach genau das produziert, was jeder zum Leben und darüber hinaus zu einem bescheidenen Luxus braucht. Schon allein aus dem einen Grund schwierig, weil einige in Villen leben, die meisten (in der 3. Welt) aber in Hütten hausen. Wo man keine Norm reinkriegen kann, gibt es weiterhin wenige Bevorzugte und viele Benachteiligte. Und wir wollen ja auch nicht weltweit für jeden nur normierte Häuser, das wäre ja schrecklich.
Eben nicht. Ressourcen und Platz genügen nicht immer für alle. Die Preise sind dementsprechend. Jemand kann daher also nur in der Villa leben, wenn er dafür gespart hat oder sich noch zusätzlich zum Grundeinkommen Geld verdient hat, z.B. durch den Verkauf von Kunst.
Und wieso sollten automatisch normierte Häuser rumstehen? Du hast ein Budget, ein Grundstück gewisser Größe, und eine Vorstellung deines Hauses. Es wird so gebaut wie du es willst.
Realo schrieb:Das geht wie gesagt aus den genannten Gründen nicht und dazu hat nicht einmal der mächtigste Mann der Welt genug Macht, zudem wäre es Machtmissbrauch.
Wenn ein Revolution des Volkes wie damals in Frankreich auftreten würde und wir würden zusammen ein neues Modell aufbauen hat das doch nicht mit "nicht genug Macht" oder "Machtmissbrauch" zu tun. In Frankreich wurde es ja vollzogen.
Realo schrieb:Verstehe ich jetzt nicht. Wenn ich mir bei der Bank 1000 € vom Konto auszahlen lasse, verschuldet sich weder die Bank noch ich. Natürlich entsteht Geld auch durch Schulden, hab ich ja auch gesagt, aber eben auch durch Wertschöpfung – die Welt wird immer reicher durch Produktion und Konsum –, und eben auch durch Verbrechen (zusätzliches Schwarzgeld, dessen Menge niemand kennt, Näheres s.o.).
Wenn du dir 1000€ auszahlen lässt, gibt dir die Bank nur Geld, das du schon vorher hattest und auch vorher schon jemand anders gehört haben. Ganz am Anfang entstanden die 1000€ aber durch eine Schuld. Jemand lieh sich Geld mit einem Kredit und die 1000€ wurden erschaffen.
Wertschöfpung erzeugt kein Geld. Wenn du was herstellst, bekommst du nur Geld was irgendwann mal von jemanden als Schuld aufgenommen wurde. Zumindest meines Wissens nach. Wie ich Hörmann und andere verstanden habe.
Realo schrieb:Dein Wort in Gottes Ohr, aber die Welt entsteht nun mal nicht mit der Geburt eines jeden Menschen immer wieder neu. Bis auf Weiteres müssen wir uns damit abfinden, dass der Wohlstand höchst unterschiedlich verteilt ist, und dagegen hilft auch nicht, noch ein wenig intensiver zu träumen, sondern allein, günstige Trends, soweit sie sich abzeichnen, zu verstärken und zu beschleunigen. Mal ganz abstrakt formuliert.
Ja, aber es können ja Mechanismen eingebaut werden, die es z.B. sehr einfach machen eine Millionen zu machen, aber sehr schwer darüber hinaus zu kommen (nur mit viel Fleiß), als es zurzeit umgekehrt ist. Meine Intention ist es zumindest unsere Welt in solcher hinsicht zu versuchen zu verbessern.
Ich hab auch keine Ahnung welchen Trends ich folgen sollte das sowas Realität wird. Das einzige was mir realistisch erscheint ist eine Alternative zu erdenken und diese zu verbreiten, sodass die Menschheit dafür arbeitet das zu erreichen. Denn grundsätzlich gibt es eher 1% Superreiche und 10% Reiche, also eher die Minderheit und die Mehrheit hätte theoretisch ja eigentlich die Macht alles zu ändern, wenn sie sich nicht so macht- und alternativlos fühlen würde.
kuno7 schrieb:Ja, ich schrieb ja auch "persönlichen Vorteil". Letztlich hätten ja auch alle was davon, wenn sich alle freiwillig an die Gesetze halten würden, das läuft so aber nich, die meisten Menschen sind nur begrenzt altruistisch veranlagt.
Ja, aber wenn ich eine Millionen bekomme weil ich der Allgemeinheit (der Firma) eine Idee bringe, der Ihr nützt, ist das ja zu meinem persönlichen Vorteil und hat nichts mit Altruismus zu tun.
kuno7 schrieb:Wie würde denn die "technokratische" Vorauswahl deiner Meinung nach ausfallen?
Nicht jeder will Politiker/Rat werden (besonders ohne Bezahlung). Nicht jeder hat die Qualifikation. Und wenn dann wirklich immer noch 100000 Leute für einen Posten als Bewerber bereitstehen, dann sei es so. Hat man halt die Qual der Wahl. Wer will denn aber irgendwem der 100000 Bewerber, die qualifiziert sind die Bewerbung verbieten und aus welchem Grund?
kuno7 schrieb:Aber gut, erzähle doch mal am deinem Beispiel, wie du vorgehen würdest. Wir haben jetzt also X Leute, welche sich zur Wahl stellen und du kennst jetzt erst mal keinen von denen. Deren Lebensläufe und berufliche Werdegänge stehen dir zur Verfügung. Wie gehst du nun genau vor?
Die Medien gibts auch noch. Haben mir die Medien also niemand sympatischen kompetenten vorgestellt, suche ich mir aus der Liste den, der mir am ehesten von den Plänen/Zielen zusagt, die er ausschreibt, dass er verfolgt.
McMurdo schrieb:Moment, angenommen von heute auf morgen würde alle Arbeit von Robotern übernommen werden, glaubst du das BIP würde sich in irgendeiner Weise ändern?
Über lange Zeit eventuell, da Arbeitskraft der Menschen frei wird und Roboter immer mehr und mehr neue Arbeiten übernehmen könnte. Aber außerdem wird der Wohlstand besser verteilt, da nicht mehr einigen wenigen die Produktionsstätten gehören, die immer mehr Reichtum anhäufen, sondern alle Menschen höhere Grundeinkommen erhalten.
Nerok schrieb:Und wer baut und repariert die Maschinen?
Wer führt Wartungsarbeiten durch?
Wer denkt sich neue Maschinen aus?
Wenn Maschinen keine Maschinen bauen oder reparieren, machen das Menschen die dafür bezahlt werden.
Warungsarbeiten das gleiche.
Neue Maschinen das gleiche.
Nerok schrieb:Und warum sollte ich diese Arbeit tun wenn ich doch auch so schon genug zum leben bekomme?
Genug ist für jeden subjektiv. Sich keinen Urlaub leisten zu können oder ein Haus, mag für den einen ok sein, der andere würde noch Arbeitn um sich das leisten zu können.
Nach dem Überleben und Leben, kommt der Luxus.