Ich möchte nochmal auf das hier zurückkommen:
Foss schrieb:FF schrieb: Oder dass bei Beschreibungen von Verdächtigen oft "jung, schwarz" angegeben wird, auch wenn es kein junger, schwarzer war?
Foss schrieb: Dazu hätte ich gerne mal empirische Erhebungen. Außerdem: Das erklärt immer noch nicht die überproportionale Kriminalität. Weil die ist ja ein Fakt, oder nicht?
http://edition.cnn.com/2017/03/07/politics/blacks-wrongful-convictions-study/index.htmlIch habe außerdem die letzten Tage meine Freizeit mit etwas Recherche verbracht und einiges dazu gefunden, es ergibt sich folgendes Bild:
Angefangen damit, dass Schwarze häufiger in Straßenkontrollen angehalten und durchsucht werden (obwohl man statistisch eher bei Weißen etwas strafbares im Auto findet), dann höhere Bußgelder und Strafen bekommen, von Weißen leichter falsch identifiziert werden, generell häufiger und höhere Strafen für die gleichen Verbrechen bekommen und auch länger einsitzen, bis eine Unschuld festgestellt wird, überproportional häufig bei Polizeikontakt mit körperlicher Gewalt zu tun bekommen, auch wenn sie unschuldig sind, bis dahin dass sie überproportional häufig die Todesstrafe bekommen... selbst ein seit einigen Jahren eingeführter Algorythmus, der berechnen soll, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Verurteilter rückfällig wird, entscheidet rassistisch gegen Schwarze.... und irrt fundamental.
Alles das trägt zumindest zu einem Teil dazu bei, dass die Kriminalitätsrate unter Schwarzen höher ist, dass mehr Schwarze in den Gefängnissen einsitzen, scheinbar schwerere Verbrechen begehen für die sie höhere Strafen erhalten müssen u.s.w..
"Racial profiling" und alle möglichen staatlichen Strukturen durchsetzender Rassismus wird zur sich selbst erfüllenden Voraussage:
Wenn man Schwarze häufiger und länger einsperrt, sind auch mehr Schwarze in der Statistik kriminell, und machen einen höheren Anteil der Eingesperrten aus, als wenn man die exakt gleichen Strafen unter gleichen Vorraussetzungen geben würde.
Und leider werden sie aufgrund von Vorurteilen auch eher erschossen... auch dazu gibt es Untersuchungen, dass schlecht geschulte Polizisten in Videosimulationen eher auf Schwarze Unbewaffnete schießen, als auf weiße.
Die Schulung, die ihnen das abgewöhnt, erhalten nicht alle.
(Alles durch Studien belegt)
Die "überproportionale Kriminalität" von Schwarzen ist eben kein "Fakt", so als wäre sie angeboren. Sie ist die Folge von sozialen und ökonomischen Verhältnissen, unter anderem Rassismus.
Du möchtest anhand von einzelnen Beispielen suggerieren, dass die BLM-Bewegung gewaltbereit und rassistisch ist, dass Schwarze von vornherein krimineller sind ist ja schon "Fakt".
Foss schrieb:Wenn ich ein Affen einen Frosch vergewaltigen sehen, dann ist es auch die Wirklichkeit, ohne dass ich dazu hunderte Affen im Vergleich beobachten muss.
:D :D :D Das ist auf jeden Fall der hinkendste Vergleich, den ich seit langem gelesen habe.
Aber interessant, wie Du im Zusammenhang mit Schwarzen prompt auf "Affen" kommst.
Und die Weißen, die sind wehrlose Frösche, so viel kleiner.
In Deinem Beispiel zeigt sich ein bekanntes Stereotyp: Großer, schwarzer, haariger Affe benimmt sich gewalttätig.
Schwarze Jugendliche (!) werden von Zeugen und Polizisten bis zu 4,5 Jahre älter und körperlich größer eingeschätzt, als sie sind. Damit werden sie als potentiell gefährlicher wahrgenommen, als weiße Jugendliche, denen man eher "jugendliche Unschuld" zugesteht.
(Auch dazu gibt´s Studien)
Foss schrieb:Das wäre ein breiterer Blick auf die Wirklichkeit. Es macht aber das Video nicht zu einer Fiktion.
Das eine wäre eine Studie, das andere ist weder repräsentativ, noch aussagekräftig. Du kennst nichtmal die Umstände der Entstehung des Videos: Was ist zwischen den Schnitten passiert? Sind das wirklich zufällige Passanten oder Statisten? Sind die Umfelder der Drehorte wirklich vergleichbar? .... das Video ist möglicherweise Fiktion, zumindest ist es offensichtlich nicht neutral, was das Verhalten der in den verschiedenen Situationen angeht.
Foss schrieb:Ach, und diese Tatsache macht es jetzt verständlich, dass sie darauf aggressiv und zum Teil gewalttätig reagieren?
"BLM" ist aufgrund überproportionaler Polizeigewalt gegenüber von Schwarzen entstanden.
Wie Du in dem Video auch sehr gut sehen kannst, wird das Problem und die Bewegung von Weißen bestenfalls zu "All Lives Matter" verbessert, schlimmstenfalls (ebenso oft) ignoriert. Es interessiert sie nicht,
weil es sie nicht betrifft. Vielleicht erkennst auch Du den zugrunde liegenden Rassismus, der sich in der Tatsache (weniger Polizeigewalt gegen Weiße) und der daraus folgenden Ignoranz ausdrückt: "Ich bin weiß, Polizeigewalt gegen Schwarze ist nicht mein Problem".
Auf Wikipedia steht die Antwort, warum "All Lives Matter" nicht die richtige Antwort ist: Wenn ein Haus brennt, löscht die Feuerwehr nicht alle Häuser in der Straße. "BLM" spricht ein spezielles Problem an, nicht alle den Themenkreis "Polizeigewalt" oder "Gewalt" umfassenden Probleme.
"All Lives Matter" als Slogan geht eben nicht auf dieses spezielle Problem ein, sondern blendet es wieder aus, es geht wieder um die allgemeine Polizeigewalt gegen alle. Als Antwort auf "BLM" bedeutet es also: "Aber Schwarze leiden gar nicht besonders unter Polizeigewalt, sondern alle"... und ist, indem es vorgeblich anti-rassistisch ist, rassistisch, indem es den Rassismus leugnet oder zumindest ignoriert: "Wenn besonders viele Schwarze von Polizeigewalt betroffen sind, dann ist das Zufall/liegt es an den Schwarzen/interessiert es niemanden, warum das so ist".
Ob es wirklich so ist, dass Schwarze auf den Slogan so aggressiv reagieren, bezweifle ich noch. Ich halte das Video nicht für repräsentativ.
Foss schrieb:Oh ja, auf die Erklärung bin ich gespannt. Wirklich!
(...)
Ne, mal im Ernst: Was ist daran so problematisch. Die grüßen sich doch andauernd mit "bro".
Nein, tun sie nicht. Das ist ein
Stereotyp, eines von vielen die Rassismus ausmachen. Darum die aggressive Reaktion: Da steht ein Weißer und meint, Schwarze über BLM belehren zu müssen, und spricht sie mit einem abgedroschenen Ghettoslang-Stereotyp an.
In etwa so, als würde ein Mann einer fremden Frau einen Vortrag über Feminismus halten und sie dabei mit "Schätzchen" ansprechen. Machen doch auch Frauen untereinander, oder? Ist doch total feministisch, wenn das ein Mann macht, oder? Damit zeigt er doch, wie gut er Frauen versteht!
Foss schrieb:Also wenn ich Schwatzen demnächst den Handschlag verweigere, da ich sowas ja nur unter Weißen mache, ist das auch genehm?
Ein Handschlag ist eine unter allen möglichen Leuten in westlichen Kulturen übliche höfliche Begrüßungsgeste, die demonstrativ soziale Grenzen überwinden soll.
Das "bro" verwendet der Typ in dem Video, weil er meint, dass Schwarze einander damit ansprechen. Als würde er einen fremden Menschen, der aus Alaska kommt, mit Nasenkuss begrüßen.
http://www.reisewetter24.net/der-eskimokuss-ein-weit-verbreiteter-irrglaube (Archiv-Version vom 01.02.2018)Foss schrieb:Je mehr wir darüber diskutieren desto deutlicher wird die Verteilung des Hasses.
Du willst also nachweisen, dass Schwarze mehr hassen als Weiße und rassistischer sind?
Oder dass die BLM-Aktivisten mehr hassen als die Neonazis?
Foss schrieb:Gut, dass wir das schon mal festhalten können. Falls mal jemand wieder kommt von wegen "wollen zum friedlichen Miteinander beitragen".
Wenn eine Minderheit einer Bewegung bei einzelnen Anlässen gewalttätig ist, dann trifft das noch lange nicht auf die Mehrheit der Bewegung zu und bedeutet nicht, dass deren Ziel (weniger Rassismus für eine friedlichere Gesellschaft) das Gegenteil wäre.
Die BLM-Bewegung ist keine homogene Organisation, keine Partei, hat keine festen Strukturen und keine gewählten Anführer.
Die übergroße Mehrheit ist friedlich und
gegen Rassismus.
Die AfD, mit der Du sie vergleichst, ist eine Partei, mit gewählten Vertretern und Abgeordneten und einem gemeinsamen Programm - da sollte man schon eher erwarten, dass über mehr als grundlegende Punkte Einigkeit herrscht. In der AfD kann man Mitglieder, die sich entgegen der Grundsätze äußern, aus der Partei ausschließen. In einer nicht strukturierten Organisation kann man das nicht.
Foss schrieb:Ich wollte eigentlich eine Erklärung, warum man nicht gegen einen Abriss des Denkmals sein kann. Es ist doch allen klar, dass die Entscheidung zum Abriss vor der Anmeldung der Nazis passiert sein muss.
Ach so, die Nazis, deren offensichtliche Gewaltbereitschaft, dass jemand gestorben ist oder Trumps Reaktion sind gar nicht die Probleme, über die wir diskutieren, sondern wie das nun mit den Denkmälern ist und wie aggressiv die Gegendemonstranten waren. Verstehe.
quote=foss id=19981601]Und außerdem: Wie soll man sich das jetzt vorstellen? Ich bin gegen den Abriss, aber wenn sich da jetzt Nazis zu einer Demo verabreden, dann bin ich doch dafür? wtf[/quote]
Das ist so dermaßen doof, dass mir schon fast nichts mehr dazu einfällt. Die Gegendemonstranten haben
gegen die Vereinnahmung der Denkmäler durch die Nazis und
für den Abriss demonstriert.
Irgendwie kommen bei Dir ständig Ursache, Wirkung und Folge durcheinander.
Foss schrieb:Ja, es gab diese Demo der Nazis, aber es gab auch den Protest, der gegen den Abriss war. Die Nazidemo gliedert sich zwar in den Protest mit ein, aber nur in der Weise, dass sie sich gegen einen Abriss des Denkmals positionieren. Ich behaupte sogar, dass die Schnittmenge der Positionen sehr klein sein wird und nur aus dem Verhindern des Abrisses besteht. Und Demo ist nicht gleich Protest.
Es sagt niemand was gegen die öffentliche Kontroverse um die Denkmäler, so weit sie friedlich ausgetragen wird. Und was macht es für einen Unterschied, ob da für oder gegen was demonstriert wird?
Richtig, in einem stimme ich zu: Die Nazis wollten vor allem den gemeinsamen Aufmarsch, die Denkmäler waren Nebensache. Das schrieb ich schon in mehreren Beiträgen.
Genau
darum gab es die Gegendemos, weil es bereits zuvor solche Naziaufmärsche in Charlottesville gab und man denen nicht die Bühne für ihren (verfassungsfeindlichen) Hass bieten möchte.
Foss schrieb:Wollten die Nazis Aufmerksamkeit und Gewalt? So haben sie das richtige gemacht. Wollten die Gegendemonstranten eine friedlichere Gesellschaft? So haben sie was falsch gemacht.
Das ist so ziemlich das zynischste, was ich seit langem gelesen habe.
Ob jemand etwas "richtig" macht, bemisst sich also daran, ob er seine Ziele erreicht hat.
Die Gegendemonstranten sind Schuld an der Gewalt - nicht die, die sie offen propagiert haben und von denen einer mit dem Auto in eine Menschenmenge raste.
Du meinst, weil da auch Leute mit BLM-Schildern waren, und irgend welche Leute der BLM-Bewegung mal irgend was gesagt haben, was Du als Propagierung von Gewalt auslegen kannst, kannst Du alle Gegendemonstranten in Charlottesville diffamieren?
Die Neonazis haben ja nur ihr Recht auf Meinungsfreiheit ausgeübt?
Und was das mit Trump zu tun hat? Du übernimmst seine "Argumentation": "Es gibt auf beiden Seiten böse Menschen" und letztendlich: "Die Gegendemonstranten waren böser, sie haben die Gewalt provoziert".
Und das ist eine Falschdarstellung.