Asylgesetzgebung: Muss sie angepasst werden?
23.12.2017 um 11:33neugierchen schrieb:Klima ist nun kein Asylgrund, daher ist es in diesem Thread falsch.Aber @taxista hart dir doch schon in dem Post direkt über deinem die Antwort gegeben:
taxista schrieb:man muss die Gesetze der Realität anpassen.Und nu?
Als das Asylrecht in die Verfassung geschrieben wurde, kannte man als Asylgrund nur politische Verfolgung. Man wollte Zustände, die einen zweiten Holocaust verursachen könnten, schon im Keim ersticken.
Inzwischen hat sich das Asylrecht, zunächst nach der GFK, auch auf (Bürger-)Kriegsflüchtlinge erweitert, man nennt das subsidiären Schutz.
Bisher hat man sich hartnäckig dagegen gesträubt weitere Fluchtgründe anzuerkennen; man fasst diese Flüchtlinge allgemein unter "Wirtschaftsflüchtlinge" zusammen. Ein Armutsflüchtling, der dem Verhungern/Verdursten entgehen will, etwa aus Sudan, ist aber kein Wirtschaftsflüchtling, sondern ein Armutsflüchtling. Seit einigen Jahrzehnten wissen wird, dass der Klimawandel durch erhöhten CO2-Ausstoß entsteht und damit menschengemacht ist. Die Auswirkungen machen sich besonders in den subtropischen Zonen bemerkbar. Wir müssen mit immer mehr Klimaflüchtlingen rechnen. Sollen wir die auch "Wirtschaftsflüchtlinge" nennen?
Kurz und gut: Je mehr wir wissen und die Fluchtgründe analysieren, umso mehr wissen wir auch, dass das Asylrecht nicht mehr adäquat ist. Man sollte neben dem Asylrecht (Artikel 16a GG) daher auch ein allgemeines Schutzrecht (wenn es noch keinen Artikel 16b gibt, dann 16b, oder 16c) einführen, das Armuts- und Klimaflüchtlinge einschließt. Hier könnte man in internationaler Kooperation Pläne entwerfen, dass diese Flüchtlinge nicht nach Europa flüchten sollten, sondern in benachbarte Regionen, wo die Armut und die klimatischen Auswirkungen nicht ganz so schlimm sind wie in ihrer Heimat. Da der Westen aber indirekt Schuld an der Verarmung ist (Weltwirtschaft, Folgen des Kolonialismus) und direkt am Klimawandel, muss er eben auch die Kosten solcher "innerafrikanischen" und "innerasiatischen" Umzüge bezahlen und politisch arrangieren, denn das aufnehmende Land will sich das zu Recht vergüten lassen.
Umsonst kommt der Westen, der dafür ursächlich verantwortlich ist, mittel- und langfristig jedenfalls nicht darum herum, für die humanen Schäden, die er durch seine Wirtschaftspolitik weltweit anrichtet, auch zu zahlen.