Ja. Da würde ich aber dazu sagen ...
Gab der russische Präsident dem deutschen Fernsehen ein Interview, saß meist Seipel auf dem Stuhl gegenüber: 2009 eine TV-Dokumentation über den Staatskonzern Gazprom, 2012 das große Putin-Porträt in der ARD, bis heute 51-Mal wiederholt, Filme, Bücher, und alles so dicht dran, so nahe am Machthaber. Zu nahe?
Geheime Dokumente zeigen nun: Seipel hat Geld bekommen. Aus Russland. 2018 hat er einen »Sponsorenvertrag« unterschrieben, es ging um 600.000 Euro, mindestens. In dem riesigen Datensatz »Cyprus Confidential«, den ein SPIEGEL-Team mit internationalen Partnern auswertet , finden sich die Details des Deals. Vertragspartner: eine Briefkastenfirma in der Karibik. In ihrer beeindruckenden Recherche verfolgen der SPIEGEL und das ZDF die Spur des Geldes zurück in Putins Umfeld: »Seipel warb für Vertrauen und Verständnis und verfestigte ganz nebenbei die politischen Erzählungen, die den Männern in Moskau gefielen«, schreiben die Kollegen in ihrer Enthüllungsgeschichte .
Quelle:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/news-des-tages-hubert-seipel-und-wladimir-putin-kuenstliche-intelligenz-gaza-israel-a-efe72a3a-da69-432f-915b-16317bf865ab... dass Seipel dem Land auch (genau?) die Geschichten erzählte, welche das Land hören wollte. Es gab auch Osteuropa-Experten, die ihn kritisch sahen und die aber nicht so oft ins Fernsehen kamen wie Seipel. Warum nicht?
Und,
Putins Macht: Warum Europa Russland braucht, noch 2021, da ist der Titel schon Programm, tolle Arbeit das alles von dem Herrn Seipel.
Erinnert mich daran, wie Manuela Schwesig 2018 nach Moskau fuhr im Rahmen des deutsch-russischen Forums (Vorsitz Matthias Platzeck) um das Grußwort zu halten für eine "Begegnung" mit dem Titel "Architektur einer neuen Weltordnung: Die Rolle Deutschlands, Russlands und der EU". Da brauchte es die Bild, um etwas genauer nachzuschauen und nachzufragen, warum Russland-Koordinator der SPD und Schröder-Intimus Dirk Wiese (natürlich dabei wieder bei der jüngsten Ehrennadel-Ehrung für Gerhard) das so nicht so wiedergab und was er da so trieb. Hatte hier
SPD (Seite 277) (Beitrag von Fellatix)drüber geschrieben.
Aber Mützenich stellt sich in den Bundestag und fragt, wo waren sie denn, die kritischen Berichte? Und Manuela Schwesig klebt und klebt - an ihrem Stuhl.
Und nur, weil ich vorhin bei Maischberger vorbeischaute, um zu sehen, was Claudia Major so sagt (genau das, was ich hier auch schon im Interview verlinkt hatte) und da Pseudo-Experte Hajo Schumacher schon wieder die atomare Bedrohung raushaute, das scheint irgendwie so ne deutsche Lieblingsdisziplin zu sein.
Nein, die Frage hat China schon längst vom Tisch genommen, zudem würde Putin damit alle Allianzen verlieren. Wer also eine gute und wie ich finde hellsichtige geopolitische Analyse lesen will, dem sei auch diese empfohlen:
Ausblick
... Der gegenwärtige Kalte Krieg zeichnet sich durch seine Vielschichtigkeit aus: Statt offener militärischer Auseinandersetzungen steht wirtschaftliches, handels- und rohstoffpolitisches, technologisches und allianztechnisches Dominanzstreben im Vordergrund.
Das verbreitete Narrativ, dass ein Dritter Weltkrieg zwischen den USA, China und Russland unausweichlich sei, entbehrt jeder logischen Grundlage angesichts der nuklearen Bewaffnung der Hauptakteure. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit für eine direkte militärische Konfrontation oder gar einen nuklearen Schlagabtausch zwischen diesen Staaten äußerst gering. Es ist vielmehr ein Ringen um Einfluss und Überlegenheit in einer gegabelten Weltordnung, die von strategischen Allianzen und geopolitischen Ambitionen geprägt ist.
Quelle:
https://materie.at/gk/kalter-krieg-2-0-die-usa-und-der-drachenbaer/Der ganze Artikel von Velina Tchakarova ist lesenswert.
Und ich würde mir einen Kanzler wünschen, der das Gefühl vermittelt, dass er weiß, was es bedeuten würde, wenn Russland damit durchkommt, in der Ukraine. Und der durchblickt, auch in Sachen China.