Zz-Jones schrieb:... aber wo siehst Du ansonsten Massenangriffe?
In den letzten Monaten konnte man solche Angriffe an der ganzen Ostfront von Bilohoriwka im Norden bis Pawliwka im Süden beobachten. Es gibt an diesem Frontabschnitt bis zu 100 einzelne Angriffe pro Tag. Dabei werden nicht nur Reservisten und Wagner-Söldner verheizt sondern teilweise auch Elitetruppen wie die Marineinfanterie. Als Beispiele gebe ich zwei Links. Es gibt aber noch viele weitere Berichte.
https://www.n-tv.de/politik/Russland-verdreifacht-Sturmangriffe-im-Donbass-article23696955.htmlhttps://www.nzz.ch/international/ukraine-russland-erleidet-hohe-verluste-bei-schlacht-im-donbass-ld.1711191Zz-Jones schrieb:Ich schätze eher dass Russland überhaupt gar keine Strategie hat (außer Terror an der Zivilbevölkerung und Aufrechterhaltung der Propaganda).
Durchaus möglich, jedenfalls aktuell. Der Ausbildungs- und Ausrüstungsstand der russ. Truppen ist aktuell wahrscheinlich auch zu schlecht für taktisch oder gar strategisch anspruchsvolle Operationen. Dazu kommt die Rasputiza, also die Schlammperiode. Aber man darf nicht den Fehler machen und nun glauben dies wäre ein in Stein gemeißelter Dauerzustand für die nächsten 100 Jahre. Wenn es so kommt, dann wäre das echt gut. Aber darauf verlassen kann man sich nicht.
Senkuu schrieb:Mannstärke spielt in einem modernen Krieg weniger das Problem und selbst wenn würde es noch Jahre dauern bis die Ukraine ihren Manpower pool ausgeschöpft hat. Du kannst da in so einem existenziellen Krieg damit rechnen das man min. 10% der Bevölkerung einziehen kann (4,4 Millionen) und das ist noch vorsichtig geschätzt.
Ja, die Ukrainer könnten sicher nochmal 1 Mio oder etwas mehr mobilisieren. Kurzfristig werden sie keine Probleme bei der Mannstärke haben. Aber hier im Thread wurde ja spekuliert ob der Krieg noch viele Jahre, bis zu zehn, dauern könnte. Und dann wird das irgendwann zu einem Problem, wenn man nur 1/3 der Bevölkerungsanzahl wie der Gegner hat. Wie gesagt: Es ist eher ein mittelfristiges Problem. Ich persönlich gehe auch nicht davon aus, das der Krieg so lange dauert bis dieses potentielle Problem akut wird.
Röhrich schrieb:Ich rede nicht mal davon, dass sich am Militär viel ändert außer vielleicht, dass die Mannstärke nicht nur auf dem Papier passt sondern auch real physisch in der Truppe ist.
Von einem besseren Stand würde ich aber nicht ausgehen, da vermutlich eben sehr viel veraltete Technik zum Einsatz kommen wird.
Die Reservisten sind jedenfalls an der Front, ebenso wie die Wagner-Söldner. Wie viel sie bewirken wird man sehen. Im Donbass reicht es immerhin für einen sehr langsamen Vormarsch. So ganz nutzlos ist das aus militärischer Sicht nicht. Die Frage ist eher wie lange Russland solche intensiven Angriffe durchhalten kann und ob so ein Verheizen der eigenen Truppen nicht irgendwann politische Folgen in Form von landesweiten Protesten der Angehörigen usw hat.
Material hat Russland immerhin noch. Und so schlecht sind T-62 und Co nun auch wieder nicht. Sicherlich ist das etwas jämmerlich für eine angebliche Großmacht, aber wenn sie damit den Krieg gewinnen oder zumindest eine krachende Niederlage verhindern, wird hinterher auch keiner meckern.