Gwyddion schrieb:Ich oder meine Familie waren weder direkt noch indirekt an irgendwelchen Ausbeutungen während der Kolonialzeit beteiligt noch haben wir davon profitiert, wir waren weder an Greultaten während des WK II oder am Irakkrieg beteiligt.
Das können 98% von "denen" sich auch von sich sagen.
Wir disktanzieren uns ganz selbstverständlich von der Vergangenheit, und auch von den Verstrickungen, die sich immer noch finden lassen ... Rohstoffe für Giftgas? Waffen? Was haben wir damit zu tun, dass irgendwelche deutschen Firmen sowas liefern?
@Fedaykin Der Irrtum ist, darin nur eine Schuldzuschreibung zu sehen.
Es soll nur dazu dienen, zu erklären, wie ein Konflikt zustande kommt, nicht für eine Entschuldigung der "Gegenseite".
Es kann aber einfach nicht sein, dass eine Gesellschaft es jahrzehntelang versäumt, sich um Integration überhaupt mal Gedanken zu machen, und dann den Einwanderern vorwirft, sich nicht integrieren zu können ... obwohl die meisten es längst getan haben.
Es kann auch nicht sein, dass man den Anderen Rassismus vorwirft, aber den eigenen ignoriert. Oder "Die" immer fleissig pauschalisiert, aber sich selbst als Individuum mit eigener Meinung und Weltanschauung betrachtet wissen möchte.
@insideman "Unsere" Mittel, "dort" militärisch aufzuräumen, sind aber begrenzt ... und damit ist der Plan schon gescheitert, wie in Afghanistan, dem einen oder anderen Staat in Afrika, oder auch schon damals in Vietnam. Die Konfliktländer können sich nur selbst retten, und man kann vielleicht die eine Seite dabei unterstützen. Aber alles andere wird nur eine Feindschaft schüren, die (wie in Jugoslavien) auch noch Generationen später wieder ausbrechen kann.
In Ägypten kann man das auch beobachten, wie selbst eine drakonische Militärdiktatur, die mit Haft, Folter und Todesurteilen gegen Regimekritiker vorgeht, nichtmal das eigene Land beherrscht.
Wir können "Denen" nicht unsere Werte und Vorstellungen aufzwingen. Wir können nur versuchen, unsere Gesellschaft stark genug zu machen und gut genug zu schützen, dass wir nicht zum Angriffsziel werden und vielleicht sogar als Vorbild dienen können.
Vielleicht kehren irgendwann mehrere Hunderttausend Menschen dorthin zurück, die ein anderes Leben kennengelernt haben, die ein Studum abgeschlossen oder wenigstens einen Schulabschluss haben, oder eine Berufsausbildung. Das wäre unsere beste Waffe gegen die Extremisten dort.
Aber haben wir die Nerven?
@Gwyddion Du hast recht damit, dass man keine individuelle Schuld trägt. Genauso wenig wie der Gemüsehändler an der Ecke, meine damaligen Nachbarn, all die anderen friedlichen Muslime Schuld am Terrorismus oder den Bürgerkriegen oder den Dikaturen tragen (wegen denen nicht wenige ihre Länder verlassen haben). Die sollen sich aber permanent distanzieren ... (tun sie ja auch, wenn man mal mit ihnen spricht. Aber wer spricht schon mit seinem Gemüsehändler über Politik.)(Ausser mir.
;) )
Der Automechaniker aus Syrien hat auch keinen Einfluss und ist vielleicht ein netter Mensch ... bis es um "deren Werte und Vorstellungen" geht.
"Die Länder dort unten" spielen aber genauso ihre Rolle wie Deutschland und die europäischen Länder "hier oben", also lohnt es sich, über diese Rollen zu diskutieren.
Das "wir" steht in einer solchen Diskussion für ein Land, eine Regierung, eine Kultur.
Man muss sich entscheiden, ob man vom Einzelnen, oder von gesellschaftlichen oder internationalen Positionen spricht.
Kämpft der islamistische Terrorismus gegen mich persönlich? Oder gegen die Gesellschaft in der ich lebe? Oder gegen Europa? Oder gegen alles, was als Symbol für das stehen kann, was dem Islamismus entgegen steht, egal ob in Afrika, USA oder Europa, Asien oder Australien?
Ich würde auf letzteres tippen, denn dem Attentäter ist es herzlich egal, wen er mit einer Bombe tötet. Ob er einen Marktplatz in Peshawar, einen Bus in Israel, zwei Hochhäuser in New York oder einen Flugplatz in Brüssel angreift: Er nimmt sogar in Kauf, dass Glaubensbrüder, zumindest aber andere Muslime auch sterben.
Es gibt Strukturen, die es den Terroristen erleichtern, sich zu organisieren und Attentate auszuführen. Einen Teil dieser Strukturen kann man nur verstehen und bekämpfen, wenn man auch die Vergangenheit betrachtet. Ein Teil dieser Strukturen existiert in Europa, also müssen wir hier die Probleme lösen und nicht hoffen, dass das Bekämpfen des IS im Nahen Osten die Lösung wäre. (
@insideman)
"Wir" (diesmal Deutschland und Europa) können uns nicht so abschotten wie Israel, schon wegen der Größe und Topografie und der Handels- und Tourismuswege.
Darum müssen wir von innen heraus Wege finden, dem Terrorismus zu begegnen. Dazu brauchen wir die Mitarbeit und den Rückhalt der friedlichen Muslime, und darum müssen wir uns auf sie zu bewegen und dürfen nicht abwarten, bis sie sich angemessen integriert haben, bis wir sie irgendwann mal ernst nehmen und als vollwertige Bürger behandeln.