@insideman Ich schreibe nicht von "richtiger" und "falscher" Islam, sondern weise darauf hin, dass der Islam genauso wie das Christentum alle möglichen Auslegungen zulässt.
Dass einige Länder, was Menschenrechte u.s.w. angeht, sehr rückständig sind, ist unbestritten. Das findet man aber ebenso in hinduistischen, buddhistischen, auch christlich geprägten Ländern.
"Das liegt am Islam" kann also nicht die Antwort sein, und auch nicht, dass wir darum den Islam in Europa bekämpfen müssten.
Die Frage ist, warum der Islamismus so viel Zulauf hat, warum Europa Zielscheibe des Terrorismus wurde, und was man dagegen tun kann. Nicht, auf wie viele Arten ich meinem muslimsichen Nachbarn erklären kann, dass er nicht streng nach dem Koran lebt und folglich kein echter Muslim ist, und wenn er einer wäre, hier nichts zu suchen hätte.
Warum also ist Europa Zielscheibe geworden? Da muss man sich dann doch mal mit der Vergangenheit auseinandersetzen, auch wenn´s einen langweilt und man denkt, das sei doch Schnee von gestern.
Nur damit kommt man aber auf die eigentliche Begründung für den Terrorismus, denn die sozialen Verhältnisse, in denen er entstand und genährt wird, haben wir in unseren eigenen Ländern selbst zu verantworten, und im Nahen Osten und Afrika haben wir zumindest fleißig mitgewirkt. Mit "wir" meine ich Europa, aber auch die USA.
"Wir" haben versucht, von den Fehden zwischen den muslimischen Gruppen und Ländern zu profitieren, auch noch nach der Kolonialzeit. "Wir" haben der Türkei die Tür zur EU vor der Nase zugeschlagen (aber den Ostblock-Ländern, die die Menschenrechte ebenso wenig oder noch viel weniger ernst nehmen, geöffnet ... sind ja Christen!), aber ihnen die Rolle des militärischen Bollwerks überlassen, haben Waffen an alle möglichen Kriegsparteien geliefert und tun es noch. "Wir" sind aus Sicht der Nahost-Bewohner Verbündete mit Israel ... "Wir" haben außerdem gegenüber den muslimischen Ländern jahrzehntelang eine Borniertheit und Diskriminierung an den Tag gelegt, auch gegenüber den Immigranten aus den Ländern (siehe Frankreich und Algerien und die Flüchtlinge aus Algerien), die irgendwann eben auch zurück schlagen.
"Wir sind eben weiter entwickelt, religiös und kulturell und so, da haben wir doch auch allen Grund, die alle als rückständig zu betrachten und behandeln!" das ist doch, was die meisten, egal welcher politischen Ausrichtung, denken ... und mit PEGIDA kommt nur ans Tageslicht, dass eine Integration überhaupt nicht gewünscht ist.
Damit möchte ich nicht den Europäern alle Schuld geben, das wäre auch falsch. Aber zu einem Konflikt gehören eben auch immer zwei, und viele Köche verderben viel Brei.
Auch die RAF stellte die Gesellschaft vor die Frage, welche Probleme einer Terrororganisation solchen Rückhalt verschaffen. Welche Gräben waren es, die eine Kommunikation scheinbar nur noch mit roher Gewalt und Zwang zuliess?
Aber man muss die versteinerten, noch von Altnazis und der offen hetzenden Springer-Presse bestimmten Verhältnisse kennen, um das zu verstehen. Und wie jeder Versuch, zu verstehen, einem als (kriminelles) Sypathisantentum ausgelegt wurde.
Einerseits hat der deutsche Staat damals ganz richtig und konsequent gehandelt. Aber die eigentliche Arbeit gegen den Terrorismus fand in den Schulen und Universitäten statt, in der Presse und dem Fernsehen: Die Arbeit gegen die Altnazis, gegen die Hetzer und Seilschaften, für das Demokratieverständnis. Das hat die Terroristen isoliert und ihnen den Rückhalt entzogen.