Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

@Aperitif

Aperitif schrieb:tja wenn man dem Radio glauben darf also den nachrichten denken die Griechen das sie jede menge zeit haben bzgl. Eines Kompromiss. Entweder bluffen sie nur oder sie haben einen Trumpf im Ärmel.

Lt. Washington Post, ist Italien die wahre Zeitbombe, da ihre Wirtschaft sich viel langsamer erholt als die portugiesische oder eben die griechische, während ihr Anteil an der EU-Gesamtwirtschaft viel bedeutender sei

Italy is the real problem here, though. Greece and Portugal both have a lot of debt and both have been bailed out, but at least they're starting to recover and are small enough that Europe can extend-and-pretend what they owe into a tomorrow that never quite comes.

http://www.washingtonpost.com/blogs/wonkblog/wp/2015/02/13/italy-is-europes-ticking-time-bomb/ (Archiv-Version vom 14.02.2015)
Nun das mag man in den USA so sehen, vllt ist aber was dran, dass eine Einigung in der griechischen Schuldenfrage gar nicht so drängt, wie es das Ultimatum der Eurogruppe suggeriert.

@Aldaris
Mit dem Euro kann man importieren, mit einer wertlosen Drachme wird es schwer. Das Problem hatte auch die DDR oder Länder mit ähnlichen Währungen. Import teuer = Export billig, nur Hellas ist ein Importeur.

Folgende Güter muss Athen importieren = Medikamente, Nahrungsmittel und Energie. Genau das brauchen die Menschen ganz dringend. Wenn Athen aus der Eurozone geworfen wird bekommt es nur noch Kredite (wenn überhaupt denn sie sind seit Jahren auf Ramsch) mit Wucherzinsen jenseits der 20% Verzinsung. Sie müssen zwangsläufig mehr Ausführen als Einführen... Zirkelschluss die Bevölkerung wird in ihrem Lebensstandart richtig tiefe Einschnitte erfahren. Denn was nutzt es wenn die Regierung alles verbilligt oder gratis zusichert wenn man die Mittel dafür nicht kaufen kann?

@Aperitif


Alles ist Spekulation- ich wollte nur eigentlich die Meinung der anderen Seite vermitteln, mehr nicht.

Aldaris schrieb:Da bohren aber schon amerikanische Unternehmen, wenn ich mich nicht täusche.

Leider ja; das wurde während des Privatisierungswahns glänzend eingefädelt. Nun können die Grecos nicht mal ihre eigenen Ressourcen verwerten, sondern werden von Anderen ausgebeutet.

@babykecks

Eine Umstellung auf Drachme hätte auch Vorteile für Griechenland und das nicht zu knapp. Griechische Unternehmen könnten praktisch konkurrenzlos billig ihre exportierten Güter auf den Markt werfen, insbesondere Lebensmittel. Im Energiesektor wäre die Solarindustrie ebenfalls ziemlich im Vorteil, denn Griechenland bietet viel Fläche und einen hohen Nutzfaktor für dieses Industriefeld an. Zusammen mit den Exportpreisen außer Konkurrenz ein krasser Wettbewerbsvorteil.
Und dann wäre da noch die eventuelle Haupteinnahmequelle: der Tourismus, der mittels Schnäppchenpreise dank der billigen Drachme eine Renaissance erleben könnte.

Natürlich hinge auch vieles davon ab, wie die Syriza mit dieser Situation umginge. Ohne Nutzung bleibt auch das beste Potenzial verschenkt.

@munZouR
Na dann vermittele doch mal. Tu deine Meinung kund, und lass die Andeutungen und das um den brei Gerede.

babykecks schrieb:Mit dem Euro kann man importieren, mit einer wertlosen Drachme wird es schwer. Das Problem hatte auch die DDR oder Länder mit ähnlichen Währungen. Import teuer = Export billig, nur Hellas ist ein Importeur

Das hilft bloß nicht viel, wenn die Löhne dort derart gedrückt werden müssen, sodass die Menschen trotzdem kein Geld in der Tasche haben. Der ganze Käse wird sich ja wiederholen, es sei denn, die griechische Wirtschaft wandelt sich vollkommen. Abgesehen davon gibt es ja beispielsweise sowas wie den wichtigen Tourismussektor, der ordentlich Flaute hat, auch weil dort alles recht teuer ist, z.B. im Gegensatz zur Türkei.

Der Euro ist einfach zu stark für dieses Land. Lediglich im Rahmen 'der Vereinigten Staaten von Europa' macht der Euro da noch Sinn. Aber das ist nur meine Meinung, letztlich ist das ganze ja hochkomplex - selbst die Experten streiten sich darüber und liegen immer wieder falsch mit Prognosen und ähnlichem.

@Scox
Mmh ja der Tourismus da haste natürlich recht ;)

Wegen der Erdgas und Erdöl Vorkommen habe ich eine Frage. Es wurde in den 2000 Jahren vor der Krise eine Staatliche Organisation für die Ausbeutung beauftragt. Warum ging da nichts weiter?

Scox schrieb:Leider ja; das wurde während des Privatisierungswahns glänzend eingefädelt.

Dirk Müller (Falls dir der Name was sagt) hat darüber, glaube ich, sogar ein Buch geschrieben.

Kann mich aber auch irren, zumindest war der da vor Ort 'investigativ' tätig.

@babykecks

babykecks schrieb:Warum ging da nichts weiter?

Vermutlich lags an der Korruption.
Ich war mal im Urlaub auf Kreta. Ich fand es recht teuer. Euro halt. Mit der drachme könnte die Touristen brance wieder richtig blühen. Griechenland hat urlaubstechnisch sehr hohes Potential dank seiner Geschichte.

@Aldaris
Man hätte die Löhne um 25% senken müssen, aber nicht so schnell und radikal. Die Euro Staaten haben unüberlegt das angewandt was bei gesunden Ländern wie den Baltikum oder Portugal funktionierte. Die sind saniert und die sind die schärfsten Gegner Griechenlands.

Aber Hellas ist krank, es krankt an seiner Steuerineffiezenz, der Vetternwirtschaft und der Oligarchie.

dike schrieb: Portugal

Da bin ich mir auch noch nicht sicher, ob die die Krise wirklich abwenden konnten oder ob man sich nur Zeit erspielt hat. Ist aber ein anderes Thema.

babykecks schrieb:Aber Hellas ist krank, es krankt an seiner Steuerineffiezenz, der Vetternwirtschaft und der Oligarchie.

Das ist die andere Seite der Medaille. Und beide Seiten zehren die Bevölkerung aus.

@Aldaris
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/euro-krise-in-portugal-wirtschaft-nach-rettungsschirm-a-969875.html

Zumindest haben die Portugiesen das gleiche durchgemacht wie die Griechen, ohne pöpeleien und Nazidenuzierungen. Ja, sie sind frei, sicher auch etwas ärmer, aber sie haben ein gutes Fundament für eine zukünftig erfolgreiche Entwicklung.

Alle haben es geschafft nur Hellas nicht, wie ein bockiges kleines verwöhntes Kind eben. Also raus aus der Spielrunde und danach den Euro reformieren damit sich das nicht mehr wiederholt. Evt. könnte man den Euro teilweise oder ganz abschaffen. Ich glaube Europa ist derzeit noch nicht reif für so ein Projekt. In der Vergangenheit scheiterte schon was ähnliches (Lateinische Münzunion).

babykecks schrieb:Wegen der Erdgas und Erdöl Vorkommen habe ich eine Frage. Es wurde in den 2000 Jahren vor der Krise eine Staatliche Organisation für die Ausbeutung beauftragt. Warum ging da nichts weiter?

Die Situation ist ziemlich undurchsichtig. Anscheinend haben die Griechen ihre Bodenschätze noch nicht ganz aus der Hand gegeben, denn über ein Ende von Öl-/Gas-Förderung durch griechische Unternehmen ist mir nichts bekannt (vgl. http://www.handelszeitung.ch/unternehmen/oelwirtschaft-schwarzes-gold-der-aegaeis). Auch die EU und Russland haben Interesse an Griechenland's Ressourcen: http://derstandard.at/1376534089547/Griechenland-und-die-Oelmilliarden

babykecks schrieb:Aber Hellas ist krank, es krankt an seiner Steuerineffiezenz, der Vetternwirtschaft und der Oligarchie.

Oh, und wie... So lange z.B. die Reeder Steuerschonzeit haben, wird es eh schwierig werden, die notwendigen Gelder für einen Neustart zusammenzukriegen...

Aldaris schrieb:Dirk Müller (Falls dir der Name was sagt) hat darüber, glaube ich, sogar ein Buch geschrieben.

Ja, 'Showdown'. ;) Hast du das gelesen?

Scox schrieb:So lange z.B. die Reeder Steuerschonzeit haben, wird es eh schwierig werden

Lange nicht "gesehen" :)
Aber: Soweit mir bekannt liegt die Steuerersparniss daran, das die Reedereien Steuern nach Tonnage leisten, das ist aber fast überall so. Auch hier in Deutschland.

Mit der Tonnagesteuer wollten die Regierungen Arbeitsplätze an Bord und an Land sichern. Und mit ihrem Steuerverzicht versuchten Griechenland wie später auch Deutschland unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder, den Aufbau starker Flotten zu pushen. Das war durchaus erfolgreich: Mittlerweile gehört jedes dritte Containerschiff auf den Weltmeeren deutschen Reedern, Finanzinvestoren und Fondsgesellschaften.

Das griechische Generalkonsulat in Hamburg bestätigte auf Anfrage den Sachverhalt, wollte ihn aber nicht kommentieren. Die maritime Wirtschaft in Deutschland und der EU betrachtet die Tonnagesteuer – wie weitere Zuwendungen des Staates – als Lebensgrundlage in der extrem zyklischen Schifffahrt und als angemessenen Ausgleich zur öffentlichen Förderung in Korea, Japan oder China. Kritiker sehen in der Nullsteuer eine milliardenschwere Subvention, die sich wenigstens Griechenland nicht leisten sollte.

(Quelle (auf die Schnelle): http://www.taz.de/!97114/ )

Nachtrag: Wikipedia: Tonnagegewinnermittlung

Der Austritt Griechenlands aus dem Euro kostet den deutschen Steuerzahler voraussichtlich 80 Milliarden Euro. Gab es eigentlich in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland schon mal einen Bundeskanzler der in seiner Amtszeit soviel Kohle "alternativlos" in den Sand gesetzt hat? Ich glaube nich, aber ich bin ja auch erst seit 1990 dabei. :(

Gruß greenkeeper