Russland das Buhland... aber warum?

Bruderchorge schrieb:Ja leider, vielleicht hatten die Briten oder die USA ja zufällig einen Satelliten drauf oder irgendeine Marine hat den Fischkutter aufgebracht und es gelangt was an die Öffentlichkeit 🤷

Bis jetzt weiß ja keiner was passiert ist, der Fischkutter ist ja nur ein Beispiel :D Dass der Bereich überwacht wird ist ja klar, dieser Bereich der Ostsee ist ja rege befahren von unterschiedlichsten Fahrzeugen, vom Fischerboot über Freizeitkapitäne bis hin zu Autofähren, großen Transportschiffen und so weiter. Alleine aus Gründen der Navigationssicherheit wird der ganze Bereich engmaschig beobachtet. Die Arbeitsschiffe der Pipelineverleger werden natürlich auch noch viele Spezialinstrumente laufen haben, eine solche ''Dauerbaustelle'' birgt ja nochmal ganz andere Gefahren weil viele Schiffe auf engem Raum komplizierte Manöver ausführen müssen. Eigentlich kaum vorstellbar dass sich da irgendwelche Kräfte unbemerkt annähern, höchstens vielleicht ein sehr kleines Fahrzeug oder eben U-Boote. Und auch für U-Boote gibt es aus dem kalten Krieg noch Überwachungssysteme, deren Erkenntnisse wird man aber sicherlich nicht detailliert herausgeben.

bgeoweh schrieb:liegt, und der Papst hat dann aus seiner Krone eine Taucherglock gebastelt und ist mit Selensky und Biden zusammen runtergetaucht um die Röhre anzusägen. :troll:

Also ehrlich gesagt kann ich dem Thema Pipelines NS1 und NS2 auch nur ein belustigtes Lachen abgewinnen, ansonsten interessiert es mich nicht die Bohne, außer wenn es Umweltschäden im Meer verursachen würde. Aber das tut es nicht, bisher. Haben wir nicht andere Sorgen in Bezug auf Russland?

Hier dann mal eine bessere Quelle zu Dagestan, Korrespondent für ua den Politico.

https://www.fpri.org/contributor/harold-chambers/


https://twitter.com/chambersharold8 (Archiv-Version vom 23.09.2022)

MoltoBene schrieb:Ich persönlich tippe entweder auf die Ukraine, ggf. alleine oder in Verbindung mit den Amerikanern.

Ukraine hat nicht die Mittel dazu. Und die USA würden das eher mit U-Booten machen - aber die wären bemerkt worden, denn die Ostsee ist da ein so tückisches Gewässer, dass sogar die Russen ihre (Atom-)Uboote aufgetaucht ein- und ausfahren lassen.
Im Rahmen von Minienräum ginge da auch was, aber das ist eigentlich Sache der Ostseeanreiner, siehe BALTOPS.

Oder ein Schiff, was als Tauchbasis dient. Das wäre über mehrere Stunden stationär - da müsste was zu finden sein, wenn man weiß wie lange ein Tauchgang geht. Oder ein konventionelles U-Boot mit der Fähigkeit Kampfschwimmer auszusetzen, was den Kreis der Verdächtigen einschränkt.

Fichtenmoped schrieb:Oder ein Schiff, was als Tauchbasis dient. Das wäre über mehrere Stunden stationär - da müsste was zu finden sein, wenn man weiß wie lange ein Tauchgang geht. Oder ein konventionelles U-Boot mit der Fähigkeit Kampfschwimmer auszusetzen, was den Kreis der Verdächtigen einschränkt.

Hier eine Info zur Position des Gaslecks von NS2:

Original anzeigen (0,4 MB)
https://www.marinetraffic.com/en/ais/details/ships/shipid:7327789/mmsi:992196149/imo:0/vessel:GAS_REF_DNW_230_22

Wassertiefe 72m, das ist schon mal eine Ansage.

Laura_Maelle schrieb:Haben wir nicht andere Sorgen in Bezug auf Russland?

Ist schon ein wichtiges Thema finde ich, es nimmt Putin Handlungsoptionen und den Russland-Appeasern in Europa die Argumente.

Es gab gestern genau vor Bornholm ein sehr leichtes Erdbeben der Stärke 2,2.

Um das auf der Seite sehen zu können, muss man bei Quakes - all - anklicken.

Earthquake data:
Mon, 26 Sep 2022 17:03 UTC
Mag. / depth: M2.2 / 0.0km
Lat / Long: 55.63000 / 15.80000 Sweden: BALTIC SEA.
Source: NORSAR

Quelle: https://www.volcanoesandearthquakes.com/

Delme-Füchsin schrieb:Es gab gestern genau vor Bornholm ein sehr leichtes Erdbeben der Stärke 2,2.

Könnte umgekehrt ein Sprengsatz das Beben verursacht haben? Wurde anderswo spekuliert.

militarynerd schrieb:Könnte umgekehrt ein Sprengsatz das Beben verursacht haben? Wurde anderswo spekuliert.

Ja, ist auf jeden Fall möglich. Als Nordkorea seine Atombomben im September 2017 getestet hat, konnte man das auf der Erdbeben-Seite auch sehen ;)

Delme-Füchsin schrieb:Es gab gestern genau vor Bornholm ein sehr leichtes Erdbeben der Stärke 2,2.

Um das auf der Seite sehen zu können, muss man bei Quakes - all - anklicken.
Earthquake data:
Mon, 26 Sep 2022 17:03 UTC
Mag. / depth: M2.2 / 0.0km
Lat / Long: 55.63000 / 15.80000 Sweden: BALTIC SEA.
Source: NORSAR

Original anzeigen (0,7 MB)

Das wäre in der Nähe der Lecks von NS1.

Die dänischen Behörden haben an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 insgesamt drei Lecks entdeckt. Es sei die Rede von zwei Lecks an Nord Stream 1 nordöstlich der Ostsee-Insel Bornholm sowie einem an Nord Stream 2 südöstlich der Insel, teilte die dänische Energiebehörde mit. Im Falle von Nord Stream 1 befinde sich das eine Leck in dänischen und das andere in schwedischen Gewässern, bei dem von Nord Stream 2 in dänischen.

Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/nord-stream-eins-druckabfall-101.html

Ein Erdbeben der Stärke 2,2 entspricht ungefähr 1t TNT.
Wikipedia: Richterskala#Einteilung der Skalenwerte

militarynerd schrieb:Ist schon ein wichtiges Thema finde ich, es nimmt Putin Handlungsoptionen und den Russland-Appeasern in Europa die Argumente.

Umgekehrt wirkt es in Russland innenpolitisch stabilisierend: Putin hat eine Option weniger, damit kann er sich aber gegenüber Hardlinern jetzt viel glaubhafter für eine Fortführung des Krieges aussprechen, denn ihm fehlt jetzt ein wichtiger Punkt für den Verhandlungsweg. Außerdem ist es jetzt auch unattraktiver Putin wegzuputschen, denn auch ein Nachfolger steht jetzt vor vollendeten Tatsachen und kann den Gashandel über NS nicht schnell wieder aufnehmen. So gesehen hat Putin seine Position sowohl gegenüber Hardlinern als auch gegenüber Friedensbefürwortern und West-Affinen verbessert. Um den Preis einer weiteren außenpolitischen Isolation.

militarynerd schrieb:Könnte umgekehrt ein Sprengsatz das Beben verursacht haben? Wurde anderswo spekuliert.

Wie schon gesagt, auf der Pipeline sind mal 200 bar gewesen, ich denke unter Wasser rumst das schon ganz ordentlich wenn die schlagartig entweichen, auch ohne Sprengsatz.

bgeoweh schrieb:Wie schon gesagt, auf der Pipeline sind mal 200 bar gewesen

In einem der Artikel oben stand, dass der Stand by Druck "nur" bei 107 bar liegt, bzw lag, also quasi lächerlich ;)

Laura_Maelle schrieb:Haben wir nicht andere Sorgen in Bezug auf Russland?

Wenn wir Glück haben ja, aber es zeigt auch, dass jemand bereit ist unsere Energie Infrastruktur anzugreifen. Wenn das am Winteranfang mit den LNG Terminals passiert oder unseren Gasspeichern oder oder, dann sieht das nochmal deutlich anders aus.

"Ist doch egal" kann hier nicht die Motivation zur Aufklärung sein.

Bruderchorge schrieb:In einem der Artikel oben stand, dass der Stand by Druck "nur" bei 107 bar liegt, bzw lag, also quasi lächerlich ;)

Das macht keinen so riesigen Unterschied mehr aus, in der Formel geht nur der Logarithmus des Verhältnisses zwischen Innen- und Umgebungsdruck ein.

Fichtenmoped schrieb:Ein Erdbeben der Stärke 2,2 entspricht ungefähr 1t TNT.

1t TNT ist jetzt auch nicht so furchtbar viel. Seismische Aktivitäten sind mir in der Ecke auch nicht bekannt, also tippe ich mal ganz vorsichtig auf Sabotage.

Gut, 100 Bar können auch ganz schön los donnern, wenn sie ein dickes Stahlrohr sprengen, nur ob das wiederum einer 1t TNT ensprechen würde, bezweifle ich.

bgeoweh schrieb:Wie schon gesagt, auf der Pipeline sind mal 200 bar gewesen, ich denke unter Wasser rumst das schon ganz ordentlich wenn die schlagartig entweichen, auch ohne Sprengsatz.

Das hieße der Schaden an der Pipeline hätte das Beben auslösen können und nicht umgekehrt?

Kann man sagen, dass die wirtschaftlichen Brücken so auf Dauer abgerissen wurden und davon Parteien auf beiden Seiten profitieren können, was wiederum beide Seiten gleich verdächtig macht?

navi12.0 schrieb:Gut, 100 Bar können auch ganz schön los donnern, wenn sie ein dickes Stahlrohr sprengen, nur ob das wiederum einer 1t TNT ensprechen würde, bezweifle ich.

Kommt drauf an wieviel komprimiertes Volumen dahinter sind, in der Röhre sind ja jetzt auch nicht nur 3 Kubikmeter. Ist aber auch egal. Seismische Ereignisse der Größenordnung gibt es laut Wikipedia am Tag ungefähr 1500, das sollte man auch nicht überinterpretieren. Das ist wohl auch das Niveau das für Menschen noch nicht wahrnehmbar ist, sondern nur mit Geräten messbar.

Anscheinend ist übrigens ausgerechnet heute die Einweihungsfeier der Pipeline BalticPipe zwischen Norwegen und Polen, die führt auch bei Bornholm vorbei:

The PMs of Poland & Denmark will meet today to inaugurate Baltic Pipe.

The pipeline will bring Norwegian gas to Poland & beyond.

The capacity on 10 billion cubic meters per year constitutes half of Poland’s consumption.

The project was revived in 2016 after the Crimean crisis

Quelle: https://twitter.com/visegrad24/status/1574669088344809473 (Archiv-Version vom 27.09.2022)




Bildquelle: gleiche

Das ist zumindest bemerkenswert, das könnte darauf hindeuten dass in der Region Arbeitsschiffe dieses Projekts aktiv sind um das zu überwachen.

militarynerd schrieb:Kann man sagen, dass die wirtschaftlichen Brücken so auf Dauer abgerissen wurden und davon Parteien auf beiden Seiten profitieren können, was wiederum beide Seiten gleich verdächtig macht?

Politisch ist das gar nicht so eindeutig, das kommt drauf an ob du das aus der westlichen oder aus der moskauer Sicht betrachtest. Wenn der Schaden wirklich so groß ist wie aktuell vermutet ist das Projekt zumindest kurzfristig wirtschaftlich tot, damit fällt die Entscheidungsrelevanz für die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine erstmal weg. Ob und was sich da mittel- und langfristig noch tut hängt einerseits von der politischen Entwicklung, andererseits von einer genauen Schadensanalyse ab, gefühlsmäßig und ohne tieferen Einblick würde ich spontan sagen dass das Projekt jetzt ganz tot ist.

Könnte es nicht sein, dass Russland einfach mit dem Abfackeln nicht mehr hinterher kommt?
Eh einem das jetzt bei den Förderstationen um die Ohren fliegt, könnte man angenommen haben, dass die Pipelines noch etwas mehr Druck vertragen...
Wenn 200 Bar Arbeitsdruck gefahrlos betrieben werden können, wo mag dann wohl die Schmerzgrenze beginnen?
Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass irgendjemand anders als die Russen selbst für diese Lecks verantwortlich sind. Die Frage ist für mich eher ob beabsichtigt oder nicht.

bgeoweh schrieb:Vielleicht war es Putin selbst der den Druck erhöhen will
- Vielleicht waren es Hardliner die Putin einen Weg zum friedlichen Rückzug verbauen wollen
- Vielleicht war es eine reine Racheaktion, verbrannte Erde für das Regime nach Putin zu hinterlassen

Wie auch immer, ziemlich sinnlos tote Leitungen zu sprengen, vor allem wenn dies offensichtlich niemandem nutzt, außer einem kranken Kopf der alles sinnlos kaputt macht... Hmm da fällt mir eigentlich nur einer ein...

bgeoweh schrieb:Anscheinend ist übrigens ausgerechnet heute die Einweihungsfeier der Pipeline BalticPipe zwischen Norwegen und Polen, die führt auch bei Bornholm vorbei:

Ich hab mal bei https://www.marinetraffic.com/en/ais/home/shipid:7327789/zoom:14 in der App gespielt:

Original anzeigen (0,9 MB)

Das Leck von NS2 befindet sich in knapp 70m Wassertiefe, die Lecks von NS1 bei ca. 80m Wassertiefe.
Da fährt man nicht eben mal hin und verduftet schnell wieder - hier hat jemand zugeschlagen, der über die entsprechenden Kapazitäten verfügt, ungesehen etwas durchzuführen.
Auch wenn der US-Verband um die USS Kearsage zwar in der Ostsee unterwegs war, hat sie den Bereich schon verlassen. Außerdem wäre sie zu auffällig und ein Verharren über Stunden inkl. Unterwasseroperationen wäre nicht unbemerkt geblieben.

Ich war zur Zeit von BALTOPS 2021 in der Ostsee unterwegs - und habe mich damals über die Anzahl von russischen Eisbrechern und Forschungsschiffen gewundert, die zwischen St. Petersburg und Murmansk unterwegs waren…