Russland das Buhland... aber warum?

Karakachanka schrieb:Da musste ich auch grinsen. Aber in dem Ländchen sagt wohl eher keiner "nein', wenn er höflich gefragt wird, ob er freiwillig in den Ukraine-Krieg gehen würde.

Und zusätzlich lockt vielleicht den ein oder anderen die Vorstellung, sich an geplündertem Essen mal endlich so richtig satt zu futtern. Vielleicht gar auch die Nähe zur EU-Grenze, über die man in Länder flüchten kann, in denen Milch und Honig fließt und nicht nur das Staatsoberhaupt die Möglichkeit hat, sich übergewichtig zu mampfen

Man kann sicher sein, dass die nicht jeden „Freiwilligen“ nehmen würden. Die werden vorher durchleuchtet, ob sie auf Linie sind und einen Grund zur Rückkehr nach Nordkorea haben. Also Soldaten mit Familie.

Aber ich bezweifele, ob das so kommt. Russland hat bereits jetzt Probleme mit der Logistik - wie sollen da 100.000 Nordkoreaner zusätzlich mit Munition, Ausrüstung und Verpflegung versorgt werden, ohne die bereits strapazierte Versorgung der russischen Truppen zu gefährden? Also werden die Nordkoreaner bestenfalls als billiges Kanonenfutter und Soldaten 2. Klasse behandelt. Ob das der Kim gutheißen würde? Und selbst wenn die Koreaner ihre eigene Versorgung auf die Beine stellen - die muß durch die gleichen Flaschenhälse wie die russische Logistik.

@Fichtenmoped
Frage mich wie der westen auf eine Nordkoreanische Intervention reagieren würde.

Ich denke Waffenlieferungen gäbe es dann kein halten mehr

Karakachanka schrieb:Vielleicht gar auch die Nähe zur EU-Grenze, über die man in Länder flüchten kann, in denen Milch und Honig fließt

In der nordkoreanischen Armee ist, nachdem was ich gelesen habe, Hunger wohl eher die Regel als die Ausnahme.
Als die Ukrainer in der Anfangszeit des Krieges den ellenlangen Konvoi aufmischten, machte man sich ja darüber lustig, dass sich in einem russischen Küchen-Laster lediglich nur Kartoffeln und Zwiebeln befanden.
Für nordkoreanische Soldaten könnte die Aussicht auf eine derartige Verpflegung der Vorstellung von "Milch und Honig" aber womöglich schon recht nahe kommen. Was sich hinterm Vorhang befindet wissen die ja eh nicht, außer, dass dort (laut Propaganda) alles noch viel schlimmer sei.
Drum würde ich bei einer nordkoreanischen Hilfestellung auch nicht primär Überläufer sehen.

Mir kam noch in den Sinn, ob der Dicke womöglich die Zeichen der Zeit erkennt?
Soll heißen, falls seine Truppen sich gegen die Russen stellen würden, könnte er dem Westen einiges abverlangen.

Fichtenmoped schrieb:Also werden die Nordkoreaner bestenfalls als billiges Kanonenfutter und Soldaten 2. Klasse behandelt. Ob das der Kim gutheißen würde?

Was ich bisher über Nordkorea gelesen habe vermute ich, dass dem Wohlbefinden und Leben/Tod seiner Leute noch mehr an seinem feisten Popo vorbeigehen, als Putin.
Dass er persönlich von diesem Einsatz profitieren würde, wäre meiner Meinung nach sein Haupt- und auch einziges Ziel. Und da würde er für sich sicher was aushandeln.

Aber ich bin bei dir: ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu diesem Einsatz kommt. Putin würde sich dadurch zur Witzfigur Nr. 1 auf der Weltrangliste der Vollversager machen. Wir reden über Krieg in der Ukraine, einem Land, das viel kleiner ist als Russland und nicht mal ein Drittel der Einwohner von Russland.

Das einzige was ich mir vorstellen könnte ist, dass Putin im Moment dankend Waffenlieferungen aus Nordkorea annehmen würde. Über so ein Angebot finde ich allerdings nichts.

Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht ganz, warum Russland mit diesem Angebot fast schon herumgeprotzt hat. Stellt es Russland doch als hilfsbedürftig jetzt im Krieg und danach beim Wiederaufbau dar.
Verstehst du den Sinn dahinter?

Zz-Jones schrieb:Mir kam noch in den Sinn, ob der Dicke womöglich die Zeichen der Zeit erkennt?
Soll heißen, falls seine Truppen sich gegen die Russen stellen würden, könnte er dem Westen einiges abverlangen

Raffiniert gedacht. Du meinst, in die Ukraine bringen unter dem Vorwand Russland zu helfen und dort dann den Sack zusammen mit der Ukraine "zumachen" und dafür ein bisschen Zuwendung und Handelsbedingungen mit dem Westen?

Mist, hatte schnell geschrieben, um es noch in der Bearbeitungszeit in den Post zu kriegen.
Kam leider bissel Murks bei raus.

@Zz-Jones

Also: Kim schleimt bei Putin rum, lässt sich vielleicht noch bissel was dafür von dem zahlen oder liefern (Getreide, Rohstoffe, Gold).
In der Ukraine bietet er dann spontan an, die Ukraine zu unterstützen die alten Grenzen wieder herzustellen, wenn Europa und USA dafür zukünftig Handel mit Nordkorea treiben.

Meinst du das so?

Ich kann mir kaum vorstellen das Kims Soldaten auf Seiten der Ukraine kämpfen würden.
Immerhin ist dieser Krieg auch einer der Systeme...und da ist Nordkorea doch eher Russland nahe.
China würde es auch nicht gefallen... mit Sicherheit nicht. NK hängt an deren Tropf.

Karakachanka schrieb:Raffiniert gedacht. Du meinst, in die Ukraine bringen unter dem Vorwand Russland zu helfen und dort dann den Sack zusammen mit der Ukraine "zumachen" und dafür ein bisschen Zuwendung und Handelsbedingungen mit dem Westen?

Du meintest im ersten Satz sicher Nordkorea...
Ja, der Dicke könnte eine Lebensmittel Grundversorgung und eine Lockerung der Sanktionen einfordern. Er würde dadurch aus der Isolation verschwinden und trotzdem seine Macht behalten.

Ob seine Armee da etwas selbst gegen geschwächte Russen reißen könnte, ist natürlich fraglich. Die müßten wohl dafür dann dort auch erstmal in einer dementsprechend guten Position stehen.

Letztendlich muss der Dicke halt an den Untergang der Russen und die sich ihm dadurch ergebene Chance glauben.

@Gwyddion
Würde nun aber nach einer ganz kurzen Zeit an der Seite der Russen von Nordkorea (mit entsprechenden Fotos und Videos unterlegt) verbreitet, wie ihre treuen und kostbaren Soldaten von den Russen behandelt und ausgenutzt werden. Und zivile Ziele angreifen und ukrainische Zivilisten töten sollen, was will China dann machen?

Aber ich kann es mir auch nicht vorstellen, wenn ich ehrlich bin. Mir gefällt halt der Gedanke.

Die "Supermacht" Russland braucht neben iranischen Drohnen nun auch noch 100k koreanische Soldaten um mit der Ukraine fertig zu werden.

Mehr muss man eigentlich nicht sagen.

@Zz-Jones
Ja, ich meinte Nordkorea.

Ich persönlich denke, Europa und die USA haben Nordkorea mehr zu bieten, als Russland. Vielleicht hat er das wirklich erkannt. Oder denkt darüber nach, wie das dann so aussehen könnte und würde.

Berechtigt ist natürlich wirklich der Hinweis auf China von @Gwyddion in dem Zusammenhang. Wie schätzt du deren Reaktion ein?

Die nordkoreanische Armee, deren Engagement und Ausbildungsstand kann ich selber gar nicht einschätzen. Aber zumindest wären sie "frisch" und nicht schon fünf Monate in einem zermürbenden Krieg wie die russischen

Karakachanka schrieb:Aber zumindest wären sie "frisch" und nicht schon fünf Monate in einem zermürbenden Krieg wie die russischen

Die russischen Truppen klagen über Versorgungsmangel... plündern damit sie überhaupt etwas zu essen haben. Was die Moral drückt.
Wie lange sollen denn dann die Nordkoreaner ohne Futter durchhalten? Der russische Soldat wird sein mühsam geklautes Futter bestimmt nicht teilen wollen....

@Roesti

Roesti schrieb:Ich denk mal wenn die denen n bissl Geld oder Essen oder whatever anbieten, finden sich bestimmt viele "Freiwillige" in dem Land.

Nach dem was man so hört über die Versorgung und Bezahlung in der russischen Armee sind sie in NK vielleicht sogar besser dran.
@claudius140

Karakachanka schrieb:Berechtigt ist natürlich wirklich der Hinweis auf China von @Gwyddion in dem Zusammenhang. Wie schätzt du deren Reaktion ein?

Zunächst mal müßte NK etwaige Pläne in diese Richtung natürlich geheim halten und überhaupt auch erstmal von Russland das OK bekommen, an den Kämpfen teilzunehmen.
Ein darauf folgender prompter Seitenwechsel wäre zum einen militärisch strategisch ungünstig und würde sicherlich auch China verprellen. Das müßte sich also quasi aus der Situation heraus nachvollziehbar erklären, notfalls halt mittels Propaganda (bspw russische Gräueltaten an nordkoreanischen Soldaten).

Für China ist Russland doch letztendlich eher unbedeutend. Offiziell würden sie sich wieder neutral geben, weiterhin billig Rohstoffe aus Russland beziehen und eben Handel mit dem Westen betreiben.
Übrigens glaube ich auch nicht, dass China Taiwan angreift, auf Sanktionen haben die nämlich gar keinen Bock.

@Fichtenmoped

Fichtenmoped schrieb:Aber ich bezweifele, ob das so kommt. Russland hat bereits jetzt Probleme mit der Logistik - wie sollen da 100.000 Nordkoreaner zusätzlich mit Munition, Ausrüstung und Verpflegung versorgt werden, ohne die bereits strapazierte Versorgung der russischen Truppen zu gefährden?

Erst müssen die mal dort sein.
Aber vielleicht haben die dort ja gar keinen Globus.
@claudius140

claudius140 schrieb:Nach dem was man so hört über die Versorgung und Bezahlung in der russischen Armee sind sie in NK vielleicht sogar besser dran.

Dann hast Du noch nichts über die Versorgung in NK gelesen.
Google mal nordkoreanische Überläufer. Hunger gehört da, obwohl viele sich extra gerade wegen versprochener Verpflegung freiwillig zur Armee gemeldet haben, absolut zum Alltag.
Das ganze Land ist ja eklatant unterernährt. Aus diesem Grund gibt es zwischen Nord- und Südkorea mittlerweile auch schon einen riesigen Unterschied was durchschnittliche Körpergröße und natürlich Gewicht betrifft. Die Körper passen sich halt dementsprechend an.
Hungern ist dort nochmal auf einem ganz anderen Niveau.

@Zz-Jones

Zz-Jones schrieb:Dann hast Du noch nichts über die Versorgung in NK gelesen.
Google mal nordkoreanische Überläufer. Hunger gehört da, obwohl viele sich extra gerade wegen versprochener Verpflegung freiwillig zur Armee gemeldet haben, absolut zum Alltag.
Das ganze Land ist ja eklatant unterernährt. Aus diesem Grund gibt es zwischen Nord- und Südkorea mittlerweile auch schon einen riesigen Unterschied was durchschnittliche Körpergröße und natürlich Gewicht betrifft. Die Körper passen sich halt dementsprechend an.
Hungern ist dort nochmal auf einem ganz anderen Niveau.

Hallo!
Natürlich informiere ich mich über die dortige Lage.Allerdings noch nicht mit Überläufer als Quelle.
Seit ein paarMonaten stosse ich immer auf ein Grundübel bei Missständen in Armeen.
Nämlich Korruption.
Ich weiss allerdings nicht wo ich NK da einordnen sokll.

Aber die Richtung dürfte in allen Fällen von oben nach unzen zeigen..

Bei der Versorgung habe ich vor allen die Diskrepanz zwischen Soldat und Bauer gesehen.
Zu Gunsten des Soldaten.

GN @claudius140

Zz-Jones schrieb:Hunger gehört da, obwohl viele sich extra gerade wegen versprochener Verpflegung freiwillig zur Armee gemeldet haben, absolut zum Alltag.

Habe mal gelesen, dass in Nordkorea die Pflüge von Soldaten gezogen werden, ob das heute noch so ist und inwieweit das überhaupt stimmt keine Ahnung. Aber ich weiß nicht, ob Nordkorea 100.000 Soldaten entbehren könnte, wenn die tatsächlich zur Feldarbeit und vll. auch anderen Arbeiten eingesetzt werden. Aus den syrischen Soldaten ist am Ende auch nichts geworden. Nordkoreaner könnten wohl die T62 bedienen, aber wie wollte man die sprachlichen Hürden überwinden, gerade bei Panzerbesatzungen.

Könnte mir auch vorstellen, dass China es nicht duldet, wenn Nordkorea Soldaten schickt, ich denke der Krieg ist nicht in Chinas Interesse und ein faktischer Kriegseintritt Nordkoreas könnte die Aufmerksamkeit auch auf China lenken.

claudius140 schrieb:Seit ein paar Monaten stosse ich immer auf ein Grundübel bei Missständen in Armeen.

Ich sehe es inzwischen so, militärische Stärke entsteht aus wirtschaftlicher Stärke, wirtschaftliche Stärke entsteht aus Technologie und Innovation. Wie wollte Nordkorea da realistischerweise eine schlagkräftige Armee haben?

Was die nordkoreanische Armee von allen anderen Armeen dieser Welt unterscheidet, ist die extrem lange Wehrpflicht. Einige Quellen nennen 8 Jahre, andere 7 Jahre für Frauen und gar 10 Jahre für Männer.
Die Bevölkerung wird von Kindesbeinen an auf Kampf gedrillt und ein Aufbegehren ist quasi unmöglich.

Während ein Düsenjäger über den Himmel rast, gehen etwa zehn Kinder im Alter von vier, fünf Jahren im Marschschritt in den Kindergarten. Ihre Eltern arbeiten tagsüber in einer landwirtschaftlichen Kooperative. Die Kleinen exerzieren wie die Großen. Dünne Arme pendeln im Rhythmus des Liedes an mageren Kinderkörpern. Ob ihnen dieser Drill missfällt oder nicht, ist nicht zu erkennen. Die Mienen der Kinder sind ausdruckslos.

„Wenn die Führer Nordkoreas etwas planen, dann gaben sie uns direkte Befehle und wir mussten folgen. Daran hat sich nichts geändert. Ein Aufbegehren ist undenkbar. Selbst wenn jemand den Befehl bekäme zu sterben, müsste er sich umbringen. Die Menschen sind darauf gedrillt, Befehle entgegenzunehmen und zu gehorchen. "

Dazu wird ständig der Feind von außen beschworen: Im Staatsfernsehen wird das Programm regelmäßig unterbrochen, um an den Koreakrieg und die Zerstörung des Landes durch die USA und die eigene Abwehrbereitschaft zu erinnern.

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/kampfbereit-aber-hungrig-100.html

Es gibt einige Erzählungen über die Zustände in der nordkoreanischen Armee seitens Überläufer, so bspw von Lee So Yeon, welche dort 10 Jahre diente:

https://www.n-tv.de/panorama/Nordkoreanische-Ex-Soldatin-packt-aus-article20147481.html

Oder hier:

Viele Klagen über Horror-Zustände im nordkoreanischen Militär:

Lee So Yeon ist nicht die einzige Aussteigerin aus Kim Jong Uns Heer, die von Missständen spricht. Viele ehemalige Soldaten der koreanischen Armee beschweren sich über die katastrophalen Zustände. Zuletzt floh ein Soldat über die südkoreanische Grenze. Er überlebte nach etlichen Schüssen schwerverletzt.

Im Krankenhaus wurden die schlechten medizinischen Zustände in der Armee deutlich. Ärzte fanden im Körper des geflohenen Soldaten etliche Parasiten. Die Würmer seien bis zu 28 Zentimeter lang gewesen, sagte sein Chirurg Lee Cook-jong. Zusätzlich hatte der Schwerverletzte eine Hepatitis-B-Infektion.

Quelle: https://m.focus.de/politik/ausland/stress-hunger-vergewaltigung-aussteigerin-diente-in-kim-jong-uns-militaer-jetzt-spricht-sie-ueber-ihr-martyrium_id_7893333.html

Angeblich soll NK ja eine ganz brauchbare Artillerie haben, darüberhinaus können sie halt die ganz alten Panzer der Russen bedienen.

Zz-Jones schrieb:Angeblich soll NK ja eine ganz brauchbare Artillerie haben, darüberhinaus können sie halt die ganz alten Panzer der Russen bedienen.

Naja zumindest einfach viel, aber nicht mobil sondern ziemlich seit langen in Stellungen an der Grenze

Zz-Jones schrieb:Was die nordkoreanische Armee von allen anderen Armeen dieser Welt unterscheidet, ist die extrem lange Wehrpflicht.

Wobei die sich hier die Frage stellt, ob sie da militärisch ausgebildet werden oder als Zwangsarbeiter mißbraucht werden, z.B. für die Feldarbeit.