interpreter schrieb:Wie kommst du darauf dass sie das nur im Best-Case Szenario für handhabbar halten und keine Sicherheitsmargen da eingerechnet haben? Das wäre zumindest aus meiner Sicht sehr unseriös.
Du kannst dir das hier durchlesen
https://www.leopoldina.org/fileadmin/redaktion/Publikationen/Nationale_Empfehlungen/2022_Stellungnahme_Energiesicherheit.pdfDas ist eine Ad Hoc Stellungnahme, die sich für meine BEgriffe eher darauf bezieht, was wir denn tun sollten, wenn Russland selbst das Gas abstellt.
Aber schauen wir uns mal an, was die denn jetzt als Sofortmaßnahmen fordern und für nötig halten:
Sofortmaßnahmen (kommende Wochen und Monate)
• Beschaffung von Flüssiggas auf dem Weltmarkt durch die EU, auch durch
Verhandlungen mit Staaten wie Japan, USA und Südkorea
• Stärkere staatliche Regulierung von Struktur und Nutzung der privatwirtschaftlich
betriebenen Übertragungsinfrastrukturen einleiten
• Ersatz von Gas durch Kohle im Stromsektor und Beschaffung der hierfür nötigen
Kohlemengen
• Unmittelbarer Beginn der Einsparungen beim Gas und des Auffüllens der Speicher als
Puffer für den Winter
• EU-weit koordiniert agieren
• Kompatibilität der Notfallmaßnahmen mit bestehenden Marktmechanismen
sicherstellen
• Belastungen der Bürgerinnen und Bürger mit niedrigen und mittleren Einkommen
sozial abfedern und Unternehmen von Energiesteuern entlasten
Wie genau da Bürger entlastet werden sollen steht da natürlich nicht drin und ist sache der Politik , das spielt auch im Studientext nirgendwo eine Rolle (zumindest habe ich es nirgendwo gefunden).
Unmittelbarer Beginn von Einsparungen ist auch so eine Sache. So heißt es:
Eine kurzfristig intensivierte
Kohleverstromung wird daher zwar zu zusätzlichen Kostenbelastungen für die vom ETS
erfassten Unternehmen – und mittelbar über Überwälzungsprozesse Kostenbelastungen für
deren Kunden – führen, aber nicht zu einer Erhöhung der europäischen Emissionen. Darüber
hinaus sollten kurzfristig umsetzbare Effizienzmaßnahmen in Industrie und Haushalten
ergriffen werden
"Kurzfristig umsetzbare Effizienzmaßnahmen in Industrie und Haushalten sollen ergriffen werden". Jo. Aber was genau bedeutet das? Dass es da grundsätzlich MÖGLICH wäre, auf diese Art und Weise Gas zu sparen, ist mir schon klar, sicherlich auch viel Gas. Aber dazu müsste man ja einen enormen sehr schnellen Aufwand (und das ist eine sofortmaßnahme, die sollte schnell gehen) betreiben, ohne, dass da umrissen ist, was das genau für maßnahmen sein sollten.
Heißt das, es wäre notwendig, dass Privathaushalte gezwungen werden, weniger zu heizen? Viel anderes kann ich mir da bei Sofortmaßnahmen nicht vorstellen.
Weiter heißt es da:
Die Akzeptanz der Maßnahmen durch die Bevölkerung ist ein entscheidender Faktor für die
Umsetzbarkeit. Die zusätzlichen Kosten, die sich aus der Beschaffung von Gasmengen auf dem
Weltmarkt, der Beschleunigung von Effizienzmaßnahmen sowie durch die Abfederung der
Belastungen für Haushalte mit unteren und mittleren Einkommen ergeben, sind leistbar.
Deutschland hat ausreichend finanzpolitischen Spielraum.
Ich kann verstehen, wenn solche Absätze Robert Habeck ein bisschen zu lapidar sind. Ja, federt mal schön ab und koordiniert diese Effizienzmaßnahmen, so, dass sie in den nächsten Wochen anlaufen.
Auch "Eu weit koordiniert agieren" ist so... Ja, das wäre ganz toll. Aber da gehören auch noch ein paar andere Länder dazu.
Ich sehe den Wert der Studie als Gedankenspiel (es ist ja auch nur eine Ad hoc Stellungnahme), aber die zu nehmen, und quasi die Regierung Lügen zu strafen und so zu tun, als wäre es eine relativ sichere Sache, dass wir ohne erhebliche soziale Verwerfungen das russische Gas abstellen können, finde ich nicht ehrlich.
Dafür müssten schon wesentlich genauer umrissen und durchgerechnet werden, was das alles bedeutet und wie das gehen soll.