interpreter schrieb:Das ist halt die hyperpessimistische Perspektive. Man muss vorher alle Eventualitäten absichern und prüfen.
Aus meiner Sicht ist diese Perspektive weder notwendig noch sinnvoll, denn wenn man so an das Thema rangeht macht es nie Sinn einen Versorgungskanal einstellen. Immerhin könnten gleichzeitig die Kabel zu den Windfarmen durchbrennen, die Dämme der Wasserkraftwerke brechen, die Akkus verbrennen etc.
Klar will Habeck eine Renaissance der rechten Schreihälse verhindern und klar ist ihm seine Wiederwahl wichtig.
Aber das ist wie so viele andere Entscheidungen keine alternativlose. Risiken gibt es immer und man kann sich entscheiden wie viel Risiko das Ende des Leids in der Ukraine wert ist.
Also ich finde die Perspektive "kann ich mir sicher sein, dass wir das langfristig durchhalten" sehr wichtig und sehe das auch nicht als hyperpessimistisch, sondern realistisch.
Wir haben bei Katastrophen wie Corona oder auch der Flut gesehen, dass nie alles so glatt läuft wie in der Theorie. Es läuft immer etwas schief, irgendwer stellt sich quer (gerade wenn es um Europa geht), irgendwer arbeitet schludrig oder irgendwer macht richtig Stimmung.
Das MUSS man mitbedenken. Es ist ja nicht so, als mache man nichts. Man arbeitet da dran und wird so schnell es sicher geht rauswollen.
Aber wie gesagt: Wenn die Leopoldina z.b. sagt, dass es notwendig ist, europäisch Flüssiggas zu beschaffen, dann ist das das eine.
Das kann aber erst dann als gesichert angesehen werden, wenn unsere Regierung diesbezüglich sich versichert hat, dass Europa dabei mitmacht und sich keiner quer stellt, mal nur als Beispiel.
Und das ist bei anderen Dingen auch so, teils sachen, die außerhalb der Kompetenzen unserer Regierung liegen.
Hier ist ein Artikel über deren Studie
https://www.tagesspiegel.de/politik/stellungnahme-der-leopoldina-kurzfristiger-lieferstopp-von-russischem-gas-handhabbar/28142388.htmlDa ist auch direkt noch ein Beispiel drin:
Zentral sei dabei die Übertragungsinfrastruktur, also Energiehäfen, Großspeicher und Übertragungsnetze. Sollten diese weiterhin privat bewirtschaftet werden, müssten sie "in Struktur und Nutzung staatlicher Regulierung unterliegen". Auch für die Bereitstellung, Wandlung, Verteilung und Nutzung der Energie brauche es einen "klaren und stabilen staatlichen Rahmen".
Wenn man sowas liest, ist implizit klar, dass man da etwas aufbauen müsste, was zeit braucht. Mindestens eben die "Regulierungen", die man erstmal in tausend Ausschüssen besprechen muss und dabei, weil es kurzfristig ist, wohl auch eine Menge Fehler machen wird.
Das mag bei einem einzigen Problem noch überblickbar sein, aber bei sehr vielen solchen Annahmen gibt es immer irgendwo fehler.
Und da dieser theoretische 'best case' der Leopoldina nur "handhabbar" ist, wird es bei einigen wenigen Problemen schon nicht mehr handhabbar.
@Yooohttps://www.berliner-kurier.de/politik-wirtschaft/ukraine-krieg/mehrheit-der-deutschen-will-kein-russen-gas-mehr-li.215685Die Mehrheit der Deutschen will einen Stopp der Öl- und Gasimporte aus Russland – auch wenn dadurch die eigene Versorgungssicherheit gefährdet wäre. In einer Yougov-Umfrage für das Handelsblatts befürworten 54 Prozent der Befragten einen solchen Schritt.
Momentan sagen die leute, sie wollen das. Die wollen aber auch niedrigere Energiepreise und sobald das Embargo einmal durch ist und unsere Probleme sich vergrößern, ändert sich auch die öffentliche Meinung.