Wohin geht die Türkei unter Erdogan?

Ich finde es von "Präsident" Erdogan es unter aller Sau, dass er jetzt wieder damit anfängt mit "Deutschland Naziland"
Bei uns werden Menschenrechte mit Füßen getreten usw.
Ich würde ihn ja aus Protest nicht ins Land lassen. Für mich wird er mehr und mehr ein Kind, das, wenn es nicht das bekommt was es will, nach seinen Eltern schreit. Und paradoxerweiße ist er politisch gesehen seine Eltern.

Ich würde ihn nicht den Flughafen etc verlassen lassen.

Wer nach solchen Gepoltere aus der Türkei - und das ist ja nicht das erste mal, dass Deutschland und die Türkei wegen Nichtigkeiten aneinander geraten - keine politische Gegenreaktion folgen lässt und maximal verbal beschwichtigt, braucht sich nicht wundern, warum bestimmte politische Flüsse in Europa, aber auch Deutschland, zunehmen.
Als Kanzler oder Kanzlerin hätte man schon viel öfter, viel früher Rückrat zeigen müssen, denn so steigert sich auch in der Bevölkerung der Eindruck, dass man selbiges nicht besitzt, was für die politische Führung eines Landes natürlich Gift in der Wählergunst ist.

Diesmal ist der Bogen einfach überspannt. Man muss einfach akzeptieren das Erdogan von selbst nicht wieder auf den alten Kurs einschwenkt.

Sprich, nur klar Ansagen bewirken überhaupt was, siehe Russland/Türkei.

Nur haben wir den Vorteil Ökonomisch noch viel stärker am Hebel zu sitzen als zb Russland.

Rick_Blaine schrieb:Russland und die Türkei ............

Das ist alles durchaus denkbar. Benötigt aber auch viel Zeit und Geld. Aber etwas fehlt mir in deiner Schlussfolgerung. Sollte er sich Russland anbiedern macht er sich zu Vasallen und hat dann nichts mehr zu sagen bzw. muss nach der Pfeife Russlands tanzen. Ob er das mag?

@nullname
Leute wie Erdowahn sind sehr von sich überzeugt. Er wird vermutlich annehmen, dass er dann Putin an der Leine hat.

Alles was ich oben geschrieben habe war eine Antwort auf @Balthasar70 und stellt die Sache so dar, wie Erdowahn sie sich vorstellen könnte. Das heisst nicht, dass das alles funktionieren würde. Aber ich vermute, Erdowahn hat einen Plan, der dem nicht unähnlich ist.

Wenn man sich die ganze Empörung die Herr Erdogan in Deutschland ausgelöst hat anschaut, dann möchte man ja fast meinen er wäre der Teufel in Person. 

Ist er aber nicht. 

Seine Politik ist die Sache der Türkei. Die Türken wollen diese Art der Regierung. Lasst es ihnen doch. Die Türkei soll ihren eigenen Weg gehen dürfen. Je mehr man versucht Einfluss von außen zu nehmen und die Türken in einer unerträglich selbstgerechten Art und Weise zu belehren, desto eher werden sie sich von ihren europäischen "Freunden" abwenden. 

SpoilerRussland und die Türkei verständigen sich zunächst über die Grenzen ihrer Einflussgebiete. Das ist wichtig, weil Putin keinesfalls Gebiete den Türken überlassen will, die er zu "seiner" Sphäre zählt. Er will auch keine Stärkung moslemischer Gebiete innerhalb seiner Zone.

Man einigt sich dann, das schwarze Meer zum "mare nostrum" zu erklären. Das bedeutet einige Veränderungen: die Türkei tritt aus der NATO aus. Sie wird auch nicht mehr bereit sein, NATO Kriegsschiffe durch Bosporus und Dardanellen fahren zu lassen. Man wird Bulgarien, Rumänien und vielleicht auch der Ukraine einen Zugang zum schwarzen Meer garantieren, wenn diese sonst die Vorherrschaft beider Länder auf diesem Meer anerkennen.

Georgien, Armenien, Aserbeidschan müssen sich entscheiden: mitmachen oder massiv Ärger bekommen.

Der Iran muss sich fügen. Er hat nicht den Einfluss und die Macht da mitzureden.

Gleichzeitig bekommt die russische Kriegsmarine die Möglichkeit türkische Häfen im Mittelmeer zu nutzen.

Dann geht es um die wirtschaftlichen Beziehungen: Die Anrainerstaaten werden ermuntert, ihre wirtschaftlichen Beziehungen auf die beiden Verbündeten auszurichten: es kommt zu einem Ausbau der Strassen-, Eisenbahn- und Flugverbindungen mit den Nachbarstaaten je nach Interessensphäre, dazu ggf. ein Ausbau von Pipelines etc.

Der gegenseitige Handel wird gefördert durch Abbau und Abschaffung von Zöllen usw. Die Türkei wird zum bevorzugten Reiseziel der Russen am Mittelmeer. Im Gegenzug bezieht die Türkei Energie und schwerindustrielle Materialien aus Russland.

Die Türkei wird Technologiezentrum in ihrem Einflussgebiet: Syrer, Iraker, Libanesen usw. werden in die Türkei gehen um zu studieren, um sich operieren zu lassen, um einzukaufen. Umgekehrt hilft die Türkei diesen Ländern beim (Wieder)aufbau und macht dadurch massiv Einfluss geltend. Syrien wird so eng an die Türkei angebunden, dass es ein Protektorat wird. Hier wird zum ersten Mal die Türkei gegen den Iran Stellung beziehen. Das bringt die Russen etwas in Verlegenheit, die sich um gute Beziehungen zum Iran bemühen, aber den Preis werden sie zahlen, um dadurch die Türkei als Verbündeten zu erhalten.

Die türkische Armee, aus NATO Zeiten sehr modern ausgerüstet und nach der russischen in Europa die zahlenmässig bei weitem grösste Armee wird zum Schutz Syriens dort einmarschieren. Mit anderen Ländern wird es Kooperationsabkommen geben, Ausbildung usw. Alles unter der wohlwollenden Beobachtung seitens der Russen.

Die USA wird nicht erfreut sein, aber wenn der derzeitige Trend bleibt, wird ein Präsident Trump sich heraushalten, solange zwei Voraussetzungen erfüllt bleiben: Die Türkei wird Israel nicht antasten und sich auch hinsichtlich der Unterstützung der Hamas und der Hisbollah zurückziehen, und die wirtschaftlichen Beziehungen werden nicht angetastet. Dann wird man das in den USA noch als "guten Deal" verkaufen können, besonders wenn es der Türkei und Russland gelingt deutlich zu machen, dass man im Nahen Osten auf diese Weise für Ruhe sorgen wird. Der Knackpunkt ist da das Verhältnis zu Israel. Wenn das gesichert ist, werden die USA nichts gegen ein Bollwerk gegen den Iran haben.

Dann ist da noch die EU: die wird ein wenig jammern und zetern, hat dem aber gar nichts entgegenzusetzen. Das nächste Bauernopfer wird die Ukraine sein. Wenn die EU zustimmt, dass diese wieder in den russischen Interessenbereich kommt, dann können Erdowahn-Putin der EU eine schöne, geordnete, neue Welt am Mittelmeer anbieten, mit der man klasse Geschäfte machen kann. Und wer weiss, am Ende erweist sich das Ganze noch als so stabil, dass man das Modell auf Nordafrika ausweitet. Die Türkei hat die militärischen Mittel um in Libyen für Ruhe zu sorgen. Und dann wird auch Ägypten erkennen, dass der Zug zur Regionalmacht abgefahren ist.

Wenn die USA weiterhin sich zurückziehen, werden am Ende selbst die Golfstaaten akzeptieren, dass die Türkei in der Gegend der Boss ist. Auf jeden Fall ist das besser als die schiitischen Verrückten in Teheran. Die Saudis, Kuweitis usw. werden sich unter einem türkisch-osmanischen Militärschutz, mit den Russen im Hintergrund, nicht nur arrangieren sondern auch wohlfühlen können. Die Türken werden wenigstens nicht dauernd die doofen Menschenrechte ansprechen, wenn man neue Panzer braucht.

Rick_Blaine schrieb:Sultan Recep I., Herr über das Schwarze und das Mittelmeer, Führer der Gläubigen vom Maghreb bis in den Kaukasus, Erster des stolzen türkischen Volkes, das seine Rolle in der Welt wiedergefunden hat und sogar Flughäfen bauen kann, die funktionieren, anders als die Deutschen.

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Wenn ich es nicht besser wüsste, dann könnte man den Spoilertext und vor allem den letzten Satz ohne weiteres für eine begeisterte Pro-Erdogan-Wahlkampfrede halten.

Der enthusiastische Applaus und Standing Ovations der Erdogan-Fans wären dir sicher, wenn du dies genau so auf einer Wahlveranstaltung zum Besten geben würdest. ;)

@Rick_Blaine
Ich denke es liegt daran, dass alle sich, ob Putins Aufblaserei, Russland immer so furchtbar mächtig vorstellen. 

Russland hat gerade mal ein Bruttoinlandsprodukt das etwas mehr als 2mal so groß ist als das der Türkei ist und nicht mal doppelt soviel Einwohner.

@Balthasar70

Ja, und die meisten unterschätzen die Türkei und vor allem Erdowahns Träume.

Aber das hatten wir in der Geschichte alles schon mal.

@Iyakuum
Ich sehe es ähnlich, nach aussen einen verbalen Kriegsschauplatz eröffnen, auf den sich alle konzentrieren und klammheimlich die Bevölkerung in der Türkei wie auch hier in Deutschland für sich gewinnen. Dazu fällt mir z.B. sein Propaganda-Film http://www.filmstarts.de/kritiken/244228.html
ein, der fast unbemerkt in vielen deutschen Städten anläuft und in türkischen Sendern in mehreren Teilen gezeigt wird.

doree schrieb:Wenn man sich die ganze Empörung die Herr Erdogan in Deutschland ausgelöst hat anschaut, dann möchte man ja fast meinen er wäre der Teufel in Person.

doree schrieb:Ist er aber nicht.

MMn ist er davon aber nicht mehr weit entfernt und es ist ja nicht so, daß uns die Auswirkungen der türkischen Politik nicht (be)treffen werden.

seli schrieb:MMn ist er davon aber nicht mehr weit entfernt und es ist ja nicht so, daß uns die Auswirkungen der türkischen Politik nicht (be)treffen werden.

UNS (be)treffen in erster Linie die Auswirkungen unserer eigenen Politik. 

Rick_Blaine schrieb:Sultan Recep I., Herr über das Schwarze und das Mittelmeer, Führer der Gläubigen vom Maghreb bis in den Kaukasus, Erster des stolzen türkischen Volkes, das seine Rolle in der Welt wiedergefunden hat

Da musste ich jetzt unweigerlich an das vorgetragene Gedicht von 1997 denken:

Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Kuppeln unsere Helme, die Minarette unsere Bajonette und die Gläubigen unsere Soldaten.»

Eigentlich klar wohin die Reise geht.

@cheroks

Geheimisverrat :

In deinem Vergleich mit den USA begehst du einen ganz entscheidenen Fehler.

Edward Snowden war ein Mitarbeiter der CIA, und vertraglich und ethisch zu Verschwiegenheit verpflichtet.

Der Soldat Manning war  Mitarbeiter der US Streitkräfte, und ebenfalls zu Verschwiegenheit verpflichtet.

Selbst ich, musste in einem privaten deutschen Unternehmen unterschreiben, dass ich Firmeninterna vertraulich behandeln muss.

Journalisten wiederum , das liegt in der Natur ihres Berufes, dürfen und sollen Missstände und Skandale aufklären, sie sind nicht zu Verschwiegenheit gegenüber der staatlichen Praktiken, verpflichtet.

Der Journalist Dündar beging keinen Geheimnisverrat, er war weder beim türkischen Militär, noch beim türkischen Geheimdienst angestellt, er war meines Wissens nach auch kein Beamer oder Angestellter des türkischen Staates, während seiner Veröffentlichung.

Dein USA - Türkei Vergleich zum Thema “Geheimniserrat“ ist nicht richtig, weil du wichtige Fakten dazu, nicht berücksichtigtst, dadurch entsteht ein verzerrtes Bild.

Der derzeitige “Streit“ zwischen der Türkei und Deutschland, ist einfach nur Wahlwerbung für Erdogan, die gespielte Empörung in Ankara und Istabul, die scheint mir gut kalkuliert zu seien.

Erdogan versucht mit Nationalismus zu punkten, zuerst die militärischen Spielchen in der Ägäis gegen Griechenland und seine territoriale Souveränität, jetzt das Theater mit Deutschland, es ist doch offensichtlich was er dort betreibt.

Glaube man unterschätzt das putin plus "freiheitskämpfer" heiss auf konstantinopel sind bevor man das großosmanische reich skizziert .man sieht ja in Syrien das Erdogan nicht schalten und walten kann wie er will und im Grunde der Depp ist. 

@SouthBalkan

Man könnte Julian Assange als ein passenderes Beispiel benennen. Dann wäre der Vergleich mit Dündar durchaus zulässig. 

@doree
@cheroks

Gegen Julian Assange liegt meines Wissens nach keine offizielle Anklage vor.
Die USA tun sich sehr schwer damit, eine juristische Grundlage zu finden, mit der sie Assange juristisch belangen könnten.

Die USA wird auch zurecht in großen Teilen der Bevölkerung innerhalb und außerhalb der USA, für ihren teils verzweifelten Umgang mit Assange kritisiert.

In der Türkei werden unliebsame und kritische Journalisten, unter abenteuerlichen Begründungen, verhaftet und weggesperrt.

Interessant auch, dass Erdogan türkische Gerichtsbeschlüsse nicht akzeptiert, wenn diese nicht seinem Standpunkt entsprechen.

Am 25. Februar 2016 erklärte das türkische Verfassungsgericht die Verhängung der Untersuchungshaft gegen Dündar und Gül für nicht rechtens; die beiden wurden daraufhin am 26. Februar 2016, nach drei Monaten Untersuchungshaft, entlassen.[25] Erdoğan kritisierte die Entscheidung des Verfassungsgerichts mit den Worten: Ich sage es offen und klar: Ich akzeptiere das nicht und füge mich der Entscheidung nicht. Ich respektiere sie auch nicht.[26]

Wikipedia: Can Dündar

doree schrieb:Seine Politik ist die Sache der Türkei.

@doree
Neil das ist leider nicht nur Sache der Türkei, mit seiner Politik hat Erdogan schon immer in Ausland  wie im Inland ein Keil zwischen der Gesellschaften zu treiben versucht und das war schon immer sein Plan um die Menschen auszuspielen.

SouthBalkan schrieb:Geheimisverrat :

In deinem Vergleich mit den USA begehst du einen ganz entscheidenen Fehler.

Edward Snowden war ein Mitarbeiter der CIA, und vertraglich und ethisch zu Verschwiegenheit verpflichtet.

Der Soldat Manning war  Mitarbeiter der US Streitkräfte, und ebenfalls zu Verschwiegenheit verpflichtet.

ok lassen wir mal dieses Argument durchgehen, was ist dann bitte mit Julian ASSAGNE ??? der Assagne der von den USA gesucht wird, seine Auslieferung gefordert wird, und der Assage der kein US Mitarbeiter von irgendeiner US Behörder ist! Der Assagne der ein JOURNALIST ist!?!

Wie ich bereits sagte und ich kann es nochmal wiederholen, wenn die USA Geheimnisverräter jagen und ins Gefängsnis stecken wollen selbst wenn es sich dabei um Journalisten wie Assagen handelt, bleibt die USA immer die beste Democracy der Welt und bester Rechtsstaat, wenn die Türkei exakt das gleiche macht was die USA machen, ist die Türkei böse, keine Rechtsstaat und keine Demokratie.

Diese Doppelmoral im Westen prangere ich an, ja genau IM WESTEN, die sehr weit verbreitete Doppelmoral im Westen!