@Balthasar70 Russland und die Türkei verständigen sich zunächst über die Grenzen ihrer Einflussgebiete. Das ist wichtig, weil Putin keinesfalls Gebiete den Türken überlassen will, die er zu "seiner" Sphäre zählt. Er will auch keine Stärkung moslemischer Gebiete innerhalb seiner Zone.
Man einigt sich dann, das schwarze Meer zum "mare nostrum" zu erklären. Das bedeutet einige Veränderungen: die Türkei tritt aus der NATO aus. Sie wird auch nicht mehr bereit sein, NATO Kriegsschiffe durch Bosporus und Dardanellen fahren zu lassen. Man wird Bulgarien, Rumänien und vielleicht auch der Ukraine einen Zugang zum schwarzen Meer garantieren, wenn diese sonst die Vorherrschaft beider Länder auf diesem Meer anerkennen.
Georgien, Armenien, Aserbeidschan müssen sich entscheiden: mitmachen oder massiv Ärger bekommen.
Der Iran muss sich fügen. Er hat nicht den Einfluss und die Macht da mitzureden.
Gleichzeitig bekommt die russische Kriegsmarine die Möglichkeit türkische Häfen im Mittelmeer zu nutzen.
Dann geht es um die wirtschaftlichen Beziehungen: Die Anrainerstaaten werden ermuntert, ihre wirtschaftlichen Beziehungen auf die beiden Verbündeten auszurichten: es kommt zu einem Ausbau der Strassen-, Eisenbahn- und Flugverbindungen mit den Nachbarstaaten je nach Interessensphäre, dazu ggf. ein Ausbau von Pipelines etc.
Der gegenseitige Handel wird gefördert durch Abbau und Abschaffung von Zöllen usw. Die Türkei wird zum bevorzugten Reiseziel der Russen am Mittelmeer. Im Gegenzug bezieht die Türkei Energie und schwerindustrielle Materialien aus Russland.
Die Türkei wird Technologiezentrum in ihrem Einflussgebiet: Syrer, Iraker, Libanesen usw. werden in die Türkei gehen um zu studieren, um sich operieren zu lassen, um einzukaufen. Umgekehrt hilft die Türkei diesen Ländern beim (Wieder)aufbau und macht dadurch massiv Einfluss geltend. Syrien wird so eng an die Türkei angebunden, dass es ein Protektorat wird. Hier wird zum ersten Mal die Türkei gegen den Iran Stellung beziehen. Das bringt die Russen etwas in Verlegenheit, die sich um gute Beziehungen zum Iran bemühen, aber den Preis werden sie zahlen, um dadurch die Türkei als Verbündeten zu erhalten.
Die türkische Armee, aus NATO Zeiten sehr modern ausgerüstet und nach der russischen in Europa die zahlenmässig bei weitem grösste Armee wird zum Schutz Syriens dort einmarschieren. Mit anderen Ländern wird es Kooperationsabkommen geben, Ausbildung usw. Alles unter der wohlwollenden Beobachtung seitens der Russen.
Die USA wird nicht erfreut sein, aber wenn der derzeitige Trend bleibt, wird ein Präsident Trump sich heraushalten, solange zwei Voraussetzungen erfüllt bleiben: Die Türkei wird Israel nicht antasten und sich auch hinsichtlich der Unterstützung der Hamas und der Hisbollah zurückziehen, und die wirtschaftlichen Beziehungen werden nicht angetastet. Dann wird man das in den USA noch als "guten Deal" verkaufen können, besonders wenn es der Türkei und Russland gelingt deutlich zu machen, dass man im Nahen Osten auf diese Weise für Ruhe sorgen wird. Der Knackpunkt ist da das Verhältnis zu Israel. Wenn das gesichert ist, werden die USA nichts gegen ein Bollwerk gegen den Iran haben.
Dann ist da noch die EU: die wird ein wenig jammern und zetern, hat dem aber gar nichts entgegenzusetzen. Das nächste Bauernopfer wird die Ukraine sein. Wenn die EU zustimmt, dass diese wieder in den russischen Interessenbereich kommt, dann können Erdowahn-Putin der EU eine schöne, geordnete, neue Welt am Mittelmeer anbieten, mit der man klasse Geschäfte machen kann. Und wer weiss, am Ende erweist sich das Ganze noch als so stabil, dass man das Modell auf Nordafrika ausweitet. Die Türkei hat die militärischen Mittel um in Libyen für Ruhe zu sorgen. Und dann wird auch Ägypten erkennen, dass der Zug zur Regionalmacht abgefahren ist.
Wenn die USA weiterhin sich zurückziehen, werden am Ende selbst die Golfstaaten akzeptieren, dass die Türkei in der Gegend der Boss ist. Auf jeden Fall ist das besser als die schiitischen Verrückten in Teheran. Die Saudis, Kuweitis usw. werden sich unter einem türkisch-osmanischen Militärschutz, mit den Russen im Hintergrund, nicht nur arrangieren sondern auch wohlfühlen können. Die Türken werden wenigstens nicht dauernd die doofen Menschenrechte ansprechen, wenn man neue Panzer braucht.
Unmöglich? Sicherlich nicht. Teuer? Oh ja. Eine Utopie? Noch. Aber so könnte Erdowahns Plan aussehen. Sultan Recep I., Herr über das Schwarze und das Mittelmeer, Führer der Gläubigen vom Maghreb bis in den Kaukasus, Erster des stolzen türkischen Volkes, das seine Rolle in der Welt wiedergefunden hat und sogar Flughäfen bauen kann, die funktionieren, anders als die Deutschen.