@Tussinelda Hmm, was soll ich dazu schreiben? Mir ist es an dieser Stelle wichtig, dass du von mir gelesen hast und später dann, bei ähnlichen Situationen und Diskussionen, eben nicht mehr die völlig überraschte und überrumpelte Tussinelda bist.
Das, was ich dir schreibe, sind keine bahnbrechenden Neuigkeiten. Vielleicht setze ich das auch einfach mal zu salopp voraus, dass jeder irgendwas mit Migranten und deren Kindern zu tun hat. Geh mal zum Dönermann um die Ecke und frag nach, was er als "deutsch" betrachtet. Oder frag andere. Vielleicht kann ich dir das nicht so genau erklären wie du möchtest, weil ich selbst sehr viel mehr Deutscher bin als mir tatsächlich bewusst ist. Oder auch nicht. Von innen heraus zu erklären und zu beschreiben ist etwas schwieriger als von außen heraus zu beschreiben und zu erklären. Wir als Nichttürken in Deutschland betrachten die Türkei auch anders, von außen. Türkischstämmige hingegen sind innen und verwurzelt. Können stellenweise gar nicht das sehen, was man von außen sieht.
Du behauptest, du wärst mit einem Amerikaner verheiratet gewesen. Möchtest du anschließend behaupten, ihr beide seid Menschen und von daher absolut gleich im Denken, fühlen und erleben? Hast du damals nicht festgestellt, dass die Amerikaner im Denken etwas eigen sind? Was aber nichts unnormales ist, weil jedes Völkchen auf der Welt solch eine Tatsache hervorbringt?
Es gibt Kultur- und Mentalitätenspezfische Grundmuster des allgemeinen Denkens, die du wirklich schon spätestens bei migrantischen Freunden, Kollegen etc. hättest sehen müssen.
Wie kannst du in eine Diskussion in die Burka, die Türkei oder sonstige Diskussion über Migranten und deren Kinder gehen, ohne dir vorzustellen zu können, wie die Frau mit Burka oder der Türke fühlt und denkt? In welchem Kosmos sie lebt oder leben könnte. Du musst doch davon eine Vorstellung haben.
Wenn du das alles nicht verstehst, weil ich absolut der erste Mensch bin, den du kennen lernst bei 15-20 Millionen Menschen mit Migratuinshintergrund in diesem Land, krass. Du solltest mehr mit Migranten und deren Kindern abhängen.
Hab ich verschiedene Tipps für dich, passend zu diesem Thread:
Pass auf zu denken, Deutsche und Türken wären per se eins oder eineiige Zwillinge im Denken, Fühlen und Erleben. Wenn du manchen Leutz so kommst wie mir, dann kann es heftig werden. Weil das ist schon ein gewisser Assimilationsgedanke, dem du folgst.
Fang mit Türken oder türkischstämmigen keine Diskussion über Politik in der Türkei oder Erdogan an. Das geht meist recht emotional einher und ist nicht einfach.
Türken, Aleviten, Kurden quatschen alles durcheinander und schmeißen mit Vorwürfen um sich, lass dich möglichst von keinem der Leutz an der Nase herumführen. Alle haben irgendwo keine weisse Weste. Pass auf mit den unterschiedlichen türkischen Gruppierungen. Das Parteiensystem in der Türkei scheint sehr, sehr ausdifferenziert und fragmentiert zu sein. Überblick verschaffen ist ne Sysiphusaufgabe. Fang gar nicht erst damit an.
Viele türkischstämmige denken recht national bzw. sozusagen heimattreu. Von daher kann das Threadthema auch schnell nach D überschwappen und zu sozialem Unfrieden führen. In meiner Heimatstadt leistet die Polizei derzeit megaviel. Nicht nur Flüchtlinge und Zuwanderer aus Südosteuropa, sondern auch noch das in Schach halten der verschiedenen türkischen Gruppierungen, wenn mal wieder von einer eine Demonstration angekündigt ist. Da siehste in der Stadt dann vom Anfang der Innenstadt bis zum Ende der Innenstadt Bereitschaftswagen der Polizei. Und auch nur soviel, weil es ja in ganz D in den vergangenen Monaten Ausschreitungen zwischen den verschiedenen Gruppen gegeben hat. Sprich, Erdogan kostet den hiesigen Steuerzahler eine Menge Geld.