@doetz doetz schrieb:Warum sollten sonst so viele Menschen für sein "System" stimmen, wenn sie nicht auf diese One-Man Show abfahren würden?
....
Die ganzen Kontrollapparate(u.a. Gewaltenteilung) einer Demokratie und die freie Meinungsäußerung gehen diesen Leuten doch am Allerwertesten vorbei.
von der Seite hatte ich das noch gar nicht gesehen. Da hast du sicherlich Recht.
Vielleicht sagen sie sich ja auch: Eine Demokratie macht ein System bei allen Entscheidungen um Einiges langsamer und behäbiger?
doetz schrieb:In der Türkei werden Menschen als Terroristen abgestempelt, nur weil sie gegen die Ausbeutung der Natur demonstrieren. 4 Frauen, die stillschweigend und auf der Straße sitzend gegen die Gewalt an Frauen demonstrieren, können als Terroristen und Vaterlandsverräter abgestempelt werden.
So ähnlich war das in der DDR auch. Wer nicht für den Staat - mit allem drum und dran war - der war automatisch gegen ihn und musste die Konsequenzen tragen.
Ist eben so in einer Diktatur. Nur ist der Unterschied: Offiziell ist ja die Türkei gar keine Diktatur, aber WAS - außer freie Wahlen (sofern diese nicht manipuliert sind) unterscheidet die Türkei noch davon?
doetz schrieb:Das ist, zumindest in meinen Augen, ein generelles Problem östlicher Kulturen. Sie sehnen sich immer wieder nach einer starken Führungsperson.
Dagegen wäre ja vielleicht nicht mal was einzuwenden, wenn diese Führungspersonen richtig human agieren würden, oder?
:)doetz schrieb:Auch wenn es niemand zugeben möchte, wir sind eigentlich ein sehr bestechliches Völkchen. Für Geld werden viele Werte verkauft. Die Ethik bleibt häufig auf der Strecke.
Sind das nicht alle Völker oder besser gesagt, Eliten eines Volkes?
doetz schrieb:Die Religion hat natürlich auch einen hohen Stellenwert. Alle sind sie Moslems bis ins Mark, aber viele halten sich nicht an die Vorgaben. Es ist natürlich Jedem selber überlassen. Aber wenn ich sehe, wie sich einige durch ihre vermeintliche Religiösität einen Vorteil verschaffen wollen, dann könnte ich kotzen.
Das lässt sich sicher auch auf andere Religionen übertragen. Es gibt überall "Solche" und "Solche".
doetz schrieb:Das Strenggläubige ihren Glauben anderen Menschen aufzwingen wollen und sich sogar mit abfälligen Äußerungen in das Privatleben Anderer einmischen, gefällt mir gar nicht.
Das ist eben das, was vielen Nicht-Muslimen große Sorgen macht.
doetz schrieb:Es sollte mir doch egal sein, wie Andere ihr Leben leben, solange sie nicht Anderen einen Schaden zufügen.
Wäre wirklich schön, wenn alle Menschen so denken würden, dann wäre die Welt friedlicher.
doetz schrieb:Wir Türken haben auch das Problem, dass wir nicht ehrlich zu uns selbst sind. Unsere Kultur, unsere Politiker, unsere Geschichte muss immer besser sein als Andere.
Könnte das evtl. aus einem "kollektiven Minderwertigkeitsgefühl" heraus geschehen?
Und wenn ja, woher kommt dieses denn?
doetz schrieb:Dieses Problem haben sicherlich nicht nur wir Türken. Man sollte sich selber zumindest eingestehen, dass man nicht automatisch etwas Besseres ist, nur weil man in eine muslimische oder türkische Familie hineingeboren wird.
Finde Deine Ansichten prima. Und ja, das lässt sich auf vieles Andere übertragen.
doetz schrieb:Auf Etwas, was man nicht durch die eigene Leistung beeinflusst hat, brauch man nun wirklich nicht stolz sein.
Ganz meine Meinung. Das sprach ich weiter vorne bezüglich Nationalstolz an.
:)doetz schrieb:Aber leider wird in unserem Kulturkreis nicht das Individuum gefördert, sondern das Kollektiv.
Das haben auch wieder Diktaturen so an sich.
Andererseits, wenn NUR aufs Individuum geschaut wird, dann kann man damit auch schnell eine egoistische Ellenbogengesellschaft hervorrufen. Ich wäre für ein gesundes Mittelmaß.
:) doetz schrieb:Und da hat man keine andere Wahl als stolz zu sein. Das schöne an diesem tollen System ist dieser Teufelskreis, aus dem wir nicht mehr rauskommen. Und das nutzen eben solche Personen wie Erdogan aus. Es ist schließlich viel einfacher kritische Stimmen zu unterdrücken. Fortschritt braucht Menschen, die diesen Kreis durchbrechen. Und Fortschritt braucht Freiheit, Freiheit für Jedermann.
Eine sehr gute Analyse.
:)doetz schrieb:Wenn man sieht, mit was für Themen die Köpfe der türkischen Bevölkerung abgelenkt wird, dann versteht man es viel besser, warum die Türkei nicht mit eigenen Kräften zu mehr Wohlstand kommen kann.
Die Ablenkung in den Köpfen passiert aber mMn nicht nur in der Türkei
;)Das ist doch ein probates Mittel vieler Herrschenden nach meiner Wahrnehmung
;)doetz schrieb:Ich bin mittlerweile an folgendem Punkt angelangt: Ich kann reinen Gewissens sagen, dass die Türkei bei weitem nicht die Probleme hätte wie heute, wenn es ein freieres Land wäre.
Ich bin jedenfalls froh auch die Erfahrungen hierzulande machen zu können. Es ist eine Bereicherung. Und genau so sehe ich auch meine Herkunft. Man sollte sich bewusst werden, dass verschiedene Erfahrungen sich gegenseitig ergänzen. 2 Kulturen müssen sich nicht zwangsläufig ablehnend gegenüber stehen, sie können sich auch ergänzen.
Das finde ich sehr gut
:)Mal interessehalber, wieviel % Türken in Deutschland sehen das genauso wie du - nach Deiner Einschätzung?