Madboy:
Der Fall Tymoschenko ist extrem zwiespältig. Sie hatte in der Euromaidanbewegung eigentlich immer eine eher untergeordnete Rolle. Das sieht man auch an den Umfrageergebnissen zur Präsidentschaftswahl am 25. Mai. Sie wurde von unseren Medien/Politikern aufgebaut - wie z.B. auch Klitschko. Diesen beiden im speziellen ist aber gemein, dass sie in der Ukraine heute keine wirkliche Macht auf die Massen ausüben. Daher sind diese beiden auch eher aus der Berichterstattung verschwunden und tauchen nur noch zur Meinungsmache auf. Daher ist es politisch gesehen von sehr geringer Bedeutung, was sie heute von sich gibt.
Beitrag von Madboy (Seite 1.252)Madboy:
Tymoschenko muss man heute als politischen Schlüssel Europas zur Ukrainekrise ansehen. Über sie und ihre fragwürdige Verurteilung hatte man ein Druckmittel auf Janukowitsch. Zusammen mit dem Assoziierungsabkommen war er politisch erledigt. Damit will ich nicht unterstellen, dass man aus europäischer Sicht eine Eskalation provozieren wollte, aber ein in die Knie zwingen von Janukowitsch war mit Sicherheit beabsichtigt.
Beitrag von Madboy (Seite 1.252)An dieser Stelle möchte ich mich mal selbst zitieren, da ich meinen Gedankengang im Nachhinein noch viel schlüssiger finde, als zu dem Zeitpunkt, als ich diese Zeilen verfasst hatte.
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Denn was in der Ukrainekrise medial verschwiegen wurde oder unter den Tisch kam, ist, dass Janukowitsch gar nicht so russlandtreu war, wie man es ihm in unseren Medien unterstellt hat. Er war politisch immer zwischen Ost und West hin und her gerissen. Das ist daran erkennbar, dass er wirklich am Assoziierungsabkommen mit der EU zusammengearbeitet hat. Nur: In der letzten Ausgabe des Abkommens war auch eine militärische Zusammenarbeit mit der EU vertraglich geregelt. Hätte er dieses unterschrieben, dann wäre er bei Russland in massive Missgunst geraten. Da die Ukraine wirtschaftlich aber stark von Russland abhängt (Gas kommt aus Russland, Agrarprodukte gehen nach Russland), war es ihm nicht möglich, dieses zu unterzeichnen.
Wenn ich diese Situation jetzt mit der Tymoschenko verbinde, dann erhalte ich schon eine ordentliche Ladung politischen Sprengstoff gegen Janukowitsch. Denn, so unbedeutend die Tymoschenko auch war, gab es schon kleinere Protestbewegungen und politischen Druck ihrer Partei, sie frei zu lassen. Um sie zu Instrumentalisieren hat man sie medial aufgebaut. Heute kann man sogar in der Chronik der Ukrainekrise auf der Seite der Europäischen Union genau das feststellen: Es hat alles mit ihr und dem Assoziierungsabkommen angefangen.
Also braucht es nur noch einen Impuls (z.B. Klitschko) an die Massen, der möglicherweise durch die Investitionen der USA in Sachen NGOs und "demokratischer Entwicklung" verstärkt und gelenkt wurde. Denn bald wurde aus der Gruppe, die die Freiheit von Tymoschenko forderte, die prowestliche Maidanbewegung. Nur ein kleines Haar hat es dann doch in die Suppe geschafft: Der gewaltbereite, rechte Flügel. Der wollte unbedingt Janukowitsch direkt aus dem Amt heben.
Da kommt dann der prorussische Sektor ins Spiel: Mit Hilfe von Propaganda und möglicherweise ein paar gezielten Schüben vom russischen Geheimdienst wurde eine gewaltbereite Opposition aufgebaut, die eine Sicherung der Schwarzmeerflotte und gleichzeitig der Schätze der Krim ermöglichte.
Nun haben wir ein gespaltenes Land, das mit zwei Füßen im Bürgerkrieg steht. Da die Situation - wenn sie so oder so ähnlich eingetreten ist, wie ich mir das hier denke, dann hat niemand mehr die Kontrolle über die Situation. Denn Putin kann es sich innenpolitisch nicht erlauben, einfach die prorussischen Seperatisten fallen zu lassen.
Der Westen könnte eventuell noch die Übergangsregierung fallen lassen, sich dabei aber außenpolitisch zum Narren machen und dabei ihr ursprüngliches Ziel verlieren.
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Wenn ich mir meine Theorie so durchlese, dann ist finde ich sie sehr brilliant. Wenn das wirklich so war, dann Hut ab. Da haben beide Seiten echt die Gunst der Stunde genutzt. Zum Leid der Ukrainer.
Disclaimer: Mit genug Recherche lässt sich das meiste meiner Behauptungen auch mit Fakten belegen. Ob die einzelnen Puzzleteile aber dieses Bild zeichnen, ist wohl für die nächsten Jahre nicht belegbar.