@Friskas Auch für dich nochmal,die Chronologie der Revolution.
Die Mehrheit des Volkes wird nicht aufhören zu protestieren, bevor ein Termin für vorgezogene Neuwahlen steht.
1. Die EU ist nicht der Grund für die Proteste
Die persönliche Bereicherung des Präsidenten und seiner Familie: Janukowitsch bewohnt einen Luxus-Landsitz. Die Meschigorja war seit 1991, als die Ukraine unabhängig wurde, ukrainisches Staatseigentum. Janukowitsch hat es jedoch über dubiose Firmen in London und Wien geschafft, das Anwesen quasi zu privatisieren. Ein anderes Beispiel ist Janukowitschs Sohn Alexander, ein Zahnarzt, der mittlerweile Hotel-, und Bürokomplexe bauen lässt und die All-Ukrainische Entwicklungsbank steuert.
Der Wahlbetrug: 2010, als Janukowitsch zum Präsidenten gewählt wurde, beklagten unabhängige Wahlbeobachter Unstimmigkeiten; bei den Parlamentswahlen 2013 wurden dann Stimmen gekauft und Wähler zur Stimmabgabe für Janukowitschs Partei der Regionen gedrängt.
Die Korruption: Bestechliche Polizisten, Professoren, Lehrer, Ärzte, Beamte sind in der Ukraine keine Seltenheit. Teile des Justiz- und Wirtschaftssystems sind korrupt.
Die schwache Ökonomie des Landes ist eine Folge dessen. Ukrainer haben im Durchschnitt ein bis zu zehn Mal geringeres Einkommen als Deutsche, zahlen im Restaurant, im Supermarkt oder im Autohaus aber fast die gleichen Preise.
Neben ihrer Naivität und ihrem Willen haben die Jugendlichen die Macht der digitalen sozialen Medien in die Proteste eingebracht. Mithilfe von Twitter, Facebook und dem russischen Vkontakte ist ein Digitalmaidan entstanden, der zu einem noch größeren Ort der Mobilisierung, des Austauschs und der Organisation der Revolution geworden ist als der Euromaidan in Kiew.
Die Patrioten: Die Anhänger der rechtsextremen Swoboda-Partei sind auf dem Maidan nicht in der Mehrzahl, bestimmen aber die Protestaktionen, weil sie wie in einer Armee der Opposition organisiert sind. Ein radikaler Teil der Swoboda-Anhänger ist der Rechte Sektor, eine Gruppe von jungen gewaltbereiten rechtsextremen Kämpfern, die mit selbstgebauten Waffen gegen die Sondereinsatzpolizisten vorgehen.
Mehr als zwei Monate campierten die Demonstranten friedlich in Kiews Zentrum, ohne Zugeständnisse des Präsidenten zu erreichen. Vor gut einer Woche dann wandelte sich der Protest plötzlich: Ein Teil der jungen Männer griff zu Pflastersteinen und Molotowcocktails. Die Ultrafans, der Rechte Sektor und andere Anhänger der rechtsextremen Swoboda-Partei radikalisierten die Proteste. Paradoxerweise waren es die gewalttätigen Aktionen dieser Gruppen, die die bis dahin friedlichen Demonstrationen voranbrachten: Plötzlich weitete sich die Revolutionsbewegung in fast alle anderen Regionen der Ukraine aus. Angesichts der brennenden Autoreifen machte Janukowitsch Zugeständnisse, entließ seinen Ministerpräsidenten und revidierte Gesetze.
Von der EU haben die Ukrainer kaum Unterstützung bekommen
Dass es in der Ukraine soweit kommt, haben viele in Brüssel nicht gedacht. Die Ukraine-Politik hatte dort keine Priorität. Die Angst vor einem schwierigen Beitrittskandidaten schien die Diplomaten zu lähmen. Während Russland Fakten schuf, schaute die EU zu, wie ihre Außenpolitik um das Assoziierungsabkommen im Desaster endete. Jetzt, nachdem die Revolutionsbewegung der Ukrainer ihr Ziel fast erreicht hat, könnte die EU handeln. Für den Fall von fairen Wahlen könnte sie etwa eine Vereinfachung der Visa-Vergabe in Aussicht stellen oder Handelsabkommen umsetzen. Die Ministerpräsidenten von Ungarn, Tschechien, Polen und der Slowakei haben diese Dinge nun diskutiert. Geschehen ist aber noch nichts.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-01/ukraine-kiew-klitschko-eu-janukowitsch-revolution-7-thesen/seite-2