Wie war die DDR?

@DeadPoet

Na wenigstens sind die elenden Hochhäuser wohl erstmal vom Tisch, mit denen sie unsern Alex zukleistern wollten :D .
Das häßliche Centrum Warenhaus hätten sie von mir aus wegreißen können - aber das konnte man ja noch gebrauchen ;) ...

Den gemütlichen grünen Stadtbezirk, in dem ich großgeworden bin, erkennt man auch nicht mehr wieder. Überall diese häßlichen Glas-Beton-Bürohäuser (die natürlich größtenteils leer stehen) , aus dem herrlichen Tierpark wollen sie einen "Erlebbnispark" machen - wahrscheinlich so eine Art Rummelplatz ala Oktoberfest (der neue Direktor kommt ja aus München) usw, usf.

Neeeeee, das ist schlimmer, als in den 60er und 70er Jahren, als "wir" den Sachsen sozusagen den Hausschlüssel gegeben haben und überall diese häßlichen Kaufhallen, Mehrzweckgaststätten, diese Klötze mit Krippen- und Kindergärten hingebaut haben :( .

@Thalassa

Ich war auch gerade erst in Berlin Treptow, und auch wenn meine Begleiter etwas eingeschüchtert und erschrocken über den Plattenbaustil waren, muss ich sagen mir gefällts wenn es gepflegt ist. Ich mag erstens die Idee hinter dem Plattenbau, die Weitläufigkeit und die perfekte soziale Infrastruktur die damals in den 60/70er Jahren angelegt wurde ist unübertroffen. Das erinnert mich sehr an Weimarer Bauhaus, es ist hell offen familienfreundlich und erschwinglich.

Klar ist allerdings, dass ich lieber entweder im hohen Altbau oder auf dem Land wohne. Bloß nicht in die trostlose Platte wie man sie sieht wenn man bspw. an Jena vorbeifährt. Die Plattenbauten sind dann meist auch entweder garnicht oder sehr schlecht / nicht dem damaligen Zeitgeist entsprechend modernisiert. Die werden Lachsfarben-Grün Gepunktet angestrichen, bekommen unpassende, wenn auch große Balkone verpasst. Das ganze hat keinen Stil. Aber gut, das ist wohl Geschmacksache.

Unsere Platte ist sehr schön modernisiert worden. Die Häußer haben alle eine schöne Fasade bekommen + Wandgemälde, neue Balkone, Fahrstühle, unser Fahrstuhl ist sogar außen dran und verglast. Aber es gibt auch andere Viertel in denen schon vor 10-15 Jahren saniert wurde, die Platten sehen heute schon wieder recht hässlich aus.



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@DeadPoet

DeadPoet schrieb:Klar ist allerdings, dass ich lieber entweder im hohen Altbau oder auf dem Land wohne.

Naja, ich habe - nachdem meine Eltern das Häuschen aufgegeben haben - in einer Altbauwohnung wohnen müssen, eine Jugendstilwohnung ... meine Mutter hat da bis zu ihrem Lebensende gewohnt.
War nicht wirklich meine Welt. Meine erste eigene Wohnung war ein sanierter Altbau in Friedrichshain, die ganze Wohnung war so groß, mit allem, wie das Arbeitszimmer meines Vaters damals :D .
Ich war heilfroh, als ich dann schräg über den Hof in einen Plattenbau in der Frankfurter Allee ziehen konnte!
Jetzt wohnen wir wieder in einer Platte, total im Grünen, eine halbe Stunde mit der U-Bahn vom Zentrum entfernt ;) .
Unser Haus hier gehört zu denen, die von den Amis gekauft wurden - ist also dementsprechen schön, so wie die ganze Gegend. Ins Zentrum möchte ich heutzutage nicht fahren, wenn ich nicht unbedingt muß, weil ich mich einfach nicht mehr wohlfühle da :( .
Unser Viertel hier gehört zu den schönsten im ganzen Bezirk - wobei das auch bald verschandelt wird, wenn erstmal diese unsägliche Gartenausstellung hier stattfindet. Dafür wird sogar der Wuhlewanderweg und einige Naturschutzgebiete geopfert :( . Von der Seilbahn quer durch unsern Kietz ganz zu schweigen :cry: .

Apropos trostlos - dann guck dir zum Beispiel mal das Märkische Viertel oder Gropiusstadt an, und das stammt ja nun wahrlich nicht aus DDR-Zeiten.

@Bone02943

Das was man dort sieht, ist jedenfalls schonmal gut gemeint, und sieht auch gepflegt aus. Ist nicht ganz mein Ding, weil ich den Eindruck habe, dort wurde was draufgeklatscht um die (vermeintlich) hässliche Architektur zu verbergen. Da fehlts oft an Selbstbewusstsein, dass - da bin ich mir sicher die nächsten Jahre noch kommen wird. Der Bauhausstil drückt sich in anderen ( Weststädten ) in der sogenannten neuen Sachlichkeit aus. Dieser Baustil in die ( wirkliche ) Moderne übersetzt ist äusserst attraktiv. Das könnte man aus der 70er Jahre Substanz durchaus auch rausholen. Anstelle dessen klatscht man große Wandgemälde drüber. Ok, ist wahrscheinlich auch günstiger.

@Bone02943

Apropos: Ein Beispiel von dem was ich meinte. Ein Worst Case, leider kein seltenes Szenario



*grusel*

@DeadPoet

Aber was will man aus der Platte auch groß rausholen? Was die Fasade angeht ist sie nunmal leider völlig hässlich. Bautechnisch kann man halt mit viel Umgestaltung arbeiten.



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Aber das kostet halt natürlich auch was. Billiger ist es wohl schon die Fasaden zu renovieren und ein Wandgemälde "draufzuklatschen" als den Stil zu verändern um zu zeigen wie flexibel die Platte eigentlich wirklich ist.

@Thalassa

Thalassa schrieb:Ich war heilfroh, als ich dann schräg über den Hof in einen Plattenbau in der Frankfurter Allee ziehen konnte!

Ja, in der DDR hat Altbau meist auch bedeutet, täglich Kohlebrickets schleppen zu müssen und in einem fußkalten Luftschloss zu leben. Dafür hatte man viel Platz.

Die Wohnblocks dagegen boten für Familien auch sehr schöne große Wohnungen für eine geringe Miete. Vor allem aber Zentralheizung, moderne Sanitärbereiche, und eben die Infrastrukur.
In einem Altbau zu leben war zwar günstig, aber auch sehr unkomfortabel, stelle ich mir vor. Ausser man hatte das nötige Geld und konnte sich bestimmte Umbaumaßnahmen leisten.

@Bone02943

Abb. 2 ist schon gut gelungen. Was die Materialien der Aussenfassade angeht, besonders bezogen auf die Balkone, die dunkelroten Elemente und evtl. über die Einbindung von Backsteinziegel oder Naturstein ( Beispiel ) könnte man sprechen. Ich finde es gut, dass man sich getraut hat das Erscheinungsbild der Fassade neu zu gestalten. Wenn im Osten modernisiert wird, sieht das immer aus als hätte man Tine Wittler freie Hand gelassen :D

@Thalassa

Thalassa schrieb:Apropos trostlos - dann guck dir zum Beispiel mal das Märkische Viertel oder Gropiusstadt an, und das stammt ja nun wahrlich nicht aus DDR-Zeiten.

Da haste vollkommen recht, da möchte man nicht tot überm Zaun hängen. :D

Thalassa schrieb:Apropos trostlos - dann guck dir zum Beispiel mal das Märkische Viertel oder Gropiusstadt an, und das stammt ja nun wahrlich nicht aus DDR-Zeiten.

Eben, das zeugt davon dass nicht nur Ost-Planer Bausünden begangen haben. Allerdings muss man sagen wurden die Stilblüten der jeweiligen Zeit im Westen relativ schnell ( in der 80/90er ) Jahren entsorgt und mussten neuen Bauten weichen. In den neuen Bundesländern gestaltete sich das, auch aufgrund der klammen Kassen weitaus schwieriger.

@psreturns

psreturns schrieb:Da haste vollkommen recht, da möchte man nicht tot überm Zaun hängen. :D

Ja, mich ärgert nunmal, wenn so getan wird, als wenn es nur in der DDR solche Viertel gegeben hätte ;) .
So schlimm, wie das Märkische Viertel oder Gropiusstadt siehts nichtmal im finstersten Marzahn aus.
Unser Stadtbezirk gehört jetzt zu Marzahn und wird leider immer in einem Atemzug genannt.
Es gibt zwar im Zentrum, entlang der Hauptstraße auch hohe Mehrgeschosser, aber ansonsten haben wir nur 5 bzw 6 geschossige Häuser und Einfamilienhäuser und viel, viel, Grün.

@DeadPoet

DeadPoet schrieb:Ja, in der DDR hat Altbau meist auch bedeutet, täglich Kohlebrickets schleppen zu müssen und in einem fußkalten Luftschloss zu leben. Dafür hatte man viel Platz.

Ich würde nie wieder in einen Altbau ziehen - nichtmal mit moderner Heizung und sonstwie saniert :D , das Heizen hat mich am allerwenigsten gestört ...
Unser Haus jetzt von 1986 und Ende der 90er Jahre saniert ist mir alt genug :D .

DeadPoet schrieb:Ja, in der DDR hat Altbau meist auch bedeutet, täglich Kohlebrickets schleppen zu müssen und in einem fußkalten Luftschloss zu leben. Dafür hatte man viel Platz.

Die Wohnblocks dagegen boten für Familien auch sehr schöne große Wohnungen für eine geringe Miete. Vor allem aber Zentralheizung, moderne Sanitärbereiche, und eben die Infrastrukur.
In einem Altbau zu leben war zwar günstig, aber auch sehr unkomfortabel, stelle ich mir vor. Ausser man hatte das nötige Geld und konnte sich bestimmte Umbaumaßnahmen leisten.

Da erinnere ich gerade was mir meine Oma und Mutti letztens erzählten, als sie aus dem alten, kalten Altbau in das moderne Hochaus zogen.

In der alten Wohnung gab es keine Heizung, nur einen typischen großen Kachelofen, man musste noch Kohlen schleppen und so groß war die Wohnung auch nicht. Als sie dann die Zusage für die 4 oder 5-Raumwohnung im Hochhaus bekommen hatten, war das scheinbar wie ein Geschenk des Himmels. Die haben erstmal nur das nötigste zusammengepackt und sind ins Hochhaus. Keiner wollte mehr runter in die alte Bude. Meine Mutter ist nur noch mal runter und halt den Vogel geholt, seit dem Tag waren dann alle in der Platte.

Muss nen geiles gefühl gewesen sein damals. Man zahlte ja auch nix weiter für warm Wasser oder für Heizung. Die lief dann halt im Winter auch mal durch selbst wenn niemand daheim war.

@Thalassa

Ja, aber es ist eben auch dieser urbane Bohemian-Charme. Weite Dielen, hohe Bücherregale, Esszimmer mit Flügeltüren :)

@DeadPoet

DeadPoet schrieb:Weite Dielen, hohe Bücherregale, Esszimmer mit Flügeltüren :)

Jaja, hatten wir alles, 16m Korridor in L-Form, Mädchenkammer, Speisekammer, Stuck an der Decke, riesengroße Wohnküche ... neeeeee, ist nicht mehr meine Welt :D . Wahrscheinlich muß man da erstmal gelebt haben, um es nicht mehr wirklich haben zu wollen :D .

@Thalassa

Thalassa schrieb:Ja, mich ärgert nunmal, wenn so getan wird, als wenn es nur in der DDR solche Viertel gegeben hätte

Die sollten dann mal an einem herrlich dunklen, verregneten Tag von der Schönhauser
Seite ins merkwürdige Viertel fahren. :o: *grusel*

@psreturns

Ich muß ehrlich gestehen, ich kenne beide Viertel wirklich nur vom durch- bzw vorbeifahren im Auto, aber schon das hat mirgereicht :) .

@Bone02943

Meine Eltern und ich lebten auch im Altbau, was ich schön fand. Die Wohnung wurde uns zugewiesen - ich weiss leider nicht wieviele Optionen wir hatten. Hintendran war noch ein Garten. Bei Verwandten hatte ich unterschiedliche andere Eindrücke. Eben auch wie ich schilderte die Wohnung im WBS 70, oder wie sie hiessen, Eigenheime und auch naja, andere Wohnungen. Für viele, so auch für meine Eltern war grauer Plattenbau ein Graus. Würde ich heute in die damalige Zeit zurückgehen, ich hätte Probleme mich zu entscheiden. Aber ganz klar, gegen einen schlechten Altbau hat eine helle Plattenbauwohnung mit vielen Quadratmeter keine Chance.

@Thalassa

Ja, meine Großeltern bewohnten eine solche knapp 200 Quadratmeterwohnung, und ich lebte die ersten Jahre dort. Aufgrund meines damaligen Astmas drängte dann mein Stiefater, umzuziehen. Auch meine Oma zog in den frühen 90ern in eine kleinere Wohnung um. Alleine konnte und wollte sie in dieser riesigen Wohnung nicht mehr leben. Das ist ja auch eine praktische Frage ( Reinigung, Stromverbrauch, Laufwege )

DeadPoet schrieb:Aber ganz klar, gegen einen schlechten Altbau hat eine helle Plattenbauwohnung mit vielen Quadratmeter keine Chance.

Das sehe ich wieder anders. Wir haben gut 100qm, 4-Raum, 2 Balkone und das für 3 Personen, dazu top saniert und mit Fahrstuhl. Die Zimmer sind auch gut geschnitten, was will man mehr? Besser fänd ich nur ein eigenes Haus ohne Nachbarn wo man richtig laut sein kann. :D