Der Bundestagswahl-Thread. Nach der Wahl ist vor der Wahl!

Rasenmayer schrieb:Die GroKo sollte aber nur die letztmögliche Lösung sein. Es ist auch wichtig, eine starke Opposition zu haben.

Die Groko regiert - mit kurzem Schwarzgelb Zwischenspiel - seit Jahren als „letzte Lösung“ und hat auch bei dieser Wahl wieder mehr als die Hälfte der Stimmen geholt. Ich bleib weiter dabei, das Wahlergebnis ist eine Bestätigung der Regierungskoalition. Nur mit geändertem Vorzeichen.

Optimist schrieb:Hatte gerade im Radio gehört, dass es auch für RRG reichen könnte?
Na wenn das stimmt, dann gute Nacht.

Dafür fehlen ein paar Sitze.

Für mögliche Koalitionen heißt das schon mal: Für Rot-Rot-Grün reicht es knapp nicht, neun Sitze fehlen für die absolute Mehrheit. Eine Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP hätte mit 416 von 735 Sitzen hingegen eine deutliche Mehrheit. Ähnlich sähe es bei Jamaika aus CDU, CSU, Grünen und FDP aus: Diese Koalition käme auf 406 Sitze.

Quelle: https://www.fr.de/politik/bundestagswahl-2021-live-ticker-welche-koalitionen-sind-moeglich-cdu-spd-fdp-linke-gruene-91003842.html

Und ein Untergang wäre dies aber auch nicht. Denn ander lals befürchtet, würde Deutschland unter RRG nicht plötzlich eine Mauer errichten, dass Land spalten, Allmy-User erschießen lassen, den Kommunismus ausrufen, aus der Nato austreten und mit Russland und China eine millitärische Allianz bilden.

paxito schrieb:Ich bleib weiter dabei, das Wahlergebnis ist eine Bestätigung der Regierungskoalition. Nur mit geändertem Vorzeichen.

Allerdings, das wird bei dem Enthusiasmus aller "let's change everything" fans vergessen: die SPD ist genauso für die Politik der letzten zig Jahre Raute verantwortlich. Und die Hälfte der Wähler hat entschieden, dass sie das gar nicht so schlimm finden... sollte man nicht vergessen.

Zwar schauen jetzt alle erst mal nach einer Koalition mit FDP und grünen, aber am Ende sehe durchaus die SPD, die sich sagt: ach, so schlecht war es ja gar nicht, ein paar schöne Ministerposten zu haben, machen wir einfach weiter mit der Union. Ist nicht die erste Wahl, aber ausschliessen tue ich das auf keinen Fall. Auch Schulz hatte mal von der Opposition gefaselt...

@Rick_Blaine
Die CDU redet ja auch jetzt nicht im Ansatz von Opposition. Die wollen in die Regierung, nur eben lieber selbst Kanzler stellen. Da sollte auch der Gang als Juniorpartner kein Problem sein.
Scholz hat die Wahl auch als bessere Merkelkopie gewonnen, er kann die Rautentradition problemlos fortführen.

paxito schrieb:Die Groko regiert - mit kurzem Schwarzgelb Zwischenspiel - seit Jahren als „letzte Lösung“ und hat auch bei dieser Wahl wieder mehr als die Hälfte der Stimmen geholt. Ich bleib weiter dabei, das Wahlergebnis ist eine Bestätigung der Regierungskoalition. Nur mit geändertem Vorzeichen.

Naja, die GroKo als solche stand ja nicht zur Wahl, sondern die einzelnen Fraktionen daraus.
Wenn man SPD wählt, heißt das nicht, dass man auch die Union haben möchte und umgekehrt. Gerade der herbe Stimmverlust der Union sollte eigentlich ein klares Zeichen sein, dass das mit der GroKo nicht so weitergehen soll.

2017 blieb keine andere Möglichkeit (außer Neuwahlen), nach dem die FDP aus den Koalitionverhandlungen mit Schwarz/Grün ausgestiegen ist. Jetzt gibt es zwei andere Möglichkeiten abseits der GroKo.

paxito schrieb:Die CDU redet ja auch jetzt nicht im Ansatz von Opposition. Die wollen in die Regierung, nur eben lieber selbst Kanzler stellen. Da sollte auch der Gang als Juniorpartner kein Problem sein.
Scholz hat die Wahl auch als bessere Merkelkopie gewonnen, er kann die Rautentradition problemlos fortführen.

Genau so ist es. Und wenn die Alternative ist, dass die Union in die Opposition müsste, bin ich mir sicher, sie werden einen Kanzler Scholz akzeptieren. So ein Ministeramt ist immer schöner als die Oppositionsbank, selbst wenn man nicht mehr den Kanzler hat. Die Raute bleibt ja immerhin erhalten.

Ich denke, die Union wird erst mal eine Jamaika Koalition wollen, damit sie den Kanzler stellen kann, aber wenn das nicht funktioniert, und auch die Ampel nicht, dann verbrüdert man sich schnell wieder mit der SPD

Rasenmayer schrieb:Gerade der herbe Stimmverlust der Union sollte eigentlich ein klares Zeichen sein, dass das mit der GroKo nicht so weitergehen soll.

Die gingen aber zum Großteil eben zur SPD. Dem Partner in genau der Koalition die wir nun schon lange haben. Das es als Zeichen zu werten, man wolle eine Veränderung - gewagt.
Ein SPD/CDU Bündnis wäre das einzige Zweierbündnis, es wäre die Fortführung des bisher bekannten und mit Sicherheit die „stabilste“ Option. War das nicht immer Laschets Tenor? Man bräuchte stabile Verhältnisse? Und ging es vielen nicht darum Grüne respektive FDP aus der Regierungsarbeit rauszuhalten? Ist alles möglich, im „weiter-so“ Bündnis. Wir müssten nicht mal sonderlich viele Minister austauschen, Klöckner, Scheuer dürfen bleiben, Scholz wird Kanzler und Merz Finanzminister.

Nach einem groben Blick auf die Wählerwanderungen und die Zuwächse/Verluste nach Alter, würde ich fast schon zu dem Ergebnis kommen, dass die "älteren Herrschaften" (nicht abschätzig gemeint 😀) hier eine Personenwahl getroffen und mit Scholz jemanden gefunden haben, der einer Merkel bzw. "merkelhaften Politik" am nächsten kommt.

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1,39 Millionen wechseln von der CDU zur SPD, dass lässt sich aus meiner Sicht nicht programmatisch erklären.

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Hier sieht man die höchsten Verluste bei der CDU zwar bei den jüngeren, welche aber zahlenmäßig nicht so groß vertreten sind bei der CDU und in der Masse auch nicht bei der SPD wieder auftauchen.

Aber ab 45 und aufwärts sieht man schon eher einen gleichmäßigen Austausch.

Versprechen sich hier die älteren Wählergruppen eventuell mit einer Stimme für Scholz eine "sicherere/vorhersehbarere/konstarere etc." bzw. vergleichbare politische Führung wie es unter Merkel war?

paxito schrieb:Wir müssten nicht mal sonderlich viele Minister austauschen, Klöckner, Scheuer dürfen bleiben, Scholz wird Kanzler und Merz Finanzminister.

Gerade lief es mir kalt den Rücken runter. :ghost:

paxito schrieb:Ist alles möglich, im „weiter-so“ Bündnis. Wir müssten nicht mal sonderlich viele Minister austauschen, Klöckner, Scheuer dürfen bleiben, Scholz wird Kanzler und Merz Finanzminister.

Ja, das ist es bestimmt, was die meisten gewollt haben...ein "Weiter so"-Bündnis mit Klöckner, Scheuer und Merz. ;)

Larry08 schrieb:Versprechen sich hier die älteren Wählergruppen eventuell mit einer Stimme für Scholz eine "sicherere/vorhersehbarere/konstarere etc." bzw. vergleichbare politische Führung wie es unter Merkel war?

Da ist bestimmt was dran. Es ist, wie es in Deutschland oft ist, man meckert und ist unzufrieden und sagt in tausenden Umfragen vorher, dass man einen Wechsel will - aber dann wird den Leuten bewusst, was es bedeuten könnte, wenn man einen Wechsel bekommt, und entscheidet sich doch lieber für das, was man kennt. Die Raute

Rasenmayer schrieb:Ja, das ist es bestimmt, was die meisten gewollt haben...ein "Weiter so"-Bündnis mit Klöckner, Scheuer und Merz. ;)

Es ist stumpf das, was die Mehrheit gewählt hat, wenn du mich fragst.

paxito schrieb:Es ist stumpf das, was die Mehrheit gewählt hat, wenn du mich fragst.

Wäre tatsächlich mal interessant, eine Studie zu sehen, die besagt, auf welches Koalitionsbündnis gehofft worden ist, wenn Partei XY gewählt worden ist.

Das Wahlergebnis der grünen zeigt das m.E. auch sehr deutlich: all der Hype der letzten Monate, die Weltklimauntergangsstimmung, die FFF Hysterie, usw. - da sollte man doch annehmen, wenn den Deutschen das alles sooo wichtig wäre, dass mehr als nur knapp 15% am Ende grün wählen.

Die Deutschen sind viel konservativer als manche denken.

@Rasenmayer
Hoffnung ist ja das Eine, man kann auch auf absolute Mehrheiten hoffen. Realistisch macht die SPD sogar ne große Koalition, wenn sie die vor der Wahl ausgeschlossen hat (2017). Was diesmal nicht mal der Fall war. Nochmal Scholz hat als Merkelkopie gewonnen, der steht wie kaum ein anderer für die große Koalition und hat das auch nie ausgeschlossen. Nur das er lieber Rotgrün hätte.

Rick_Blaine schrieb:Die Deutschen sind viel konservativer als manche denken.

Leider, aber ein Trend ist ja zumindest zu erkennen.

Rick_Blaine schrieb:Das Wahlergebnis der grünen zeigt das m.E. auch sehr deutlich: all der Hype der letzten Monate, die Weltklimauntergangsstimmung, die FFF Hysterie, usw. - da sollte man doch annehmen, wenn den Deutschen das alles sooo wichtig wäre, dass mehr als nur knapp 15% am Ende grün wählen.
Die Deutschen sind viel konservativer als manche denken.

Schau dir die Ergebnisse nach Altersgruppen an. Die Deutschen sind nicht konservativer, die Deutschen sind einfach nur überaltert. Die Wahl wurde von der Riege 45+ entschieden, weil diese nun einmal die Mehrheit stellen.

Dem Ergebnis wohnt doch eine gewisse Ironie inne, wenn alle Parteien antraten um die große Koalition zu beenden, sie nach dem Ende der Wahl aber die wahrscheinlichste Koalation wäre.

Irgendwann hatte ich mal gemeckert, dass man Gudio Westerwelle als Kanzlerkandidat der FDP 2002 das Triell zum Kanzlerduell verweigert hatte, obwohl die FDP im Bundestag vertreten war und sie in den Umfragen zwischenzeitlich im Aufwind war. Den Grünen hat man es erlaubt, aber im Ergebnis merkt man davon eigentlich nichts mehr.

Überraschend fand ich das Ergebnis der Tierschutzpartei und mit Blick auf die Freien Wähler (2,4 %) reicht es vielleicht in 4 Jahren endlich für den Einzug im Bundestag. Wenn sie medial nur halb so viel Aufmerksamkeit bekämen wie die Grünen dieses Jahr, dann wäre ich mir sogar sicher, dass es reicht :)

https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2021/ergebnisse/bund-99.html

Auch diese Umfrage bestätigt das:

Wunsch nach Wandel deutlich stärker als 2017Ein "Weiter so" wollte kaum ein Wahlberechtigter in Deutschland. Doch bei der Frage, wie weitreichend der Wandel sein soll, gibt es ganz klar zwei Lager: 51 Prozent finden, einige Kurskorrekturen würden reichen. Immerhin 40 Prozent sagen aber, sie wünschen sich einen grundlegenden Wandel.Auffallend sind dabei zwei Dinge: Zum einen hat sich die Zahl derjenigen, die sich einen grundlegenden Wandel wünschen, im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 verdoppelt. Zum anderen sind sie vor allem unter den Anhängern von drei Parteien zu finden: Linke, AfD und Grüne - wobei deren Anhänger unter Wandel vermutlich sehr unterschiedliche Dinge verstehen.

https://www.tagesschau.de/inland/btw21/bundestagswahl-analyse-101.html

In den letzten Monaten sind alle darauf hereingefallen, die den Medien geglaubt haben, dass ein grosser Wandel bevorstehe. Man sieht das hier: Der Kommentator schreibt "kaum ein Wahlberechtigter wollte ein 'weiter so.'" Aber das stimmt so gar nicht. Nur 40% wollten einen Wandel, und das waren gerade die Wähler von grün, links und afd. Nur selbst unter diesen waren es keineswegs 100% und, bis auf die grünen, haben die sogar Wähler verloren.

Nach der Umfrage wollten 60% keinen grundlegenden Wandel, nach dem Wahlergebnis 50% keinen.

Wirklich wichtig ist momentan doch nur, dass "Verfassungs-Maaßen", "Nestle-Klöckner" & "Junglobbyist-Amthor" kein Direktmandat für den Bundestag bekommen werden ... und gerechterweise "Aufn Pott" gesetzt wurden sind :)