Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?
09.10.2020 um 10:21Sicher kann man so ein Prozessgebahren - es ist ein Reichsdeppen-Prozess wie aus dem Bilderbuch - auch damit umschreiben, dass die doch nur spielen wollen. Hier wird jedenfalls alles aufgefahren, was dazu dient, ein ordnungsgemäßes Verfahren erst mal zu unterbinden. Die Erfahrung sollte zwar die Reichsdeppen gelehrt haben, dass es ihnen letztendlich nichts hilft, aber erst mal kommen sie sich ganz groß vor, wenn sie das Verfahren aussetzen konnten.
... Der Mann hatte sich nicht nur geweigert, Gebühren zu bezahlen, sondern drohte im Gegenzug selbst mit strafrechtlichen Konsequenzen.Das war erst mal nur die Vorgeschichte. Wie es nun an diesem Prozesstag weiterging, lest selbst. Ich darf aber schon mal verraten, dass man noch nicht mal bezüglich der Befangenheitsanträge zu einem abschließenden Ergebnis kam. Es wird also noch dauern und die Bezahlung der Gebührenbescheide ist erst mal in weite Ferne gerückt, weil um die geht es jetzt gar nicht. Jetzt geht es um Erpressung.
An der Gerichtstafel war ein Verfahren gegen Werner M. (Name geändert) angekündigt. Ein älterer Herr im Freizeitlook wartet vor der Tür. Aus seinem karierten Hemd ragt ein blauer Pass mit der Aufschrift „World Government“, dort wo beim roten europäischen Personaldokument das ausstellende Land genannt ist. Er und sein Begleiter setzen sich im Gerichtssaal auf die Zuhörerstühle, nicht auf die Anklagebank.
Der Strafrichter ruft die Sache auf; er erkennt den Mann als den Angeklagten und spricht ihn an. „Ich bin nicht Herr M.“, sagt der aber. Er sei nur hier, um aufzupassen, ob alles passt. „Ich bin der Mann Werner und ich bin nicht geladen.“ ...
Der Vorwurf der Erpressung resultiert aus einem Gebührenbescheid der Stadt Forchheim, der vollstreckt werden sollte. Der Mann zog in einem seitenlangen Schreiben, das für das Vorgehen der so genannten „Reichsbürger“ typisch ist, die Berechtigung der Stadt in Zweifel, so etwas überhaupt verlangen zu dürfen.
Drohung mit Anzeige
Er warf der Sachbearbeiterin darin etliche Straftaten zu seinen Lasten vor, insbesondere, dass sie sein Geld veruntreut habe. Deswegen werde er sie anzeigen. Gleichzeitig verlangte er von der Stadt eine Geldsumme, die um ein Vielfaches höher lag als der geschuldete Betrag.
Dasselbe Spielchen soll er mit den Stadtwerken getrieben und auch dort einen Sachbearbeiter persönlich verschiedener Straftaten beschuldigt haben.
Die Stadt erstattete daraufhin Anzeige. Die Staatsanwaltschaft leitete gegen den Mann ein Ermittlungsverfahren ein. In diesem Verfahren war auch der Strafrichter der Verhandlung vor dem Amtsgericht involviert. Aufgrund dessen zeigte der Angeklagte auch den Richter an.
Nun reagierte die Staatsanwaltschaft, indem sie endgültig Anklage gegen den Mann erhob. ...
Wer das alles bezahlt, das ist letztendlich der Steuerzahler.