@Awaresum,
@allWenn ich mir nochmals alles vergegenwärtige nach eingehender Betrachtung, erahne ich so einiges. Aber so richtig erschließen lässt es sich für mich nicht. Egal, soweit ich glaube, dass es sich für mich erschlossen hat, will ich darauf eingehen:
Ich schrieb:
„Von mir ist nichts getrennt.“ Damit meinte ich allerdings nicht das, was um mich herum ist, sondern alles was IN mir ist stellt sich mir als eine Einheit dar !
Awaresum schrieb:
„Alles, was du bemerken kannst, ist von dir getrennt im Sinne von unterschiedlich, denn sonst könntest du es nicht als etwas Unterschiedliches zu dir erkennen. Was ist daran so schwierig zu verstehen?“
Da ich mich auch selbst bemerken kann, kann das was IN mir ist, nicht gleichzeitig von mir getrennt sein ! Das ist schwierig bis gar nicht zu verstehen !
Ich schrieb:
„Das ICH ist nichts anderes als das sich Bewusst werden seines SEINS.“
Awaresum schrieb:
„Das Ich deutet auf das Innere. Das Getrennte deutet auf das Äußere. Beides sind Aspekte des Seins.“
„Das Sein ist kein Etwas. Für das Sein gelten keine Einschränkungen oder Reduzierungen oder Abgrenzungen. Versuche den Unterschied zwischen dem Sein und einem Etwas herauszufinden.
„Ein Etwas benötigt die Aspekte von Zeit. Es ist von Dauer, hat einen Anfang, eine Mitte und Ende.“
„Für das Sein gilt das nicht. Denn hätte es ebenfalls einen Anfang, eine Mitte und ein Ende, wäre es kein Sein mehr, sondern ein vorübergehendes Etwas.“
„Denke darüber nach und verstehe es !“
Gut, wenn du das SEIN als Absolutum hin stellst, welches keinen Gesetzen von Raum und Zeit unterworfen ist, welches Ewig ist und immer und bei allem gleich ist und es ohnehin nur ein SEIN gibt, dann ist alles SEIN. Dann ist SEIN nicht fassbar. Dann sind auch Gegenstände ein SEIN, dann ist auch ein jedes ETWAS ein SEIN, nur in seiner Erscheinlichkeit, in der Form der Materie ist es dann eine vorübergehende Existenz des SEINS.
Awaresum schreibt:
„Du mußt versuchen zu verstehen, die grundsätzlichen Unterschiede zwischen dem Sein und einem Etwas zu verstehen, und sie dann auch anwenden. Aber was du hier machst, ist, du vermischst die das Sein und das Ich charakterisierenden Merkmale fröhlich und unbekümmert miteinander. So lange du das weiter miteinander vermischst, sollte es dich nicht wundern, meine Aussagen nicht richtig zu verstehen.“
Gut. Trennen wir alles auf. Sprechen wir zunächst vom SEIN, dann vom ETWAS und schließlich vom ICH.
Das SEIN ist also nicht wirklich fassbar. Es IST einfach nur. Es war schon immer und wird immer SEIN. Und alles was IST, ist somit auch SEIN. Das SEIN ist nicht von sich selbst und von anderem was IST getrennt. Es ist immer und überall ! ALLES ist SEIN !
Damit hätten wir das SEIN geklärt.
Das ETWAS ist dann wie ich oben schon beschrieben habe, eine vorübergehende SEINSform der Existenz, also begrenzt in seinem SEIN. Sowohl der Form nach, weil es materiell ist und eine Begrenzung in seiner Ausdehnung des Raumes besitzt, als auch, dass es örtlich festzumachen ist: Hier ist es. Also kann es nicht gleichzeitig dort sein. Und es ist zeitlich in der Dauer begrenzt, weil es einen Anfang und ein Ende hat. Es zeichnet sich also dadurch aus, dass es zum einen isoliert bzw. von anderen Formen getrennt ist und im weiteren dadurch, dass es nur in einer natürlichen Begrenztheit existiert.
Damit hätten wir das ETWAS auch abgeklärt.
Jetzt kommt das ICH an die Reihe. Und da wird es Schwierig !
Awaresum schrieb:
„Du hast noch nichtmal dein "Ich" richtig verstanden. Wie könntest du da eine qualitative Aussage über das Sein machen?“
„Finde heraus, was die tatsächliche Notwendigkeit für das Vorhandensein eines Ichs ist. (...) Wenn du das oft genug tust, wirst du merken, dass nur ein paar ganz wesentliche Aspekte übrigbleiben, die für das Ich gelten, und solche die NICHT für das Ich aber dafür für das SEIN gelten.“
„Wenn dir das gelungen hat, kannst du fortfahren darüber nachzudenken, wer oder was ein solches Ich erschaffen hat.“
„Die Existenz des Ichs bezieht sich auf immer auf ein Etwas, ein Ding, ein Gefühl, einen Gedanken, eine Vorstellung. Jedes Existierende ist für sich getrennt. Das Sein dagegen ist UNGETRENNT. Etwas Existierendes kann es nur geben, wenn etwas anderes Existierendes da ist, wovon es sich unterscheidet. Sein unterscheidet sich aber nicht von einem anderen Sein. Existenz bedarf Unterschiede. Sein dagegen bedarf keines Unterschiedes.“
„Versuche das zu verstehen und wende es dann konsequent bei deinen weiteren Überlegungen an. Aber höre auf, die Aspekte und Eigenschaften von Sein und Ich miteinander zu vermischen. Das bringt dich nicht weiter.“
Bitte, dann tue DU das auch nicht ! Du schreibst nämlich hier auch mal vom ETWAS, dann mal vom SEIN und schließlich vom ICH. Damit bringst du es ebenso durcheinander.
Also der Reihe nach. Das ETWAS habe ich soweit ich es begriffen habe, dargelegt. Das SEIN soweit auch. Also bleiben wir jetzt nur beim ICH !
Welche Notwendigkeit also hat ein ICH?
Du beschreibst das ICH lediglich als Notwendigkeit, um einen Erlebnischarakter zu erfahren. Du beschreibst das ICH als eine Erschaffung durch die eigene Aufmerksamkeit.
Du beschreibst es als immer wieder verschwindend und erscheinend und als wechselhaft, sich ständig verändernd.
Damit kann ich mich nicht sonderlich anfreunden.
Den Erlebnischarakter des SEINS kann alles was ein Bewusstsein hat auch erfahren. Selbst ohne Bewusstsein lässt er sich erfahren, nur dass bringt nicht viel, wenn sich das was etwas erlebt, sich dessen nicht bewusst werden kann.
Wir Menschen sind eine Gesamtheit. Was nun in uns den Erlebnischarakter schafft, ist daher schwierig auszumachen. Ist es mein SEIN? – Nein. Denn alles ist SEIN. Das reine SEIN an sich IST einfach nur. Es hat keinen Erlebnischarakter.
Ist es das ICH? Nein. Denn das reine ICH hat nur eine Information: ICH. Es existiert auch nicht einfach so, sondern immer nur in Verbindung mit ETWAS oder SEIN. Reines ICH hat nichts, ausser seinem ICH, womit es sich identifizieren kann. Dazu braucht es ein SEIN oder ein ETWAS. Alles womit sich das ICH identifiziert, betrachtet es dann auch als ICH und zu SICH dazu gehörend.
Man kann also sagen: Ein reines ICH gibt es nicht ohne SEIN oder ohne ETWAS. Verbindet sich ICH mit SEIN oder ETWAS wird es zum SICH oder MICH. Alles das was das ICH einnimmt bzw. womit es SICH identifiziert, wird sich dadurch bewusst, dass es IST. Ansonsten herrscht im SEIN völlige Unbewusstheit !
1. Notwendigkeit des ICH: Dass sich Bewusst werden von SEIN oder ETWAS
2. Notwendigkeit des ICH: Identifizierung mit allem, was vom ICH umschlossen wird
3. Notwendigkeit des ICH: Abgrenzung. Alles was sich nicht als ICH identifiziert, bin ich nicht, nehme ich als etwas anderes wahr. Als das um mich herum.
Den Erlebnischarakter erfährt nicht das ICH weil es ein ICH ist, sondern weil es sozusagen am SEIN oder am ETWAS andockt. Dadurch kann es sich SELBST erleben !
Um dann noch alles andere, was nicht vom ICH umschlossen ist, zu erleben, also alles was um dieses neue SEIN mit ICH, was zum MICH oder SICH geworden ist, zu erleben, bedarf es noch etwas anderem.
SICH ist eine neue SEINsform, nämlich SEIN plus ICH.
Aber auch so ein nun sich selbst bewusstes SEIN hat noch keinen Erlebnischarakter. Es bedarf der Fähigkeit, durch Wahrnehmung und Erinnerung, als auch der Fähigkeit, sich Gedanken zu machen - um alles das, was es nicht ist, auch erleben zu können. Dafür ist das ICH aber nicht zuständig.
Was aber ist dann für den Erlebnischarakter zuständig?
Ich schrieb:
„Das ICH ist, so individuell es uns auch erscheinen mag (MICH gibt es ja nur einmal) ist bei allen sich bewusst werdenden Wesenheiten das Gleiche !“
Awaresum schrieb:
„Deine eigene Erfahrung ist eine vollkommen andere. Trotzdem schreibst du, dass du nur ein Ich besitzt.“
„Wenn du fröhlich bist, - ist dann dein Ich, welches traurig ist, tot?“
„Wenn du verärgert bist ? ist dann dein Ich, welches schlichtend und begütigend ist, tot?“
„Wenn du verliebt bist ? ist dann dein Ich, welches hass-erfüllt ist, tot?“
„Ein Ich kann sich immer nur mit EINER Erfahrung identifizieren, niemals mit mehreren GLEICHZEITIG. Daher gibt es für jede Erfahrung ein eigenes Ich.“
„Wenn du ärgerlich und wütend bist, bist du ein vollkommen anderer Mensch im geistigen Sinne, als wenn du bis über beide Ohren verliebt bist und romantische Sätze von dir gibst. Es ist dir dann nicht möglich wütend und hass-erfüllt und zugleich verliebt GLEICHZEITIG zu sein.“
Da ist natürlich etwas dran !
Aber das ICH ist ja nicht die Fröhlichkeit selbst. Es ist auch nicht die Traurigkeit, die Ärgerlichkeit oder die Verliebtheit selbst. Es empfindet diese nur und identifiziert SICH damit.
Gemütszustände sind jetzt wieder ein Sonderkapitel. Denn sie existieren ja IN uns und nicht als wahrnehmbare Dinge im Äusseren um uns herum.
Und es stimmt auch, dass das ICH sich immer nur mit einem Gemütszustand identifizieren kann, jedenfalls nicht mit mehreren verschiedenen Gleichzeitig.
Entweder BIN ich Fröhlich oder ich BIN traurig.
Was heißt das?
Das heißt: Das SEIN, was nur sagen kann, dass es IST in Verbindung mit einem ICH, wird zu einer Einheit die sagen kann: ICH BIN.
Wenn es weiter gefragt würde: Ja, was BIST du denn?
Dann würde das SEIN mit dem ICH auf das zurück greifen, was es im Augenblick erlebt oder empfindet und mit seinem ICH im HIER und JETZT gerade identifiziert. Also zB. mit seinem derzeitigen Gemütszustand. Dann sagt ES (das SEIN mit ICH): ICH BIN Fröhlich.
Das heißt aber nicht: ICH bin die Fröhlichkeit !
Das heißt: Das SEIN plus ICH identifiziert SICH mit dem momentanen Gemütszustand der Fröhlichkeit.
Für das SEIN gibt es keine Zeit. Es IST einfach, immer. Für das ICH gibt es auch keine Zeit. Es ist allerdings nicht immer, sondern immer nur im HIER und JETZT. Von daher ist das ICH JETZT Fröhlich. Im nächsten Augenblick ist es hingegen Traurig. Auch der nächste Augenblick ist immer für das ICH auch das JETZT.
Somit kann man durchaus sagen: Es kann also nicht dasselbe ICH gewesen sein, was sich dort einmal im JETZT als Fröhlich identifiziert und in einem anderen JETZT als Traurig? Also muss sich das ICH laufend dem JETZT-Zustand neu identifizieren – oder es bilden sich laufend neue ICHs.
Beides erscheint mir prinzipiell möglich.
Denn das ICH identifiziert nur das SEIN und macht es diesem Selbst bewusst. Also auch den derzeitigen Gemütszustand. IST es Fröhlich, kann es nicht Traurig sein. IST aber der Gemütszustand IN einem plötzlich ein anderer, identifiziert sich auch das ICH mit diesem, folglich sagt es dann: ICH bin Traurig.
Man kann den Gemütszustand auch mit dem Körper vergleichen. Das ICH identifiziert sich mit dem Körper den es JETZT gerade eingenommen hat. Im Traum kann ich mich auch als Fledermaus identifizieren, wenn mein ICH sich mit dem Körper einer Fledermaus JETZT im Traum identifiziert.
Man könnte also auch sagen: Das ICH ist immer das Gleiche, nur die Formen, womit es sich identifiziert, ändern sich.
Man kann aber auch sagen: Jede neue SEINsform erzeugt ein neues ICH. Das körperliche SEIN identifiziert sich mit dem jeweilig dazu passenden ICH. Bin ich also Fröhlich, ist es ein neues ICH, welches sich JETZT mit der Fröhlichkeit identifiziert. Bin ich Traurig, ist es ein neues ICH, welches sich JETZT mit der Traurigkeit identifiziert.
Aber wieso glaube ich in allem ICH zu sein, wenn sich mein ICH laufend erneuert? Denn ich bin immer nur das, was mein ICH im JETZT empfindet. Also muss ja mein ICH im Gestern ein anderes gewesen sein?
Das kann durchaus möglich sein. Denn das ICH ist ja nichts weiter als ein ICH. Es identifiziert alles als ICH, was es einnimmt. Wenn sich also laufend neue ICHs bilden, identifizieren sie sich mit dem was sie jeweils im JETZT einnehmen.
Das setzt allerdings voraus, dass jedes ICH ein anderes ist und keines ist Gleich dem anderen.
Denn ein Trauriges ICH kann nicht das Gleiche sein wie ein Fröhliches ICH.
Das setzt auch voraus, dass das SEIN seine benötigenden ICHs alle selbst erschaffen muss. Denn so viele verschiedene ICHs schwirren nicht herum, dass man sich jedes Mal beim Aufstehen eines neuen ICHs bedienen kann.
Andererseits muss wiederum jedes ICH gleich sein, weil es im Grunde ja nichts anderes ist als ein ICH. Es hat nämlich nichts, nichtmal ein SEIN !
Denn ausserdem hat ja jeder ein ICH und es empfindet im Grunde jeder das Gleiche dabei, nämlich nichts anderes als in Verbindung mit seinem SEIN: ICH BIN.
Das ist bei allen Gleich !
Somit komme ich zu der Überzeugung, nicht das ICH wechselt sich ständig aus, sondern es identifiziert SICH mit dem SEIN nur ständig mit dem, was es einnimmt. Immer im HIER und im JETZT nimmt es etwas ein. Mal die Fröhlichkeit, dann IST man Fröhlich. Mal die Traurigkeit, dann IST man Traurig.
Man könnte auch sagen, das SEIN nimmt einen Zustand an, genauso wie es eine Form annehmen kann. Und das ICH identifiziert dann den Zustand oder die Form zum ICH BIN. Dann bin ich entweder Fröhlich oder ich bin Traurig. Dann bin ich entweder ein Mensch oder ich bin eine Dose...
Ein SEIN hat keine Form und ist weder zeitlich noch örtlich gebunden. Es kann sich aber grundsätzlich an eine bestimmte Form, eine bestimmte Zeit, und an einen bestimmten Ort binden, oder sagen wir: Es kann sich darin „manifestieren“ !
Und genauso kann sich ein ICH an ein SEIN binden und sich darin sozusagen ebenfalls „manifestieren“ !
Ein solches Gebilde, also ein SEIN welches sich in einer bestimmten Form, und damit an einen bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit mit einem ICH manifestiert hat, das IST dann zB. ein Lebewesen, ein Tier oder ein Mensch.
Und dieses Gebilde identifiziert sich durch sein SEIN und sein ICH als SICH, als das, was es IST in der Form wie es sich darin manifestiert hat. Aus dieser seiner eigenen Wahrnehmungsperspektive gibt es allerdings nur einen Zustand: ICH BIN HIER UND JETZT.
Awaresum schreibt:
„Wenn ich dich nun fragte: "Ja, wer bist du dann nun wirklich? Ein Wütender oder ein Verliebter?" dann wirst du es so erklären, dass du annimmst, es gäbe irgendwelche Gefühle mit denen man sich abwechelnd irgendwie verbindet und es auf diese Weise zu dem kommt, was Psychologen einen Identifikationsvorgang nennen.“
„Wer so denkt, hat nicht verstanden, was tatsächlich in einem abläuft. Wie sollte er auch? Er ist vollkommen damit ausgelastet, seine Ichs ständig zu wechseln. Ich habe früher genauso gedacht, aber das ist falsch. Diese vorübergehenden Erlebniszustände sind genau das, was sie sind: vorübergehend!“
„Die Tatsache, dass man bei jeder Erfahrung praktisch ein vollkommen anderer Mensch ist und auch entsprechend unterschiedlich handelt (einer Verliebter handelt anders als ein Wütender), als bei einer anderen Erfahrung, deutet darauf hin, dass es eine Vielzahl von Ichs gibt, welche benutzt werden. Denn es ist nicht möglich, zwei oder mehrere dieser hier genannten "Grundempfindungen" (Ärger, Wut, Liebe, Fröhlichkeit) GLEICHZEITIG zu empfinden.“
„Finde heraus, wer du tatsächlich bist, wenn du KEIN ICH benutzt.“
„Finde heraus, wer es ermöglicht, dass du dich mal als wütend und mal als verliebt empfindest.“
„Es ist die bewegende Aufmerksamkeit hinter diesen Abläufen, die sowohl die unterschiedlichen Ichs erschafft, wie auch das, was du Gefühle und Empfindungen nennst.“
„Für den Erlebnischarakter benötigst du ein Ich. Doch du selbst befindest dich in der Beobachtungsposition DAHINTER und schaust von dort aus zu, was du dein Ich gerade so treiben läßt. Wenn du genug davon hast, löst du dieses Ich auf, und erschaffst dir ein Anderes.“
Wenn ich kein ICH benutze, bin ich nur SEIN. Und zwar ein mir selbst nicht bewusstes SEIN. Ich denke, auch dieses könnte Fröhlich SEIN als auch Traurig. Es kann dann nur nicht sagen: ICH bin Fröhlich, oder ICH bin Traurig. Aber es kann sagen: ES (das sein) ist Fröhlich. Oder Es ist Traurig.
So wie ich ja auch jemand anderen bemerken kann, wenn dieser Fröhlich ist. Dann sage ich ER ist Fröhlich. – Ich tausche nur das ICH gegen das ER, SIE oder ES aus.
Dieses ES kann einen Namen haben. ES kann meinen Namen haben. Dann würde ES sagen: Fabiano ist Fröhlich. Dazu braucht ES kein ICH !
Also ich fasse zusammen: Wenn ich kein ICH benutze, dann bin ICH nur das SEIN. Es kann sich um ein formloses SEIN oder um ein geformtes ETWAS handeln. Das ist dann das ES. Das ES kann aber genauso Fröhlich SEIN. Auch ohne das ICH. Es wird sich nur aufgrund des fehlenden ICHs darüber nicht bewusst.
Wer oder was ermöglicht ES mir, dass ich mich mal als Fröhlich, mal als Traurig empfinde?
Also das ICH ist es schon mal nicht !
Du nennst ES die „bewegende Aufmerksamkeit“. Das ist nur ein anderer Name für das ES. Denn im Grunde bleibt ohne das ICH nur das SEIN übrig. Und SEIN ohne ICH ist ein ES.
Dann heißt es: ES IST. Ansonsten heißt es: ICH BIN.
Das ist im Prinzip das Gleiche, nur einmal ein SEIN ohne Ich und einmal ein SEIN mit ICH.
Der Erlebnischarakter geht wohl beim ES verloren, weil ES sich ja nicht darüber bewusst werden kann, dass es Fröhlich oder Traurig IST. Insofern ist das ICH notwendig für diesen Prozess des sich Bewusst-Werdens. Denn sonst ist ES Traurig. Ohne sich dessen gewahr oder bewusst zu werden.
Ja insofern ist das ICH auch für den Erlebnischarakter zuständig. Aber genau genommen nicht wirklich. Denn der ist auch so vorhanden, nur nicht zuordbar ! Weil kein ICH vorhanden ist, können die Erlebnisse nicht zugeordnet werden. Wer oder Was ist Traurig? – ES...
Aber diese ES ist sich darüber nicht bewusst. Ist aber ein ICH vorhanden, kann man Erlebnisse zuordnen. Wer oder Was ist Traurig? – ICH !
Du scheinst etwas völlig anderes mit dem ICH zu meinen als ich. Du sprichst ja auch vom ICH wie von einer fremden Instanz, mit der Du DICH gar nicht wirklich identifizierst !
Alleine wenn du so etwas schreibst wie:
„Wenn ich dich nun fragte: "Ja, wer bist du dann nun wirklich? Ein Wütender oder ein Verliebter?"
Dann wirst Du dich weder mit dem Wütenden, noch mit dem Verliebten identifizieren, auch nicht mit dem ICH, welche sich so erlebt bzw. empfindet.
Auch deine folgenden Fragen machen das deutlich, indem du schreibst:
„Finde heraus, wer du tatsächlich bist, wenn du KEIN ICH benutzt.“
„Finde heraus, wer es ermöglicht, dass du dich mal als wütend und mal als verliebt empfindest.“
Das was DICH ausmacht als Wesen, erklärst du gar nicht mit dem ICH. Als wäre dein ICH, was DICH doch erst ausmacht, mit dem womit Du dich identifizierst, eine fremde Instanz. Dann wäre sie aber kein ICH !
Du definierst DICH also selbst als „bewegende Aufmerksamkeit“. Das wird auch hieraus deutlich: Du schreibst:
„Es ist die bewegende Aufmerksamkeit hinter diesen Abläufen, die sowohl die unterschiedlichen Ichs erschafft, wie auch das, was du Gefühle und Empfindungen nennst.“
Diese ist aber nichts als das pure SEIN ohne ICH. Wie kannst Du DICH denn so definieren? Das was Du definierst als Aufmerksamkeit macht Dich aber nicht aus ! Zumindest nicht ohne das ICH.
Womit ich zunächst Schwierigkeiten hatte war, die Aufmerksamkeit meinem ICH zuzuordnen, weil ich sie als eine fremde Instanz hinter mir, also getrennt von meinem ICH betrachtete. Du machst nun den gleichen Fehler meiner Ansicht, indem Du DICH mit der Aufmerksamkeit identifizierst und dafür das ICH als fremde Instanz dahinter betrachtest, getrennt von der Aufmerksamkeit, zumindest macht das auf mich diesen Eindruck.
Auch der folgende Satz von dir verdeutlicht dies:
„Für den Erlebnischarakter benötigst du ein Ich. Doch du selbst befindest dich in der Beobachtungsposition DAHINTER und schaust von dort aus zu, was du dein Ich gerade so treiben läßt. Wenn du genug davon hast, löst du dieses Ich auf, und erschaffst dir ein Anderes.“
Dieses „Du selbst“ kann nicht die Aufmerksamkeit sein, weil diese sich nicht als DU oder ICH identifizieren kann ! Ein SELBST ist sie erst durch das ICH.
Dein Satz ist das reinste Paradoxon !
Ich selbst befinde mich in der Beobachtungsposition dahinter? Hinter wem oder was? Hinter mir selbst? Wie soll das gehen?
Ich schaue von hier aus zu, was mein ICH gerade so macht? Noch schlimmer: Ich schaue zu, was ich mein ICH gerade so treiben lasse? – Wie soll das denn gehen?
Wo bin ich denn? Wo ist mein ICH? ICH kann mein ICH nicht von woanders aus betrachten als von oder aus mir selbst heraus. Denn sonst müsste ich zwei ICHs besitzen. Einmal das, was mein ICH beobachtet und dann das beobachtete ICH, was sich von mir beobachten lässt.
Das ist Unsinn !
Wenn ICH genug davon habe löse ICH es auf und erschaffe MIR ein anderes (ICH)...?
Das impliziert aber zwei ICH ! – Denn ICH kann nicht mein eigenes ICH auflösen, wenn ICH genug davon habe und MIR (also meinem ICH) ein anderes, neues ICH erschaffen.
Mit wem oder was identifizierst DU DICH eigentlich aus dieser Beobachterperspektive deines eigenen ICHs heraus? Mit deinem ICH kannst du dich nicht aus dieser Position heraus identifizieren. Denn du beobachtest dein eigenes ICH ja wie ein DU, mit dem du dich durch die Beobachtung ja gerade nicht identifizierst !
Dein DU ist aber kein ICH, also ohne dieses Ich bist du nichts und hast du nichts womit du dich als DU identifizieren kannst !
Deine Betrachterperspektive geht gar nicht vom ICH aus ! Du betrachtest Dich gar nicht als ICH. Sondern Deine Betrachterperspektive geht vom SEIN aus, welches Du „Aufmerksamkeit“ nennst. Dass ist die Instanz, mit der DU DICH identifizierst !
Nur, das kannst Du gar nicht, weil in diesem SEIN gar kein ICH existiert ! Und jetzt bedienst du Dich eines Tricks, indem du sagst: Mein SEIN erschafft dann halt eben dieses mir fehlende Ich selbst !
Es kann sein, dass es so ist ! Es kann sein, es muss aber nicht... Zumindest ist diese Vorstellung ein Neuland, welches sich von allen anderen Ländern die ich bisher kennen gelernt habe, so gewaltig unterscheidet, dass es für mich sehr schwierig ist, es zu erfassen !
Sich mit dieser neuen Sichtweise anzufreunden bedeutet auch: Sein eigenes Wesen neu zu definieren. Sich selbst nicht als ICH wahr zu nehmen, sondern als SEIN mit ICH, so wie ich es ja schon Anfangs beschrieben habe.
Das bedeutet: Nicht ICH bin, sondern mein SEIN IST. Und ein ICH IST mit meinem SEIN.
Sich mit seinem SEIN zu identifizieren, ohne das ICH dabei zu berücksichtigen, welches ICH ja nicht BIN, sondern mein SEIN erst erschafft, das ist wie ein Paradigmenwechsel ! Vom ICH zum SEIN.
Anstatt zu sagen: ICH BIN müsste es dann heißen: SEIN hat ICH.
Anstatt zu sagen: Ich bin Fröhlich, müsste es folglich heißen: Sein hat Ich Fröhlich.
Und du musst zugeben, so zu denken und sich auszudrücken wäre extrem Gewöhnungsbedürftig !