Die Legende des King of Pop Michael Jackson
07.03.2011 um 12:27@scooby-doo
Das Ende des Pop
Michael Jacksons Hinwendung zur "Nation of Islam" zeigt das Ausmaß seiner Verzweiflung
Ah, teuflische Berater! Kurz vor Jahresende wurden Gerüchte laut, Michael Jackson habe sich, noch während das Verfahren wegen Kindesmissbrauchs über ihm schwebt, mit der berüchtigten "Nation of Islam" eingelassen. Tatsächlich ist Leonard Muhammad, der angeblich mittlerweile sämtliche Amtsgeschäfte des Popstars führt, Bürochef bei der "Nation", und außerdem Schwiegersohn ihres Oberhauptes Louis Farrakhan, der erst kürzlich wieder mit Invektiven gegen die "jüdischen Herrscher Hollywoods" von sich reden machte, die "Schmutz und Obszönität" in den Gemütern der Menschen verbreiteten. Leonard Muhammad wiederum war den Behörden des Bundesstaates Illinois bei verschiedenen dubiosen Geschäftsunterfangen mit klingenden Namen wie "Wirtschaftliche Lösungen, GmbH" aufgefallen, die, sämtlich hoch verschuldet, ohne ordentliche Buchführung auskamen. Eine Chicagoer Zeitung berichtete, Muhammad sei an einer Firma beteiligt gewesen, die in den Ghettos der Stadt das Hepatitis-Mittel Interferon als Anti-Aids-Medikament verkauft habe, wofür in lokalen Blättern und Moscheen der "Nation" auch kräftig geworben worden sei.
Die "Nation of Islam" hat heute etwa 20 000 Mitglieder, machte aber 1995 mit dem imposanten "Million Man March" auf Washington von sich reden. Michael Jackson gehörte bislang nicht dazu, und ist auch kein Muslim. Im Gegenteil: Die Sekte hatte ihn mit seinen Schönheitsoperationen und seinen "kaukasisch" (weiß) aussehenden Kindern bisher eher als Verräter am "schwarzen Volk" betrachtet. Es gehört nämlich zu den Grundüberzeugungen der "Nation of Islam" - einem kruden Mix aus Freimaurerei, Ufologie, Millenarismus, Christentum, Islam und schlichtem Ressentiment - dass die Schwarzen eine überlegene Rasse von "Mondmenschen" sind, die vor 66 Trillionen Jahren auf die Erde kamen, wo vor sechs Millionen Jahren einer von ihnen, der böse Wissenschaftler "Jacub", in einem genetischen Experiment den weißen Mann hervorbrachte, der in Gesprächen gern "The Man" oder "Mister Charlie" oder "Miss Ann" heißt. 6000 Jahre solle der weiße Mann regieren, so glaubte Elijah Muhammad, einer der Sektengründer, dann aber käme der Tag des Jüngsten Gerichts, an dem die Götter (die Schwarzen) die gesamte weiße Rasse der Teufel von der Erde vertreiben werde. Dem Jüngsten Gericht folgt das Paradies, eben die "Nation".
Die Gründung der "Nation of Islam" in den dreißiger Jahren war wohl das Produkt einer gigantischen Enttäuschung. Die befreiten Sklaven waren mit großen Hoffnungen aus den Südstaaten in die Städte des Nordens gezogen und kamen nicht mit den Bedingungen des freien Marktes zurecht, konnten oft nicht lesen und schreiben, und standen in der Depression noch hinter ihren weißen Kollegen zurück. Ein aus San Quentin entlassener Sträfling, Wallace Dodd Ford, der nach Detroit gezogen war, um ein neues Leben anzufangen, gründete die Sekte; Jeffrey Eugenides beschreibt auch dieses Kapitel amerikanischer Geschichte im Roman "Middlesex". Ford nannte sich Wali Farad oder Master Fard, und weil ein Elternteil Maori war, war er dunkel genug, um zu behaupten, er stamme aus Mekka. Wanderarbeiter liefen ihm zu, auch einer aus Georgia, der sich Elijah Muhammad nannte und der später Lehrer von Malcolm X. - und Muhammad Ali - wurde.
Der Priester Louis Farrakhan, in seinem früheren Leben Calypso-Sänger, behauptet, zu der Idee des Million Man March durch ein Ufo gekommen zu sein, das ihn zu Muhammad brachte, der ihm den Rat gab. Farrakhan, so heißt es, habe mit dem "Million Man March" in erster Linie die von Martin Luther King geführten Protestzüge aus Alabama in den Schatten stellen und sich als den legitimen Nachfolger von Malcolm X präsentieren wollen. Hartnäckig halten sich allerdings Gerüchte, nach denen die Ermordung Malcolm X´. auf das Konto der "Nation" ginge, weil X. deren Finanzgebaren und Haremshaltung anprangerte.
Zu dem wirren Gospel von "Mondmenschen" gehört aber eben auch, was speziell für die schwarzen Ghettos noch heute von Bedeutung ist: die Idee von der Selbstverbesserung - dem Verzicht auf Drogen, Vielweiberei, Zuhälter-Ethik, Alkohol und Schweinefleisch - und dem Aufbau einer eigenen, schwarzen Ökonomie, die sich vom Rest Amerikas eines Tages auch geographisch trennen soll. In einer Nation von "African Americans", der "Nation of Islam" eben. Hier stoßen zwei Glaubenssätze aufeinander, die von Anfang an die schwarze Bürgerrechtsbewegung spalteten. Die eine, die mit dem Namen Booker T. Washington verbunden ist, betrachtet die Schwarzen als Opferkollektiv, das keinen Einfluss auf seine Lage hat. Die andere, entwickelt vom Autor W.E.B. Du Bois, betrachtet die Schwarzen als Individuen, die durch eigene Anstrengung etwas aus ihrem Leben machen können.
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Washington wollte Programme zur Selbsthilfe, DuBois wollte in erster Linie Bürgerrechte. Über die Jahre hat sich die Position von DuBois durchgesetzt; die Idee von Selbsthilfe ging unter im Kampf um rechtliche Gleichstellung. Wann immer die Forderung aufkam, die Ghettos müssten selbst gegen Drogen, Teenager-Schwangerschaften und Brutalität angehen, lautete die Formel "Blaming the victim" - dem Opfer die Schuld geben. Die schwarzen Muslime galten zu ihren besten Zeiten als die einzigen, die eine Prostituierte oder einen Junkie durch ihr striktes Regiment auf den richtigen Weg bringen konnten.
Es ist dieser Zusammenhang, der wohl den verzweifelten Michael Jackson an die "Nation" gebracht hat. Jackson, der die Botschaft des Multikulturalismus und der Assimilation im Wortsinn verkörpert hat, wendet sich nun dem schwarzen Separatismus zu. Schon seine inzwischen durch ein Video widerlegte Behauptung, die Polizei hätte ihn misshandelt, ließ diese Strategie ahnen. "Die "Nation of Islam"", so ein Neverland-Angestellter, "haben hier alles übernommen; sie entscheiden, wer wie viel Geld bekommt, wer mit Michael sprechen darf. Er ist immer umstellt von zwölf Leuten. Die haben ihm eine komplette Gehirnwäsche verpasst, und er kann sich nicht wehren."
Farrakhan soll mit ihm gebetet haben. Leonard Muhammad wohnt jetzt in Neverland. Bei einer Weihnachtsfeier auf dem Anwesen wollen Zeugen beobachtet haben, dass Jackson am Verlassen des Hauses gehindert worden sein soll - wegen angeblicher Sicherheitsbedenken.
http://www.welt.de/print-welt/article284809/Das_Ende_des_Pop.html
Das Ende des Pop
Michael Jacksons Hinwendung zur "Nation of Islam" zeigt das Ausmaß seiner Verzweiflung
Ah, teuflische Berater! Kurz vor Jahresende wurden Gerüchte laut, Michael Jackson habe sich, noch während das Verfahren wegen Kindesmissbrauchs über ihm schwebt, mit der berüchtigten "Nation of Islam" eingelassen. Tatsächlich ist Leonard Muhammad, der angeblich mittlerweile sämtliche Amtsgeschäfte des Popstars führt, Bürochef bei der "Nation", und außerdem Schwiegersohn ihres Oberhauptes Louis Farrakhan, der erst kürzlich wieder mit Invektiven gegen die "jüdischen Herrscher Hollywoods" von sich reden machte, die "Schmutz und Obszönität" in den Gemütern der Menschen verbreiteten. Leonard Muhammad wiederum war den Behörden des Bundesstaates Illinois bei verschiedenen dubiosen Geschäftsunterfangen mit klingenden Namen wie "Wirtschaftliche Lösungen, GmbH" aufgefallen, die, sämtlich hoch verschuldet, ohne ordentliche Buchführung auskamen. Eine Chicagoer Zeitung berichtete, Muhammad sei an einer Firma beteiligt gewesen, die in den Ghettos der Stadt das Hepatitis-Mittel Interferon als Anti-Aids-Medikament verkauft habe, wofür in lokalen Blättern und Moscheen der "Nation" auch kräftig geworben worden sei.
Die "Nation of Islam" hat heute etwa 20 000 Mitglieder, machte aber 1995 mit dem imposanten "Million Man March" auf Washington von sich reden. Michael Jackson gehörte bislang nicht dazu, und ist auch kein Muslim. Im Gegenteil: Die Sekte hatte ihn mit seinen Schönheitsoperationen und seinen "kaukasisch" (weiß) aussehenden Kindern bisher eher als Verräter am "schwarzen Volk" betrachtet. Es gehört nämlich zu den Grundüberzeugungen der "Nation of Islam" - einem kruden Mix aus Freimaurerei, Ufologie, Millenarismus, Christentum, Islam und schlichtem Ressentiment - dass die Schwarzen eine überlegene Rasse von "Mondmenschen" sind, die vor 66 Trillionen Jahren auf die Erde kamen, wo vor sechs Millionen Jahren einer von ihnen, der böse Wissenschaftler "Jacub", in einem genetischen Experiment den weißen Mann hervorbrachte, der in Gesprächen gern "The Man" oder "Mister Charlie" oder "Miss Ann" heißt. 6000 Jahre solle der weiße Mann regieren, so glaubte Elijah Muhammad, einer der Sektengründer, dann aber käme der Tag des Jüngsten Gerichts, an dem die Götter (die Schwarzen) die gesamte weiße Rasse der Teufel von der Erde vertreiben werde. Dem Jüngsten Gericht folgt das Paradies, eben die "Nation".
Die Gründung der "Nation of Islam" in den dreißiger Jahren war wohl das Produkt einer gigantischen Enttäuschung. Die befreiten Sklaven waren mit großen Hoffnungen aus den Südstaaten in die Städte des Nordens gezogen und kamen nicht mit den Bedingungen des freien Marktes zurecht, konnten oft nicht lesen und schreiben, und standen in der Depression noch hinter ihren weißen Kollegen zurück. Ein aus San Quentin entlassener Sträfling, Wallace Dodd Ford, der nach Detroit gezogen war, um ein neues Leben anzufangen, gründete die Sekte; Jeffrey Eugenides beschreibt auch dieses Kapitel amerikanischer Geschichte im Roman "Middlesex". Ford nannte sich Wali Farad oder Master Fard, und weil ein Elternteil Maori war, war er dunkel genug, um zu behaupten, er stamme aus Mekka. Wanderarbeiter liefen ihm zu, auch einer aus Georgia, der sich Elijah Muhammad nannte und der später Lehrer von Malcolm X. - und Muhammad Ali - wurde.
Der Priester Louis Farrakhan, in seinem früheren Leben Calypso-Sänger, behauptet, zu der Idee des Million Man March durch ein Ufo gekommen zu sein, das ihn zu Muhammad brachte, der ihm den Rat gab. Farrakhan, so heißt es, habe mit dem "Million Man March" in erster Linie die von Martin Luther King geführten Protestzüge aus Alabama in den Schatten stellen und sich als den legitimen Nachfolger von Malcolm X präsentieren wollen. Hartnäckig halten sich allerdings Gerüchte, nach denen die Ermordung Malcolm X´. auf das Konto der "Nation" ginge, weil X. deren Finanzgebaren und Haremshaltung anprangerte.
Zu dem wirren Gospel von "Mondmenschen" gehört aber eben auch, was speziell für die schwarzen Ghettos noch heute von Bedeutung ist: die Idee von der Selbstverbesserung - dem Verzicht auf Drogen, Vielweiberei, Zuhälter-Ethik, Alkohol und Schweinefleisch - und dem Aufbau einer eigenen, schwarzen Ökonomie, die sich vom Rest Amerikas eines Tages auch geographisch trennen soll. In einer Nation von "African Americans", der "Nation of Islam" eben. Hier stoßen zwei Glaubenssätze aufeinander, die von Anfang an die schwarze Bürgerrechtsbewegung spalteten. Die eine, die mit dem Namen Booker T. Washington verbunden ist, betrachtet die Schwarzen als Opferkollektiv, das keinen Einfluss auf seine Lage hat. Die andere, entwickelt vom Autor W.E.B. Du Bois, betrachtet die Schwarzen als Individuen, die durch eigene Anstrengung etwas aus ihrem Leben machen können.
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Washington wollte Programme zur Selbsthilfe, DuBois wollte in erster Linie Bürgerrechte. Über die Jahre hat sich die Position von DuBois durchgesetzt; die Idee von Selbsthilfe ging unter im Kampf um rechtliche Gleichstellung. Wann immer die Forderung aufkam, die Ghettos müssten selbst gegen Drogen, Teenager-Schwangerschaften und Brutalität angehen, lautete die Formel "Blaming the victim" - dem Opfer die Schuld geben. Die schwarzen Muslime galten zu ihren besten Zeiten als die einzigen, die eine Prostituierte oder einen Junkie durch ihr striktes Regiment auf den richtigen Weg bringen konnten.
Es ist dieser Zusammenhang, der wohl den verzweifelten Michael Jackson an die "Nation" gebracht hat. Jackson, der die Botschaft des Multikulturalismus und der Assimilation im Wortsinn verkörpert hat, wendet sich nun dem schwarzen Separatismus zu. Schon seine inzwischen durch ein Video widerlegte Behauptung, die Polizei hätte ihn misshandelt, ließ diese Strategie ahnen. "Die "Nation of Islam"", so ein Neverland-Angestellter, "haben hier alles übernommen; sie entscheiden, wer wie viel Geld bekommt, wer mit Michael sprechen darf. Er ist immer umstellt von zwölf Leuten. Die haben ihm eine komplette Gehirnwäsche verpasst, und er kann sich nicht wehren."
Farrakhan soll mit ihm gebetet haben. Leonard Muhammad wohnt jetzt in Neverland. Bei einer Weihnachtsfeier auf dem Anwesen wollen Zeugen beobachtet haben, dass Jackson am Verlassen des Hauses gehindert worden sein soll - wegen angeblicher Sicherheitsbedenken.
http://www.welt.de/print-welt/article284809/Das_Ende_des_Pop.html