nairobi schrieb:Viele Menschen sehen ja eher das Schlechte und beklagen sich und jammern.
Ich war noch nie Pessimistin. 🤷♀️ Ich denke nämlich, dass man das
Negative anzieht, wenn man es dauernd im Kopf hat. Selbsterfüllende Prophezeiung.
Man wird wohl immer etwas finden, worüber man jammern kann, wenn man möchte. Ich würde heute über die Hitze jammern, beispielsweise. Nützt halt nix, denn davon wird es auch nicht kühler 🤪.
nairobi schrieb:dass wir nicht misshandelt wurden oder sexuellem Missbrauch erfahren mussten,
Irgendwie schlimm, dass man das Gefühl hat,dafür dankbar sein zu müssen. Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass man seinen oder anderen Kindern sowas nicht antut.
Ich verstehe Menschen einfach nicht. Je älter ich werde, umso weniger und umso geringer wird auch meine Toleranz. Vielleicht nutzt sie sich einfach ab mit der Zeit, je mehr man mit nervigen Menschen zu tun hat. 🤷♀️
Wenn man jemanden oder etwas nicht mag, kann man es oder sie doch einfach in Ruhe lassen und muss nicht streiten oder gewalttätig werden. Ich sehe so oft Menschen, die Tiere jagen oder sie verletzen, einfach, weil Menschen sich von ihnen genervt fühlen (Tauben, Katzen im fremden Garten...) oder auch dass Kinder angeblafft werden, weil sie laut sind. Ja, Lärm nervt mich auch, aber kann auch einfach woanders hingehen. 🤷♀️
Gestern hatte ich einen Kunden, der einfach nur auf Streit aus war. Egal, was man sagte, er drehte alles um und immer waren andere schuld und alle sind gegen ihn. Solche Menschen sind schon sehr anstrengend und ich bin froh, dass ich nur via E-Mail Kontakt mit ihm hatte. Da fiel es mir nach der fünften E-Mail schon schwer, ruhig und sachlich zu bleiben. Gut, dass ich die E-Mail dann ein bisschen liegen lassen kann, bevor ich sie beantworte, damit ich meine Ruhe bewahren kann.
nairobi schrieb:Auch, dass ich in Deutschland lebe. Natürlich ist hier nicht alles perfekt, aber vieles ist geregelt, es herrscht kein Krieg, man hat sanitäre Anlagen, Zugang zu Wasser und Nahrungsmitteln, Schulen, Universitäten etc.
Das Klima ist gemäßigt.
Da haben wir in Mittel- und Nordeuropa wirklich Glück! Den Geburtsort kann sich niemand aussuchen und ich bin auch froh, dass ich in Österreich geboren wurde.
nairobi schrieb:Das stimmt, aber sicher kommt es da auf die Ausprägung und den Schweregrad an, wie bei anderen Störungen und Syndromen auch?
Ja, mit Sicherheit. Allen ist aber gemein, dass sozialer Kontakt schwierig und anstrengend ist. Schriftlich geht es besser, weil man da Zeit hast, zu überlegen. Im persönlichen oder mündlichen Kontakt muss man ständig überlegen, ob das, was man sagen möchte, überhaupt angebracht ist, man sich nicht im Ton vergreift, ob es zu viel Information ist und dergleichen. Diese ständige Selbstevaluation ist sehr energieraubend und ich bin noch ein relativ milder Fall, weil ich gut sozialisiert wurde. Nach einem Nachmittag oder Abend in geselliger Runde muss ich sofort schlafen gehen, weil das so anstrengend für mich ist.
nairobi schrieb:Schon vor etlichen Jahren erzählte meinem Vater eine ehemalige Schauspielerin im Seniorenheim, dass es heute gar keine Ausbildung mehr in Sprechtechnik gebe.
Das stimmt zumindest in Österreich nicht für die Schauspielausbildung. In jedem Studium an einer Schauspielschule ist Sprechtechnik enthalten und auch Gesang und Tanz. Die Schauspielausbildung hier ist nämlich vorwiegend auf Theaterschauspiel ausgelegt und da von der Bühne bis zum Publikum ja etwas mehr räumliche Distanz vorliegt, müssen Theaterschauspieler laut und besonders deutlich sprechen, damit die Zuschauer überhaupt was verstehen. Deshalb spricht man im Theater ganz anders als im Film, man könnte sagen, übertrieben betont.
Beim Filmschauspiel sollte alles möglichst natürlich und minimalistisch sein, auch Mimik und Gestik. Regisseure mögen es gar nicht, wenn man da zuviel tut, das ist dann overacting. Klar, wenn eine bestimmte Emotion dargestellt werden soll, ist die Kamera direkt auf die Person gerichtet, oft in Großaufnahme auf das Gesicht. Da reicht dann ein Zusammenkneifen der Augen, ein bestimmter Blick, ein Verziehen des Mundes, ein Stirnrunzeln schon aus.
Es gibt auch eigene Sprecherausbildungen, die man machen kann und so eine mache ich.
nairobi schrieb:Oh, interessant! Wie läuft das ab? Seit wann machst Du das?
Ich mache das seit etwa einem Jahr bei der Sprecherakademie und privat bei einer Schauspielerin. Im Herbst wird es wieder weitergehen mit den Kursen, ich freue mich schon darauf.
Ich mache vor allem Sprechtechnik, weil ich ja lernen muss, akzentfrei zu sprechen und dafür Konsonanten, Vokale und Diphtonge auf eine bestimmte Art und Weise ausgesprochen werden, da gibt es einen Standard.
Zum Beispiel wird das G in König als Ch ausgesprochen und nicht als G (Könich), das A in Rache kurz und das E in Geste lang. Das G am Ende von Ring wird nicht ausgesprochen, es ist ein ng. Das unterscheidet sich vom österreichischen Deutsch schon, denn wir sprechen Rache mit langem A und Geste mit kurzem E und es gibt Menschen, die das G in ng aussprechen. Das muss man alles auswendig lernen und üben, damit es dann natürlich klingt.
Dann mache ich noch viel Voice Acting, also das, was Synchronsprecher:innen brauchen. Die dürfen ja nicht den Text einfach runterlesen, sondern müssen auch die Emotionen in der Szene, die sie synchronisieren, darstellen können.
Dann mache ich noch Hörbuch, Hörspiel, Werbung, Doku, Imagefilm, weil man da einfach unterschiedlich an die Texte herangeht und sie unterschiedlich spricht. Dokus sind eher nüchtern und sachlich gesprochen, Werbungen wiederum sehr emotional.
Ich mache die Kurse meistens online über Videokonferenz, das ist sehr angenehm.
nairobi schrieb:Es gibt aber auch insgesamt zu wenig Wohnraum, weil seit Jahren schon zu wenig Sozialwohnungen gebaut wurden und ja nach wie vor Flüchtlinge kommen.
Ja, das Problem haben wir in Österreich auch. Vor allem wollen die meisten Flüchtlinge nach Wien, weil hier die Leistungen der Sozialhilfe etwas höher sind. In Wien sind die Mieten ziemlich gestiegen und langsam gehen auch die Baugründe aus, die man nicht verbauen könnte.
Auch die Gesundheitsversorgung ist auf so viele Menschen nicht ausgelegt, drum wartet man mittlerweile auf Termine ziemlich lange.
nairobi schrieb:Wenn er im öffentlichen Dienst gewesen wäre, hätte er wohl durch die 8 Kinder viel Geld bekommen...
Warum? Bekommen Menschen im öffentlichen Dienst mehr Geld für Kinder als Personen, die in der Privatwirtschaft arbeiten?
Das ist meines Wissens nämlich in Österreich nicht so, die Familienbeihilfe und diverse Steuererkleichterungen (Familienbonus, Alleinverdiener-/Alleinerzieherabsetzbetrag) bekommen alle.