umma schrieb:Dazu kommt, dass diejenigen, die es geschafft haben, bei Heimatbesuchen oft dick auftragen. Es werden oft große Geschenke / Zuwendungen erwartet & gemacht.
Und ein Scheitern bzw. Schwierigkeiten werden vertuscht / verschwiegen.
Dazu muss man noch nicht einmal Migrant:in sein 😉. Dieses Verhalten ist generell unter Menschen sehr verbreitet.
Wer gibt schon gerne zu, gescheitert zu sein oder dass man nicht so erfolgreich ist, wie man gerne wäre? Arbeitslose geben weiterhin vor, jeden Tag zur Arbeit zu gehen. Auch unter Karrieremenschen gibt es das häufig, oft geht es sogar so weit, dass trotz Schulden ein luxuriöser Lebensstil weitergeführt wird, bis der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht und manche den einzigen Ausweg im Suizid sehen.
Einer ehemaligen Schulkollegin ist genau das passiert. Mit ihrem Lebensgefährten hat sie drei Kinder bekommen und er hat ihr die prekäre Situation seines Unternehmens verschwiegen. Eines Tages fand sie ihn tot auf. Er hatte Suizid begangen und sie stand mit den Kindern alleine da und musste sich noch um den ganzen Sauhaufen kümmern, den er hinterlassen hat. Wenigstens haftete sie nicht für die Schulden, da sie an der Firma nicht beteiligt war. Aber Erbe zur Absicherung der Kinder gab es halt auch keins.
Sowas ist ganz schlimm. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, wäre es besser gewesen, ganz einfach Insolvenz/Konkurs anzumelden und ein vernünftiges Schuldenabbauprogramm auszuhandeln. Dann hätte es gar nicht soweit kommen müssen. Unfair gegenüber den Angehörigen ist das ja auch noch.
Ray. schrieb:Ich kanns sogar verstehen. Wer werfe den ersten Stein wenn es einem so geht wie es vielen dort geht.
Ja, ich kann es auch niemandem vorwerfen. In dieser Situation würde ich mein Glück auch woanders versuchen, allerdings vielleicht nicht auf diesem Weg, weil der von vornherein aussichtslos ist.
Heute haben viele Menschen schon Smartphones, auch in Entwicklungsländern. Ich denke, wenn ich eins hätte, würde ich nicht glauben, was mir jemand erzählt, sondern selbst recherchieren. Aber dafür muss man natürlich lesen können 🤷♀️
Vor Krieg oder einem totalitären Regime würde ich auch flüchten. Mir ist der Begriff eines "Heimatlandes" überhaupt nicht wichtig, ich möchte dort leben, wo es mir gut geht. Ich würde also ohne zu zögern Österreich hinter mir lassen und keinen Blick zurück werfen, wenn eine Flucht erforderlich sein würde.
Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen "Heimat" romantisieren und idealisieren. Nun - wenn es dort so toll wäre, wie sie tun, hätten sie ja nicht flüchten müssen. 🤷♀️
Somit würde ich in dieser Situation alles tun, um mich in neuen Land so schnell wie möglich einzuleben, auch wenn alles neu und fremd ist. Sonst bringt die ganze Flucht nämlich null. Es verlangt ja niemand, dass Einwanderer ihren kulturellen Hintergrund komplett ablegen. Wen stört es, wenn sie mit Familie und Freunden ihre Sprache sprechen oder die Speisen kochen, die sie von zu Hause kennen? Sich einen Freundeskreis aus dem selben Kulturkreis aufbauen? Das sind alles ganz normale Dinge, alle Menschen möchten sich wohlfühlen und für die meisten Menschen trägt es zum Wohlfühlen bei, Gewohntes zu pflegen.
Wichtig sind ganz andere Dinge: Landessprache so schnell wie möglich erlernen, Qualifikationen erwerben, damit man sich so schnell wie möglich selbst erhalten kann und natürlich sich an die Gesetze halten und sich übliche Höflichkeitsregeln und Umgangsformen anzueignen. Ob man jetzt zu Hause einen Christbaum oder Osterstrauß aufstellt, ist nicht relevant.