Ozeanwind schrieb:Arbeit muss sich lohnen, und wenn es im Niedriglohnsektor mehr oder weniger zu einem Gleichstand mit dem Lebensstandard derjenigen, die Bürgergeld und die zusätzlichen sozialen Leistungen erhalten, kommen wird, wird dadurch die Arbeitsleistung entwertet.
Da wundert es mich dann nicht, wenn sich der ein oder andere überlegt, ob sich seine Arbeit für ihn überhaupt noch auszahlt, wenn es auch möglich ist, ohne Arbeitskraft den Lebensstandard zu erhalten.
Ja, da bin ich deiner Meinung. Es wird auch immer wieder diskutiert, nur leider in die falsche Richtung: anstatt Arbeit besser zu entlohnen, wird immer wieder überlegt, die Sozialleistungen bzw. das Arbeitslosengeld zu kürzen. Das ist aber meiner Meinung nach der falsche Weg, da Arbeitslose ohnehin in Österreich nur 55 % des letzten Nettogehalts bekommen und das schon ein schwerer Einkommensverlust ist. Fällt man in die Notstandshilfe, weil der Anspruch auf Arbeitslosengeld aufgebraucht ist, sind es nochmals 5 % weniger. Es gibt nur wenige Menschen, die das freiwillig in Kauf nehmen und da muss man schon so weit sein, dass man es in seinem Job absolut nicht mehr ausgehalten hat.
Bei uns gibt es ja zwei Schienen Sozialhilfe:
1. Notstandshilfe für jene Menschen, die Anspruch auf Arbeitslosengeld hatten und deren Anspruch ausgelaufen ist
2. Mindestsicherung für alle anderen (Rentner, Kinder, Menschen, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld erworben haben)
Beides ist wirklich wenig und mit den steigenden Preisen ist es kaum mehr möglich, damit seinen Lebensunterhalt zu decken. Man muss für Schiene 1 vorher schon sehr gut verdient haben, damit sich das lohnt, nicht mehr arbeiten zu gehen (ich würde sagen, mindestens 3000 Euro netto, denn dann bekommt man 1500 Euro netto in der Notstandshilfe).
Langzeitarbeitslosigkeit ist ein anderes Problem, das man mit Kürzungen der Sozialhilfe nicht lösen wird. In erster Linie sind das Menschen, die als zu alt für den Arbeitsmarkt betrachtet werden (über 50), Menschen ohne Schulabschluss/Berufsausbildung, Menschen mit Behinderung, Menschen mit mehreren/schweren Vorstrafen oder Menschen mit psychischen Erkrankungen/Suchtproblematik. Diese Menschen sind nicht oder kaum vermittelbar, da kann man kürzen, was man will, das wird nichts bringen. Die Suchtkranken, psychisch Kranken und Menschen mit Vorstrafen sind mehr oder weniger hoffnungslose Fälle. Behinderte kommen gleich danach, die Unternehmen leisten lieber die Ausgleichszahlungen, als begünstigte Behinderte einzustellen. Bleiben die Älteren und Minderqualifizierten, bei denen man ansetzen kann. Nur können Ältere nicht mehr jede Arbeit leisten und Minderqualifizierung hat auch oft ihre Gründe. Was macht man mit jenen, denen es an Intelligenz fehlt, um einen Schul- oder Ausbildungsabschluss zu erreichen?
devil075 schrieb:Dieses Thema hatten wir letzte Woche in der Arbeit… zZ ist es sehr schwer Mitarbeiter zu bekommen und bei uns ist die Bezahlung top… nicht arbeiten gehen zahlt sich auch hier immer mehr aus
Ich finde gar nicht, dass es sich in Österreich auszahlt, nicht mehr arbeiten zu gehen. Ich wüsste nicht, wie ich mit der Hälfte meines jetzigen Einkommens auskommen sollte um dann ständig irgendwelchen Maßnahmen seitens des AMS ausgesetzt zu sein. Da ist mein Job wesentlich stressfreier und angenehmer.
Es gibt bestimmte Tätigkeiten, die nicht sehr beliebt sind, deshalb findet man kaum Arbeitskräfte. Dazu gehören zum Beispiel Gastronomie und Tourismus. Arbeit am Wochenende, bis spät in die Nacht, das will halt keiner, der Familie hat. Wenn der Job noch dazu schlecht bezahlt ist und man sich mit den Befindlichkeiten der Gäste herumschlagen muss, dann sieht es schlecht aus. Ebenso ist es in der Pflege, ganz egal, ob es jetzt Alten- oder Krankenpflege ist. Diese Jobs sind nicht nur körperlich, sondern auch emotional sehr fordernd und anstrengend und es gibt wenige Menschen, die sich dafür eignen. Da kann man fast schon bezahlen, soviel man will, der Job wird dadurch nicht beliebter. Wie man das lösen will - keine Ahnung.
Die meisten Menschen wollen halt doch einen klassischen Bürojob tagsüber Montag bis Freitag, jedes Wochenende frei, 5 Wochen bezahlten Urlaub, bezahlten Krankenstand falls erforderlich und mindestens 2000 Euro brutto. Im Freien arbeiten, körperliche Arbeit, arbeiten an Abenden, nachts, an Wochenenden und Feiertagen - all das ist nicht begehrt. Ich kann es auch verstehen, da speziell in Österreich alles darauf ausgelegt ist, am Samstag und Sonntag frei zu haben. Man kann ja auch sonntags nicht einkaufen gehen, kein Kindergarten, keine Schule, keine Behörde hat offen, es gibt keine Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und pflegebedürftige Familienmitglieder... es ist einfach schwierig, die Arbeit außerhalb der üblichen Zeiten mit dem Familienleben in Einklang zu bringen.
Wenn gewollt ist, dass Menschen auch dann arbeiten, dann muss umgekehrt halt auch die Infrastruktur bereitgestellt werden. Man kann ja nicht davon ausgehen, dass jeder mit Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen auch jemanden hat, der am Wochenende Zeit hat, auf die Menschen zu schauen.
Ich selbst arbeite ja schon sehr lange auch an Abenden, Wochenenden und Feiertagen und kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das schlecht fürs Sozialleben ist. Sich mit anderen Menschen zu treffen, gestaltet sich als schwierig, denn es hat ja kaum jemand am Montagnachmittag Zeit, wenn ich frei habe. Dafür kann ich dann weder am Samstag, noch am Sonntag.
Ozeanwind schrieb:Dieser Rummel der da derzeit um die verstorbene Queen gemacht wird, ist für mich dann doch unerklärlich. Wäre ich Brite wäre ich "not amused". Was das alles kostet und letztendlich mag ich diese Art der Verehrung auch nicht. Sie war letztendlich auch "nur" ein Mensch, der ohne eigens Zutun dazu, in ein Amt befördert wurde, das nur durch die Geburt bestimmt wurde.
Unerklärlich ist es mir nicht, aber ich finde es auch übertrieben. Berühmte Persönlichkeiten werden ja oft verehrt und glorifiziert. Ich kann damit allerdings auch nichts anfangen.
umma schrieb:Ich möchte dazu sagen, dass ich jede Berichterstattung aus GB gerne anschaue. Morgen werde ich auf jeden Fall die Beerdigungszeremonien verfolgen.
Ich schaue mir das nicht an, ich habe mir auch keine royalen Hochzeiten angeschaut. Sowas interessiert mich einfach nicht. Ich schaue mir auch keinen Opernball oder sonst irgendwelchen gesellschaftlichen Ereignisse an. Ich lese auch keine Zeitschriften, in denen darüber berichtet wird. In den Tageszeitungen bekommt man es halt irgendwie mit, aber da überfliege ich meist auch nur die Titel der Geschichten und lese nicht mal den Artikel.
Ozeanwind schrieb:Eben. Ich hab da ja auch so einen Familienzweig im Ausland (für mich jetzt jedenfalls), bin froh, dass ich das "von" im Namen nicht mehr trage, da wird dann wenigstens nicht nachgefragt.
Bei uns in Österreich gibt es kein "von" mehr, es ist verboten, es im Namen zu tragen, seit die Monarchie und damit auch der Adel abgeschafft wurden. So heißen die Nachkommen der Habsburger nur noch Habsburg (z. B. Otto Habsburg). Den Namen kennt natürlich jeder, aber es gibt so viele Adelsgeschlechter, die keiner mehr kennt und deshalb weiß auch kaum mehr jemand, dass eine Person ursprünglich adelig war. Ich denke, das war auch das Ziel dessen. Menschen sollten nicht mehr anhand des Namens als Adel erkennbar sein, weil es den Adel ja nicht mehr gibt in Österreich. Kürzlich bin ich draufgekommen, dass eine Kollegin auch so einem Adelsgeschlecht entstammt. Ich habe es eigentlich nur deshalb bemerkt, weil mir ihr Nachname schon öfter mal in den Medien aufgefallen ist bei verschiedenen Personen und deshalb war ich neugierig, was sich hinter dem Namen verbirgt und hab ihn gegoogelt.
Ozeanwind schrieb:Das wäre mir kein Mensch wert, der mir persönlich nicht nahe steht.
Mir auch nicht. Es ist sogar fraglich, ob ich mich für einen mir sehr nahestehenden Menschen 14 Stunden in einer Schlange anstellen würde, nur um den Sarg zu sehen.