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Der Fall "Jens Soering"

732 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Der Fall "Jens Soering"

23.03.2018 um 09:47
Zitat von mr_majesticmr_majestic schrieb:Ich habe Griffith auch gestern gelesen. An dem Punkt habe ich mich gefragt, wenn ihm die 3 Tage Dauerbefragung nicht zugesetzt haben, warum hat er nicht weiter auf Zeit gespielt. Was heisst freiwillig? Er würde doch argumentieren, dass er unter dem seelischen Druck des Versprechens stand.
Griffiths führt ja im Text aus, dass die Zeit der Befragung(4 Tage) sowieso schon hart an der Grenze bzw. über die Grenze hinaus ausgedehnt worden war. Dh. wenn Söring sein Versprechen einlösen wollte, war dies die letzte Möglichkeit, das zu tun. Klar wird er unter immensem Druck gestanden haben. Außerdem wissen wir nicht, was die Ermittler ihm über evtl. Aussagen von Elizabeth gesagt haben...
Ich denke Griffith wollte damit sagen, dass den Ermittlern keine Mittel nachgewiesen werden konnten, die unmittelbar ein Disziplinarverfahren wegen Kompetenzüberschreitung zur Folge haben konnten. Ansonsten kritisisiert er ja die Vernehmungsführung mit ausgesprochen deutlichen Worten!
Zitat von mr_majesticmr_majestic schrieb:Zu dem Blog noch so viele Infos:
Dank für deine Infos! Auch wenn ich @Bluelle in dem Vorschlag, den Blog abzuhaken, unbedingt recht gebe, ist das doch alles noch mal recht erhellend gewesen!
Zitat von yasumiyasumi schrieb: z.B. die Passage, wo der Staatsanwalt Söring hilft, die Stelle zu benennen wo Herr Haysom verletzt wurde, und die dann als Beleg dient für die Glaubwürdigkeit des Geständnisses, weil die Stelle dem Verletzungsbild entspricht - dann ist das tatsächlich das Highlight und mit der wichtigste Satz aus diesem Geständnis. Konkreter "äußert" sich Söring zu den Verletzungen eigentlich nicht.
Du meinst wahrscheinlich diese Stelle auf S. 18/19 des Geständnisses?:
"Söring: That I stood there with a a knife in the hand: He had blood running into his lap. I don't know wether I have stubbed him in the neck or cut down along the neck. I am of the opinion, that this must have been something like this.
Staatsanwalt: Diagonal cut through the artery?
Söring: Yes, that was it. The artery is in front. Or?"

Deutlicher geht es ja schon nicht mehr, dass der Staatsanwalt ihm hier die 'richtige Antwort' in den Mund legt und er das sofort aufgreift!


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Der Fall "Jens Soering"

23.03.2018 um 11:09
Zitat von ligalaligala schrieb:Du meinst wahrscheinlich diese Stelle auf S. 18/19 des Geständnisses?:
Genau.

Diese Passage wird in dieser Feststellung des Court of Appeals zitiert (S.5).
Dort ging es - soweit ich das verstehe - um die Frage, ob die vorherigen Einlassungen Gardner gegenüber, also die Protokolle des anderen Geständnisses, im Prozess als Beweismittel eingeführt werden durften.

Das Argument war, das Interview mit dem Staatsanwalt war freiwillig - und wurde offenbar von Söring auch nicht nachträglich in Frage gestellt. Und auch da habe Söring zutreffende Details zum Verletzungsbild wiedergeben können. Die Jury wäre also auch ohne den Notizen von Gardner zum gleichen Ergebnis gekommen. Insofern sei es eher zweitrangig, wie das vorherige Geständnis zustande kam.

Wenn man will, kann man aber das Interview mit dem deutschen Staatsanwalt als einen Versuch ansehen, zu retten was zu retten ist. Oder als Drahtseilakt, zu gestehen ohne tatsächlich etwas zuzugeben: Das Geständnis Gardner gegenüber war bewusst off the record, fürs Protokoll würde es also durchaus Sinn machen, wie hier offenbar geschehen, die Aussagen sehr genau mit einem Anwalt abzustimmen.

Aber für eine Beurteilung, ob er an der Tat beteiligt war oder nicht, wäre das weniger wichtig, da dazu andere Aspekte relevanter sind als die Gründe für die Aussage: Plausibilität, Stimmigkeit, Übereinstimmung mit Fakten beispielsweise.

Und da schneidet der Inhalt dieses Interviews nicht all zu gut ab, finde ich.


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Der Fall "Jens Soering"

23.03.2018 um 11:51
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Aber für eine Beurteilung, ob er an der Tat beteiligt war oder nicht, wäre das weniger wichtig, da dazu andere Aspekte relevanter sind als die Gründe für die Aussage: Plausibilität, Stimmigkeit, Übereinstimmung mit Fakten beispielsweise.
Und da schneidet der Inhalt dieses Interviews nicht all zu gut ab, finde ich.
Ja, das finde ich auch.
Und das gilt wohl auch für die anderen Verhöre bzw. Geständnisse, wenn man sich Griffiths Ausführungen im Detail ansieht :
Details zum Geständnis/den Geständnissen ( Fettungen sind von mir)

Es gibt keine Videoaufzeichnungen von Sörings Vernehmungen und lediglich Tonbandaufnahmen
von insgesamt 2 Stunden und 40 Minuten - weniger als 12 Prozent der gesamten Vernehmungen. Es
ist sehr bedeutsam, dass es von Sörings tatsächlichem Geständnis keine Aufzeichnungen gibt.Die Tonbandaufzeichnungen sind Beweis dafür, dass das Equipment vorhanden war - warum also wurde es nicht für sämtliche Vernehmungen genutzt?(S.11)

Als Söring beispielsweise freiwillig berichtet, dass ihm Getränke angeboten wurden, stellte er ihm keinerlei Fragen dahingehend, ob er die Flasche Alkohol berührt hatte oder bat ihn, das Glas zu beschreiben, aus dem er getrunken hatte.(S.15)

Söring wurde direkt von Gardner gefragt, was Mrs Haysom trug und er antwortete "Jeans". Tatsächlich zeigen die Fotos vom Tatort sie in einem langen, von Kopf bis Fuß, einteiligen kleid-ähnlichen Gewand mit großem Muster. Die Untersuchung des Obduktionsberichts bestätigt, dass sie dies über ihrer Unterwäsche trug. Diese Frau hat Söring also angeblich begrüßt und sich dann mit ihm hingesetzt und etwas gegessen, bevor sie mit ihm in einen tödlichen Kampf geriet und von der Söring beschreibt, als er sie zuletzt gesehen habe, sie ihren Hals haltend von ihm weggelaufen sei.(S.16)

Gardner hat ausgesagt dass Söring ihm gesagt hat, wie er aus seiner sitzenden Position am Fenster heraus hinter Mr.Haysom herlief, aber Mr Haysom ihn gegen die Wand schubste. Allerdings zeigen die Fotos des
Tatorts auf eben diesem Platz kein Platzdeckchen. Die drei Platzdeckchen liegen an den anderen
Enden des Tisches und gegenüber dem Platz, den Söring beschreibt. Auf diesem dritten
Platzdeckchen befindet sich eine teilweise verspeiste Mahlzeit mit einem Messer auf der rechten
Seite. Dies ist ein wichtiges Detail bezüglich der Straftat, denn der Schauplatz weist darauf hin, dass
eine Person am Tisch angegriffen wurde (Blut neben dem Tischkopf).(S.16)

Falls Gardners Aussage über Sörings Beschreibung richtig ist, dann widerspricht die Menge an Blut an dem Teil des Tisches dem, was zu erwarten gewesen wäre, wenn man den Obduktionsbericht bedenkt, der von einer “massiven Schnittwunde” spricht. Gemäß der Erfahrung der Autoren hätte diese Art Wunde zu einem enormen Blutverlust geführt, was bedeutet, dass es äußerst unwahrscheinlich war, dass das Opfer in der Lage gewesen wäre, zu diesem Zeitpunkt noch mit einem Angreifer zu kämpfen. Daher stellt sich hier die Frage, wie
Mr Haysoms Schnittwunden an seinen Händen und weitere Stichwunden auf dem Rücken zustande gekommen sind. (S. 16/17)

Was Mrs Haysom angeht, so stellt Gardner in seiner Aussage zu Sörings Beschreibung fest, dass
Mrs Haysom mit einem Messer auf ihn zugegangen sei und er dann “ihr rechtes Handgelenk gepackt
hat”. Im Obduktionsbericht befinden sich, wie zu erwarten war, keine Einträge zu Verletzungen an ihrem rechten Handgelenk.(S.17)

In Beantwortung einer Frage von Gardner, wie lange er im Haus gewesen war, sagte Söring aus, es seien 40 - 45 Minuten gewesen. Einfach gesagt scheint dies eine sehr kurze Zeitspanne zu sein, in der all das Obige passiert sein soll und dennoch stellt Gardner keine Anschlussfragen zur Grundlage, auf der Söring diese Schätzung abgegeben hat oder bittet ihn, einmal den ganzen Ablauf aufzusplittern und die Gültigkeit dieser
Beschreibung zu prüfen. (S.17)

Gardner stellt maßgebliche Fragen über das Essen, welches eingenommen wurde, suggeriert
“Hamburger und Reis?” und “Erinnerst du dich daran, dass dir Eiscreme angeboten wurde?”. Die Autoren stellen fest, dass auf den Tatortfotos auf einem Teller etwas, das wie Hamburger und Reis aussieht, zu sehen ist. Wenn Söring bohrende Fragen über diese Dinge gestellt worden wären und er dann Informationen angeboten hätte,
die durch das Essen, welches am Tatort auf dem Tisch oder im Mülleimer gefunden wurde, bekräftigt
worden wären, dann hätte dies die Glaubwürdigkeit seines Geständnisses gestärkt. (S. 18)

Es gibt zahlreiche Beispiele für die oberflächliche Art und Weise der Befragung - nur wenige Fragen
beschäftigen sich mit dem grauen Sweatshirt, von dem Söring behauptet hat, er habe es aus dem
Kleiderschrank des Hauses genommen. Der Unfall mit dem Hund, der körperliche Angriff auf die
Haysoms, das Treffen mit Elizabeth vor dem Theater, die Unterhaltung in der Tatnacht, was passierte,
nachdem sie beide zurück zum College kamen, bevor die Leichen entdeckt worden waren und
nachdem die Polizei Kontakt mit ihnen aufgenommen hatte
. (S.19)

Entschuldigung, dass die Darstellung ein wenig länglich ausgefallen ist :), ich fände es aber schade, wenn das alles unter den Tisch fallen würde.
Wir müssen natürlich in Rechnung stellen, dass Griffiths im Auftrag von Rosenfield das Gutachten erstellt hat. Aber ich halte ihn - aufgrund seiner Stellung und seiner Vita- für absolut glaubwürdig und nicht käuflich. Und er hat ja nicht nur 2016 das Gutachten abgeliefert, sondern in der letzten Pressekonferenz auch nochmals eine ausführliche Stellungnahme per Skype abgegeben.


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Der Fall "Jens Soering"

23.03.2018 um 16:48
Zitat von ligalaligala schrieb:mr_majestic schrieb:
Zu dem Blog noch so viele Infos:
Dank für deine Infos! Auch wenn ich @Bluelle in dem Vorschlag, den Blog abzuhaken, unbedingt recht gebe, ist das doch alles noch mal recht erhellend gewesen!
Ich würde den trotzdem nicht aus den Augen verlieren. Zumal ja auch sie Dinge drin stehen wie, EH hätte ja angeblich jetzt einen so großen familiären (angeblich die 3 anderen Halbgeschwister) Rückhalt bei ihrem letzten Parole-Termin erfahren.
Dieser und das zugehörige Ergebnis liess sich dann auf der zuständigen Webseite komischerweise nicht nachweisen.

In der EH-Gruppe spielen so Themen natürlich keine Rolle. Schauen wir mal auf die Netto-Ergüsse, die da noch kommen, wenn man
mal das Bashing drumherum abzieht. Die prozentuale Themenverteilung in der EH-Gruppe war ja bis jetzt immer eindeutig gewichtet. Vielleicht ergibt sich ja jetzt mehr Grundlagen-Substanz passend zur Gruppenbezeichnung *Hüstel*


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Der Fall "Jens Soering"

24.03.2018 um 07:45
Zitat von mr_majesticmr_majestic schrieb:Rückhalt bei ihrem letzten Parole-Termin erfahren.
Dieser und das zugehörige Ergebnis liess sich dann auf der zuständigen Webseite komischerweise nicht nachweisen.

In der EH-Gruppe spielen so Themen natürlich keine Rolle. Schauen wir mal auf die Netto-Ergüsse, die da noch kommen, wenn man
mal das Bashing drumherum abzieht. Die prozentuale Themenverteilung in der EH-Gruppe war ja bis jetzt immer eindeutig gewichtet. Vielleicht ergibt sich ja jetzt mehr Grundlagen-Substanz passend zur Gruppenbezeichnung *Hüstel*
Wo steht das Ergebnis bzw. ob sie Rückhalt hatte oder nicht.
Ja ist schade, dachte das man in dieser Gruppe etwas mehr über Elisabeth erfährt.
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Aber für eine Beurteilung, ob er an der Tat beteiligt war oder nicht, wäre das weniger wichtig, da dazu andere Aspekte relevanter sind als die Gründe für die Aussage: Plausibilität, Stimmigkeit, Übereinstimmung mit Fakten beispielsweise.

Und da schneidet der Inhalt dieses Interviews nicht all zu gut ab, finde ich.
Für mich ergibt das alles in allem, dass der Prozess mit Anklage so nicht statt finden hätte dürfen.
Man kann das auch nicht mit der Vergangenheit und der damaligen Verbrechensaufklärung klein reden.

Es gab zu dieser Zeit mit Sicherheit schon Kriminalisten, die eine gute Befragungsmethode hatten,
bzw. die sich auf da auch auf Intuition, dass da Ungereimheiten sind, verlassen haben.
Ich denke Gardner war einfach ein junger Polizist, der null Erfahrung hatte, der endlich
einen Schuldigen liefern musste und hat dadurch anderes ausgeblendet.
Dem Staatsanwalt ist sicher aufgefallen, dass es diesbezüglich nicht mit rechten Dingen zu geht.

PS: ich habe jetzt übrigens Mitglieder dieser Gruppe entfernt und zwar solche, die noch nie hier geschrieben haben.
Ich denke, da ist kein Interesse oder anderes Interesse, wenn sie wollen können sie ja wieder anklopfen.


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Der Fall "Jens Soering"

24.03.2018 um 10:00
Zitat von ligalaligala schrieb:Wir müssen natürlich in Rechnung stellen, dass Griffiths im Auftrag von Rosenfield das Gutachten erstellt hat.
Auf der einen Seite wird bemängelt, wenn ein Gutachter beauftragt und bezahlt wird. Auf der anderen Seite wird hevorgehoben, wenn jemand pro bono für einen arbeitet. Ich verstehe das nicht.
(Griffiths wurde zwar beauftragt, machte das dann aber wohl pro bono, die DNA Gutachter wurden offenbar bezahlt.)

Jeder Gutachter muss von was leben. Er wird nichts machen, ohne etwas davon zu haben. Wenn er kein Geld verlangt, wird er sein Engagement als Werbung für seine Arbeit sehen - wenn er halbwegs Profi ist und sich nicht einfach nur wichtig machen will.

Jeden Elektriker bezahlt man, aber einem Gutachter will man nichts geben? Und findet es auch noch gut, dass er andere - nicht näher benannte - Motive hat, sich zu engagieren? Würde man wichtige Handwerksarbeiten jemandem anvertrauen, der das für lau macht, weil er einen irgendwie ganz gern hat, weil er sich "dem Gemeinwohl verpflichtet" fühlt?

Wenn man einen Profi haben will, muss man auch Geld in die Hand nehmen, so ist das nun mal in der Gesellschaft in der wir leben.

Die Anklage bezahlt ihre Gutachter - da habe ich noch nie von gehört, dass da jemand pro bono arbeitet, obwohl es da naheliegend wäre, etwas "zum Wohle der Öffentlichkeit" zu machen - warum sollte die Verteidigung dann nicht auch ihre Gutachter bezahlen?

Ein Gutachten ist ja keine Black Box, bei der am Ende nur ein Daumen hoch oder Daumen runter rauskommt und wir allein anhand der vermuteten Integrität des Gutachters abschätzen müssen, ob das Behauptete stimmt oder nicht. Ein Gutachten benennt den Auftrag, die Fragestellung, was wie untersucht wird und erklärt warum es zu dem oder dem Ergebnis kommt.

Das kann man alles nachvollziehen. Und dann kann man schauen, ob die richtigen Fragen gestellt, die richtigen Schlüsse gezogen wurden. Ob die Methoden angemessen und wissenschaftlich korrekt sind. Das alles steht in diesen Gutachten drin. Dann kann man abwägen, ob man die Folientechnik eines Robert Hallet und die Wissenschaft dahinter, oder die Analysen und wissenschaftlichen Grundlagen eines Andrew Griffith nachvollziehen kann und überzeugend findet. Oder eben nicht.

Nur darauf kommt es an.


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Der Fall "Jens Soering"

24.03.2018 um 10:03
@Bluelle

"She has demonstrated her profound remorse by personally contacting and asking forgiveness from all of the victims. Three of her half-siblings traveled great distances (two from Canada and one from Malaysia) this past April [2017] to support her parole. They have forgiven her and all have been reconciled."


Quellenangabe Null, also entweder hat er es aus direkter Quelle oder es war goettliche Eingebung oder einfach nur Fiktion.
Er benennt ja auch nicht den outcome für sie, was eigentlich das wesentliche an einer Tatsache in Bezug auf EH wäre.


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Der Fall "Jens Soering"

24.03.2018 um 10:51
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Das kann man alles nachvollziehen. Und dann kann man schauen, ob die richtigen Fragen gestellt, die richtigen Schlüsse gezogen wurden. Ob die Methoden angemessen und wissenschaftlich korrekt sind. Das alles steht in diesen Gutachten drin. Dann kann man abwägen, ob man die Folientechnik eines Robert Hallet und die Wissenschaft dahinter, oder die Analysen und wissenschaftlichen Grundlagen eines Andrew Griffith nachvollziehen kann und überzeugend findet. Oder eben nicht.
Du sprichst mir natürlich aus dem Herzen, genau so ist es ! Der letzte Satz von mir war lediglich eine Entgegnnung für diejenigen, die ständig damit um die Ecke kommen! ;)
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Für mich ergibt das alles in allem, dass der Prozess mit Anklage so nicht statt finden hätte dürfen.
Man kann das auch nicht mit der Vergangenheit und der damaligen Verbrechensaufklärung klein reden.
Eben, und Griffiths bezieht ja in seinem Gutachten selbst die gesetzliche Lage 1985 und den damaligen Stand der Verhörtechnik mit ein.
Es bleibt also: Die Anklage und der Prozess standen schon im Vorfeld auf mehr als tönernen Füßen!


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Der Fall "Jens Soering"

24.03.2018 um 11:30
Ich habe das sowieso noch nie verstanden.
Man liest ein Gutachten und überprüft für sich selbst ob da was ausgelassen wurde und mehr zum Vorteil
des Beschuldigten ausgesagt wird.

Es gab zig Fälle von falschen Gutachten (meistens psychiatrische), wobei mit falsch natürlich gemeint ist,
die haben sich getäuscht.
Ein Mr. Hallet, von der StA halte ich persönlich in diesem Fall für unfähig, allein aus dem Grund,
dass er als Gutachter aufgetreten ist und man Fussabdrücke oder eigentlich Sockenabdrücke, nicht
begutachten kann und es diesbezüglich meiner Meinung nach auch nicht vor Gericht zugelassen hatte dürfen.

Im Prinzip hat er dafür her gehalten, dass Updike seine Show abziehen konnte.

Es gibt sicherlich auch Gutachter, die im Sinne von Verteidigung aussagen und belastendes weglassen.

Deshalb ist - nur weil er von jemanden beauftragt wurde, nicht gesagt ob er ein guter Gutachter ist.
Aber allein der Satz, er wird ja auch bezahlt von dem und dem impliziert irgendwie, dass dieser
irgendwie pfuschen würde, um etwas gut darstellen zu lassen.

Deshalb verstand ich dieses Argument im Hauptstrang nie.


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Der Fall "Jens Soering"

24.03.2018 um 12:01
Zitat von ligalaligala schrieb:Ich habe mir auf unsere Beschäftigung mit dem Geständnis vor dem deutschen Staatsanwalt noch einmal das Griffiths- Gutachten vorgenommen. @Bluelle hatte das vor einiger Zeit mehrmals in den Hauptstrang eingestellt (und es wurde bisher kaum besprochen...)
Für mich ist die wichtigste Passage die, in der Griffiths auf einen der Gründe eingeht, warum Menschen eine Tat auf sich nehmen die sie nicht begangen haben:
Gudjonsson erwähnt in seinen umfassenden Forschungsarbeiten zu dieser Thematik weiterhin in einer Studie mit verurteilten Häftlingen, dass 64% derjenigen, die behaupten, ein falsches Geständnis abgelegt zu haben, unter 21 Jahre alt sind, der Höchstwert von 51% ist in der Altersgruppe zwischen 16 und 20 Jahren. Er argumentiert weiterhin, dass altersbedingte Gesichtspunkte bedeuten, dass eben diese Altersgruppe besonders gefährdet ist, falsche Geständnisse abzulegen. Weiterhin, dass in eben dieser Altersgruppe falsche Geständnisse meistens (59%) gemacht werden, um jemand anderen zu schützen und dass sie, genau wie wahre Geständnisse, aufgrund der Unerfahrenheit im Leben vermutlich leichter entlockt werden. (http://0q.b5z.net/i/u/7000525/f/Letters/ANDREW_GRIFFITHS_-_U_bersetzung_des_Gutachtens_von_Andrew_Griffiths__Juli_2016.pdf S.4)
Auch wenn die Zahlen natürlich schwer zu überprüfen sind - denn in der Regel werden wir nie erfahren, ob jemand tatsächlich unschuldig war - mir war das neu, dass insbesondere junge Menschen, wenn sie falsch gestehen, es offenbar tun, um andere zu schützen.

Wenn man die ganzen Girlanden wegnimmt, mit denen Söring seine Geschichte ausschmückt, wenn man aus dem Pathos die Luft raus lässt, dann bleibt also dieses gar nicht so seltene Motiv für ein falsches Geständnis übrig.

Söring ist da kein einzigartiger Held, sondern offenbar einer unter vielen.

Zumindest kann man einiges was er sagte, so deuten. Söring kündigt ja ein falsches Geständnis fast an, in dem er darüber laut nachdenkt. Und dann sind viele Details in der Geschichte die er dann erzählt auch noch falsch, die ganze Geschichte wirkt so lebensfremd und ausgedacht, das ich mich etwas wunder, dass das überhaupt jemand ernst nehmen konnte.

Schon die Prämisse ist unglaubwürdig: ich fahre mehrere Stunden während eines Urlaubs zurück zu den Eltern meiner Freundin, um diese zur Rede zu stellen, ohne dass es dafür einen konkreten, dringenden Anlass gab.

Dann geht es weiter, dass die Eltern - die ihn also nicht ausstehen können - erst mit ihm (auf was? Freundschaft?) anstoßen, und ihm dann was zum Essen anbieten. Frau Haysom unterbricht dafür die Beschäftigung mit ihrem Hobby.

So was stellt man sich vor, wenn man jung ist und ohne Lebenserfahrung. Aber nach Wirklichkeit hört sich das nicht an.


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Der Fall "Jens Soering"

24.03.2018 um 16:30
Zitat von mr_majesticmr_majestic schrieb:Ich würde den trotzdem nicht aus den Augen verlieren. Zumal ja auch sie Dinge drin stehen wie, EH hätte ja angeblich jetzt einen so großen familiären (angeblich die 3 anderen Halbgeschwister) Rückhalt bei ihrem letzten Parole-Termin erfahren.
Dieser und das zugehörige Ergebnis liess sich dann auf der zuständigen Webseite komischerweise nicht nachweisen.
Eigentlich ist mir das ziemlich schnuppe, was mit EH passiert oder was nicht mit ihr passiert. Von mir aus kann Sie noch heute rauskommen, wenn sie nicht mehr gefährlich ist. Oder mit MS in den Sonnenuntergang reiten und ihm die ewige Liebe schwören. Mir vollkommen schnuppe, genauso wer der Blogschreiber ist, ob es ein Cousin von EH ist, der ihre Tat nicht verabscheut, oder MS. Das Ergebnis ist wohl das selbe.
Zitat von ligalaligala schrieb:Wir müssen natürlich in Rechnung stellen, dass Griffiths im Auftrag von Rosenfield das Gutachten erstellt hat.
Im Haupttrend hat sich das bei einigen immer so angehört. So nach dem Motto: Für das richtige Geld, schreibe ich auch, dass die Haysoms von grünen Marsmenschen getötet wurden. Was ich für absolut schwachsinnig halte. Da niemand, einfach so sein Re­nom­mee zerstört.


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Der Fall "Jens Soering"

25.03.2018 um 10:57
Zitat von Mr.Mystery1990Mr.Mystery1990 schrieb:Eigentlich ist mir das ziemlich schnuppe, was mit EH passiert oder was nicht mit ihr passiert. Von mir aus kann Sie noch heute rauskommen, wenn sie nicht mehr gefährlich ist. Oder mit MS in den Sonnenuntergang reiten und ihm die ewige Liebe schwören.
Ich sehe das nicht so verbissen. Mein Interesse gilt nicht nur JS und ob er unschuldig einsitzt und wann er endlich rauskommt, sondern ob der Fall noch mal zu einem zweifelsfreien gelösten Abschluss kommt.

Ohne die ganzen Verfahrensfehler (Ermittlungsverfahren, Hauptverfahren) und Dinge, die das Verfahren beeinflusst haben (Appealverzicht wegen Überstellung, Anwaltsmanko, 21Tage Regel).
Das geht es also eher nur mit einem weiteren Geständnis.

Die Person EH interessiert mich insoweit, ob sie noch mal jemals an einen Punkt kommen wird, die Wahrheit zu sagen, wenn sie sich noch erinnern kann.


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Der Fall "Jens Soering"

25.03.2018 um 14:20
Zitat von mr_majesticmr_majestic schrieb:Die Person EH interessiert mich insoweit, ob sie noch mal jemals an einen Punkt kommen wird, die Wahrheit zu sagen, wenn sie sich noch erinnern kann.
Jetzt wird sie die Wahrheit nicht sagen, weil sie hofft, noch vor 2032 durch Parole rauszukommen. Sagt sie 2032 nichts, dann lebt sie in ihrer eigenen Welt und mit ihrer eigenen Wahrheit oder sie ist grundböse und läßt Jens lieber schmoren als sich im Nachhinein die Blöße zu geben, doch die Mörderin gewesen zu sein. Spannend, aber eben auch noch lange hin.


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26.03.2018 um 23:11
http://www.newsplex.com/content/news/Charlottesville--477706833.html (Archiv-Version vom 23.03.2018)

Laut dem Bericht ist Harding mit seinen Ermittlungen im Fall Söring noch nicht am Ende.


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Der Fall "Jens Soering"

07.04.2018 um 09:39
Es gibt Neuigkeiten.
Anscheinend hat sich nun auch ein FBI Agent angeschlossen und auch an den Gouverneur geschrieben.
Am Montag gibt es diesbezüglich eine Pressekonferenz:
Könnte spannend werden, wenn er ev. das Profiling gefunden hat oder diesbezüglich etwas sagen kann.

http://www.newsplex.com/content/news/Retired-FBI-agent-joins-calls-for-Soerings-release-478984723.html (Archiv-Version vom 06.04.2018)

Auszug meine Übersetzung:

Stan Lapekas ist ein pensionierter Spezialagent des FBI, der einen Brief an Gouverneur Ralph Northam über den Fall geschrieben hat.

Er arbeitete jahrelang in Detroit an Fällen von Gewaltverbrechen und war der erste Ermittler im Mike-Hash-Fall in Culpeper, der dazu führte, dass Haschnach mehr als einem Jahrzehnt Gefängnis wegen eines Mordes freigelassen wurde, den er nicht begangen hatte.

Am Montag wird Lapekas an einer Pressekonferenz in Charlottesville mit dem pensionierten Ermittlungsbeamten Chuck Reid aus Bedford County Sheriff, Charlotteville Police Department Detective Richard Hudson und Harding teilnehmen.

Laut einer Pressemitteilung wird sich die Konferenz auf FBI-Dokumente konzentrieren, die Lapekas zufolge dem widersprechen, was die Öffentlichkeit seit vielen Jahren durch die Strafbehörde erfährt.

Original:
Stan Lapekas is a retired FBI Special Agent who has written a letter to Governor Ralph Northam concerning the case.

He spent years working violent crime cases in Detroit and was the primary investigator in the Mike Hash case in Culpeper that resulted in hash being freed after serving more than a decade in prison for a murder he did not commit.

On Monday, Lapekas will attend a press conference in Charlottesville with retired Bedford County Sheriff's Office Investigator Chuck Reid, retired Charlottesville Police Department Detective Richard Hudson, and Harding.

According to a release, the conference will focus on FBI documents Lapekas has obtained that "contradict what the public has been told by law enforcement for many years."



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Der Fall "Jens Soering"

07.04.2018 um 11:15
@Bluelle
Zitat von BluelleBluelle schrieb:According to a release, the conference will focus on FBI documents Lapekas has obtained that "contradict what the public has been told by law enforcement for many years."
Das klingt ja so, als würden einige(?) bisher noch nicht bekannte Dokumente auf dieser PK am Montag bekannt gemacht werden. Das könnte spannend werden!
Leider gibt der lokale TV- Sender CBS 19 bisher nicht an, wo und wann man die PK verfolgen kann- schade. Oder hat jemand von euch schon einen Hinweis gefunden? Aber wie auch immer- sicherlich wird man beizeiten davon hören.
Und dass sich jetzt auch ein ehemaliger FBI- Agent für Söring einsetzt, ist sehr bemerkenswert!


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Der Fall "Jens Soering"

07.04.2018 um 13:17
Ja das hört sich so an und wie mir zu Ohren gekommen ist, hat er eine Untersuchung gemacht und legt die Original FBI Akten vor.
Da müsste dann einiges zu Tage kommen.
Ich habe noch nie so viel Fachleute um einen Fall gehört, wie das bei JS ist und vor allem, die ihn für unschuldig halten.
Sind ja keine Teenies, die jetzt einem Mörder aufgrund seines Charmes verfallen sind.
Nun kann man eigentlich definitiv nicht sagen, dass dieser auch "beauftragt" worden wäre und deswegen nicht
glaubwürdig ist ;)

Es wird live übertragen, wo, kann sich jeder selbst ergoogeln, bwz. per PN.


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Der Fall "Jens Soering"

08.04.2018 um 00:23
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Sind ja keine Teenies, die jetzt einem Mörder aufgrund seines Charmes verfallen sind.
Nun ja, also ich kenne keine Teenies, die einem Mörder aufgrund seines Charmes verfallen sind. Also hier würde ich nicht den bösen Teenies die Schuld geben. Bei Teenies sind es eher Schauspieler oder Sänger, was ich noch für halbwegs normal halte.
Frauen die einen Verbrecher heiraten wollen:
Seit mehr als 40 Jahren sitzt Charles Manson hinter Gittern. Eine 26-Jährige will den früheren Sektenführer jetzt im Gefängnis heiraten.
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/charles-manson-hochzeit-hinter-gittern-mit-afton-elaine-burton-a-1003494.html
Australian nurse marries American prisoner in jail for life after she fell in love with the convicted murderer
http://www.dailymail.co.uk/news/article-4120988/Australian-nurse-marries-American-prisoner-fell-love-pen-pals-website.html

Und solche Beispiele sind nicht selten. Aber auch Männer, können Menschen anhimmeln:
Von seinen Fans wird Maradona wie ein Heiliger, zuweilen sogar als Gott verehrt. So wurde in Rosario (Argentinien) die Iglesia Maradoniana (Kirche des Maradona) gegründet.
Wikipedia: Diego Maradona

Verrückte gibt es wohl immer. Was JS betrifft, wenn man sich mal alles ansieht was gegen JS spricht. Dann finde ich das gar nicht so belastend. Jedenfalls nicht so belastend, als jemanden für immer in den Knast zu stecken. Ich halte seine Erklärungen für plausibel und die Experten die ihn unterstützen, sehen nicht so aus als ob sie verrückt wären und geldgierig wären, bzw. es unbedingt bräuchten und vor der Kamera lügen würden.


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Der Fall "Jens Soering"

08.04.2018 um 22:38
Interessant. Danke für das Update.


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Der Fall "Jens Soering"

09.04.2018 um 04:58
Ich denke unter dem Strich geht es in dieser Gruppe nicht darum, JS den Heiligenschein aufzusetzen, sondern dass die Beweisführung, die "Geständnisse" und die Gerichtsverhandlung insgesamt immense Lücken, Fragen und Kritiken auslöst und er aufgrund desssen wahrscheinlich niemals veruteilt hätte werden dürfen.
Von daher finde ich es gut, wenn die Stimmen der Hinterfragung weiterhin laut sind und sich nicht einschüchtern lassen.
Bin gespannt, was heute in der PR heraus kommt.


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