@Fritzi @Salachrist Kanon und Kirche: künstliche Konstrukte
Das Judentum und das Christentum (wie auch der Islam) sind Buch-Religionen. Die Auswahl und die Anzahl der Bücher, die in die sog. „Heilige Schrift“ aufgenommen wurden, waren völlig willkürlich. Ursprünglich gab es 80 Evangelien! – Die Auseinandersetzungen mit Häretikern („Ketzern“) führte zur Gründung der Katholischen Kirche. Doch deren „Autorität“ wird nirgendwo in der Bibel legitimiert.
Die Anfänge des biblischen »Kanons«
Das Verzeichnis der Bücher, die in die sog. „Heilige Schrift“ aufgenommen wurden, wird „Kanon“ genannt (kanón, griech.: Maßstab), weil sie den „verbindlichen“ Maßstab für den Glauben darstellen. Das erste Kanon-Verzeichnis der Kirche, das alle heutigen Bücher der Bibel enthält, wurde auf der Synode von Rom (382) willkürlich festgelegt und auf den Synoden von Hippo Regius (393) und Karthago (397 und 419) „bestätigt“. Es geht auf den Bischof Athanasios von Alexandria zurück (s. u.) und beruht auf der (fehlerhaften) Übersetzung der griechischen Bibel ins Lateinische, der sog. „Vulgata“ (s. u.). Auf dem Konzil von Trient (1546) erklärte die Römisch-Katholische Kirche die Vulgata zur „Heiligen Schrift“ und als „unfehlbar“ und „unantastbar“, weil sie wortwörtlich „Gottes Wort“ sei. (Doch von der Kirche selber wurde in diese angeblich „unantastbaren“ Texte jahrhunderte-lang massiv eingegriffen – hinzugefügt, gestrichen, verändert, umgeschrieben und gefälscht.)
Das Judentum und das Christentum (wie auch der Islam) sind Buch-Religionen – obwohl in ihren Anfängen fast alle Gläubigen Analphabeten waren, also nicht lesen und schreiben konnten (deswegen wurde ursprünglich vor den versammelten Gläubigen, der Gemeinde, vorgelesen). Das hebräische / aramäische Alte Testament, das Buch des „Alten Bundes“ Gottes mit „seinem auserwählten Volk“ Israel, ist die „Heilige Schrift“ der legendären antiken „Zwölf Stämme“, auch Tanach oder Tenakh genannt. Es besteht aus der Thora („Gesetz“, „Gebot“, „Weisung“: die fünf Bücher des Mose oder der Pentateuch [„Fünf Schriftrollen“; von griechisch pente: fünf und teuchos: Behälter für die Schriftrollen]), den Nevi´im (Bücher der Propheten) und den Ketuvim („Schriften“: Psalmen, Sprüche, Lieder). Das griechische Neue Testament, das Buch des „Neuen Bundes“ Gottes mit allen Menschen, wird üblicherweise gegliedert in die vier Evangelien, die Apostelgeschichte, die Paulinischen Briefe, die Katholischen Briefe und die Offenbarung an Johannes („Apokalypse“).
Die aramäisch sprechenden Jesus, seine Jünger, die Apostel (vorausgesetzt, sie alle lebten tatsächlich) und die ersten jüdischen „Christen“ kannten keine anderen heiligen Schriften als den Tanach oder Tenakh. Das Alte Testament ist ursprünglich größtenteils in Althebräisch, zu einem kleinen Teil in Aramäisch geschrieben. Doch schon in der Antike konnten viele Juden in der Diaspora (griech.: Zerstreuung [einer konfessionellen Minderheit im Ausland]), z. B. in Ägypten, die hebräische Bibel nicht lesen und verstehen, denn die lingua franca (lat.: Verkehrssprache) des östlichen Mittelmeer-Raumes war zu jener Zeit das (Alt-) Griechische.
Deswegen wurden zwischen 300 und 100 v. u. Z. die hebräischen und aramäischen Bücher der jüdischen Bibel, des später so genannten Alten Testamentes, ins Altgriechische übersetzt. Dabei wurden verschiedene ältere und jüngere Fassungen der biblischen Bücher verwendet. So entstand die „Septuaginta“ (lat.: „Siebzig“). Nach der Überlieferung sollen nämlich angeblich genau siebzig jüdische Schriftgelehrte unabhängig voneinander in genau siebzig Tagen siebzig Übersetzungen für die Bibliothek von Alexandria zur Regierungszeit Ptolemäus II. (283 – 247 v. u. Z.) geschaffen haben, und die siebzig Übersetzungen sollen auch noch bis auf das letzte Wort exakt übereingestimmt haben – doch das ist natürlich nur eine fromme Legende. (Übrigens: Die erste direkte Übersetzung / Übertragung der griechischen Septuaginta ins Deutsche wurde, nach über zehnjähriger Arbeit von bis zu 80 Wissenschaftlern aller Fakultäten, erst 2009 fertiggestellt!)
Im ersten Jahrhundert nach Jesus Christus lasen sowohl Juden wie auch jüdische „Christen“ die griechische Septuaginta. Doch war die Übersetzung schon damals dem seinerzeit herrschenden hellenistischen Weltbild angenähert und angepaßt worden. (Es gibt nämlich keine wörtliche Eins-Zu-Eins-Übersetzung, wie jeder Dolmetscher weiß.) Im zweiten Jahrhundert fand der gemeinsame Gebrauch der Septuaginta von Juden und Christen dann auch ein Ende, weil die Christen sie in ihrem Sinne, also willkürlich-ideologisch, auslegten. Die des Hebräischen mächtigen Juden empörten sich darüber, daß die Christen wichtige Formulierungen der Septuaginta als „Offenbarung Gottes“ für sich in Anspruch nahmen, die jedoch einfach nur falsch aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt worden waren.
Die Entstehung des Kanons der biblischen Bücher, wie wir ihn heute kennen, war das Ergebnis heftiger ideologischer (theologischer) Auseinandersetzungen unter „orthodoxen“, traditionellen, konservativen, gemäßigten und reformatorischen Juden und Christen in den Jahrhunderten nach Jesu Tod. Es ist keineswegs selbstverständlich, daß gerade aus jenen Texten die heutige Bibel wurde, die wir heute in ihr vorfinden; auch geschah dies nicht in einem einmaligen Akt, sondern in einem langen Prozeß. Noch nach dem Konzil zu Konstantinopel im Jahr 692 (sog. „Trullanum“) verabschiedete die Griechisch-Orthodoxe Kirche Kanon-Verzeichnisse mit und ohne die Offenbarung an Johannes. Die Einteilung in Kapitel stammt aus dem 13. Jahrhundert; die Einteilung in Verse wurde erstmals in einer Druckausgabe des Jahres 1551 vorgenommen (Editio Princeps des holländischen Humanisten Desiderius Erasmus). Auch die Reihenfolge der Texte wurde mehrmals geändert.
In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten tauchten zahlreiche „Evangelien“ auf, die aus ideologisch-theologischen Gründen willkürlich nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden, so beispielsweise das Ebioniter- / Nazaräer-, das Hebräer-, das Maria-, das Petrus-, das Thomas-, das Philippus, das Nikodemus-, das Bartholomäus- und das Ägypter-Evangelium, das Protevangelium des Jakobus, die Kindheits-Evangelien u. a. Diese nicht-kanonischen Schriften werden „apokryph“ („verborgen“) und „Apokryphen“ oder „Pseud-epigraphen (Pseudo-Schriften) genannt 1). Ursprünglich gab es 80 (achtzig!) Evangelien, doch auf der Synode von Laodicea (363 n. Chr.) unter Papst Liberius wurden nur vier anerkannt!
Der erste „Christ“, von dem wir heute wissen, daß er eine Art „Kanon“ von Schriften zusammenstellte, die nach seiner persönlichen, subjektiven Meinung die „heiligen“ und „verbindlichen“ Glaubenstexte waren, war Mitte des zweiten Jahrhunderts (um 140 n. Chr.) der aus Sinope in Pontus in Kleinasien stammende, gebildete, reiche römische Reeder Marcion, nach Hippolyt ein Gnostiker und Kyniker. Sein Kanon enthielt zehn Briefe des Apostels Paulus sowie ein Evangelium, das dem heutigen Lukas-Evangelium ähnelte. Das war alles. Es gab kein Altes Testament, nur ein Evangelium und zehn Briefe, also elf Bücher.
(Die heutige Bibel umfaßt 66 Bücher: 39 hebräische / aramäische [Altes Testament] und 27 griechische [Neues Testament]) Marcion „korrigierte“ und „harmonisierte“ die elf Bücher seines Kanons, indem er alle Hinweise auf den alttestamentarischen Gott, die Schöpfung, das Gesetz u. a. eigenmächtig und willkürlich kurzerhand einfach herausstrich. (Dafür wurde er um 144 n. Chr. von der römischen Gemeinde als „Ketzer“ [„Häretiker“] exkommuniziert.)
Als Reaktion auf den Häretiker (Ketzer) Marcion entstand nun auch unter den „orthodoxen“ („rechtgläubigen“) Christen eine Sammlung von Schriften, die als „heilig“ angesehen wurden. Ein Neues Testament im Sinne eines Kanons, der dem Alten Testament gleichberechtigt zur Seite gestellt wurde, hatten die christlichen Gemeinden Anfang des zweiten Jahrhunderts noch nicht gehabt. Nun aber wurden Altes und Neues Testament nach und nach nebenein-ander- und gleichgestellt. Irenäus, der Bischof von Lugdunum (Lyon), kannte um 178 n. Chr. eine Art „Neues Testament“, das die vier Evangelien, die Apostelgeschichte und die apo-stolischen Briefe umfaßte, nicht aber den heute im Kanon zu findenden Hebräer- und Jakobus-Brief. Dafür zählten die später nicht mehr „anerkannten“ und aus der Bibel ent-fernten „Hirt des Hermas“ und der Erste Clemensbrief zum „Neuen Testament“ des Irenäus. (Hermas war einer der letzten der „Apostolischen Väter“, die keine Priesterweihe empfangen hatten. Nach dem Kanon Muratori war er der Bruder des Bischofs Pius. Bei ihm findet sich zum ersten Mal in der christlichen Literatur das Motiv des „Fegefeuers“ [„Purgatorium“].)
Zeitgleich mit Marcion, aber unabhängig von ihm, hatte ein gewisser Papias von Hierapolis, einer der (angeblichen) „Apostolischen Väter“, ebenfalls an einer Zusammenstellung der Evangelien gearbeitet. Papias scheiterte am Widerstand der Gemeinden; seine in den Jahren 130 – 140 n. Chr. verfaßte Schrift ist bis auf einige spätere Zitate verlorengegangen. Der nächste, der sich an einer Zusammenstellung der Evangelien versuchte, war Tatian, ein in Rom bekehrter Syrer, der nach seiner Rückkehr in seine Heimat die ostsyrische Kirche begründete. Er unternahm den ersten bekannten Versuch einer „Harmonisierung“ der vielen unterschiedlichen Evangelien; das Ergebnis war das sog. „Diatessaron“ (griech. „durch [die] vier“ [Evangelien]), in syrischer Sprache, von dem aber nur noch ein winziger Pergament-Fetzen erhalten ist. (Um 830 entstand in Fulda unter dem Mainzer Erzbischof Hrabanus Maurus eine Übersetzung einer griechischen oder lateinischen Fassung ins Althochdeutsche)
Erst gegen Ende des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts taucht zum ersten Mal der griechische Begriff diathéke für das hebräische Wort berit („Bund“) auf. Um 170 übersetzte Melito von Sardes den griechischen Ausdruck palaia diathaekae („Alter Bund“ [2. Kor 3: 14]) erstmals mit „Vetus Testamentum“ („Altes Testament“). Der Kirchenvater Tertullian übersetzt 192 n. Chr. analog diathéke in 1. Kor 11: 25 mit „Novum Testamentum“ („Neues Testament“). Zur gleichen Zeit werden erstmals Stimmen laut, die in den Paulus-Briefen und in den Evangelien „Gottes heiliges Wort“ sehen wollen. Der erste, der diese persönliche Meinung als Vorgabe für die Gläubigen ausspricht, ist Bischof Theophilus von Antiochia.
Der Theologe, der zum ersten Mal die 27 Bücher als „verbindlich“ benannte, die wir heute als „Neues Testament“ kennen, war Athanasios, der Bischof von Alexandria. Das war im Jahr 367 n. Chr., fast 300 Jahre, nachdem die ersten Schriften des späteren Neuen Testamentes verfaßt worden waren. In jenem Jahr schrieb Athanasios seinen jährlichen „Hirtenbrief“ an seine ägyptischen Gemeinden und zählte darin jene Bücher auf, die als „Heilige Schrift“ in den Gottesdiensten gelesen werden sollten. Doch es sollten noch Jahrhunderte vergehen, bis die griechischen Schriften, die Bücher des heutigen Neue Testamentes, und die hebräisch-aramäischen Schriften, die Bücher des heutigen Alten Testamentes, endgültig als verbindlicher Kanon und „Heilige Schrift“, nämlich als das „Wort Gottes“ festgelegt wurden.
Besonders wichtig für die Überlieferung der Texte waren die Übersetzungen ins Lateinische, denn viele Christen im Westen des Römischen Reiches sprachen nur Latein, die lingua franca im westlichen Teil des Imperiums. Sehr bald entstanden jedoch Probleme mit den teilweise sehr fehlerhaften lateinischen Übersetzungen, weil es so viele von ihnen gab und sie sich extrem voneinander unterschieden. Ende des vierten nachchristlichen Jahrhunderts beauftragte deshalb Papst Damasus I. den größten Gelehrten seiner Zeit, Sophronius Eusebius Hieronymus (ca. 345 – 420), eine „offizielle“ Übersetzung der griechischen Schriften ins Lateinische anzufertigen. Hieronymus, der sieben Sprachen beherrschte, wählte die vermeintlich „beste“ verfügbare lateinische Übersetzung aus, verglich diese mit den vermeintlich „besten“ verfügbaren griechischen Manuskripten und schuf so 382 – 390 n. Chr. eine neue lateinische Ausgabe des späteren Neuen Testamentes, die für die Katholische Kirche bis heute als „fehlerlos“ geltende u. „verbindliche“ „Vulgata“ (lat.: „die Allgemeine“)
Hieronymus war verzweifelt: auch nicht zwei Texte stimmten miteinander überein. So änderte er die Schrift nach eigenen Angaben an mindestens 3.500 Stellen (sic!), doch hielt er sich sogar noch sehr zurück, wie er selber zugab: „Wird sich auch nur einer finden…, der mich nicht … einen Fälscher und Religionsfrevler schelten wird, weil ich die Kühnheit besaß, einiges in den alten Büchern zuzufügen, abzuändern oder zu verbessern?“ 2) In dem Brief an seinen Auftraggeber, Papst Damasus I., heißt es weiter: „Auch meine Verleumder müssen bestätigen, daß in Abweichungen nicht die Wahrheit anzutreffen ist. Wenn nämlich auf die lateinischen Texte Verlaß sein soll, dann mögen sie doch bitte sagen: auf welche denn? Gibt es doch beinahe so viele Textformen, wie es Abschriften gibt.“ 2)
(Hieronymus lag auch das verschollene Hebräer- oder Ebioniter-Evangelium vor, das die wahrscheinlich authentischen Lehren Jesu an seine Jünger enthielt. Das Ebioniter-Evangelium war die griechische Übersetzung des Nazaräer-Evangeliums, das wiederum das ursprüngliche Matthäus-Evangelium in aramäisch-chaldäischer Sprache, jedoch mit althebräischen Lettern geschrieben und verschlüsselt, gewesen war [nach Carsten Strehlow]. Doch Hieronymus erklärte es zur „Häresie“ [„Ketzerei“], obwohl der Kirchenvater Eusebius es mit der Offenbarung an Johannes verglichen und auf die gleiche Stufe gestellt hatte!)
Dennoch postulierte die Römisch-Katholische Kirche auf dem Konzil von Trient 1546 die Vulgata als „endgültige“ Form der „von Gott selber wortwörtlich offenbarten und vom Heiligen Geist eingegebenen Heiligen Schrift“ und verhängte einen „Fluch“ (Anathema) über alle, die das nicht glaubten; gleichzeitig wurde bestimmt, daß allein die Kirche wisse, was „Gottes Wort“ sei (sic!). Anno 1590 wurde die Vulgata unter Papst Sixtus V. als Editio Sixtina vom Vatikan herausgegeben und für „fehlerlos“ erklärt. Tatsächlich war sie voller Fehler. Deshalb wurde sie schon nach zwei Jahren, 1592, unter Papst Klemens VIII. durch die wiederum „fehlerlose“ Editio Clementina ersetzt, die aber auch wieder unzählige Fehler enthielt. Die 1598 erneut revidierte Fassung strotzte ebenfalls von Fehlern. Am 15. 04. 1979 stellte Papst Johannes Paul II. die vorläufig letzte „korrigierte“ Fassung der Vulgata vor…
„Die Kirche unterdrückte von Anfang an die Information über die Ungesichertheit des neutestamentlichen Textes bis zu Beginn der Neuzeit mit schweren Strafen.“ (A. Mayer) 3)
Heute existieren nahezu zweimal so viele Versionen der lateinischen Vulgata (etwa 10.000), wie es Fassungen griechischer Manuskripte des Neuen Testamentes gibt. Gegenwärtig sind rund 5.700 verschiedene griechische Manuskripte des Neuen Testamentes erhalten und katalogisiert. Und darin sind bisher über 400.000 Abweichungen (sic!) gefunden worden – fast eine halbe Million! Es gibt mehr Variationen als Wörter in den erhaltenen Manuskripten des Neuen Testamentes! Dabei sind die Manuskripte in anderen Sprachen wie der syrischen, koptischen, armenischen, altgeorgischen und slawischen noch gar nicht berücksichtigt…
„Es wird wohl heute keine Abschrift sogar des Neuen Testamentes geben, weder in Griechisch noch in Latein, Syrisch oder Arabisch, die wahrhaft authentisch genannt werden kann, denn es gibt keine, in welcher Sprache sie auch immer verfaßt sein mag, die absolut frei von Zusätzen ist. Ich kann außerdem versichern, daß die griechischen Umschreiber sich beim Schreiben ihrer Kopien eine sehr große Freiheit genommen haben, wie an anderer Stelle belegt werden wird.“ schreibt der französische katholische Gelehrte Richard Simon 1689. 4)
Von den ursprünglich etwa 7.000 Abschriften der griechischen Bibel (das griechische Alte und Neue Testament) enthielten nicht einmal zehn jemals den vollständigen Bibeltext, also die komplette Bibel. Alle diese weniger als zehn Manuskripte weisen heute erhebliche Mängel auf (fehlende Seiten), und nur vier davon sind vor das 10. Jahrhundert zu datieren.
In der Regel unterscheiden moderne Textkritiker vier Arten von griechischen Manuskripten: Papyrus-Manuskripte aus dem Zeitraum vom 2. bis zum 7. Jahrhundert; Majuskel- (Großbuchstaben-) Manuskripte auf Pergament aus dem 4. bis 9. Jahrhundert; Minuskel- (Kleinbuchstaben-) Manuskripte auf Pergament vom 9. Jahrhundert an und Lektionare (Schriftlesungen an Sonn- und Feiertagen) aus der Zeit von Anfang bis heute. 5)
Zudem kennen wir die Schriften der griechischen Kirchenväter Clemens von Alexandria, Origines und Athanasius sowie der lateinischen Kirchenväter Tertullian, Hieronymus und Augustinus. Sie alle zitierten ausführlich ihnen noch vorliegende Texte des Neuen Testamentes, die nicht mehr erhalten sind, und ermöglichten damit eine Rekonstruktion der jeweils von ihnen verwendeten Manuskripte, die später größtenteils verloren gegangen sind.
Origines beispielsweise klagte über die ihm vorliegenden Abschriften der Evangelien: „Die Unterschiede zwischen den Manuskripten sind groß geworden, entweder durch die Nachlässigkeit einiger Kopisten oder durch die eigensinnige Unverfrorenheit anderer; sie vernachlässigen es entweder zu überprüfen, was sie abgeschrieben haben, oder sie machen im Prozeß des Überprüfens Hinzufügungen oder Auslassungen, wie es ihnen gefällt.“ 6)
Die Institution »Katholische Kirche« – ein künstliches Konstrukt
Die Auseinandersetzungen mit den „Abweichlern“ oder „Ketzern“ führten letztlich zur Gründung der Katholischen Kirche. Zu der Zeit der Urchristen lagen die geistlichen Funktionen innerhalb der Gemeinde in den Händen der „charismatisch Begabten“. Unter „Charisma“ (griech.: Gnadengabe) verstand man „die Begabung durch den „Heiligen Geist“ / „Geist Gottes“. Die schon damals so genannten Presbyter (Älteste), Episkopen (Aufseher / Bischöfe) und Diakone (Diener) waren lediglich Gehilfen für formale, äußere Angelegen-heiten, also soz. „Beamte“. Doch im Laufe der Zeit verschwanden die Charismatiker. In die Lücke traten die Bürokraten: Es entstand der hierarchische (rangmäßig gegliederte) und monarchische (alleinherrschende) Episkopat – die Katholische Kirche. Doch deren „Autorität“ wird nirgendwo in der Bibel legitimiert – mit keinem einzigen überlieferten Wort!
Für die nun herrschenden Beamten war „selbstverständlich“ eine Hierarchie, eine Kirchen-Ordnung notwendig. Die älteste erhaltene, bekannte Kirchen-Ordnung ist die Didache oder „Lehre der Zwölf Apostel“ vom Beginn des zweiten Jahrhunderts. Eine antike Handschrift der Didache wurde 1883 in der Bibliothek von Konstantinopel entdeckt. Es handelt sich dabei um ein in Syrien kompiliertes Handbuch mit Instruktionen an die Gemeinde. Neben liturgischen Vorschriften enthält es auch Wahlordnungen für Presbyter, Episkope und Diakone. (Übrigens: Nach der Didache war Jesus Christus kein „Gott“, sondern lediglich ein „Diener Gottes“…!)
Nicht minder wichtig als eine feste Kirchen-Ordnung für die Beamten war die Festlegung auf einen verbindlichen Schriften-Kanon für die Gläubigen. Außerdem mußten die Schriften für die des Lesens unkundige Masse der Bevölkerung auch ausgelegt werden. So entstand der Beruf des Theologen: Die Bildung einer katholischen Theologie und die Entstehung des zweiteiligen Schriften-Kanons gingen also Hand in Hand und bedingten sich gegenseitig.
Man erfand (sic!) die „apostolische Tradition“: Die mehr und mehr institutionalisierte Kirche allgemein und ihr Vorsteher, der oberste Bischof („Papst“), insbesondere behaupteten (und behaupten noch heute), „von den Aposteln eingesetzt“ worden zu sein und „in ununter-brochener Nachfolge“ (Sukzession) des Apostels Petrus, ja Jesu Christi selber zu stehen. Die (getürkte) Apostel-Geschichte bringt „die Erfindung apostolischer Traditionen“ (Burton L. Mack) in die christliche Welt. Die Fiktion von zwölf Jüngern, die zu „Aposteln“ (Glaubens-boten) gemacht wurden, wurde nachträglich maßgeschneidert von einer geld- u. macht-gierigen Elite, „die zentristische Neigungen und institutionelle Tendenzen verfolgte“ (Mack).
Die Phantasien und Deutungen des Lukas in seiner „Apostel-Geschichte“ waren die ideologische Voraussetzung für das spätere Entstehen und die Entwicklung der Katholischen Kirche. Im Nachhinein wurde mit der erfundenen Legende eines (nicht historischen) „Apostel-Konzils“ von einem „apostolischen Zeitalter“ gesprochen, das scheinbar eine unmittelbare, ununterbrochene „Traditions-Linie“ von Jesus bis zu den Kirchen „belegte“ – insbesondere zu jenen Kirchen, die der Kirche in Rom das besondere Privileg der Führung der gesamten Christenheit und der Herrschaft über die gesamte christliche Welt zuerkannte (sic!).
„Analysiert man die christliche Kirche zu Beginn des 4. Jahrhunderts, hat man allergrößte Schwierigkeiten, in ihr die Gemeinde der [vor-] apostolischen Zeit wiederzuerkennen, ja, man wird sie gar nicht wiedererkennen können….“ (Charles Guignebert) 7)
Die Verlagerung des Interesses und des Focus von Jesus auf die Apostel hat die Evangelien „auf ein Glaubensbekenntnis reduziert, und die Wiederholung dieses Credos wurde zum Zeichen der apostolischen »Autorität«. Die apostolische »Autorität« stützte eine konkrete gesellschaftliche Institution, die Kirche, und diese hatte nunmehr ihren Mythos fertiggestellt: Sie hatte ihre Stiftergestalt, ihren göttlichen Herrn, ihre Apostel, ihre eigenen Beamten und Führer, ihre Rituale, ihr Ensemble an Praktiken und ihren Bestand an Lehren.“ 8) Mit anderen Worten: Die Apostel-Geschichte „rechtfertigt(e)“ vorgeblich die Kirchen-Geschichte.
Doch Petrus war nie in Rom, und die beiden ihm fälschlich zugeschriebenen Briefe stammen nicht von ihm. Der erste „Brief des Petrus“ wurde während der frühen Regierungszeit des Kaisers Domitian geschrieben, d. h. in dem Zeitraum zwischen 81 und 90 n. Chr., also nach Petri Tod. Der Text ist in gehobenem Griechisch verfaßt; Petrus aber war ein einfacher, ungebildeter Fischer (s. Mk 1: 16). Der unbekannte Verfasser zitiert das Alte Testament ausschließlich nach der griechischen Übersetzung (Septuaginta); Petrus selber aber hätte als palästinensischer Jude natürlich die hebräische Bibel zitiert. Der Brief endet mit der Formulierung: „Es grüßt euch aus Babylon…“ (1. Pe 5: 13); die Gleichsetzung von Rom mit Babylon aber ist erst für die Zeit nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Römer im Jahre 70 belegt, also wiederum nach Petri Tod. (Nach Reinhard Feldmeier)
Der sehr genaue und umfangreiche sogenannte „Kanon Muratori“ – ein Verzeichnis der Bücher des Neuen Testaments, von Muratori zwischen 190 und 200 n. Chr. in Rom zusammengestellt – führte den ersten Petrus-Brief nicht auf. (Die sog. „Katholischen Briefe“ – die Briefe, die nicht den Namen des Empfängers, sondern des [vermeintlichen] Verfassers tragen: der Jakobus-Brief, der Judas-Brief, die beiden Petrus-Briefe und die drei Johannes-Briefe – sind Fälschungen aus späterer Zeit, was den Kirchenlehrern durchaus bekannt war und ist.) Auch der zweite „Brief des Petrus“ stammt nicht von dem gleichnamigen Jünger Jesu, bezieht sich aber auf den ersten Brief. Nach Erkenntnissen des verstorbenen protestantischen Neutestamentlers Jürgen Roloff ist er eine der am spätesten entstandenen neutestamentlichen Schriften, die erst zwischen 125 und 130 n. Chr. niedergeschrieben wurde.
Doch auf den beiden „Briefen des Petrus“ beruht, neben der Apostel-Geschichte des Lukas, die Behauptung und die Berufung auf die „apostolische Tradition“ und die „Sukzession“ der Katholischen Kirche und des Papstes. Die Petrus-Briefe verbreiteten die Vorstellung, daß der Apostel Petrus das Evangelium nach Rom gebracht hätte und Leiter der dortigen Gemeinde gewesen wäre. Das ist historisch falsch. Petrus war nie in Rom. Der Neutestamentler Burton L. Mack kommentiert die Wirkungs-Geschichte der beiden falschen Petrus-Briefe so:
„Da stets diese beiden Briefe die »Beweisstücke« für die »Tradition« lieferten, sollte klar sein, daß diese »Tradition« in Wirklichkeit ein Mythos ist. Die sogenannte »petrinische Tradition« wurde im zweiten Jahrhundert mittels pseudonymer Schriften geschaffen.“ 9)
Petrus hat keine Briefe hinterlassen, war nie in Rom und schon gar nicht „der erste Papst“. (Der angebliche „Stuhl Petri“ stammt frühestens aus dem 9. Jahrhundert, und das „Grab Petri“ ist eine Fälschung.) Die Verfasser der Evangelien sind unbekannt. Die meisten „Zitate“ sind Jesus in den Mund gelegt. Paulus war ein Epileptiker, Fanatiker, Dogmatiker und Fälscher. 10) Das „Apostolische Glaubens-Bekenntnis“ stammt nicht von den zwölf Aposteln, sondern von einer späteren christlichen Gemeinde in Rom; die „Apostolische Tradition“ ist eine Lüge.
Übrigens: Die Apostel lebten nicht im Zölibat, sondern waren verheiratet. (Es gab damals auch noch keine „Priesterweihe“, die heidnischen Ursprungs ist.) Selbst Petrus (Kephas), auf den sich die Päpste berufen und als dessen „Nachfolger“ sie sich gerieren, war kein „Single“, wie Paulus selber in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth ausdrücklich betont: „Haben wir nicht die Befugnis, eine Schwester als Ehefrau mit uns zu führen, wie auch die übrigen Apostel und die Brüder [sic!] des Herrn [Jesus Christus] und Kephas [Petrus]?“ (1. Kor 9: 5)
Der Zölibat (Zustand der Ehelosigkeit; Verpflichtung zur Ehelosigkeit bei sonstiger völliger geschlechtlicher Enthaltsamkeit bei katholischen Priestern) wurde erst viel später, im Laufe des 3. Jahrhunderts, nach und nach in die Katholische Kirche eingeführt. Er beruht auf der uralten heidnischen (sumerischen / babylonischen) Vorstellung, daß der Beischlaf „unrein“ und unfähig zur Ausführung des rituellen Kultus mache. Das generelle Verbot der Priesterehe in der Römisch-Katholischen Kirche wurde endgültig im 11. u. 12. Jahrhundert durchgesetzt.
Das Dogma der Sukzession und der selbstherrliche Anspruch auf die „Schlüsselgewalt Petri“ beruhen einzig und allein auf einem nicht historischen und obendrein aus dem Kontext gerissenen, vorsätzlich falsch übersetzten und ausgelegten Satz des Matthäus, der bei den anderen drei Evangelisten nicht vorkommt: „Du bist Petrus, und auf diesen Stein will ich meine Versammlung bauen, und die Tore der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ (Mt 16: 18) Die Katholische Kirche übersetzt das hebräische Wort qehillathí (Versammlung), das mit ekklesían (Gemeinde) bereits tendenziös ins Griechische übersetzt worden war, sinn-verfälschend mit „Kirche“. Das Wort „Kirche“ aber leitet sich über althochdeutsch kiricha von spätgriechisch kyriakon: Gotteshaus, das dem Herrn gehörende Haus, zu kyriakos: dem Herrn gehörend, zu kyrios: Herr, ab und gab es zu jener Zeit im Griechischen noch gar nicht! (Der Jesus nur von Matthäus zugeschriebene Ausspruch ist eh nur ein Wortspiel: Der aramäische Name kephas, griechisch petros, lateinisch petrus, bedeutet „Felsstück“, „Stein“)
„Paulinismus“ statt „Christentum“ oder Drohbotschaft statt Frohbotschaft
Die Kerngedanken des „Christentums“ gehen, wie textkritisch bewiesen ist, ausschließlich auf Paulus zurück. Paulus überhöhte Jesus zum „Christus“ und zum „Gott“, erfand den „Opfertod“ und die „Auferstehung“ und stellte alles in das Zentrum seiner „Theologie“, die wiederum von den Kirchenvätern begeistert aufgegriffen und übernommen wurde.
Die dogmatische Konstruktion der institutionellen Kirche steht und fällt, neben der Lehre von der angeblichen „Auferstehung“ Christi, mit der Lehre von dem angeblichen „Opfertod“ Jesu. Ihr zugrunde liegt die Deutung der Ermordung / des Todes Jesu als ein „Opfer“ durch den Apostel Paulus in seinem Brief an die Christen in Rom („Römer-Brief“). Paulus wußte, daß seine Adressaten die hebräische Thora kannten; er konnte sich also auf das Alte Testament berufen. Und so verband er den fiktiven Mythos des behaupteten „Sündenfalls“ (Adams und Evas im Paradies) und der angeblichen „Erbsünde“ mit der willkürlichen Deutung einer tatsächlichen (?) Begebenheit, des Todes des Wanderpredigers Jesu am Kreuz.
Das, was wir heute fälschlich als „Christentum“ bezeichnen, ist nicht die authentische Lehre Jesu von der Liebe und der Erkenntnis der geistigen Welt, sondern die von Paulus (und den Redakteuren „seiner“ Briefe) plagiierte Pseudo-„Theologie“ der „Erbsünde“, des „Sühnetodes Gottes“ am Kreuz, seiner „Wiederauferstehung und Himmelfahrt“. Die Vergewaltigung seines Leibes und die Verwaltung der Gläubigen durch eine Hierarchie von selbsternannten materialistischen, macht- und geldgeilen Priestern, die allein „wissen“ und vorgeben, wie die Gläubigen zu leben haben, um nicht in die „Hölle“, sondern ins „Paradies“ zu gelangen – das ist keine „Frohbotschaft“ (Evangelium), sondern eine „Drohbotschaft“ (Holger Kersten).
Paulus predigte eine „Mysterien-Religion“ (Elmar R. Gruber), die den Menschensohn Jesus in den „Gottessohn Christus“ verwandelte: „Wie tief sich auch diese Lehre unter den Christen eingebürgert hat, so hat doch der wirkliche Jesus nichts davon gewußt.“ 11) Paulus ist der Stifter der Religion, die wir heute fälschlich „Christentum“ nennen; „Paulinismus“ (Holger Kersten) wäre die richtige Bezeichnung: „»Christentum« ist die von Paulus gegründete Religion, die an Stelle des Evangeliums Jesu ein Evangelium von Jesus setzt.“ 12) Dieser Paulinismus ist eine Mißdeutung und Verfälschung der wahren Lehre Jesu – keine Froh-Botschaft (griechisch euaggelion, lat. / deut. Evangelium), sondern eine Droh-Botschaft: „Alle schönen Seiten des Christentums knüpfen sich an Jesus, alle unschönen an Paulus.“ 13)
Schon 1901 weist William Wrede in seiner bedeutenden Schrift „Das Messias-Geheimnis in den Evangelien“ darauf hin, daß der (Aber-) Glaube an Jesus als „Erlöser“, als „Heiland“, also als „Messias“ erst nach der Kreuzigung unter den Anhängern der Jesus-Bewegung entstand. 14) Ganz offensichtlich wurden nach der Kreuzigung die wahren Anliegen und Absichten Jesu von den Vorstellungen, Interessen und Motiven fanatischer Anhänger verdrängt. Deren (Wahn-) Ideen und Motive waren die „Mutter“ dessen, was wir heute „Christentum“ nennen:
„Die Behauptung, daß Jesus von, aus seinem göttlichen Vater käme, ist Teil einer Theologie, die sich erst lange nach der Kreuzigung entwickelt hat.“ (Oscar Cullmann) 15)
Das ist richtig: Erst auf dem von dem oströmischen Kaiser Konstantin einberufenen ersten Konzil von Nicäa bei Konstantinopel (heutiges Iznik / Türkei) im Jahre 325 wurde Jesus willkürlich als „gezeugt aus dem Wesen seines Vaters“ und „gezeugt, nicht erschaffen“ und „eines Wesens mit seinem Vater“ definiert. So wurde Jesus zu „wahrer Gott und wahrer Mensch“ gemacht, erstmals formuliert auf der Synode von Chalcedon im Jahre 451.
Doch „… nach heutiger Exegese ist diese Zweinaturenlehre keineswegs identisch mit der ursprünglichen Christusbotschaft des Neuen Testamentes“, so der Theologe Hans Küng. 16)
Die bösen Wunsch- und kranken Wahnvorstellungen des (historisch nicht gesicherten) Zelt-tuchmachers und Epileptikers Saulus / Paulus aus Tarsos / Kilikien im Süden der heutigen Türkei bilden bis heute die „Rechtfertigung“ der weltlichen Macht und des materiellen Reichtums der Institution „Kirche“! Die bedenkliche, gefährliche Maxime „Der Zweck heiligt die Mittel“, die spätere „Quintessenz der Jesuitenmoral“ (Georg Büchmann), war also schon zu Paulus´ Zeiten geläufig und gebräuchlich. Er erweist sich hier als Propaganda- Sprachrohr und Wegbereiter der bereits in den Startlöchern kauernden Priesterkaste der späteren „Institution der organisierten Kriminalität“ (Karlheinz Deschner) – der Kirche. Jedenfalls haben die wirkmächtigen Paulus-Briefe ihren Zweck – Hegemonie (Vorherrschaft) und Privileg (Macht und Reichtum) des Klerus – voll erfüllt. (Auch der französische Absolutismus, der italienische Faschismus und ein krimineller Kirchenstaat wie der Vatikan wären ohne diese perfide ideologische Indoktrinierung nicht möglich gewesen.)
(Übrigens hat die jüngste Forschung zu dem vorläufigen Ergebnis geführt, daß alle „Paulus-Briefe“ Fälschungen aus dem zweiten Jahrhundert seien [„Holländische Radikal-Kritik“]. Demnach habe der Häretiker Marcion [s. o.] die Figur des „Paulus“ nach dem Vorbild des ebenfalls nur legendären Simon Magus aus Samaria [Hauptstadt des israelischen Nordreiches] entworfen. Später habe sich die Römisch-Katholische Kirche die gefälschten „Paulus-Briefe“ angeeignet und für ihre Absichten überarbeitet. Jedenfalls lassen sich marcionitische Elemente und katholische Einschübe in den „Paulus-Briefen“ textkritisch nachweisen, und die Person des Saulus / Paulus ist historisch keinesfalls gesichert.) 17)
Die Römisch-Katholische Kirche hat sich mit ihrem Katechismus (katechísmos, griech.: [religiöse] Unterrichtung, Unterweisung) und dem „Apostolischen Glaubens-Bekenntnis“ ein- für allemal auf das „wirklich geschehen“ festgelegt – damit könnte sie sich ein Eigentor geschossen haben… Es geht nämlich um historische „Tatsachen“ – Heils-Tatsachen zwar, aber eben Heils-Tatsachen. Sind es aber keine historischen Tatsachen, dann ist der christliche Glaube seines Inhaltes beraubt, und dann ist den christlichen Gläubigen mit der Grundlage ihres Glaubens der Boden unter den Füßen weggezogen. Und dann sollte und müßte der Kirche, dieser „Institution der organisierten Kriminalität“, die „die gewaltigste Blutspur“ (K.H. Deschner) der Menschheits-Geschichte gelegt (Verfolgung der „Heiden“, Ausrottung der „Ketzer“, Verbrennung der „Hexen“, Kreuzzüge, Conquista, „Heilige“ Inquisition) sowie Anstiftung und Beihilfe zum Völkermord („Neue Welt“, Drittes Reich, Jugoslawien, Ruanda etc.) geleistet hat, die den Abwurf der Atombomben und Kriege „gerechtfertigt“ hat sowie Tierversuche, Massentierhaltung, Fleischessen und Jagd billigt und Waffen „segnet“, der strafrechtliche Prozeß wegen des größten Betruges aller Zeiten gemacht werden!
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