Heribert schrieb:Der Ort für die Zeltaufstellung ist ungewöhnlich und für einen erfahrenen Anführer rätselhaft. Warum ist er nicht weiter Richtung Wald - hat in geschützten Terrain ein BiwakPlatz gesucht?
Das wurde zwischenzeitlich von Nemon erklärt. Der Wind oben hatte auch durchaus einen Vorteil: Fallender Schnee blieb nicht liegen, also geht man der Lawinengefahr aus dem Weg und muß sich nicht freibuddeln. Und man schwitzt weniger.
Dafür ist es halt schwieriger, sich mit einem Streichholz eine Zigarre anzuzünden. Aber die eigentlichen Gründe hat Nemon schon genannt.
Barabbas schrieb:Könntest du noch deine Einschätzung zu der Frage abgeben, für wie realistisch du es hältst, sich auf dem Abstieg zu verlieren, wenn man tatsächlich als Gruppe aufgebrochen wäre?
Du hast schon selber mehrere Möglichkeiten genannt, wie das Zelt evakuiert werden konnte.
Als geschlossene Marschgruppe mit Absprache: "So Leute, jetzt habe ich mich zum zweitenmal auf die Pickelhaube gesetzt, ich hab' die Faxen dicke, wir marschieren da jetzt Richtung Baumzeugs und werfen den harten Hut in den Bach!" hätten sie sich wohl kaum verloren. Da hätten sie sich auch adäquat anziehen können. Sie wären dann mental "voll OK" gewesen.
Naja, von der Pickelhaube mal abgesehen
;) .
Aber im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte hätten sie eben das Zelt erst gar nicht verlassen. Schon gar nicht unkomplett ausgerüstet. Bereits ein einziges fehlendes Kleidungsstück, wie ein Handschuh oder eine Gesichtsbedeckung/Schneemaske, kann und wird zwangsläufig nach der Zeit X zu Erfrierungen führen. Nase weg und trotzdem nicht den Moonwalk können...
Von daher nehme ich eine irrationale Panik an und eine Flucht einzeln und Kleingruppenweise. Wobei es dann egal ist, ob sie quasi hintereinander aus dem Zelt kommen und ohne zu warten loslaufen und sich dann schnell aus den Augen verlieren oder sie direkt in verschiedene Richtungen loslaufen.
Rufen wird bei dem Wind nur ein paar Meter weit gehört.
Die Taschenlampen, die einem eingefangenen Glühwürmchen ebensowenig Konkurrenz leisten konnten wie einem Teelicht, waren durch den hochgewirbelten Pulverschnee auch nicht weit zu sehen. Zumal das Sehen als solches in manche Richtungen auch kaum so richtig gut ging.
off-peak schrieb:PGR156 schrieb:
weil sie selber mit ihrem mentalen Kampf beschäftigt waren.
Aber auch nichts mitnahmen?
Ja, weil die Panik irrational war. Das Gefühl wurde übermächtig und los ging es...
off-peak schrieb:PGR156 schrieb:
Deshalb tendiere ich auch zur IS-Theorie, obwohl ich kaum etwas darüber beurteilen kann.
Nun, ich brachte Einwände vor. Hast Du die gelesen?
Ja, habe ich. Kann ich mangels richtigem Hintergrundwissen nur nichts zu sagen.
Ich habe versucht, mehr über Infraschall herauszufinden. Aber Informationen, die die Wirkung auf Lebewesen beschreiben, sind sehr rar gesät.
Was ich mir aus den Infos zusammengereimt habe ist, daß ihnen vermutlich immer mulmiger wurde, keine reelle Gefahr zu sehen, aber im Körper gehen alle "Warnlampen" an und es wird Adrenalin bereitgestellt für eine notwendige Flucht.
Die Gehirntätigkeit wird quasi auf den "Reptilienteil" beschränkt und zusätzlich das Gefühl akuter, aber nicht faßbarer Gefahr erzeugt.
Das traf vermutlich alle, mit leicht unterschiedlicher Stärke und/oder minimal zeitversetzt.
Katzen schnurren nicht nur aus Wohlbehagen, sondern auch bei Schmerzen oder Krankheiten. Die Vibrationen setzen Selbstheilungskräfte in Gang. Das ist bei den Forschern, die sich damit befassen, Konsens.
Ist einer "ihrer" Menschen krank, legen sich die Katzen häufig zu ihnen und schnurren, während sie sich an ihren "Schützling" drücken. Da könnte auch Infraschall im Spiel sein, der auf den gestörten Biorythmus einwirkt, um ihn wieder in den richtigen Takt, die richtige Schwingung zu bringen..
Der Magen wird oft als "zweites Gehirn" bezeichnet. Ich könnte mir gut vorstellen, daß auch der Magen involviert ist. Diesbezügliches las ich mal in Material aus den 60er/70ern, aber schon Ende der 70er, da mich das damals mal interessierte.
Zusätzlich, daß Infraschall natürlich auf die Hirnfrequenzen, den ganzen Biorythmus wirkt. So, wie wab das erklärt hat.
Ich will dazu aber nichts behaupten oder als gegeben ansehen. Ich habe dazu nur minimales angelesenes Wissen und Null Erfahrung. Ich bin nicht mal in der Lage, über die Quellen zu urteilen.
Infraschall wirkt als Auslöser des Unglücks ein wenig wie ein Deus ex machina, das ist mir klar.
Aber ich kenne die Situation der Wandergruppe im Zelt unter diesen Bedingungen. Ist mir persönlich lieber, als im Sommer an einem Strand zu braten oder bei 38°C eine Radtour zu unternehmen. In meinem nächsten Leben züchte ich vermutlich auch Kaiserpinguine auf Neuschwabenland. Aber ich würde unter gar keinen
GAR KEINEN!
Umständen das Zelt unkomplett bekleidet verlassen.
Höchstens um kurz ein Loch in den Schnee zu pieseln.
Das wenige, was ich mir über die mögliche Wirkung von Infraschall angelesen habe sagt mir: Möglich.
Nicht mehr, nicht weniger.