YpersephoneY schrieb:Chse79 schrieb:
Ich habe mich über das eine oder andere hier gewundert und der Tenor war, die Gruppe wäre unerfahren gewesen und hätte halt die ganze Tour unterschätzt, ein kaputtes Zelt mitgenommen, keine ausreichende Ausrüstung dabei gehabt usw usf.
Ich habe ja schon in früheren Beiträgen geschrieben, dass ich diese Einschätzung nicht teile bzw. denke ich, dass die Gruppe die Risiken nicht unterschätzt, sondern schlicht in Kauf genommen hat. Man muss sich nur mal vor Augen halten, dass der Feldversuch am Dyatlov-Pass letzten März nicht durchgeführt wurde, da - angesichts fehlender medizinischer Versorgungsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe - der Weg vom Zelt ins Tal als zu gefährlich eingestuft wurde.
Gueni schrieb:
Ich denke, die Beurteilung kann jeder für sich selbst treffen.
Jedoch wird jeder, der unter ähnlichen Umständen bereits Touren geplant und durchgeführt hat, bestätigen, dass eine intakte Ausrüstung (wie z.B. ein Zelt), hinreichend genaues Kartenmaterial (was sie nicht hatten), idealerweise Kontakt zur Außenwelt und Sicherungsgerät für Eispassagen unabdingbar sind, um unvorhergesehene Eeignisse fernab der Zivilisation unter diesen Bedingungen zu meistern oder weitestgehend auszuschliessen. Gewissenhafte Vorbereitung sieht anders aus, definitiv.
(Wer das anders sieht sollte sich besser niemals auf eine Tour unter Winterbedingungen begeben.)
Dazu kommen Unerfahrenheit und Selbstüberschätzung, mangelnde Ehrfurcht vor Naturgewalten. Das kann dann natürlich dazu führen, so etwas
unbewusst in Kauf zu nehmen und das Risiko
unbewusst zu erhöhen (...da man es nicht kennt).
Wie oben schon geschrieben, keiner hatte Erfahrung mit der Tour- Schwierigkeit 3 unter diesen Bedingungen, lediglich Dyatlov mit einer 3-er Tour im Sommer (...soweit ich weiß bis zur Baumgrenze). Woher soll also die Selbst-Erfahrung zur Bewertung der möglichen Gefahren kommen. Es waren ja immerhin trotzdem Pioniere dieser Freizeitbeschäftigung, Literatur dazu gab es ja uach nicht in dem Maße wie heute.
Man hat offensichtlich das tatsächliche Risiko einer Wintertour unter diesen Bedingungen nicht gekannt.
Hätten sie das Radio dabei gehabt hätten sie sehr wahrscheinlich täglich den Wetterbericht gehört und sich überlegt am 1.02. aufzusteigen.
Hätten Sie die Ausrüstung für Eispassagen gehabt dann wären sie ohne Umweg über den Pass gelaufen, keine Zeit an der Eispassage mit der Umgehung verloren.
Am Tag zuvor, am 31.01., als sie auf Firneis an der Baumgrenze trafen (16 Uhr, Tagebuch Dyatlov), sind sie umgedreht und abgestiegen weil sie einen sicheren Platz für das Zelt wollten und Feuerholz. (Was dann dort auch nicht genug vorhanden war aber ausreichte umdas zelt warm zu bekommen). Am 1.02. nachmittags war es dann wohl zu spät zur Umkehr (was abgesehen davon dann auch schon zwei Tage Zeitverzug bedeutet hätte und vermutlich das ganze Unternehmen in Frage gestellt hätte).