@NemonDas Buch habe ich leider erst wieder in ein paar Tagen zur Hand, da werde ich noch mal nachschlagen, auf was sich Rakitin stützt.
Als Laie (und nicht als fachkundiger Mediziner) würde ich glauben können, dass die Verletzungen auf natürlichem Weg entstanden sind, wie von dir geschildert. In den einzelnen Fällen.
Die Häufung beschäftigt mich aber sehr. Es wird im Buch beschrieben, dass die schweren Rippenverletzungen bei zwei der Personen und die massive Schädelverletzung von Nikolay es den Betroffenen unmöglich erlaubt hätten, weitere Strecken zurückzulegen. Die Rippenverletzungen seien so massiv, dass selbst mit zwei stützenden Personen kaum Wegstrecke möglich gewesen wäre, ein Anheben der Arme hätte die Rippen eher tiefer in Brustkorb/Lunge gedrückt. Bisher habe ich noch von keinem Mediziner gelesen, der diese Aussage relativiert oder verneint. Die schweren/tödlichen Verletzungen müssen also recht nah oder direkt am Fundort (Bachlauf) passiert sein. Wenn ich mir das als Unfall konstruiere (Schneebrücke, darunter blanke Felsen, alle drei Personen stürzen extrem unglücklich, bei zweien ist die Verletzung an fast identischen Stellen des Brustkorbs, etc.), dann streikt schon bald meine Phantasie. Angeblich fand man bei der Exhumierung von Zolotaryov dessen Schulterblätter gebrochen/zertrümmert vor, das war bei der Untersuchung vielleicht übersehen worden. Das Gelände war bestimmt herausfordernd, aber nicht hochalpin oder von tiefen Schluchten durchzogen.
In meiner Kindheit bin ich aufgewachsen inmitten der Friedensbewegung gegen den Kalten Krieg und war viele Jahre mit der Situation direkt und täglich konfrontiert. Ich habe selbst erlebt, wie groß die Anspannung war, bei Soldaten, bei Polizisten und bei Menschen, die nah am Geschehen waren (Atomraketen-Stützpunkt einen Kilometer entfernt neben der Einfamilienhaus-Idylle). Was ich selbst an Aussagen/Sprüchen/Gesten/Blicken erlebt habe, wie viel Misstrauen es teilweise gab (potentiell war jede Person der Friedensbewegung ein Spion der Gegenseite), welche Überwachung stattfand, glaubt man kaum, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Rakitin bezieht vieles auf die Anspannungen des Kalten Krieges, geheimen Machenschaften, Legen flascher Spuren, Doppelagenten etc. Dass das Dyatlov-Ereignis dazu in einem Zusammenhang stehen könnte, finde ich überhaupt nicht abwegig, kann das aber auch nicht mit Fakten unterfüttern (war auf Westseite des Eisernen Vorhangs). Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch die These Rakitins für die Leuchtpunkte, die aus der Ferne um den Unglückszeitpunkt herum beobachtet worden waren. Demnach waren es große Leuchtgeschosse, die feindliche Aktivitäten (z.B. Flugzeuge/Fahrzeuge, die Agenten/Spione absetzen) aufdecken oder abschrecken sollten. Bei allen Erklärungen die ich bisher gelesen habe, eine der für mich nachvollziehbaren, das wurde von verschiedenen Nationen in Krisengebieten schon eingesetzt.
Ich weiß nicht, was genau passiert ist und ob sich die Ursache(n) jemals besser eingrenzen lassen, aber ich berücksichtige bei meinen Überlegungen vor allem zwei Dinge: Zum einen, ob es (und wenn ja wie viele) Widersprüche es zu einer These gibt und zum anderen, wie es sich mit Wahrscheinlichkeiten verhält, das etwas theoretisch so passierte. Klar - es passieren auch sehr unwahrscheinliche Ereignisse/Unglücke, aber die Wahrscheinlichkeit ist einfach geringer.