Nemon schrieb:Bei mir gehen halt die Zweifel im hervorgehobenen Teil schon los. (Vorher wäre die Frage nach dem Wetterumschwung. Sturm und starker Schnefall sind ja für vorher schon dokumentiert, auch tagsüber, siehe Foto. Das spricht gegen einen überraschenden Wetterumschwung. Den unverzeihlichen Lichtsinn von Dytlow, da oben ungeschützt das Lager aufzuschlagen, würde allenfalls schönes Wetter eklären. Bei solchem wäre aber auch die Lawinen- oder Scheebrettgefahr gestiegen [richtig?]. Sowas wissen aber schon kleine Kinder, und ein Bergführer erst recht. Wenn, dann hätte er den Hang als ungefährlich bewertet).
Allerallerallerletztes Mal
:) weil ich genau das heute im Abstract ausgelassen habe und ich im folgenden nix groß zusammenfassen muss da bereits geschrieben:
Vorab:
-> Dyatlov war kein Bergführer, schon gar nicht ein ausgebildeter. Er war mit Sicherheit ein physisch starker Anführer und der Erfahrenste von allen. Er hatte aber - das ist Fakt - bis zu diesem Zeitpunkt keine Winterwanderung oberhalb der Baumgrenze durchgeführt.
Details:
19.12.2018 um 19:59
"Frage- was spricht eigentlich noch für die Lawinentheorie?? Ich dachte, die ist von vielen klugen Menschen längst überholt..."
"
@chelsium weiterzukommen mit unserem Thema:
Bitte gib Belege an , warum Du glaubst, dass Dyatlov ein erfahrener Schneewanderer war.
Es gibt gegensätzliche Meinungen dazu.
Geradeauf den letzten Seiten hier- bevor Du Dich am 19.12.2018 wieder beteiligt hast - , hatten wir das (... auch zum wiederholten Male) beschrieben.
Für eine Einschätzung, dass er ein erfahrener Schneewanderer war, wäre ein Verlassen auf eine bloße Behauptung in einem Buch ein bisschen dünn, oder?
Deshalb nochmal hier kurz die bisher bekannten Argumente dazu, die Dyatlov als nicht geeignet erscheinen lassen, die Gruppe zu führen (auch wenn Du das alles doch schon gelesen hast):
1. Eine sehr gründliche, seit mehreren Wochen verfügbare Analyse auf dyatlovpass.comm von Shkryabach gemacht, nicht nur ein erfahrener Kriminalist und Forensiker ist , sondern auch ein Alpinist:
https://dyatlovpass.com/sergey-shkryabach-conclusion?rbid=18461Darin werden die bis zum Tod der Spechte gegangenen Touren aller Teilnehmer hinsichtlich alpiner Schwierigkeit, Länge und Klima (Jahrszeit) analysiert, natürlich speziell auch auf Dyatlov eingegangen. Für die Tour der Schwierigkeit 3 die sie gemacht haben, waren sie nicht geeignet. Einige waren für "2" qualifiziert. --> Dyatlov selbst: Er hatte nur eine Tour gemacht der Schwierigkeit 3. Diese Tour ging bis an die Baumgrenze (nicht erwähnt bei Shkryabach, aber hier im Forum). Für die Tour der Schwierigkeit 3 hatten sie keine Ausrüstung (Seile, Karabiner etc.) um fünf Pässe und zwei Gipfel im Winter zu besteigen/überqueren. Das hätte Dyatlov als Leader, auf den sich alle verlassen haben, aber wissen müssen. Über ihren letzten Pass sind sie auch an einer ungünstig ausgewählten Passage gestiegen (vereist), sind dann einen anderen Weg gegangen - wenn ich den Link zur Skizze finde reiche ich die nach.
Weitere offensichtliche Fehler Dyatlov´s, die dessen Unerfahrenheit (oder Selbstüberschätzung) meiner Meinung nach stützen:
2. Er hat auf sein Radio verzichtet (und es einer anderen Gruppe überlassen), um Wetterberichte hören zu können.
3. Die Tour begann bereits mit einem Riss im Zelt (den er dann immer mit seiner Jacke stopfte).
4.Der Tourplan war nicht ordentlich dokumentiert bei der zuständigen Kommision (hier gibt es noch die Möglichkeit, dass er dort verschwunden ist).
5. Am 31.01. kamen sie an der Baumgrenze nicht weiter auf Ihrem Tourplan und sind im Tiefschnee völlig erschöpft abgestiegen, am nächsten Tag dadurch viel zu spät aufgebrochen und durch den Tiefschnee wieder nach oben gegangen. Dyatlov hätte erkennen müssen - bei entsprechender Erfahrung -, dass ein Erreichen des Flusstales bei Tageslicht damit unmöglich war, u.U. bei den Bedingungen die Tour sogar abbrechen müssen. Sie sind ja tatsächlich nur eine ganz kurze Wegstrecke gelaufen an diesem Nachmittag
6. Schliesslich hat er eine (ideale Schneeauffang-) Grube im Schnee ausheben lassen um darin das Zelt zu plazieren, bei den Wetterwechseln (Temperaturunterschieden) zuvor und bei dem Schneetreiben geeignet, an der hangseitigen Wand die nötige Instabilität zu erzeugen, um Schnee ins Rutschen kommen zu lassen. Das zeugt nicht von Erfahrung mit Lawinen, auch wenn dadurch nur ein Schneebrett erzeugt werden konnte und keine Lawine ausgelöst.
Bei Shkryabach wird darauf eingegangen, warum bei der Hangneigung gerade dort eine instabile Schneemasse nicht ungewöhnlich wäre und dass erfahrene Tourengänger solche Hänge mit frisch abgelagerten (Trieb-) Schnee oder frisch gefallenen Schnee meiden. Shkryabach erwähnt auch die dazu gemachte Analyse der Petersburger Alpinisten - die aber letztendlich von einem Lawinenabgang ausgehen
Einige Romanschreiber lassen diese dokumentierten Details außen vor wenn Sie über den Vorfall schreiben"
Anmerkung von mir (28.04.19) : Chelsi konnte keine Belege anführen so wie von mir zu Anfang erbeten.
Weitere Details (teilweise auch Wiederholugen):
Der Dyatlov-Pass-VorfallMystery / von Bergfreund am 13.12.2018
passato schrieb:
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich bei so erfahrenen Bergwanderern
"
@passato, ich möchte nicht als Schneebrettzweifler-Nörgler dastehen aber : es wäre auch näher an der Wahrheit dran zu schreiben (und die Mär von erfahrenen Bergwanderern endlich zu beenden mit) :
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich bei den Bergwanderern..."
Warum?
Bereits hier vor ein paar Wochen mal von mir vermutet durch das Aufzählen der mir bekannten Nachlässigkeiten (auf Radio verzichtet, Routenbeschreibung bei der zuständigen Kommision ungenügend dokumentiert, zerschlissenes Zelt schon bei Beginn der Tour) haben sich nun auch leicht zugängliche Fakten zur Vorbereitung der Expedition auf dyatlovpass.com angefunden : --> "Sergey Shkryabach conclusion" bitte mal lesen, hatte ich letzte Woche schon mal darauf hingewiesen.
Shkryabach von der Qualifikation her (Kriminalist/Forensiker) und seinen Erfahrungen (Hochgebirgsexpeditionen) geeignet, eine Wertung der Eignung der Teilnehmer für diese Tour abzugeben, aber auch nur die bloßen Fakten sprechen für sich - wenn man schon mal unter ähnlichen Bedingungen unterwegs war:
"Most of the members of the group were participants of 4-6 trips for 3-4 years of study at the institute. By the combination of the number of these trips, some of them could qualify for 2nd category of difficulty in tourism. None of the hikers has ever participated in a winter expedition of 3rd category of complexity."
Dyatlov selbst hatte einmal an einer 3-er Schwierigkeit teilgenommen, aber nicht im Winter (wurde hier vor ein paar Wochen schon mal beschrieben von... ?)
"These trips were divided into: weekend trips, 1st, 2nd and 3rd category of difficulty. The combination of their number determined the assignment of sports categories. The participants of these campaigns did not have serious climbing training."
Am Vortag der Tragödie scheiterte die Expedition bereits daran, einen relativ leichten 800 m hohen vereisten Pass zu überqueren und kämpfte sich durch den tiefen Schnee in das Flusstal zum Übernachten. (Dort hätte man dann abbrechen und umkehren sollen...)
Soweit die Fakten - selbst Romanschreiber kommen an diesen nicht vorbei bzw. interpretieren diese als ausreichend oder eben "erfahren".
Was zu folgender nachvollziehbarer Wertung der Fakten durch Shkryabach führt:
"According to the available materials on the preparation of the Dyatlov tourist group and data on the course of the hike itself, one can assess the degree of readiness of its participants for the negative development of an extreme situation. Based on the available information, the level of preparation of the group was considerably overestimated by its assessment by the commission." und noch viel klarer als
"It seems that I.A. Dyatlov lacked the level of experience that an expedition of this complexity required." -
- Derjenige, auf den sich alle verlassen (müssen) hatte nicht geügend Erfahrung. Wissen konnten das die Teilnehmer nicht und bei Dyatlov selbst lag wohl ein gewisser Grad an Selbstüberschätzung seiner Fähigkeiten vor - obwohl er natürlich von allen der Erfahrenste und Stärkste war. Aber nicht ausreichend genug für das Vorhaben und seine Vorbereitung -sonst hätte er das Risiko als unkalkulierbar erkannt (nur mit Glück zu überleben):
"It seems that the route of such a duartion (21 days), length (about 300 km) and complexity this group could overcome without incident only with sufficiently favorable weather conditions and luck."
Deswegen auch die Wertung, dass die zuständige Kommision ungenügend geprüft hat vor der Zulassung der Expedition.
"The preparation of the members of the group to participate in a difficult winter hike in the mountains was clearly insufficient. The focus was on skiing, general equipment, products."
Sie hatten praktisch auch "0" Erfahrung bzgl. Lawinen.
Übrigens führt Shkryabach in seiner Analyse der Vorfälle auch an, dass die Verletzungen der im/über dem Bachbett gefundenen Teilnehmer nicht bei Verlassen des Zeltes (höchstens die Hautabschürfungen) entstanden sind/sein können und auch nicht durch Sturz in die 5m-Schlucht, sondern durch das Zusammenbrechen einer bis 5m hohen Schneebrücke/Grotte über dem Bachbett, auf der das Lager aus Zweigen errichtet wurde, die Details dazu sind auch in der Analyse enthalten
Nemon schrieb:Bei mir gehen halt die Zweifel im hervorgehobenen Teil schon los. (Vorher wäre die Frage nach dem Wetterumschwung. Sturm und starker Schnefall sind ja für vorher schon dokumentiert, auch tagsüber, siehe Foto. Das spricht gegen einen überraschenden Wetterumschwung.
Mit Wetterumschwung meine ich extreme Wetterverschlechterung, und zwar nachmittags, die ein zügiges Weiterkommen unmöglich machte (Wind, Sicht).
Mystery / von Bergfreund am 09.09.2018
" thunderlizard schrieb:
Zur Wettersituation (interessiert mich sehr, habe ich mich aber noch nicht tiefergehend mit beschäftigt) am Dyatlov-Pass habe ich was bei den St. Petersburgern (die haben übrigens ein tolles Archiv bzgl. Bergsteigen etc., muss ich mal mit Zeit ausgiebig drin stöbern) gefunden, weiss nicht, ob das schon mal verlinkt wurde:
https://translate.googleusercontent.com/translate_c?depth=1&hl=de&rurl=translate.google.de&sl=ru&sp=nmt4&tl=en&u=http://...
Der Inhalt ist im Wesentlichen das was wir schon wissen zur Temperatur in der Nacht des 1./2. Februar:
Verschiedene Wetterstationen mit ihrer Lage zum Unfallort und den Wetterdaten werden ausgewertet, auch die Tage vor und nach dem Vorfall. Besonders interessant dabei aber (und neu für mich) die Daten die die Schlussfolgerungen im Text zulassen, dass es einen Temperatursturz von -5 ' C nachmittags auf -28' C bei Sonnenuntergang des ersten Februar gab. Mehr als 20 Grad in wenigen Stunden, die Wetterdaten zeigen einen arktischen Zyklon.
Windgeschwindigkeit laut Text am "Unfallort" 10 ..15 m/s, möglicherweise wurden auch Spitzen von 30 m/s erreicht. Temperatur und Windgeschwindigkeit zusammen ergeben Windchilleffekt mit -45' C .. 51' C. Im Dokument wird davon ausgegangen dass man mit der vorgefundenen Bekleidung maximal 2 .. 3 h handlungsfähig war, unter Umständen aber etwas länger "gelebt" hat.
Erwähnt wird, dass kein signifikanter Schneefall stattfinden konnte aber explizit darauf hingewiesen dass die Windgeschwindigkeit ausreichend war, um den Neuschnee von den Bergspitzen/kämmen und den früher gefallenen Schnee teilweise mit Orkangeschwindigkeit ( bis 30 m/s) (...ins Tal) zu blasen.
Geschlussfolgert (mit Begründung) wird weiterhin, dass unter diesen Bedingungen selbst mit warmen Sachen und Schuhen, aber ohne Windschutz und Wärmequelle, die Überlebenszeit nur wenige Stunden betragen hätte... Soweit die Kurzfassung."
Nemon schrieb:Ich sehe halt nicht, dass das Zelt von einem a) Ereignis und b) überhaupt verschüttet worden wäre. Rausschneiden hat es auch nicht gegeben. Ich weiß zwar alles, nur nicht auswendig ;) Auf die Schnelle lese ich jetzt jedoch nicht nochmal ganzen die Vernehmungsprotokolle der ersten Suchtrupps.
Naja, ich habe mir die Mühe gemacht Dir Quellen zu nennen wenn ich Sachverhalte darlege, da würde ich fairerweise das Gleiche auch von Dir erwarten. Ich bin offen für alle Ansichten und möchte mir objektiv eine Meinung bilden - und genau wie du möglichst aufwandfrei.
Trotzdem bitte ich dich nochmals, auch die von mir gestern aufgeführten Verweise zu den Fakten bzgl. allgemeiner Gefahr am Berg durch Schneemassen und dann zu vergleichen mit unserem Fall, und wenn es auch nur zur Weiter- und nicht zur Meinungsbildung beiträgt.