mashourah schrieb:ier die wesentlichen Fragen aus diesem Kommentar:
"Klasse :fuya: !!! Wie passt das zur Faktenlage? Demnach läuft eine Mansi Gruppe von 3 bis 4 Personen mit großer Wahrscheinlichkeit im Dunkeln durch einen Schneesturm und findet das Dyatlov Zelt. Mindestens einer von Ihnen ist auf psychedelischer Droge.
Bei diesem Szenario stellen sich für mich folgende Fragen:
1. Welches Motiv hatte diese Gruppe Mansen 9 Personen zu töten? Drogenrausch?
2. Warum wurde das Zelt von innen aufgeschnitten?
3. Warum ist das Zelt eingestürzt, lag Schnee auf dem Zelt und obendrauf noch die Taschenlampe von I. Dyatlov?
4. Warum gab es keine Kampfspuren im und außerhalb des Zeltes?
5. Warum ein abgebrochener Skistock im Zelt und mindestens ein abgebrochener Skistock am Zelteingang (links)?
6. Warum "nur" 8 bis 9 geordnete Fußspuren (keine Stiefel) die den Hang hinunter zum Wald führen?
7. Warum eine Schneehöhle bauen?
8. Demnach wußte Moskau bescheid und die Staatsanwaltschaft von Ivdel und Sverdlovsk (Ivanov + Tempalov) tappt im Dunkeln?
9. Wozu dann eine groß angelegte Suchaktion mit zig Freiwilligen, Militär, Hubschraubern, Organisation und Kosten?
10. Warum dann noch bis Mitte Mai die letzten 4 Dyatlov-Mitglieder suchen (TiBo, Dubinina, Zolotarev, Kolevatov, die man dann schließlich im Bachbett gefunden hat)?
Das Ganze wirft mit Sicherheit noch mehr Fragen auf... das sind auf die Schnelle nur die, die mir ganz spontan eingefallen sind."
Zu einem großen Teil dieser Fragen habe ich bereits in meinen Vorpostings mögliche Antworten geliefert, aber ich bin ja nicht "so":^^
1) Groll auf die Russen/die Sowjetmacht wegen Repressionen und Unterdrückung der Traditionen, vor allem der Kulte und der Religion sowie der Schändung heiliger Orte. Fliegenpilz kann nicht nur zum Erlangen "passiver" Rauschzustände konsumiert werden, sondern auch als Aufputschmittel bei Kriegszügen, das geschärfte Sinne und "übermenschliche" Kräfte verleiht. Hierbei kommt es auf die Art des Konsums an: Wenn z.B. ein Mann Fliegenpilz konsumiert und die anderen dessen Urin trinken, ist die Droge derart gefiltert/verdünnt, dass die dämpfenden Effekte wegfallen und die genannte Wirkung eintritt (es gibt z.B. eine Doku auf N24, in der recht bildhaft dargestellt wird, wie die "Berserkerkrieger" der Wikinger so verfuhren - gut, nicht die seriöseste Quelle). Rentiernomaden wie die Mansi/Khanty kennen auch die Praxis, Fliegenpilze an die Rentiere zu verfüttern, um dann den Urin der Tiere zu trinken, die die Pilze gerne fressen und für die sie nicht toxisch sind. Laut Oss befähigt die Fliegenpilzdroge die Ureinwohner zu mannshohen Luftsprüngen aus dem Stand, Zolotarjow und Dubinia wurden ihrzufolge durch solche Sprünge, gezielt auf den Thorax, getötet.
2) Laut Oss wurden zumindest nicht alle Schnitte von innen ausgeführt. Es ist auch schwer zu erklären, wie man sich aus einem Zelt, das von einem Schneebrett getroffen und dadurch zusammengedrückt wurde, mit langen geraden Schnitten freischneiden kann. Eigentlich unmöglich, denn dafür sollte ja der Stoff noch ein Minimum von Spannung aufweisen. Ratikin vertritt wiederum die Ansicht, die Täter (bei ihm US-Agenten, keine Ureinwohner) hätten diese Schnitte ausgeführt um dadurch die Umgebung zu beobachten, während sie das Zelt durchsuchten und sich eine Weile darin aufhielten.
3) Das Zelt ist nicht komplett eingestürzt, nur die Plane ist eingesunken weil die Spannseile sich gelöst hatten. Wie bereits erklärt liegt es durchaus im Rahmen des Erwartbaren, dass ein Zelt, das wochenlang auf einem windexponierten Hang im Nordural sich selbst überlassen bleibt, in einem etwas desolaten Zustand vorgefunden wird. Das Schnee obendraufliegt ist kein Wunder, wenn es schneit. Und der Schnee war nicht brettartig verdichteter Firn, wie er für ein Schneebrett charakteristisch wäre. Für die Taschenlampe hat Ratikin eine Erklärung, aber das ist mir grade zu lang hier, ob Oss was dazu schreibt oder nicht ist mir momentan entfallen.
4) Weil die Gruppe durch einen waffentechnisch klar überlegenen Gegner schnell eingeschüchtert war und das Zelt zunächst(!) geordnet verließ. Die Blessuren an den Leichen, die man in der Nähe des Zeltes gefunden hat, deuten allerdings sehr wohl auf körperliche Auseinandersetzungen im weiteren Verlauf hin, sind teilweise geradezu charakteristisch.
5) Ratikin erklärt das Auffinden eines angeschnittenen Skistocks im Zelt damit, dass die Täter, die sich eine Weile im Zelt aufhielten und die Umgebung durch die Schnitte in der Zeltwand beobachteten, bevor sie zur endgültigen Elimination der Gruppe aufbrachen, den Skistock kürzen wollten um damit den eingesunkenen Zeltfirst abzustützen. Dieser hing herunter, weil sich die Spannseile in Folge eines Getümmels ums Zelt gelöst hatten und die Täter mit deren etwas diffiziler Befestigung nicht klar kamen. Für Ratikin ist dieser Skistock im Zelt der ultimative Beweis für die Anwesenheit einer "Third Party", bei Oss kann ich grade keine Erklärung dazu erinnern.
6) Weil die Ureinwohner Meister im Spurenverwischen sind und Schneeschuhe oder Skier nur schwache Spuren hinterlassen?
7) Um erstmal einen geschützen Ort zu haben? Die vier, die sich Richtung Schlucht abgesetzt hatten, hatten ja etwas mehr Zeit und mit z.B. Zolotarjow auch die erfahreneren alten Hasen dabei. Ob Oss jetzt auch die "Schneehöhle" auf eine "Third Party" zurückführt, müsste ich nochmal nachlesen.
8) 9)10) Man wusste wohl einfach nicht von Anfang an Bescheid und es kristallisierte sich erst nach und nach heraus, was sich wahrscheinlich zugetragen hat. Grund für ein "Cover Up" im Falle eines Mordes durch die Ureinwohner wäre vor allem, dass dies nicht in das Bild der Sowjetmacht als Leuchtturm von Sozialismus, Vernunft und Völkerfreundschaft passt, wenn Studenten von "rückständigen" Ureinwohnern auf Grund heidnischen Aberglaubens umgebracht werden. Berichte über so etwas sind auch potentiell gefährlich in einem Vielvölkerimperium. Wenn man die Rede von der "Abwesenheit einer schuldigen Partei" der Untersuchungskommission schluckt ohne aufzustoßen, dann hat man vielleicht Defizite beim Verständnis totalitärer Systeme. Zu Zeiten der DDR gab es dort etwa mal einen F5-Tornado, der tonnenschwere Mähdrescher durch die Gegend schleuderte. Über dieses außergewöhnliche Ereignis durfte nicht oder nicht überregional berichtet werden, weil, so die Auffassung der Regierenden, so etwas das "Vertrauen in den Sozialismus" untergraben könnte. Im Westen erfuhr die Forschung davon erst nach dem Mauerfall und dem folgenden Aktenstudium (Kann man z.B. auf naturgewalten.de nachlesen). Heute würde man sagen, "das würde die Bevölkerung zu sehr verunsichern". ;-)
Ein alpiner Unfall mit einem Schneebrett ist dagegen jetzt eher weniger was, das so heikel oder aus dem Rahmen fallend ist, dass man darüber Stillschweigen verordnen müsste. Bei einem Mord durch Ureinwohner oder Agenten einer feindlichen Macht sieht das anders aus.