@FanemWir sehen den Schauplatz im Schnee, erkennen Muster die wir irgendwo schon mal gesehen haben und zack stürtzt sich ein Großteil auf eine Theorie die aber , abgesehen von difusen Verletzungen , Zelt halb im Schnee vergraben...keine faktische Erklärung ist.
Es gibt keine Theorie die auf wahre Annahmen beruht. Dann wären es keine Annahmen sondern es wäre fakt. Dann könnte der Fall geschlossen werden.
Richtig, die vorliegenden Fakten des Vorfalls liefern keine einwandfreie Erklärung. Genau deswegen beschäftigt es auch so viele. Egal was vermutet wird, es bleibt alles Spekulation. Das einzigste was man machen kann, ist anhand der Fakten und nachgewiesenen Details die logischste Erklärung zu finden. Nichts gegen gute Geschichten, aber mir kommt es so vor, als steigern sich einige irrational in abgehobene Theorien hinein, die bei Sonnenlicht betrachtet noch weitaus konfuser und dubioser sind, und so mehr von Verschwörung haben, als die Lawinentheorie.
Ich selber habe erst vor einigen Wochen zum ersten Mal von der Geschichte erfahren und der Vorfall hat mich zuerst bei oberflächlicher Betrachtung der Details auch verblüfft. Als Vorgehensweise kann man mal probieren, gewisse Theorien logisch nachzuvollziehen, um ggf. etwas ausklammern zu können. Nehmen wir bspw. mal die gemessene Radioaktivität an einigen Kleidungsstücken, welche für einige Indiz für Waffen, Ufos etc ist. Ich bin grade zu faul, nochmal konkret nachzublättern, bei wem und an welchen Kleidungsstücken die Radioaktivität gemessen wurde. Was mir jedoch hängen geblieben ist, dass bei einer Person nur der Pullover betroffen war und betroffene Kleidungsstücke in Berührung mit dem Fluss waren. Bei Aliens, Waffen etc stellt sich die Frage warum nur der Pullover und nicht auch die Hose bei ein und derselben Person betroffen war. Selektive Bestrahlung?
;) Was man faktisch jedoch auch weiss, ist dass die gemessene Radioaktivität sehr gering war und im Ural vom Militär durchaus vieles getestet wurde und wahrscheinlich noch wird. Liebhaber fantastischer Theorien können sich selber mal überlegen, welche Hintergründe für die Radioaktivität am wahrscheinlichsten sind. Die fehlende Zunge ist ja auch so ein Detail, welches erstmal unglaublich daher kommt. Jedoch mit dem Wissen, dass die Person mit dem Gesicht und offenem Mund im Flussbett lag, verliert auch das seinen "Mystery-Faktor".
Und wohl am mysteriösesten der Umstand, dass das Zelt von innen aufgeschnitten wurde. Als ich davon hörte, habe ich versucht mir vorzustellen, warum man so etwas "unlogisches" macht, bzw. in welchem Szenario die Handlung logisch wird. Jeder von denen wird genau gewusst haben, dass man das bei den Wetterbedinugen nur im äußersten Notfall, quasi als einzigste und letzte Möglichkeit macht. Ein Unglück bei dem der Zeltzugang unpassierbar wird, ist für mich das einzigste Szenario bei dem der gesamte Ablauf mit allen Details sinnhaft wird. Auf der Website der Dyatlov-Stiftung gibt es eine Zeichnung des Zeltes, bei der die Schuhe am Zelteingang eingezeichnet sind. Wie korrekt die Zeichnung ist, weiss ich nicht, aber jeder der schon mal gezeltet hat, weiss dass Schuhe vorzugsweise am Eingang aufbewahrt werden. Bei einer Absackung des Zelts im Bereich des Eingangs erklärt sich so nicht nur das Aufschneiden von innen, sondern auch dass die Schneestiefel schwer oder gar nicht greifbar waren. Übrigens bin ich überzeugt, dass das Foto des Bergungsteams, welches die vordere Zeltspitze aufrecht zeigt, nicht den Eingangsbereich sondern das andere Ende zeigt. Das habe ich mit den sonstigen Fotos des Zeltes, die zur Verfügung stehen, abgeglichen. Gewisse Details am Zelt sprechen dafür, obwohl die alten schwarz-weiss Aufnahmen leider sehr niedrig aufgelöst sind. Hundertprozentig sicher bin ich mir nicht, aber meines Erachtens deuten gewisse Details darauf hin wie z.B. eine Schlaufe, die sich oben auf dem Zeltdach befindet. Weiter mit der Taschenlampe: Sie wurde laut Aussage
auf einer Schneeschicht auf dem Zelt gefunden. Wie man weiss, hatte das Zelt eine sogenannte Firstform. Wenn es aufrecht steht, kann man da nix drauf ablegen. Nun kann es natürlich sein, dass die Taschenlampe im Laufe der Wochen bis zur Bergung verrutscht ist. Oder eben auch nicht.
Weitere Erklärungsversuche, warum das Zelt von innen aufgeschnitten wurde, sind Bedrohung und/oder Panik. Der weitere Ablauf des Vorfalls deutet aber nicht auf eine Panik hin, wie bspw. der geordnete Abstieg und weiteres organisatorisches Handeln im Wald. Nun die externe Bedrohung:
Genauso wie keine Spuren einer Lawine gesichtet wurden, wurden weder Tierspuren, Spuren von anderen Personen, Waffen(bruchstücke), Explosionen der sonstige Annomalien im Umkreis des Zeltes entdeckt. Was vielleicht noch ein Erklärungsversuch sein könnte, ist eine Panik im Zelt, also dass einer "ausgetickt" ist, den Eingang blockiert und die anderen bedroht hat. Da es dafür aber nicht den geringsten Hinweis gibt, scheint das sehr unwahrscheinlich.
Was ansonsten unbestritten klar ist, ist dass die Wetterbedingungen beim Aufbau des Zeltes und wahrscheinlich auch in der Nacht sehr ungemütlich waren. Das ist auf den Fotos dokumentiert, bei dem der Graben für das Zelt geschaufelt wurde, desweiteren beschrieben Augenzeugen "einen starken Schneesturm". Für die Heftigkeit des Wetters spricht auch, dass die Gruppe nicht ihr Tagessoll an Strecke zurückgelegt hat, sondern frühzeitig das Zelt errichtete. So ein Wetter ist anstrengend und erschöpft, der Wind macht die tatsächliche Temperatur gefühlt nochmal viel eisiger. Ich glaube übrigens nicht unbedingt an so etwas dramatisches wie eine Lawine, sondern vielmehr an eine Verkettung unglücklicher Umstände. Aus den Tagebucheinträgen wird ersichtlich, dass die Gruppe einen Tag vorher schon etwas erschöpft war. Auf einer Website habe ich gelesen, dass bei derartigen Wetter- und Lagebedingungen definitiv zu einem Graben zur Errichtung des Zelts geraten wird, aber das Loch nicht tiefer als die Hälfte des Zeltes sein soll, da sonst Gefahr besteht, dass der Eingang komplett zuschneit. Spontan habe ich den Link eben nicht wiedergefunden, kann bei Bedarf in den nächsten Tagen gern nochmal sorgfältiger nachschauen. Desweiteren hatten sie ein Zelt, das für heutige Verhältnisse labil gebaut ist. Diese Zeltform gilt heute als die schlechteste bei heftigeren Wetterbedinungen, es kann viel leichter von Wind erfasst werden, als z.B. ein Kuppel- oder Tunnelzelt. Es ist überhaupt nicht unwahrscheinlich und wenig Verschwörungstheorie, dass die Hanglage mit Fallwinden plus Graben plus Schneesturm dazu geführt haben, dass sich eine erhebliche Menge Schnee sehr schnell auf dem Zelt gesammelt hat und es zu einem (Teil-)Kollaps kam. Vielleicht hat die Gruppe in der Nacht die Situation auch fataler eingeschätzt als sie war und hat Fehlentscheidungen getroffen. Sowas passiert auch Profis. Wenn man sich die Situation mal bildlich mit allen bekannten Informationen vorstellt: Enge im Zelt, Teil des Zeltes kollabiert, ggf. Atemnot, vielleicht Übermüdung etc. Aus den Aufzeichnungen geht auch hervor, dass sie Holz im Zwischenlager gelassen haben. Das Holz welches beim Zelt gefunden wurde, wird als "Holz für Ofen" bezeichnet. Ich gehe davon aus, dass diese Menge bei weitem nicht reichte, um ein grösseres Lagerfeuer zu entfachen. Als sie sich aus dem Zelt befreit haben, wird fehlendes Holz das fundamentale Problem, neben dem kaputten Zelt, gewesen sein. Es blieb nichts anders, als zum Wald abzusteigen. Ich glaube übrigens nicht, dass sie dort irrtümlich hingegangen sind und eigentlich zum Zwischenlager wollten. Das Zwischenlager war keine Art Hütte, die hätte Schutz liefern können, sondern (wenn ich mich richtig erinnere), nur ein markiertes Loch, in dem die Sachen eingegraben wurden.
Was ich auch noch überlegt habe, ist dass die Zelte von damals in ihrer Beschaffenheit kaum Schutz vor Kondenswasser lieferten. Heisst, dass es durch Atemluft und besonders dann wenn man feuchte Sachen wie Kleidung mit ins Zelt nahm, nachts sehr feucht werden konnte. Vielleicht war Kleidung wie Jacken und Hosen von Kondenswasser plus der vorherigen Schneegrabung sehr feucht und deswegen auch die Motivation in der Nacht danach zu graben nicht sehr hoch.
Die starken Verletzungen der drei kann ich mir übrigens auch sehr gut durch ein Unglück am Fluss vorstellen. Ich habe selber mal einen kleinen, steinigen Bach im Sommer mit Trekkingsandalen durchquert und das ist eine äusserst rutschige Angelegenheit. Beinahe hätten ich und mein Freund sich auf die Fresse (Pardon
;) gelegt, reflexartig habe ich auch versucht bei meinem Freund Halt zu finden, als ich selber ins Rutschen kam. Der Fluss am Dyatlov Pass ist weitaus steiniger und breiter als jener Bach und ich schätze die Überquerung als sehr gefährlich und heikel ein, besonders dann wenn man sich der Gefahr nicht bewusst ist und nichts sieht. Durch den Schnee muss der Bereich extremst rutschig gewesen sein. Und auf den Bildern sieht man, dass da neben einigen Abhängen auch grosse Felsbrocken sind. Jedenfalls ist diese Aufteilung der Gruppe in Gesunde und Verletzte sicher kein Zufall. Entweder wurde die Aufteilung bewusst vorgenommen, weil die Verletzungen am Zelt passierten oder sie ist durch das Gelände passiert. Ich frage mich dabei, warum die Gruppe ausgerechnet auf dem Fluss vorgefunden wurde und nicht etwa einige Meter weiter bei der provisorischen Unterkunft. Das ist für mich ein kleiner Hinweis, dass die Gruppe erst am Fluss verunglückte.
Wie dem auch sei, als ich angefangen habe mich mit den Details, Tagebucheinträgen etc auf der Dyatlov-Seite der Stiftung zu beschäftigen, wurde die Geschichte immer schlüssiger für mich. Ich behaupte rotzfrech, ein Kollaps des Zeltes ist die einzigste logische Erklärung für den gesamten Ablauf.
Wir werden nach 30 Jahren nicht mehr herausfinden was dort oben passiert ist. Natürlich könnte man von Lawinen oder sogar Militär ausgehen. Aber das driftet dann in Verschwörungstheorie ab.
Nach Deiner Definition von Verschwörungstheorie – welche andere Theorie erschliesst sich Dir als logischer bei Beachtung aller nachgewiesenen Umstände, Abläufe und Details? Wie kann man bspw. den Schneesturm als nichtig betrachten und ausblenden? Wie gesagt, bin ich auch für gute Geschichten zu haben, wenn sie in sich schlüssig sind. Butter bei die Fische, erkläre mal.