mashourah schrieb:Meine persönliche Idee dazu:
Ich denke (und hoffe), dass wir uns eh alle einig sind, dass die Faktenlage sich in diesem Fall auf sehr wenige Eckdaten beschränkt was einfach mal eine Vielzahl von Szenarien und Abläufen möglich macht.
Ich verstehe auch durchaus die "Mystiker" die sich gerne alles mit einem Event erklären möchten. Aber das sehe ich als eher schwierig an, wenn man nicht ganz tief in Verschwörungen oder übernatürliche Phänomene abtaucht.
Mein Vater hat seit ich denken kann nicht nur uns mit zum Wandern und Bergsteigen genommen sondern auch stets Touren organisiert, von Familientouren bis hin zu "wieviel Schwarzwald/Harz oder sonstwas schaffen wir an einem Tag wenn wir uns gründlich hochtrainieren und vorbereiten".
Seit ich solche Touren voller Begeisterung begleitet hab (zuerst schlafend im Tragerucksack meines Vaters dann mehr und mehr auf eigenen Beinchen) hat mein Vater aber auch kein Geheimnis draus gemacht, dass diese wunderschöne Umgebung in der Lage ist der sichere Tod zu sein, manchmal wenn man durch nur einen, kleinen Fehler einen Dominostein umwirft der nicht mehr zu stoppen ist.
Deswegen fallen allein mir unzählige Möglichkeiten ein was passiert sein "könnte" ohne das ein Yeti oder ein Militätexperiment auftauchen muss.
Aber WISSEN tu ich etwa soviel wie andere die das Thema etwas mehr interessiert, weniger als jeder der sich auch die russischen Quellen selbst aneignen konnte und uns allen gemeinsam ist, dass wir mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erfahren werden was genau passiert ist.
mashourah schrieb:Ich denke diese Tagebucheinträge macht man am (frühen) Abend, nachdem man zur Ruhe gekommen ist, evtl. bevor man schlafen geht.
Ich denke das bewertest Du genau richtig so kenn ich das nämlich auch.
Allenfalls kenne ich "offene Touren".
So haben wir Wanderungen genannt bei denen eher "der Weg das Ziel ist" und man eher so Tag um Tag plant welche Route man morgen wählt.
Bei solchen Wanderungen ist es durchaus üblich abends zu futtern und zu schlafen, ausgeruht am nächsten morgen einen umfassenden Plan für diesen Tag zu erstellen und den dann zwischen Frühstück und Aufbruch ins "Logbuch" zu schreiben.
Aber die Truppe hatte einen festen Zeitplan und ein definiertes Ziel, da halte ich es auch für am Wahrscheinlichsten, dass man abends beim oder nachm essen darüber sprach wie man den heutigen Tag am Besten im Tagebuch festhält.
mashourah schrieb:Der Tagebucheintrag vom 01. Februar fehlt weil nmMn der Vorfall "Zelt verlassen" vor der Zeit des üblichen Tagebuch-Schreiberei eingetreten ist.
Und da könntest Du natürlich völlig Recht mit haben.
Wenn ich mir aber überlege was für ein erhebliches Risiko sie eingingen als sie kein Brennholz sammelten um den Ofen in Betrieb zu nehmen, dann denke ich eben, dass zu dem Zeitpunkt schon einiges echt übel schief gehangen haben muss.
Wäre einfach nur einem Mitglied schlecht geworden oder so hätten die anderen erst Recht dafür gesorgt das Zelt und Essen warm sind.
Wenn sie mehr als "wandernde Laien" waren und schon wussten was sie taten kann man bereits die Wahl dieses Zeltplatzes fast als Verzweiflungstat werten.
Das war wahnsinnig ungeschützt und irgendwie zwischen "Ist zwar nicht ganz die geplante Rute, aber auch nicht der nicht wirklich weit entfernte "Wald" (waren ja eher so paar Bäumchen) wo es aber vermutlich besser gewesen wäre.
Wenn es also da schon Gründe gab die schwerwiegend genug waren um an solch einer Stelle zu zelten und das Risiko den Ofen auszulassen einzugehen.
Dann kann ich mir eben auch vorstellen, dass man einfach nur schlafen wollte damit diese ätzende Nacht ein Ende hat und dann schreibt man vermutlich auch nicht mehr ins Tagebuch.
Außerdem war es da nicht nur "ein bisschen kalt und ungemütlich", sondern es herrschten Temperaturen die man ohne geeigneten Schutz nicht lange überleben konnte und es war bekannt das es keine Möglichkeit geben würde Hilfe zu holen.
Wurden die also am späten Abend oder in der Nacht von irgendwas geweckt weswegen sie das Zelt verließen, dann fällt mir absolut kein Grund ein warum sie so schlecht bekleidet losziehen sollten.
Eine Lawine ist in dem Gebiet eher unwahrscheinlich und selbst ein Schneebrett das aufs Zelt kracht und Dich zum verlassen zwingt ist kein guter Grund in solch einer Lage nicht eben Kleidung zu bergen, auszuklopfen und anzuziehen ehe man weggeht.
Den Fotos nach standen die Schuhe doch in Reih und Glied da halte ich es für unwahrscheinlich das eine Bergung der Kleidung nicht möglich war und wäre sie möglich gewesen warum dann ohne in den sicheren Tod rennen?
Der einzige für mich plausibel erscheinende Grund Kleidung und Schuhe zurück zu lassen ist wenn man nach einigen Stunden Schlaf am frühen Morgen aufwacht, feststellt:
"Mist, Kleidung, Schuhe, Decken, alles NASS." und dann erkennen muss, dass man praktisch schutzlos auf einem Berg festhängt der einem absolut nichts schuldig bleiben wird.
mashourah schrieb:Ich denke schon das die Gruppe noch nach der Mahlzeit 6 bis 8 Stunden gelebt hat.
Es wurde in der Zeit eine alternative, geschützte Stelle gesucht
Wie gesagt, ich kann auch nur raten. Aber ich sehe das nicht wirklich als möglich an.
Menschen, grade im Stress können erstaunliches vollbringen, aber Unterkühlung ist etwas gegen das wir wirklich mies geschützt sind.
Fällt man in richtig kaltes Wasser sind die Chancen für mehr als 15 Minuten bei Bewusstsein zu bleiben gar nicht gut.
Klar die sind nicht in Wasser gefallen aber bei der Witterung und der Bekleidung... Da wäre ich ernsthaft überrascht wenn sie für mehr als 1-3 Stunden Handlungsfähig waren. Sie waren ja unterschiedlich bekleidet und es ist auch sicher nicht ganz zu klären welche Kleidungsstücke ggf bereits Verstorbenen ausgezogen wurden um sich selbst etwas besser zu schützen abhängig davon kann ne Stunde schon mehr sein als möglich ist oder 3 Stunden etwas weniger als tatsächlich geht.
Aber eine realistische Chance, dass die da 4, 5, 6 oder gar mehr Stunden rumgeirrt sind, hier und dort Schutz gesucht, Zweige gesammelt, Schneehöhlen gebaut usw haben .. nein eine solche Chance sehe ich nicht wirklich.
Ich vermute, dass es sich nach Verlassen des Zeltes mit unzureichender Kleidung um keinen langen Zeitraum mehr gehandelt hat in dem sie noch gelebt haben und irgendwie hoffe ich das auch.
Die Nacht noch halbwegs schlafen um am nächsten Morgen festzustellen, dass einer der in den letzten 12-24 Stunden gemachte Fehler jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit den Tod der ganzen Gruppe bedeuten wird und dann nach einigen kurzen Verzweiflungstaten zu sterben stelle ich mir übel genug vor.
Wenn Du Recht hast und sie es irgendwie "geschafft" haben die ganze Nacht herumzuirren, auf der Suche nach Schutz, nach einer Lösung ... das wäre echt grausam.