@Tajna Tajna schrieb:Es reicht nicht, einfach hinzuschreiben, dass (angeblich) Informationen existieren, die beweisen, dass es niemals ein Schneebrett gab - ohne jede weitere Erklärung.
Dem muss ich zustimmen. Zwar bringt
@bucchi durchaus auch sachliche Einwände, aber wenn die nicht reichen, werden auch mal die Fakten zurechtgebogen... Ich jedenfalls habe bis jetzt noch nichts gelesen (auch im Forum nicht), was mich davon überzeugt hätte, dass ein Schneeabgang unmöglich ist. Aber wahrscheinlich sollten wir uns wirklich darauf einigen, dass wir uns eben diesbezüglich uneinig sind.
Mein Hauptargument ist weiterhin, dass eben alle anderen Erklärungsmuster noch viel unplausibler sind. Und da gibt es ja gar nicht so viele (außer wir konstruieren uns jetzt nach dem Baukastenprinzip Bedrohungen, von denen die Weltmythologie noch nie gehört hat, z.B. Alien mit Yetikopf oder so ^^). Ich vermute, alle sinnvollen (und auch weitgehend unsinnigen) Erklärungsmöglichkeiten sind im Thread schon irgendwann einmal erörtert oder zumindest genannt worden.
Vielleicht könnten wir ja abwechslungshalber noch einmal die Mansen-Theorie in Augenschein nehmen, der anscheinend selbst "Meisterskeptiker" bucchi nicht völlig abgeneigt ist.
ich habe wenige posts zuvor ja bereits die mansen angesprochen. ich gebe zu, dass ich anfänglich nicht viel von der theorie gehalten habe, weil die mehrheit der web-berichte einem das suggerieren (da ist es manchmal schwierig, objektiv zu bleiben). je mehr ich darüber lese, desto mehr sinn ergibt das ganze allerdings. aber es fehlen noch einige brocken im kompletten ablauf, so dass ich erst noch mehr informationen brauche.
im übrigen habe ich gelesen, dass die mansen eigentlich ein nettes volk sind und auch mit den russen wunderbar zurechtkommen, nur dulden sie eben keine fremden (und vor allem keine frauen) an ihren heiligen plätzen. in der theorie heisst es, dass die gruppe bzw. dyatlov in den ersten tagen ihrer reise gewarnt wurde, er diese warnung aber ignoriert hat. [...]
in bezug auf die mansi ist das eine ansicht, die man damals offiziell vertreten hat. leute, die sich näher damit befasst haben, gehen eher davon aus, dass die mansi alles unberührt gelassen hätten, weil sie sich auf heiligem boden befanden.
Also dass die Mansen ein nettes Volk sind, die mit den Russen gut zurechtkommen, liest man ja immer wieder, aber was soll das eigentlich konkret heißen? Wenn jemand sagen würde "Die Deutschen sind ein nettes Volk und mögen die Amerikaner" wüsste auch jeder gleich, was mit einer solch pauschalen Aussage anzufangen ist.
Also ICH als Manse hätte die Russen nicht gemocht, jedenfalls nicht zur damaligen Zeit. Ich hätte befürchtet, dass ich meine unabhängige Kultur nicht mehr weiterleben dürfte, stattdessen irgendwann zwangskollektiviert würde (gibt ja zahlreiche Beispiele). Und je näher die sowjetische Zivilisation rückt (beginnend mit "Touristen"), desto größer wird diese Gefahr, zumindest subjektiv. Daher hätten die Mansen ein Motiv gehabt, Russen aus ihrem Gebiet zu verscheuchen. Religiöse Gründe mögen noch hinzugekommen sein. Natürlich hätte ich als Manse das in der UDSSR nicht so freimütig gesagt!
Dyatlov wurde vor den Mansen gewarnt (
@bucchi: Quelle wäre hilfreich!). Aus den Fotos der Gruppe und auch aus dem Tagebuch wird deutlich, dass Mansen in der Nähe waren:
Kommentar aus dem Tagebuch: "In the middle of the road the discovered markings left by the Mansi. Mansi, Mansi, Mansi. This word is repeated more often in our conversations. Mansi are people of the north. Very interesting and unique people that inhabit the North Polar Urals, closed to the Tyumen region. They have a written language and leave characteristic signs on forest trees." (30.1.1959)
Der Anmarsch unserer Gruppe ist von den Mansen vielleicht nicht unbemerkt geblieben. Als Jäger verfügten Mansen selbstverständlich auch über Waffen. Also könnte es doch sein, dass zumindest einige Mansen den Plan fassten, den Fremden einen gehörigen Schrecken einzujagen, um weitere Eindringlinge in Zukunft abzuschrecken. Dabei könnten sie die Strategie verfolgt haben, möglichst keine Spuren zu hinterlassen, die direkt auf Mansen hindeuten.
Sie verfolgten also die Gruppe in gehörigem Abstand und in der Nacht begannen sie zu schießen (wiederum aus sicherem Abstand, wahrscheinlich auch nicht gezielt). Dass man bei der Weitläufigkeit des Areals, noch dazu nach drei Wochen im Schnee, keine Patronen und Hülsen gefunden hat, verwundert mich überhaupt nicht.
Ich denke, eine solche Aktion hätte ihre Wirkung nicht verfehlt. Also ich wäre panisch geworden, wenn ich im Zelt gefangen bin, wenn ich nichts sehe. Unter diesen Umständen wäre es - zur Not - nachvollziehbar, dass die Studenten ihr Zelt zerschneiden und zur Seite rausstürmen, weil sie damit rechnen mussten, dass die Angreifer direkt auf den Zelteingang schießen. Da war dann auch keine Zeit mehr, irgendwelche Kleidungsstücke oder sonstigen Gegenstände zusammenzusuchen. Vielleicht lässt sich damit auch erklären, warum die STudenten nicht in einer Spur gingen - weil sie so ein besseres Ziel abgegeben hätten.
Ab hier beginnen aber die Probleme: Die Fußspuren deuten nicht darauf hin, dass die Studenten gerannt wären oder Haken geschlagen hätten. Unterwegs warf einer eine Taschenlampe weg, die noch eingeschaltet war. Warum hat er sie überhaupt eingeschaltet, wenn die Gruppe beschossen wurde?
Warum haben sie ein Feuer gemacht, das ihren Aufenthaltsort verriet? Wenn die Luft rein gewesen wäre, wäre es doch klüger gewesen, gleich zum Zelt zurückzukehren, da von einem kleinen Feuer ja kaum Rettung ausgehen konnte. Woher rühren die Verletzungen? Wobei man die noch damit erklären könnte, dass der improvisierte Unterstand kollabiert ist (was ich ja auch in der Lawinen-Hypothese bevorzuge).
Das Hochklettern auf dem Baum könnte man wiederum damit erklären, dass jemand prüfen wollte, ob die Bedrohung noch bestand (wobei - so richtig überzeugt mich das auch nicht). Dass die Mansen das Zelt nicht geplündert haben, erscheint begreiflich, da sie damit unweigerlich Spuren hinterlassen hätten. Wahrscheinlich sind sie dem Zelt gar nie richtig nahe gekommen (womit sich auch die fehlenden Spuren erklären).
Manche Merkwürdigkeiten in den sowjetischen Untersuchungsberichten ließen sich auch so erklären, dass sie Probleme mit den Mansen nicht vertiefen wollten, zumal wegen ein paar Studenten und bei unklarer Sachlage, und deshalb lieber von "höherer Gewalt" schwadroniert als ihren Verdacht artikuliert haben. Und die Völker der Sowjetunion "liebten" sich ja alle, so war die Ideologie; da kann man doch als kleiner Polizist nichts von ethnischen Konflikten in seinen Bericht schreiben, selbst wenn man persönlich einen solchen Verdacht hegt.
Was haltet ihr von dieser Hypothese? Und könnte man die Widersprüche erklären?