@emodul emodul schrieb:An eine "blinde" Panik kann ich nicht so recht glauben, dafür scheinen mir die ganzen Aktionen der Gruppe einfach zu koordiniert. Man ging zusammen zum Waldrand, brachte dort ein Feuer in Gang, versorgte die Verletzten und versuchte dann zum Zelt zurück zu kehren. Letztendlich reichten wohl einfach die Kräfte nicht.
Tue ich auch nicht unbedingt. Angstzustände werden schon gewesen sein, da bin ich mir sicher. Immerhin hatte es ja einen Grund, das sie erst ein ganzes Stück gelaufen sind, bevor sie den Entschluss fassten, zurück zukehren.
Wie du in deinem beschriebenen Test ja selbst gesagt und erlebt hast, werden dann die Anstrengungen einfach zu groß gewesen sein. Auch ein möglicher Adrenalinschub, der sie auf dem Weg nach unten möglicherweise "beflügelte", wird irgendwann vorbei sein und dann Unterkühlung und Erschöpfung Platz machen.
Zum Punkt der zwei Bilder mit "Masken". Sieht eher wie ein Tuch oder Schal aus , soweit man es erkennen kann. Nichts ungewöhnliches bei diesen Wetterbedingungen. Dient schlichtweg zum Schutz für die Atmung. Filtert eher weniger, aber wärmt die Einatemluft vor , da zu kalte Luft, wie auch zu warme (solche Mundtücher sieht man oft in der Wüste...da funktioniert das Prinzip andersrum), nicht unbedingt gut für die Lunge ist.
@1Vogel 1Vogel schrieb:Ab dem Moment ist es egal. Die hören nichts mehr. Sind auch nicht in der Lage die Aussagen kognitiv zu verarbeiten. Wenn wir von einem akuten Panikfall ausgehen.
Wenn Sie vollends in Panik und Hysterie gefangen wären, gewiss nicht. Aber mit "nur" Angst und erschrocken dürfte das durchaus so gehen. Als sie dann die Bäume erreichten und sich für den Rückweg bereit machten, hatten ihre Körper allerdings wohl schon einen extremen Wärmeverlust. Was dann ihr Ende besiegelte.
PrivateEye schrieb:
Dann frage ich doch einfach mal, wieviele Paniken du mitgemacht hast?
Einige. (2 waschechte, an die ich heute noch denke) und eine so lala...
Und bei den beiden schwierigen Paniken war ich nicht in der Lage mein iPhone zu entsperren, um den Notruf zu wählen. Das iPhone war in der Bedienung zu komplex. Ich bin in der Wohnung umhergelaufen wie ein aufgescheuchtes Huhn.
Dann zuerst einmal Glückwunsch, das du es irgendwie überstanden hast. War übrigens nicht als Kritik oder böse gemeint von mir. Es ist halt nur ein Unterschied, ob jemand theoretisches Wissen hat oder schon Praxiserfahrung.
Dazu gleich noch etwas, auf das
@bucchi geantwortet hat.
PrivateEye schrieb:
Andere Verhaltensweisen können antrainiert werden, sieht man gewöhnlich bei Professionellen Risikogruppen.
professionelle risikogruppen? sind wir jetzt bei verhaltenstherapie?
Nein, sind wir nicht. Ich meine damit Berufsgruppen, die aufgrund ihrer Natur mit Extremsituationen zu tun haben und Handgriffe, Handlungsweisen etc blind bis zum Erbrechen trainieren, damit sie einfach funktionieren und damit konsequent reagieren können. Das bedeutet nicht, das sie keine Angst o.ä. hätten, nur sind diese Handlungsweisen dann derart automatisiert und eingeübt, dass sie erst dadurch "störungsfrei" praktiziert werden können.
Frag mal
@StUffz, der wird dir dies oder ähnliches gewiss plausibler erklären können als ich möglicherweise.
Und ein Otto-Normal-Bürger hat damit nun einmal garnichts am Hut. Und ich denke, das wird auch auf die Gruppe von damals zutreffen. Eine gewisse Konditionierung durch Sport/Training und das damalige Regime wird es möglicherweise gegeben haben. Aber eben diese Übungen der Verhaltensablufe wohl sicher nicht. Zudem sind diese auch teils erst viel später aufgekommen und haben sich durchgesetzt.
PrivateEye schrieb:
Wenn noch "Nachschlag" erwartet wird, werden Sie wohl doch zuerst stiften. Vielleicht hat das Zerschneiden des Zeltes ja auch damit zu tun gehabt?
geht man davon aus, dass der schnee bereits gerutscht war, dann gab es keinen grund zu sorge um einen "nachschlag". auch das thema wird in o.g. buch erwähnt. da werde ich dann auch ein paar passagen zu rausschreiben
Nun das sehen wir heute so. Wie sie es damals sahen oder sich dabei fühlten ist eben nur reine Spekulation unsererseits.
@Chairon PrivateEye schrieb:
Dabei geht es nicht nur um ein paar Menschen, die gleichzeitig zu dutzenden durch eine Tür ins Freie wollen, das ist eben der Unterschied.
Du meinst, ein Haufen Leute, die gleichzeitig durch eine Tür wollen, unterscheiden sich grundsätzlich von einem Haufen Leute, die gleichzeitig durch einen Schnitt in einer Zeltwand wollen? ^^
Salopp ausgedrückt: Jupp. Ist schon ein Unterschied wie ich denke, ob ca 9 Mann aus einem Zelt rauswollen oder 900 oder gar 9000 aus einem einzelnen Stadionausgang oder einer versperrten Diskotür. Dort werden vermutlich mehr durch die eigenen Leute zu Tode getrampelt als insgesamt durch die Unglücksursache sterben.
Chairon schrieb:Das sehe ich nicht so, aber ich gebe dir recht, weil ich im Dyatlov-Fall nicht an eine Panik glaube. Die Handlungen der Betroffenen sind ansonsten auch ziemlich vernünftig (nur kennen wir den initialen Grund zum Verlassen des Zeltes nicht) und auch das Aufschneiden durch den Rettungstrupp finde ich nachvollziehbarer als durch die Expeditionsteilnehmer. Wer möchte schon durch den Zelteingang hineinkriechen, wenn er nicht weiß, was ihn drinnen erwartet?
Panik vielleicht nicht, aber eben möglicherweise Angst. Immerhin muss es einen, für Sie jedenfalls, handfesten Grund gegeben haben, sich soweit vom Zelt zu entfernen. Und ja, alles in allem haben Sie logisch nachvollziehbar gehandelt, nur das eben die Elemente gegen sie waren.
PrivateEye schrieb:
Wie gesagt, es müssen keine beruhigenden/richtigen Worte sein. Jemand hat scheinbar einen Plan und alle folgen/vertrauen ihm einfach.
Das mag für die erste Zeit gelten. Wenn jemand ruft "Schnell zum Wald!" ist das schon relativ zwingend. Aber spätestens dort hätte man wahrscheinlich realisiert, dass sie mit keiner (weiteren?) Lawine zu rechnen hatten. Lawinen sind ohnehin keine Erdbeben und eine zweite innerhalb kurzer Zeit ist extrem unwahrscheinlich, da eine erste schon alles an Schnee mitgerissen hat, was auch nur ansatzweise beweglich war.
Öhm ja. Genau das wollte ich damit auch ausdrücken.
:D Wie schon oben geschrieben, sie mussten einen Grund haben bis dorthin zu laufen. Dann musste der Grund wohl verschwunden sein und sie wollten zurück. Hatten dabei aber wohl schon einen, sagen wir mal, Point of no Return überschritten.
Chairon schrieb: Vielleicht wollte man die Seile festzurren oder einen Verletzten borgen.
Etwas Klugscheißerei nun: Verletzte rettet man. Es werden nur Tote o.ä. geborgen. Bei ersteren sind nur die Menschen selbst wichtig, Equip wird dabei in der Regel ignoriert. Auch dazu sollte
@StUffz fachgerecht was sagen können.
;) Beim Bergen hat man auch alle Zeit der Welt, beim Retten aber nicht.
Dazu könnt ihr auch gerne den Feuerwehrmann oder THWler eures Vertrauens ausgiebig befragen.
;)Und ja, ich weis, das ist nur eine Definitionsfrage.
mfg
Eye