Der Dyatlov-Pass-Vorfall
15.01.2016 um 17:55@emodul
Neulich hat mich @WladimirP angeschrieben.
Er hat die Vermutung, dass die Gruppe nicht durch ein Schneebrett verschüttet wurde, sondern durch hochverdichteten Schnee, den der Wind auf das Dach des Zelts geweht hatte.
Der Platz, an dem die Gruppe ihr Zelt aufgebaut hatte, wurde mit Fotos und der Suche nach Überresten der Zeltbefestigung mittels Metalldetektoren genau ermittelt.
Hier ist sein Beitrag in einem russisch-sprachigen Forum:
http://taina.li/forum/index.php?topic=5623.0
@WladimirP schrieb:
Neulich hat mich @WladimirP angeschrieben.
Er hat die Vermutung, dass die Gruppe nicht durch ein Schneebrett verschüttet wurde, sondern durch hochverdichteten Schnee, den der Wind auf das Dach des Zelts geweht hatte.
Der Platz, an dem die Gruppe ihr Zelt aufgebaut hatte, wurde mit Fotos und der Suche nach Überresten der Zeltbefestigung mittels Metalldetektoren genau ermittelt.
Hier ist sein Beitrag in einem russisch-sprachigen Forum:
http://taina.li/forum/index.php?topic=5623.0
@WladimirP schrieb:
Das Zelt stand unterhalb eines kleinen Hügels (etwas größer, als das Zelt selber). Der Wind trieb Schnee vom Hügel aufs Dach des Zelts.
Im Zelt war es dunkel, alle lagen schon (schliefen aber noch nicht).
Deswegen konnten sie den Zustand des Dachs nicht kontrollieren.
Zolotarew hantierte mit den Fotoapparaten, einer davon lag bei ihm auf dem Brustkorb.
Der Fotofilm, den er austauschen wollte, war eine Rolle von ca. 20-25 cm Durchmesser - das war damals üblich, so eine Rolle mitzunehmen und unterwegs von der Rolle abzuschneiden.
Da die Rolle kalt war, musste sie ein bisschen aufgewärmt werden, damit der Film beim Abschneiden keine Risse bekam.
Dubinina (lag neben Zolotarew) legte die Rolle unter ihre Jacke.
Tibo lag auf der rechten Seite, neben dem Ausgang.
Dort lag auch das ganze Inventar der Gruppe, irgendetwas davon hatte er unter seinen Kopf gelegt und mit Klamotten abgedeckt.
Slobodin lag daneben auf der linken Seite.
Als die Schneemasse auf dem Dach weiter zunahm und ihre kritische Masse erreicht hatte, ist das Dach eingestürzt.
Es war ein Impuls-Druckschlag.
Bei Zolotarew ist der Fotoapparat in den Brustkorb hineingedrückt worden, bei Dubinina die Filmrolle, bei Tibo wurde der Kopf in den darunterliegenden Gegenstand hineingedrückt, bei Slobodin war da kein Gegenstand, deswegen gabs bei ihm nur Blutergüsse beidseitig.
Ob er dabei einen Schädelbruch erlitten hat, wird massiv spekuliert, weil es dafür keine eindeutigen Merkmale und Beweise gibt.
Alle mussten schnell evakuiert werden und weil es Verletzte gab, wurde entschieden, erst den Verletzten zu helfen und später zurückzukommen und die Sachen herauszuholen.
Da sie von Anfang an nicht geplant hatten, auf dem Berg zu übernachten, hatten sie keine größeren Mengen an Holz mit.
Es war noch ein weiter Weg bis zum Otorten, deswegen, denke ich, wurde entschieden das Holz, das sie hatten, fürs morgige Frühstück und das Aufwärmen der Gruppe vor dem Start zu benutzen, aus diesem Grund hätte ein schon abends aufgebauter Ofen nur gestört.
Sie hatten einen Stock in der Mitte des Zeltes aufgestellt, der morgens für den Ofen und die Rauchabzugsrohre als Halterung dienen sollte.
Ich meine, dass der Stock dem Dach zusätzlichen Halt und Unterstützung gab, deswegen sammelte sich viel mehr Schnee als sonst auf dem Dach, so lange bis der Stock brach und alles einstürzte.
Es war damals nicht ungewöhnlich eine "kalte Übernachtung" durchzuführen - "Ein Indianer stirbt unter der Decke, mehrere Indianer - niemals".
Ob da - 30 Grad herrschten, bezweifele ich.
Normalerweise, je stärker Wind ist, desto milder sind die Temperaturen (natürlich nicht immer). Ich tippe auf - 10 bis – 20 Grad. Mit Wind, ist das schon ein Hammer.
Bei Slobodin ist die Frage, ob er den Schädelriss noch im Zelt erlitten hat oder ob der Riss nach dem Tod entstanden ist.
Ich glaube einfach nicht, wenn sie alle nach unten gingen, dass einer verloren wurde oder liegen gelassen - da hat die Gruppe noch Energie gehabt.
Ich denke, dass alle unten gekommen sind.
Wenn er verletzt war, dann wаг er mit den anderen Verletzten auf dem vorbereiteten Boden.
Dann hätte er praktisch alle überlebt und wäre als letzter Richtung Zelt gegangen (schon im Morgengrauen).
Das ist möglich, weil in manchen Fällen, bei Minustemperaturen und Schädelverletzungen, Stoffwechsel-Prozesse fast gestoppt werden (habe ich in der Fachliteratur gelesen).
Wenn er anfangs keinen Schädelriss hatte, was ich stark vermute, dann ist er mit Djatlow zum Zelt aufgebrochen.
Djatlow, als Gruppenführer, war stärker erschöpft, weil er überall helfen wollte. Deswegen war Djatlows Energie schnell verbraucht.
Slobodin wollte ihm vermutlich helfen, dabei hat er seine Energie auch verloren, er lies Djatlow liegen, aber weit konnte er nicht mehr gehen - der ganze Schnee vom Berg hatte sich durch den Wind unten am Bergfuß gesammelt.
Deswegen hatten sie noch mit, vermutlich, bis zu 70 - 100 cm dicken, relativ weichem Schnee zu kämpfen.
Da denkst du richtig, Schnee und Kälte hat sie alle getötet. Wenn es keine Verletzten gegeben hätte, wäre es für sie kein Problem gewesen, im Wald, ohne Zelt zu überleben.
Verletzte, Überschätzung von Kräften und Gruppenzerstreuung, das waren die Ursachen des Unglücks.