Der schwarze Mann
15.05.2017 um 13:13
Vor vielen Jahren, um genau zu sein, während meiner Lehrzeit hatte ich eine unheimliche Begegnung mit demselben.
Na ja, ob er es wirklich war, oder nur ein durchgeknallter, irrer Typ, der sich in jener Nacht, für den "Schwarzen Mann" hielt, sei mal dahingestellt.
Sehr bizarr und gruselig ist diese Geschichte allemal gewesen, denn mir hat sie eine der schlimmsten Nächte meines Lebens beschert.
Es war im Februar zur Karnevalszeit und ich war mit einem Mädchen aus meiner Lehrklasse mit dem Zug zu einer Veranstaltung gefahren.
Eigentlich wollten wir zu viert los, aber eines der Mädchen hatte Hausarrest bekommen und ihre beste Freundin blieb dann aus "Solidarität" auch daheim.
Da die Freundin mit der ich fuhr, gleich in Bahnhofsnähe wohnte, kam es, dass ich kurz vor Mitternacht allein einen Fußweg von etwa 20 Min.vor mir hatte.
Ich überlegte kurz, ob ich den Weg durch die Innenstadt nehmen sollte, verwarf den Plan aber, weil es ein ziemlicher Umweg gewesen wäre.
Ich hatte noch ungefähr fünf Min. Heimweg vor mir,rechts von mir lag eingezäunt und von einer dichten Hecke umgeben ein Sportplatz,dann kam etwas nach hinten versetzt eine Schule, vor der Büsche und Bäume standen,dort endete der Fussweg,es führte nur ein schmalerer Pfad nach hinten weg Richtung Schuleingang und von dort zur nächsten Strasse.
Auf der anderen Seite war ein Kindergarten und danach auf einer kleinen Anhöhe eine Kirche, von dort konnte man schon das Haus sehen,in dem ich damals wohnte, es war nur noch etwa 100-150 Meter entfernt.
Ich lief auf der "Schulseite",als plötzlich eine Gestalt hinter einem der Büsche auftauchte. Es handelte sich um einen ziemlich großen,hageren Mann mit schwarzem Umhang und Zylinder.Ich erschrak mich heftig, weniger wegen des ungewöhnlichen Aussehens (war ja Karnevalszeit), als vielmehr über das plötzliche Auftauchen.
Er sprach mich dann mit einer ziemlich hohen "Flüsterstimme" an:"So spät noch ganz alleine unterwegs junges Fräulein, habe Sie denn keine Angst so allein?"
Ich verneinte und entgegnete, dass ich eh gleich zu Hause wäre. Er bot mir dann an mich zu begleiten.Erst wollte ich ablehnen, habe aber dann aus Höflichkeit doch zugestimmt.
Hinter der Schule wollte ich die Seite wechseln, aber der Kerl wollte nicht an der Kirche vorbeilaufen, die Dinger bereiteten ihm mächtiges Unbehagen gab er mir zu verstehen. Er wollte den Weg nach hinten nehmen,was für mich einen gehörigen Umweg bedeutet hätte.
Ich gab ihm zu verstehen, dass ich so schnell als möglich heim wollte und war im Begriff mich zu verabschieden, als er mich am Arm packte und ein Stück in den Weg hinein zerrte. Unter einer Laterne konnte ich dann deutlich sein Gesicht sehen.
Unter dem Zylinder hingen rote Haare hervor, er hatte einen blassen Teint voller Sommersprossen und eine spitze lange Nase.
Um seinen Mund spielte so ein seltsames Lächeln, dass die Augen nicht erreichte.
Diese waren das Seltsamste an dem Kerl, irgenwie stechend und durchdringend und von einer merkwürdigen rotbraunen Farbe, wie ich sie noch nie zuvor bei einem "Menschen" gesehen hatte.Plötzlich flüsterte er: Hast du Angst vorm schwarzen Mann?" und begann zu lachen.
Ich bekam es nun richtig mit der Angst zu tun, schaffte es irgenwie mich los zu reißen, rannte über die Strasse, als der Kerl plötzlich einen unheimlich schrillen Wutschrei ausstieß.
Wie von Sinnen rannte ich auf die Kirche zu und versuchte, die Tür zu öffnen und...welch Wunder sie gab nach!
(die war sonst immer abgeschlossen, seit die Pfarrerssöhne einen Streich ausgeheckt hatten und um Mitternacht die Glocken geläutet hatten)
Ich hab aber nicht weiter darüber nachgedacht, sondern bin den Mittelgang entlang gehastet und habe mich im vorderen Bereich
hinter den Bänken verkrochen. Immer noch in der Angst,das die Tür aufgeht und der Kerl hereinkommt.
Dort verharrte ich und traute mich erst hervor, als es bereits dämmerte, weil ich glaubte ,dieser Kerl könne draußen irgendwo lauern.Ich rannte wie von Furien gehetzt nach Hause, wo meine Mutter schon besorgt auf mich wartete.
Als ich ihr dann von dieser unheimlichen Begegnung erzählte, wurde sie blass und berichtete, dass eine ihrer Freundinnen einige Jährchen zuvor etwas ganz Ähnliches erlebt hatte.
Seitdem meide ich Karnevalsveranstaltungen wie der Teufel das Weihwasser (und die Kirche).