Die Sage von der Entdeckung Amerikas
27.10.2003 um 18:22@brendan
Habe noch was zu deinem Thread gefunden.
Der Stein der Ungewissheit
von HANNES GAMILLSCHEG, 25.10.2003
Der berühmte Runenstein ist erstmals im Land seiner Urväter zu sehen.
VON HANNES GAMILLSCHEG
Stockholm - Wäre er echt, müsste die Geschichte Amerikas umgeschrieben werden. Dann wäre bewiesen, dass die Wikinger im 14. Jahrhundert bis tief nach Minnesota vorgedrungen sind, 130 Jahre vor Columbus. Doch die Echtheit des Runensteins, der dies zu belegen scheint, hat die Wissenschaft seit mehr als hundert Jahren bestritten. So sicher freilich sind sich die Forscher heute nicht mehr.
Für "interessant und weiterer Untersuchungen wert" hält der Geolog Runo Löfvendahl den nach seinem Fundort in den USA "Kensington-Stein" benannten 90-Kilo-Brocken. Jetzt ist dieser erstmals ins Land seiner Urväter geflogen worden, wo er am Historischen Museum in Stockholm drei Monate lang ausgestellt und von Wissenschaftlern geprüft wird.
Olof Öhman, ein schwedischer Auswanderer, der in Minnesota seine neue Heimat fand, hob den Stein aus, als er die Wurzeln einer umgestürzten Espe ausgrub. 1898 war das. Sein zehnjähriger Sohn Edward entdeckte die merkwürdigen Zeichen auf dem Stein. Indianersprache, dachte Öhman. Griechisch, meinte ein Nachbar. Doch es waren Runen in einer skandinavischen Mischsprache, wie sie auf den Wikingerfeldzügen gesprochen worden sein mag. Schnell - vorschnell? - hatte die damalige Expertise ihr Urteil gefällt: Die Inschrift war eine Fälschung, viel zu modern die Redewendungen. Öhman selbst habe sie wohl graviert. Der war sauer und benützte den Stein fortan als Treppenstein und klopfte darauf Nägel gerade.
Glücklicherweise hatte er ihn mit den Runen nach unten eingegraben. So konnte der Hobbyarchäologe Hjalmar Holand den Stein mit unversehrter Inschrift neun Jahre später für ein paar Dollar erwerben. Jahrzehntelang bemühte er sich, die Echtheit zu beweisen, ohne Erfolg. Immerhin: In Alexandria in Minnesota bekam der Kensington-Stein sein eigenes Museum, und die Debatten über seine Entstehung sind nie verstummt. "Acht Goten und zweiundzwanzig Norweger sind auf dieser Entdeckungsfahrt von Weinland nach Westen", berichtet die Schrift, und dass sie eines Tages fischen waren. "Als wir heimkamen, fanden wir zehn Mann, rot von Blut und tot. Ave Maria, rette uns vor dem Bösen." Zehn Mann habe man bei den Schiffen gelassen, "vierzehn Tage Reise von dieser Insel", und das Jahr sei 1362.
Ist das die Sprache des 14. Jahrhunderts? Oder ein Schabernack, ein halbes Jahrtausend später? Bis auf "Entdeckungsfahrt" seien alle Wörter authentisch, meinen Linguisten. "Ich glaube eher, dass der Stein aus dem 19. Jahrhundert stammt", sagt der Nordist Henrik Williams, "aber Öhman hat ihn sicher nicht verfertigt." Der Geologe Scott Wolter, der die Witterung mit Grabsteinen des 19. Jahrhunderts verglich, meint, dass der Stein wesentlich länger den Naturkräften ausgesetzt gewesen sei. Doch eine genaue Datierung ist schwierig. Frühere Versuche, die Schrift zu reinigen und Gipsabdrucke zu gießen, haben ihr nicht gut getan.
Doch für die Schweden ist der Kensington-Stein mehr als eine mutmaßliche Fälschung. Zwei Millionen Skandinavier sind zwischen 1850 und 1930 vor Armut und Hunger nach Nordamerika geflohen, viele von ihnen haben sich in Minnesota niedergelassen. Dass, lange vor Columbus, der Wikinger Leif Eriksen um das Jahr 1000 nach Neufundland segelte und so "Amerika entdeckte", gab den nordischen Siedlern später Stolz, Status und Legitimität. 1893 brachte die den alten Schiffen nachgebaute "Wiking" den Beweis, dass die Kreuzung des Atlantiks mit der Technik von damals möglich war. Fünf Jahre später hätte der Kensington-Stein beweisen können, dass schon die Nachfahren des "glücklichen Leif" bis nach Minnesota vorgedrungen waren.
Bluff oder Wahrheit? Wie auch immer. Der Runenstein sei einer der "großen Mythen unserer Zeit" und habe so oder so "sein eigenes Leben in der Geschichte der Archäologie", meint der Archäologe Christian Keller
Niemals aufgeben !
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Der Stein der Ungewissheit
von HANNES GAMILLSCHEG, 25.10.2003
Der berühmte Runenstein ist erstmals im Land seiner Urväter zu sehen.
VON HANNES GAMILLSCHEG
Stockholm - Wäre er echt, müsste die Geschichte Amerikas umgeschrieben werden. Dann wäre bewiesen, dass die Wikinger im 14. Jahrhundert bis tief nach Minnesota vorgedrungen sind, 130 Jahre vor Columbus. Doch die Echtheit des Runensteins, der dies zu belegen scheint, hat die Wissenschaft seit mehr als hundert Jahren bestritten. So sicher freilich sind sich die Forscher heute nicht mehr.
Für "interessant und weiterer Untersuchungen wert" hält der Geolog Runo Löfvendahl den nach seinem Fundort in den USA "Kensington-Stein" benannten 90-Kilo-Brocken. Jetzt ist dieser erstmals ins Land seiner Urväter geflogen worden, wo er am Historischen Museum in Stockholm drei Monate lang ausgestellt und von Wissenschaftlern geprüft wird.
Olof Öhman, ein schwedischer Auswanderer, der in Minnesota seine neue Heimat fand, hob den Stein aus, als er die Wurzeln einer umgestürzten Espe ausgrub. 1898 war das. Sein zehnjähriger Sohn Edward entdeckte die merkwürdigen Zeichen auf dem Stein. Indianersprache, dachte Öhman. Griechisch, meinte ein Nachbar. Doch es waren Runen in einer skandinavischen Mischsprache, wie sie auf den Wikingerfeldzügen gesprochen worden sein mag. Schnell - vorschnell? - hatte die damalige Expertise ihr Urteil gefällt: Die Inschrift war eine Fälschung, viel zu modern die Redewendungen. Öhman selbst habe sie wohl graviert. Der war sauer und benützte den Stein fortan als Treppenstein und klopfte darauf Nägel gerade.
Glücklicherweise hatte er ihn mit den Runen nach unten eingegraben. So konnte der Hobbyarchäologe Hjalmar Holand den Stein mit unversehrter Inschrift neun Jahre später für ein paar Dollar erwerben. Jahrzehntelang bemühte er sich, die Echtheit zu beweisen, ohne Erfolg. Immerhin: In Alexandria in Minnesota bekam der Kensington-Stein sein eigenes Museum, und die Debatten über seine Entstehung sind nie verstummt. "Acht Goten und zweiundzwanzig Norweger sind auf dieser Entdeckungsfahrt von Weinland nach Westen", berichtet die Schrift, und dass sie eines Tages fischen waren. "Als wir heimkamen, fanden wir zehn Mann, rot von Blut und tot. Ave Maria, rette uns vor dem Bösen." Zehn Mann habe man bei den Schiffen gelassen, "vierzehn Tage Reise von dieser Insel", und das Jahr sei 1362.
Ist das die Sprache des 14. Jahrhunderts? Oder ein Schabernack, ein halbes Jahrtausend später? Bis auf "Entdeckungsfahrt" seien alle Wörter authentisch, meinen Linguisten. "Ich glaube eher, dass der Stein aus dem 19. Jahrhundert stammt", sagt der Nordist Henrik Williams, "aber Öhman hat ihn sicher nicht verfertigt." Der Geologe Scott Wolter, der die Witterung mit Grabsteinen des 19. Jahrhunderts verglich, meint, dass der Stein wesentlich länger den Naturkräften ausgesetzt gewesen sei. Doch eine genaue Datierung ist schwierig. Frühere Versuche, die Schrift zu reinigen und Gipsabdrucke zu gießen, haben ihr nicht gut getan.
Doch für die Schweden ist der Kensington-Stein mehr als eine mutmaßliche Fälschung. Zwei Millionen Skandinavier sind zwischen 1850 und 1930 vor Armut und Hunger nach Nordamerika geflohen, viele von ihnen haben sich in Minnesota niedergelassen. Dass, lange vor Columbus, der Wikinger Leif Eriksen um das Jahr 1000 nach Neufundland segelte und so "Amerika entdeckte", gab den nordischen Siedlern später Stolz, Status und Legitimität. 1893 brachte die den alten Schiffen nachgebaute "Wiking" den Beweis, dass die Kreuzung des Atlantiks mit der Technik von damals möglich war. Fünf Jahre später hätte der Kensington-Stein beweisen können, dass schon die Nachfahren des "glücklichen Leif" bis nach Minnesota vorgedrungen waren.
Bluff oder Wahrheit? Wie auch immer. Der Runenstein sei einer der "großen Mythen unserer Zeit" und habe so oder so "sein eigenes Leben in der Geschichte der Archäologie", meint der Archäologe Christian Keller
Niemals aufgeben !