Der Quitzowturm
die "Judenklemme" und der Brudermord
Die Quitzows waren berüchtigte Raubritter in Brandenburg. Kein anderes Geschlecht stellt wie dieses sozusagen ein Synonym für ungehemmtes und selbstherrliches Fehdewesen, für überfallene Dörfer und Kaufmannszüge im märkischen Mittelalter dar.
Die Quitzows lebten auf der Eldenburg, wo heute nur noch der Quitzowturm steht, beim Eldenfluss im Nordwesten der Prignitz. Die Legende besagt als Kurfürst Joachim I. die märkischen Juden des Landes verwies und verfolgte, flüchteten viele von ihnen nach Lüneburg oder Hamburg (um die 1517).
Sie mussten vorher den Damm durchs Eldenbruch passieren. Da hat der Kuno Hartwig von Quitzow mit dem Beinamen der "Judenklemmer", der Burgherr, sich einen passablen Nebenerwerb verschafft. Er erichtete dort einen Schlagbaum und jeder Jude der dort Halt machte, musste einen Wegezoll von einem Goldgulden entrichten. Wer dies nicht wollte oder konnte, wurde so lange in den Quitzowturm auf den Quitzowstuhl, eingeschlossen, bis das Geld gezahlt war.
Was Theodor Fontane in dem Band "Fünf Schlösser" über den Quitzowstuhl die "Judenklemme" sagt:
" Tief in das Mauerwerk war ein großes Hufeisen eingelassen. Auf diese kam der Gefange derart zu sitzen, dass nur die Fußspitzen den Boden erreichten. Über die Knie wurde ihm eine starke Eisenstange gepreßt, die rechts in einer Angel hing und nach links in eine Krampe griff, vor die man nun ein Schloß legte. Was dann schließlich die Marter vervollständigte, war das die gespreizten Arme des Unglücklichen mittels eines halbkreisförmigen Eisens an die Hinterwand gespannt wurden. Darin saß der willkürlich Verurteilte, musste hungern und dursten und sonstige Leibesqualen aushalten..."
So war es das der Quitzow den alten Rabbi von Stendal ergriff und forderte ein hundertfaches Lösegeld. Bevor aber das Geld eintraff erlag der Rabbi den Qualen des Folterstuhls. Kurz vor seinem Tod verfluchte er noch den Burgherrn mit den Worten "Ich der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetaten an den Kindern!"
Das traff den "Judenklemmer" und erstellte die Einnahmequelle ein. Der Fluch ging dennoch in Erfüllung. Er hatte Zwillingssöhne, Hans und Kurt Dietrich. Beiden vermachte er seinen Besitz, aber der ernsthafte Hans erhielt den "Quitzowring" das Zeichen über die Verfügungsmacht der Veste. Kurt Dietrich war ein verschwenderischer Leichtfuß und neidete nach dem Ring und seiner Macht.
Unter dem Vorwand, Papas altes Folterwerkzeug zu begutachten und dabei auch spaßenshalber einmal auszuprobieren, schloss Kurt Dietrich den Bruder in die "Judenklemme", verrammelte die Tür und ließ ihn dort verrecken. Nach ein paar Tagen holte er die Leiche aus dem Turm, zog den Bruder noch den Ring vom Finger und vergrub ihn heimlich.
Glücklich wurde er dadurch nicht. Nachts fand er keine Ruhe und schlafwandelte oft zum Gefängnisturm rüber.
Als er dann im Alter von 60 Jahren mit seinem Sohn Philipp auf die Jagd ging, fiel ein satanisches, glühäugiges Wildschwein den Sohnemann an. Beim Versuch Philipp zuretten biss ihm das Tier die Hand nebst Quitzowring ab. Auf dem Sterbebette beichtete der Todwunde dem Sohn jenen Brudermord und verpflichtete ihn, vom "Judengeld" des Vaters die Pfarre in Seedorf zu errichten.
Als Straffe dafür muss der einhändige Übeltäter nicht nur abseits in der Ecke stehen, wenn sich beim alljährlichen Familientreffen die Gespenster aller verstorbenen Quitzows in der Seedorfer Kirche versammeln. Er spukt auch zur Frühlingszeit zwischen der alten Burgstelle und dem Turme mit langem Barte umher.
/Quelle: Die Mark Brandenburg Heft 44
Den Turm samt "Quitzowstuhl" kann man heute noch begutachten.
http://www.baesslerverlag.de/buecher/regionalegeschichte/diequitzows.html (Archiv-Version vom 24.03.2010)