skagerak schrieb:Aber trotzdem interessant.
Auf jeden Fall, ich bin total fasziniert von diesen Fähigkeiten des Kopfes. In der Zeit, als ich unfreiwilligerweise so stark luzide geträumt habe, fing ich irgendwann an, meinem Kopf zu überlassen, eine Welt zu erschaffen. Dort sind die Leute von alleine herumgelaufen in einer dorfähnlichen Szenerie. Von der Stimmung her war es sommerlich und für gewöhnlich so, als stünde bald ein Fest bevor, die Leute waren freundlich miteinander und haben sich hier und da gegenseitig bei den teils schon stattfindenden Vorbereitungen geholfen. Für mich war das immer ein Ausdruck der Gedanken, die nachts im Kopf Ordnung und ihren Platz finden. Ich hatte die komplette Kontrolle und hab es für eine Zeit genossen, dass man im luziden Träumen anders auf seine Erinnerungen und Gedanken zugreifen kann, sie sind so viel unmittelbarer, das Gedächtnis ist klarer usw., ich hab mir einen Spaß draus gemacht, eine Zeit lang Vokabeln auf die Art zu lernen, aber ich hab auch gelernt, dass ich aufpassen muss, weil Gedanken im Traum unmittelbar entstehen können und mir kam dieses Dorf als zu idyllisch vor, um es zu (zer)stören. Zum Testen bin ich dann manchmal aus dem Dorf raus auf die Wiesen und Felder.
Aber dann ist es immer wieder mal passiert, obwohl ich die absolute und totale Kontrolle hatte, dass eine Figur darin vorkam, die ich nicht gemacht habe und die ich auch nicht steuern konnte. Sie hatte immer mal unterschiedliche Formen und kam auch nicht so oft, sie kam oft nur für kurze Interaktionen herüber, wenn ich weitestgehend alleine war und hat manchmal was gesagt, das ich mir zwar nicht aufgeschrieben, aber noch lange erinnert habe. Das waren oft wie kryptische Orakelsprüche, die mir was sagen sollten und wenn ich eine Zeit drüber nachgedacht hab, waren das eben Botschaften an mich. Ich glaube, von meinem Unterbewusstsein. Diese fremden Personen wirkten stets sehr.. hmm... auf Augenhöhe, nicht so wie die Traumgestalten, die sonst da waren, ebenbürtig. Und weil das Unterbewusstsein für gewöhnlich keine Wörter nutzt, weil es viel unmittelbarer ist und Bilder und Gefühle dem wahrscheinlich näherstehen, waren wohl auch die Botschaften so seltsam. Aber ich finde das trotzdem sehr besonders, allein, Formulierungen, wie ich sie noch nie genutzt oder gehört habe, so was macht mir immer Freude. Wortakrobatik.
skagerak schrieb:Ich sehe Träume echt wie Kunst.
Ich auch. Ob sie Sinn machen... hmm... am Ende des Tages ist mir das gar nicht so wichtig wie die Frage, ob es eine schöne Geschichte war, ob ich was draus gelernt habe, es fantasievoll war usw. Klar kann ich mir sehr viel logisch erklären, aber ich bin eh schon Atheist (so was sucht man sich ja nicht aus, es klappt eben nur einfach nicht, zu glauben), das macht die Welt nicht weniger schön, aber weniger ... zauberhaft. Menschliches Miteinander ist so schon dröge und repetitiv genug, dann mag ich wenigstens die bereicherte Vorstellungskraft und Träume als zusätzliches Lebensgefühl.