@Zeo Um auf Deine Frage zurückzukommen, wie meine Schwester sich an ihrem Arbeitsplatz halten kann trotz ihrem BL: Ich glaube, es liegt daran, dass sie dort wirklich am richtigen Platz ist. Sie wäre sonst wie ich aus dem System gefallen. Es gibt zwar bei ihr auch immer wieder Krisen, nicht wegen den Alten, die sie gern betreut, sondern wegen den launischen Mitarbeitern, aber gerade weil ich weiß, wie es ist, aus dem System zu fallen, hab ich sie als Schwester immer gestützt und sie gecoacht als eine Art Ersatztherapeut, weil sie selbst nie Therapie machen wollte. Ich habe versucht, mein selbsterworbenes therapeutisches Wissen und später auch das, was ich durch meine Therapie dazulernte, meiner Schwester weiterzugeben, wobei ich zusätzliche Fachbücher zu ihrer Diagnose (eben BL) kaufte und mich auch von anderen Borderlinern beraten ließ.
Aber es ist schon so, dass meine Schwester ihre Berufung im Altenheim gefunden hat, wie es überhaupt fachlich bekannt ist, dass sehr viele Borderliner Pflegeberufe ergreifen aufgrund ihrer besonderen Sensibilität und Einfühlungs- und Symbiosefähigkeit.
Ich selbst habe meine Berufung lange gesucht, vor allem im geisteswissenschaftlichen Bereich, und irgendwann als private Beiständin gefunden, bedauere aber, dass ich nicht viel früher darauf gekommen bin und so ein Jura-Studium versäumte. Die Psychotherapie und das Lesen von viel Fachliteratur zu meiner Problematik haben mich verstehen lassen, wie ich ticke und was ich brauche, um mich in meinem Berufsbereich gut zu fühlen. Ich versuche, dies auszubauen, bin aber immer noch nicht voll arbeitsfähig. Nur erfüllt es mich, was ich tue, weil es wirklich "mein Ding" ist, wie auf den Leib geschrieben, für mich absolut sinnvoll. Ich kann auch wirklich etwas bewirken und eben z. B. Mobbing-Opfern dadurch helfen. Vor allem unschuldige Kinder und Jugendliche liegen mir am Herzen, aber auch Kranke und Alte, die ebenso rechtlichen Schutz brauchen.
Wenn ich mir Dein Profil anschaue und Deinen Schreibstil, dann sehe ich da sehr viel Potenzial, um wirklich etwas zu verändern, auf legalem Weg. Nicht die ganze Welt retten, aber es fühlt sich gut an, wenn man jemandem, der wirklich Hilfe benötigt und Opfer ist, ein bisschen etwas zur Hand gibt, woran er hochklettern kann zu seinem Ziel.